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Peter Gabriel: Scratch der Woche – „Heroes“

Peter Gabriels neues Album Scratch My Back erscheint heute. Anlässlich der Veröffentlichung wird jeden Freitag einer der Songs von uns vorgestellt und durch euch genauer unter die Lupe genommen. Ihr habt dann im Forum unter diesem Link die Chance, den Song (bzw. Gabriels Interpretation) zu bewerten und eure Meinung zu posten und mit anderen zu diskutieren.

Den Anfang macht (Start 12.02.2010):

In unserer Rezension schreiben wir:

David Bowie ist längst eine Musiker-Legende. Einer seiner größten kommerziellen und auch künstlerischen Erfolge ist und bleibt der Song „Heroes“, der 1977 auf dem gleichnamigen Album erschien.

coverBeschreibung: Ein klares Statement am Anfang des Albums: Hier wird nicht einfach das Original „auf klassisch“ übersetzt. Gabriel läßt sich auf die ursprüngliche Darbietung des Stückes gar nicht erst ein oder nur insofern, als er es „so“ eben gerade nicht macht.  Die Kürzung des Stückes um die ersten beiden Strophen ist da eine geschickte dramaturgische Raffung. Sie fällt auch nicht besonders auf. Den originalen Gitarrenwellen stellt er lang gehaltene Geigen entgegen. Diese „Helden“ sind am Anfang entschleunigt, reduziert auf die Gesangslinie. Und was für ein Gesang: Leise, spröde, gedehnt – Gabriels Stimme zittert sich an der Grenze entlang, jenseits derer sie bricht. Allmählich manifestieren sich auch in den Streichern die Klangwellen, wachsen im Crescendo zum großen „I can remember standing by the wall“ – und selbst hier zeigt Peter Gabriel nicht die große Stimmkraft, die auf der letzten Studioveröffentlichung etwa Signal To Noise demonstrierte. Ob das nun absichtlich zurückgenommen ist – oder ein Anzeichen, dass Gabriels Stimme ihren Zenit überschritten hat, kann man lange erörtern. Die Livekonzerte werden hier zweifellos Aufschluss geben.

Christian Gerhardts meint: Es gehörte zu den Highlights der Teaser-Podcasts. Die zerbrechliche Stimme, die getragene Stimmung, das insgesamt dünne Arrangement – Gabriel schien eine depressive Stimmung zu inszenieren und wurde vor allem stimmlich so intim wie selten zuvor. Doch die Schwäche des Songs ist eben seine Stimme. Der Dramaturgie wird nicht gefolgt – oder er kann ihr nicht folgen. Beim Anstieg auf den Song-Gipfel bleibt Gabriels Stimme schon an der Talstation hängen. Dies ist entweder gewollt, dann ist es schlecht oder wahlweise falsch oder eben genau richtig inszeniert – oder er kann diese zwei Gänge nicht höher schalten. Dann wäre es bedauerlich. „Heroes“ schöpft sein Potenzial leider nicht aus.

Martin Klinkhardt meint: Das einzige Stück, von dem ich das Original kenne. Bowie singt es mit großer Geste: „I’m on my way, I’m making it big time: We can be heroes“, liegt Gabriel eher verträumt im Schatten eines Baumes auf der Sommerwiese und malt sich Zukunftswünsche aus, unterlegt mit etwas dissonanten Geigen (Beim ersten Hören dachte ich: Cool, er macht ein Livekonzert nach und hat das letzte Stimmen vor dem Auftritt noch auf dem Band gelassen.) Oder sind es ehemalige Wunschträume? Den dramatischen Höhepunkt des Songs färbt Gabriel ganz anders ein – das ist ein Schrei, der noch in der Erinnerung an den Schrecken im Halse steckenbleibt, den Schrecken der Mauer, des Schießbefehls. Für Gabriel ist die Berliner Mauer ja auch nichts Abstraktes: Nur ein paar Jahre, bevor Bowie „Heroes“ in Berlin aufnahm, gastierten auch Genesis mit der Lamb-Tour in der geteilten Stadt …

Steffen Gerlach meint: 1:1-Coverversionen sind von Gabriel nicht zu erwarten. Und ohne Band und mit Orchester kommt man auch erst gar nicht in Verlegenheit dazu. Welche Möglichkeiten hat man dann bei einem „guitar driven“ Rocksong wie Bowies „Heroes“? Gabriel nutzt hier das Potenzial der Lyrics, die mehr Tragik und Verzweiflung hergeben, als das beim Original-Arrangement rüberkommt. Die zerbrechlich wirkenden Vocals, die man so von Gabriel noch nicht gehört hat, zusammmen mit sparsamen und mitunter monotonen Streichereinsätzen verleihen dem Stück einen entsprechenden Hauch von Hoffnungslosigkeit.

Wie steht der Song in eurer Gunst? Bewertungen und Kommentare könnt ihr hier hinterlassen. Details zum Songtausch-Projekt findet ihr hier, eine ausführliche Rezension ist unter diesem Link zu finden.

Links:

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