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Daryl Stuermer – Go – CD Rezension

Vor der Turn It On Again Tour mit Genesis veröffentlichte Daryl Stuermer ein neues Studio-Album beim InsideOut Label. Wir haben für euch reingehört.

Go. Der Titel ist schlicht, Daryl Stuermer bringt es auf den Punkt. Bereits seit 1988 veröffentlicht der Genesis und Phil Collins Tour-Gitarrist regelmäßig Solo-Alben, unter anderem ein Album mit Instrumentalversionen einiger Genesis Song, das er Another Side of Genesis nannte (eine Kritik dazu ist hier zu lesen).

Doch während Daryl mit Genesis und Phil Collins nahezu überall auf der Welt spielte, blieben seine Solo-Aktivitäten meist auf den Bundesstaat Wisconsin in den USA beschränkt. Daryl lebt in Milwaukee und er lebt für die Musik. Genesis wird für ihn immer der größte Job sein, auch wenn er mit Musikgrößen wie Jean-Luc Ponty ebenfalls zusammenarbeitete. Nun will er es auch solo wissen.

Go ist rein instrumental. Man muss kein Prophet sein, um eine enorme Dichte an schnell gespielten Gitarrensoli zu prognostizieren. Auf einen Sänger hat Daryl verzichtet. Wie er uns im Interview verrät, wäre eine solche Platte eher eine Kollaboration, er selber ist aber kein Sänger und Go ist Daryl Stuermer pur.

Bereits im Herbst hatte Daryl das Album fertiggestellt, die Verhandlungen mit InsideOut Music, bei denen das Album dies und jenseits des Atlaniks nun erscheint, und strategische Überlegungen führten dazu, dass es erst jetzt, im April 2007 erscheint. In Deutschland wird es am 20. April zu kaufen sein, in Rest-Europa wird das Album am 23.4. veröffentlicht, in Nordamerika am 24. April. Viel Zeit für Promotion gibt es zunächst nicht, Daryl wird ab Ende April mit Genesis proben und anschließend auf Tour gehen. Erst ab Oktober wird er Gelegenheit haben, mit seiner eigenen Band Konzerte zu spielen, um Go zu promoten. Doch vermutlich ist die Publicity, die eine Genesistour auch für seine Person bedeutet, gar nicht mal schlecht für Go.

Neben Daryl findet man auf dem Album einen weiteren alten Bekannten wieder. Leland Sklar, derzeit in Diensten von Toto und bei vielen Phil Collins Tourneen am Bass, spielt auf sechs Songs des Albums sein Instrument. Außerdem dabei ist Kostia, ein Keyboarder aus Milwaukee, ursprünglich aber aus St. Petersburg, mit dem Daryl in den 90ern u.a. ein Album mit Billy Joel Coverversionen einspielte. Eric Hervey spielt Bass auf den Tracks, die Leland nicht spielt, Drums spielt John Calarco. Bis auf Leland stammen alle Musiker aus Milwaukee.

Goenthält zehn Songs zwischen dreieinhalb und sechseinhalb Minute Länge, sieben Songs schrieb Daryl für dieses Album, drei weitere stammen von 1974 und 1980, sind aber bisher unveröffentlicht und Daryl hat sie für das Album etwas aufpoliert.

goimage

Tracks:

– Striker
– Masala Mantra
– Greenlight
– Dream In Blue
– Breaking Point
– Urbanista
– Heavy Heart
– Meltdown
– The Archer
– Omnibus

Bereits mit den ersten Tönen von Striker wird klar, wohin die Reise geht. Daryl klingt etwas erdiger als auf früheren Alben und setzt deutlich mehr Riffs ein. Die etwas rockigeren Klänge werden mit typischen Stuermer-Soli garniert, die er auf diesem Album in der Regel sehr schnell spielt, so dass Go schnell an Fahrt aufnimmt. Für Daryl bedeutet diese Art, Gitarren-Soli zu spielen, wie er selbst sagt, Energie, die er konsequent auf diesem Album umsetzte.

Auffallend sind die Keyboardsounds, vor allem auf Greenlight und Dream In Blue, die stark an Toto erinnern – etwa an das The 7th One Album aus den späten 80igern. Daryls Faible für diesen 80er Jahre Keyboard-Sound kommt bei den meisten Songs zum Vorschein.

Ein kleiner Exot ist das verspielte Masala Mantra, das auf eher fernöstliche Rhythmen und Melodien baut. Eine Fast-Ballade gelingt Daryl mit Heavy Heart. Im Interview verriet er, dass Phil Collins zu diesem Songs unter Umständen irgendwann einen Text schreiben wird. Auf Go fehlt Heavy Heart sowohl Text als auch Sänger und bei diesem Song hätte man sich eine Vocal-Version gewünscht. Daryl spielt hier seine Gitarre wie auf dem Another Side Of Genesis Album, sehr melodisch, quasi einen Gesang imitierend.

Insgesamt versprüht Go enorm viel Spielfreude eines technisch brillanten Gitarristen. Einige Songideen hätte Daryl vielleicht doch zu richtigen Songs mit einem Sänger weiter entwickeln sollen. Gerade Heavy Heart zeigt, dass Daryl enormes Potenzial als Songwriter hat. So bleibt Go ein solides, technisch brillantes Album eines Ausnahmegitarristen. Musiker werden am ehesten ihre Freude an Go finden, für alle anderen ist der Zugang zu dem Album etwas komplizierter, aber nicht unmöglich. Es wäre sicher eine willkommene Abwechslung, einiges von Daryls Solomaterial einem live zu erleben. Vielleicht gibt es dazu nach der Genesis Tour ja Gelegenheit. Still a long long way to Go

Ein ausführliches Interview mit Daryl könnt ihr hier lesen.

Autor: Christian Gerhardts