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Phil Collins – Goodbye Phil Collins. Eine Biografie in Bildern – Rezension

Im Sog der Tourankündigung von Genesis erschien unvermittelt ein Bildband über Phil Collins. Diesen haben wir uns einmal angesehen und erklären, warum ihr davon die Finger lassen solltet.

Das ist eine echte Herausforderung. Jedes Bild muss – rein statistisch betrachtet – eineinhalb Jahre abdecken. Welche Bilder wählt man da aus, um das Leben von Phil Collins zu illustrieren? Brauche ich ein Foto von Phil, dem jugendlichen Schlagzeuger, oder von der Oscar-Verleihung oder von Live Aid?

Unter der Prämisse, dass der Begleittext nicht mehr Druckfläche verbrauchen soll als das Bild, damit ein schöner Bildband-Effekt entsteht, wird es nochmal schwieriger, denn manchmal braucht es mehr als ein paar Worte, um zu erläutern, was dargestellt ist – und damit schrumpft der Platz, auf dem man erklären könnte, warum genau dieses Bild besonders bedeutsam ist.

Was ist nun dieses Buch?

Beim ersten In-die-Hand-nehmen mutet es ganz gut an: Großes bildfreundliches Format (ca. 21 x 21cm), einfaches Design, broschierte Bindung. Aber – keine Verlagsangabe? Keine Beschriftung des Buchrückens? Der Werbetext auf der Rückseite ist zwar korrekt, aber an Banalität nicht zu übertreffen.

A propos banal: Die Begleittexte zu den Fotos sind trivial und kaum auf das gewählte Bild gemünzt. Die Überschriften versuchen zu beschreiben, was auf dem Bild zu sehen ist. Sie bewegen sich durchweg im Rahmen von „Collins bei einem Konzert 1997 in Berlin“ (Collins trat dort 1997 an zwei Tagen auf). Besonders aussagekräftig fand ich die Angabe „Zusammen mit seiner Frau 1986“.

Und die Begleittexte? Wenn schon die Überschriften nichts taugen, kann und darf man von den Begleittexten überhaupt nichts erwarten.

CoverErst mal aber die Fotos: Es sind zu einem sehr großen Teil Pressefotos, teils schwarz-weiß, meist in Farbe. Die ältesten Aufnahmen stammen, wenn man den Angaben trauen darf, von 1978, die neueste aus dem September 2021. Es sind sechs Porträtaufnahmen, 12 Fotos von Presseterminen, 10 Aufnahmen von Liveauftritten mit Genesis und 11 von Solo- bzw. Big Band-Konzerten enthalten. Sechs Bilder zeigen ihn mit verschiedenen Teilen seiner Familie. Viele bekannte Aufnahmen.

Zurück zu den Begleittexten: Eine Kostprobe. Der Text beginnt unter der Überschrift, der das Foto ins Jahr 1997 datiert, unvermittelt so: „Kleinere Erfolge Collins [sic] waren der Titelsong [?]. Lediglich der Titelsong wurde daher 1998 in Collins‘ erste Kompilation Hits aufgenommen. Hits[sic] war eine Coverversion von Cyndi Laupers True Colors, die sich in den AC-Charts [sic] großer Beliebtheit erfreute und dort bis auf Platz 2 vorrückte. [?] Ja, wer von uns ist nicht dahingeschmolzen, wenn er Phil Collins damals den Song Hits singen hörte?“

Wäre dieses Buch ein Referat, dann hätte die benotende Lehrkraft am Ende nur noch eine Frage: „Wo hast du dann das alles zusammenkopiert?“ Wikipedia?? Blick ans Ende des Buches, und Michaela Lau antwortet: „Texte vom Autor und teilweise aus: Wikipedia, die freie Enzyklopädie.“ Es hat nicht einmal gereicht, diesen Baustein in „von der Autorin“ anzupassen. Man möchte ihr wünschen, dass es ein Pseudonym sei.

Abschließend noch ein Blick in den Bildnachweis. Die Bilder kommen durchweg von einem Bildverlag namens imago. Details zu den Bildern fehlen komplett. Solche Angaben hätten bei dieser Publikation aber auch eher überrascht.

Hinter dieser Veröffentlichung steht ganz offensichtlich ein Gedanke: „Phil Collins kommt nächstes Jahr mit Genesis auf Abschiedstournee nach Deutschland. Wie können wir da noch ein bisschen Geld herausholen?“ Richtig: Mit einem „Bildband“ aus weitgehend öffentlich verfügbaren Bildern und aus der Wikipedia mehr schlecht als recht zusammenkopierten Texten.

Der „27 Amigos Verlag“ hat übrigens auch einen „Kackende Tiere Adventskalender“ veröffentlicht. Hätte die Autorin der hier besprochenen Veröffentlichung einen tierischen Nachnamen gehabt, hätte sich daraus ein treffendes, aber rustikales Wortspiel ergeben.

Autor: Martin Klinkhardt