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Mike + The Mechanics – Live im Dresdener Kulturpalast 2019 – Konzertbericht

Zum Auftakt des deutschen Teils der Looking Back (Over My Shoulder) Tour gastierten Mike + The Mechanics erstmals im Dresdener Kulturpalast. Christian Gerhardts berichtet von der ausverkauften Show.

Dresden, 11. April 2019. Mike + The Mechanics spielen die ersten deutsche Show im Rahmen ihrer Looking Back (Over My Shoulder) Tour 2019. Satte 36 Shows hat die Band in Großbritannien zuvor absolviert, dazu auch noch eine Show in Irland. Dagegen wirken die sieben deutschen Shows doch vergleichsweise überschaubar.
Zuletzt waren die Mechanics 2017 im Rahmen ihrer Let Me Fly Tour in Dresden. Seinerzeit spielte man im Alten Schlachthof – vollbestuhlt und ausverkauft vor knapp 1.000 Zuschauern. 2019 wurde es dann eine Nummer größer – der Dresdner Kulturpalast ist seit seiner Neueröffnung ein echtes Highlight der hiesigen Konzertszene – vom Aufbau her erinnert der Konzertsaal ein wenig an die Elbphilharmonie. Der neue moderne Konzertsaal fasst etwa 1.750 Zuschauer – bei normalen Rock-/Popkonzerten sind es etwa 1.400 Zuschauer. Und erneut vermeldete Dresden: „Ausverkauft!“.


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Von den Konzerten auf der Insel wissen wir bereits: Die Mechanics spielen deutlich länger als ihre üblichen 90-100 min. Und sie teilen das Set in zwei Hälften mit einer Pause in der Mitte. Auf Bildern der UK-Konzerte konnte man außerdem sehen, dass das Ballon-Design, das wir bereits von den Plakaten und dem neuen Album Out Of The Blue kennen, auch ins Bühnendesign integriert wurde.

Vor dem Konzert war der Kulturpalast auch Schauplatz des it-Interviews am Nachmittag. Tim Howar, Andrew Roachford und Mike Rutherford beantworteten viele Fragen in einer lebhaften und humorvollen halben Stunde. Im Interview jedoch war Andrew Roachford anzumerken, dass seine Stimme ein wenig angeschlagen ist. Doch er versicherte uns, dass dies kein großes Problem ist und er es im Griff hat.


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Mike + The Mechanics Shows sind immer geprägt von viel Kurzweil, gutes Entertainment und eine exzellente Band-Performance. Der geneigte Fan hat bekanntermaßen immer etwas zu meckern, insbesondere an der Songauswahl oder der Länge des Sets. Im mittlerweile neunten Jahr touren die Mechanics in dieser Formation schon und werden am Ende der Tour über 300 Konzerte gespielt haben. Dass diese Shows funktionieren, müssen sie keinem mehr beweisen. Und abseits des Gefühls, dass die Band immer ein wenig auf Nummer sicher geht, was die Zusammensetzung des Sets angeht, muss man auch feststellen, dass sie immer wieder mal Songs gespielt haben, mit denen niemand rechnete. I Get The Feeling etwa, oder Nobody Knows. The Way You Look At Me, If I Were You … die Liste der gespielten Songs ist in der Tat lang.

Auf ihrer aktuellen Tour steht neben dem üblichen Best-Of auch das Spielen neuer Songs im Vordergrund. Auf der Insel hatte die Band alle drei neuen Songs gespielt – und auch nicht gespart mit Songs der letzten beiden Alben.


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Beim Betreten des Konzertsaals fiel sofort auf, dass die Ballons fehlen. Dass es kein Merchandise geben würde, hatte man uns schon vorab mitgeteilt. Da der Brexit-Aufschub erst am selben Tag beschlossen würde, könnte dies der Grund dafür sein.
Kurz nach 20 Uhr ging es los. In bester Genesis-Tradition startet die Band mit einer Single des letzten Albums: The Best Is Yet To Come funktioniert live ohnehin sehr gut und passt als Opener wie die Faust aufs Auge. Howar deuete hier bereits an, was er den ganzen Abend tun wird – seine Interaktion mit dem Publikum ist immer intensiv. Zusammen mit den beiden folgenden Tracks gelingt den Mechanics das perfekte Auftakt-Trio: Another Cup Of Coffee kann praktisch zu jeder Zeit im Set gebracht werden, es funktioniert einfach immer. Und der Opener auf früheren Tourneen, A Beggar On A Beach Of Gold, rundet den Beginn perfekt ab.
Danach wird es zunächst etwas ruhiger. Die Band geht zurück zum Album The Road und Roachford erklärt, dass Try To Save Me das erste Stück gewesen ist, das man zusammen aufnahm. Bei diesem Stück fällt erstmals auf, dass Roachford noch in einer Art Sicherheitsmodus singt, ohne dabei allerdings schwach zu klingen. Das ändert sich direkt beim nächsten Stück, Let Me Fly. Das mag auch daran liegen, dass seine Stimme in diesem Stück überproportional Gewicht hat. Let Me Fly ist das erste große Highlight in einem sehr ausgewogenen Set. Das Stück steigert sich, die Band steigert sich. Let Me Fly hat das Potenzial, ein Mechanics-Klassiker zu werden.


