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Peter Gabriel – Live in Paris – Amnesty International Concert, 10.12.1998
Konzertauftritte von Peter Gabriel werden in Zeiten zwischen zweier Alben selten. Bei Benefiz-Konzerten ist Gabriel dann aber doch zu begeistern. Und gerade erst, als es Gerüchte gab, Amnesty würde fortan auf jüngere Acts setzen, war Peter Gabriel wieder ein Leitwolf.
Peter Gabriels Auftritt beim Amnesty International-Konzert anlässlich des fünfzigsten Jahrestages der Verkündung der Menschenrechte
• Stadium de Paris-Bercy – 10. Dezember 1998 •
Paris liegt nicht gerade um die Ecke, insbesondere, wenn man dorthin reist, nur um einen 25minütigen Mini-Set von jemandem zu sehen, der schon seit gut ein paar jahren nicht mehr in der Öffentlichkeit stand. Aber Peter Gabriel-Shows sind normalerweise diese Mühen wert. Das Amnesty-Konzert in Paris am 10. Dezember versprach (hoffentlich) neues Material und die Chance, Peter zum ersten Mal seit 1993 live zu sehen.
Ich hatte mir schon nicht vorgestellt, dass es ein Gabriel-Gig der großen Art werden würde, aber 25 Minuten waren dann doch ein wenig kurz. Immerhin traten bei dem Konzert zwei weitere Acts auf, die diese Reise mehr als wert waren: Alanis Morissette und Radiohead. Konzerte dieser Art sind immer ein einziges technisches Durcheinander, vor allem deshalb; weil die Bands so schnell wie möglich auf die Bühne und wieder herunter sollen und die Roadcrew mit Lichtgeschwindigkeit arbeiten muss. Insofern funktioniert meistens nichts im ersten Anlauf.
Man hatte inzwischen schon eine halbe Stunde Verspätung, als unerwarteterweise Bruce Springsteen die verwüstet aussehende Bühne betrat. Das Equipment spielte nicht mit, und so musste Born In The USA zweimal abgebrochen werden. In der Art verlief der ganze Abend. Weil in der Halle ein ständiges Hin und Her im Publikum war, ließ man die Saalbeleuchtung fast den ganzen Abend über an – was der Sache nicht besonders diente. Nach einer kurzen Einleitung Springsteens in Französisch betrat Peter die Bühne. Er begann mit dem Piano-Intro von Red Rain. Als wenig später die Band hinzukam, hatte Peter immer noch nicht die richtige Tonart getroffen. Gegen Ende des Stückes fand er sie dann wohl, aber da war auch schon fast ein Drittel seines Auftritts vorbei. Signal To Noise werden viele Gabriel-Fans von seinem Auftrittbei der VH-1 Honours-Show vor ein paar Jahren kennen. Begleitet hatte ihn damals Nusrat Fateh AliKhan, der im letzten Jahr starb. Und so griff Peter diesmal auf seinen alten Kumpel Youssou N’Dour zurück, der sich mächtig ins Zeug warf, den Part, den Nusrat sang, gut rüberzubringen – ein wirklich spektakuläres Stück. Peter hatte viel Zeit gehabt, an dem Song zu arbeiten, und es ist schwer zubeschreiben, wieviel Power von ihm ausgeht. Bleibt zu hoffen, daß die restlichen neuen Stücke wenigstens halb so faszinierend sind. Der viel zu kurze Set endete mit In Your Eyes und schon war alles vorbei.
Wenn ich den Trip nur gemacht hätte, um Peter zu sehen und neues Material von ihm zu hören, wäre ich ziemlich enttäuscht gewesen. Aber der Abend hat doch noch einiges andere zu bieten gehabt, und es gab eine großartige Version von Signal To Noise zu hören und sehen, die sicherlich auf dem neuen Album gut kommt – wann immer das auch erscheinen mag.
Autor: Ted Sayers (by kind permission of The Waiting Room website) / Übersetzung: H. J.