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Danach steigert die Band wieder das Tempo. Mike erklärt, dass er vor vielen Jahren in einer Band namens Genesis war und gerne einen Genesis-Song spielen möchte – Gary Wallis knallt die ersten Schlagzeugsounds von Land Of Confusion mitten in einen Kommentar von Tim Howar und reißt die Zuschauer damit erstmals aus den Sitzen. Howar genießt es sichtlich, die Leute mitsingen zu lassen. Der Song hat am Ende noch eine Art Audience Participation Sequenz bekommen. Mit Cuddly Toysetzt die Band dann zwar irgendwie auch auf Sicherheit, doch der Roachford-Klassiker hatte schon immer das Potenzial für große Momente auf der Bühne. Früher ließ er mehrfach durch seine Ankündigung „I told you once, I told you twice“ dann entsprechend zwei Drumfills spielen, das die Band mit den anderen Instrumenten mitspielte. Am Ende kam dann sowas wie „I told you Once, I told you 13 times“ dabei heraus. In Dresden schlug Roachford der Band vor, es mal mit 100 zu versuchen. Doch Rutherford schaute erschrocken auf die Uhr und man „beließ“ es bei 25 (!) Anschlägen. Großer Song, großer Moment, viel Spaß, großes Kino – you’ve got to feel for me baby!

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Nun stellt die Band mit Out Of The Blue ihren ersten neuen Song vor – One Way ist bei den britischen Shows deutlich früher gespielt worden und fehlt hier. Der Titelsong wird solide vorgetragen, aber er ist möglicherweise auch der Song, mit dem Roachford am meisten zu kämpfen hat. Dennoch und wie so oft: Das Stück funktioniert live viel besser als auf CD.
An der Stelle gab es auf der Insel in der Regel die Unterbrechung – nicht jedoch heute. Die Band machte keine Pause und spielte durch. Es ging relativ fix weiter mit dem akustischen Set, in dem allerdings Don’t Know What Came Over Me fehlte – Gary Wallis kam anders als bei früheren Shows auch nicht mit nach vorn, sondern spielte seinen Part am Drumkit, während die anderen vorn zusammenrückten. Follow You Follow Me macht den Auftakt und spontan kam mir in den Sinn, dass die „Campfire Music“-Version mit Ray Wilson besser funktioniert. Das allerdings ist schnell vergessen beim nächsten Track, dem neuen Song What Would You Do. Auf Out Of The Blue ist es möglicherweise der beste der drei neuen Tracks und auch in der unplugged Version weiß das Stück zu überzeugen. Mit Everybody Gets A Second Chance gibt es eine willkommene Abwechslung im Set. Gerade in Deutschland ist das Stück sehr bekannt – seinerzeit wurde es im Radio geradezu totgedudelt.

Danach wird das Finale eingeläutet. Silent Running kündigt sich an und nun steht das Publikum und setzt sich auch beim darauf folgenden Song Get Up nicht mehr hin. Letzterer hat sich ebenfalls zu einem Klassiker entwickelt, obwohl es nie eine Single war. Und es ist in der aktuellen Bandkonstellation zu einm echten Duett geworden. Nebenbei bemerkt ist es auch eine der besseren Neueinspielungen auf Out Of The Blue.

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Eine kleine Verschnaufpause bekommt das Publikum mit The Living Years. Das langgezogene Intro ist ja ein Markenzeichen der Roachford-Version und er kann sich einen kleinen Gag nicht verkneifen. „Sometimes….“ beginnt er zu singen …. und dann „manchmaaaaal“. Nun denn. Die zweite Strophe beginnt er versehentlich mit der letzten, bemerkt den Fehler aber nach zwei Zeilen und korrigiert sich ohne viel Aufsehen sehr souverän.
Und nun: I Can’t Dance. Die Leute stehen wieder, aber ich werde mit deisem Stück in einem Mechanics-Set nicht wirklich warm. Das ist bei den beiden letzten Stücken im regulären Set ganz anders. All I Need Is A Miracle ist aus einer Mechanics-Show nicht wegzudenken und dürfte nicht nur wegen seines Bekanntheitsgrades, sondern auch wegen seiner Wirkung auf Fans ewig im Set gesetzt sein. Wieder dehnt Howar seine audience participation aus und aus und aus. Mit Over My Shoulder bekommt das Konzert einen vergleichsweise ruhigen Schlusspunkt, bei dem Rutherford und Drennan immer mal wieder mit ihren Akustikgitarren ganz vorn auf die Bühne kommen und mit dem Publikum interagieren.

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Die Uhr zeigt 21.44 Uhr, als die Band für die Zugabe auf die Bühne zurückkehrt. Roachford fragt verschmitzt auf Deutsch: „Zugabe?“ und dann brennt die Band das Word Of Mouth Feuerwerk ab. Satte 21 Minuten dauerte diese Version, inklusive ausgedehnter Bandvorstellung, bei der die einzelnen Musiker ihre Lieblingssongs oder Lieblingssoli in Ansätzen zum besten gaben. Mike hatte sich wie bei den meisten Konzerten dieser Tour Firth of Fifth herausgesucht und ungeachtet der Frage, ob er dies machen sollte, passt es auch überhaupt nicht in das Rhythmus-Korsett von Word of Mouth. Entsprechend klingt diese Geste doch etwas merkwürdig. Wir erinnern uns, dass Drennan quasi einen Gruß an dieses Solo auf der letzten Tour andeutete… das wirkte sehr viel besser. Juby spielte das Keyboardsolo von Follow You Follow Me, Roachford grüßte Stevie Wonder und Drennan spielte ein Solo, das ich nicht spontan zuordnen kann.
Aber Firth Of Fifth hin oder her – die Band hörte nach ziemlich genau zwei Stunden auf und hinterließ ein begeistertes Publikum. Word Of Mouth bringt offenbar Musiker und Zuschauer an die Grenzen und stößt von der Länge her nun langsam in völlig absurde Regionen vor. Aber wen stört das, bei diesem Entertainment.


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Zwei Stunden. Das sind schon gut 20 Minuten mehr, als wir es zuvor von den Mechanics gewohnt waren. Die Show funktioniert und der Mix aus alten und neuen Songs ist sehr ausgewogen. Warum die Mechanics vom Konzept der Pause zur Mitte des Konzerts quasi mit dem Ende der UK-Tour abgewichen sind, bleibt ungeklärt. Für die Dynamik der Show ist das sicher nicht schlecht, aber es bedeutete in Dresden und wohl für alle späteren Konzerte auch, dass auf zwei Songs verzichtet wurde. One Way und Don’t Know What Came Over Me wurden ersatzlos gestrichen. Weiterer Unterschied: Die Bühnenshow wirkte doch recht schlicht, was natürlich und vor allem an den fehlenden Ballons lag. Auch hier ist unklar, warum man auf dieses Showelement verzichtet hat. Die Fotos in diesem Artikel stammen übrigens aus England. Im Kulturpalast war es nicht möglich, die Show abseits von Smartphones fotografisch zu dokumentieren. Aus dem Grund sind die Ballons hier zu sehen.

Am Ende bleibt aber der Eindruck einer starken Performance und (auch wenn man sich als Fan immer die ein oder andere Überraschung mehr wünscht) mit einem ausgewogenen Set!

Autor: Christian Gerhardts
Fotos: Simon Bartle (York) und Scott Saldinger (Liverpool and Norwich)

Gewinnspiel: Wir verlosen ein signiertes Mediabook – alle weiteren Details hier.

Setlist Dresden:

The Best Is Yet To Come
Another Cup Of Coffee
A Beggar On Beach Of Gold
Try To Save Me
Let Me Fly
Land Of Confusion
Cuddly Toy
Out Of The Blue

Follow You Follow Me(acoustic)
What Would You Do (acoustic)
Everybody Gets A Second Chance (acoustic)
Silent Running
Get Up
The Living Years
I Can’t Dance
All I Need Is A Miracle
Over My Shoulder

Word Of Mouth