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Interview Genesis, Rock & Folk No. 77, Juni 1973 | Genesis en francais

Das erste auffindbare Interview erschien 1973 im monatlich erscheinenden Musikamagazin Rock & Folk. Das Magazin berichtet seit 1966 über französische und internationale Künstler (Rock, Pop, Chanson, Punk und Indie).

Das erste auffindbare Interview erschien 1973 im monatlich erscheinenden Musikamagazin Rock & Folk. Das Magazin berichtet seit 1966 über französische und internationale Künstler (Rock, Pop, Chanson, Punk und Indie) – Peter et Peter, Rock & Folk No. 77 – Interview

Peter und Peter

Montag, 7. Mai. Wenige Stunden vor dem Konzert im Olympia trafen sich Peter Hammill, ehemaliger Frontmann von Van Der Graaf Generator, und jetzt allein mit seiner Stimme, seiner Gitarre, seinem Klavier – sowie zwei Mitglieder von Genesis (Peter Gabriel, Gesang, Flöte und Steve Hackett, Leadgitarre) und haben unsere Fragen beantwortet – leider nicht zusammen, da die Einstellung eines neuen Soundsystems uns die beiden von Genesis zu früh weggenommen haben.

Interview mit Peter Gabriel und Steve Hackett

Claude Alvarez: Ihr kommt gerade von einer Tour in den USA zurück – was sind eure jetzigen Projekte?
Peter Gabriel: Zuerst ein Album [Anm. der Red.: Selling England By The Pound], und da hoffen wir auf eine Veröffentlichung im September, danach eine Tour in England, dann wieder eine Tour in den USA und vielleicht eine Europa-Tour.

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CA: Sind denn die Songs des nächsten Albums schon geschrieben?
PG: Bis jetzt haben wir einige Ideen, aber am Anfang bringt jeder kleine Vorschläge oder sogar strukturierte Songs mit, aber der Großteil der Arbeit kommt erst danach. Wir arbeiten dann an Arrangements, wir schreiben und so weiter.

CA: Zeichnet Ihr viel auf, während ihr nach Arrangements sucht?
PG: Wir nehmen erst seit kurzem alle unsere Proben auf. Weil es sehr oft vorkommt, dass wir improvisieren und auf Ideen stoßen, die wir dann vergessen würden, wenn nicht ein Kassettenrekorder die ganze Zeit aufnehmen würde. Individuell verwenden wir sehr oft das Mitschneiden auf Band, während wir komponieren. Wir versuchen ebenfalls in London einen Raum mit Equipment zu finden, in dem jeder von uns, oder mehrere zugleich, zur jeder Zeit seine Ideen für Songs oder Arrangement aufnehmen kann. (das Telefon läutet, PG geht einen Moment weg)
Steve Hackett: Vor Genesis spielte ich in einer Band, aber es war eine Art Diktatur meinerseits, ich ließ die anderen meine Kompositionen und Arrangements spielen. Aber mit Genesis hat sich das geändert, es ist wirklich demokratisch, und alle unsere Kompositionen sind Originale.

CA: Was heißt das, wirklich demokratisch? Das alle Genesis-Mitglieder gleichgestellt sind?
SH: Vollständige Demokratie bedeutet für jede Gruppe, dass jeder seine eigenen Gefühle sublimieren muss. Wir sind in dem Maße gleich, in dem sich jeder Einzelne intensiv mit Genesis beschäftigt. Wir sind es jedoch nicht, wenn jemand versucht zu gewinnen.
PG: Das heißt, es gibt einen Punkt, an dem Emotionen ins Spiel kommen, und dann muss jemand gewinnen. Es ist schon seltsam, wie das funktioniert.
SH: Es ist wie eine Show, aber ganz anders. Jede Diskussion ist eine Show … anders, aber es ist auch eine Show, wie wenn wir auf der Bühne stehen. Diese Show machen wir nicht wegen der Technik oder der Lautstärke jedes Einzelnen. (PG lacht)

CA: Warum? Gibt es einige in der Band die lauter spielen als die anderen?
PG: Nein, nein … das ist sehr unterschiedlich. Es ist wirklich interessant, uns bei der Arbeit zuzusehen.
SH: Ihr werdet es nicht glauben (noch lauteres Lachen von PG).

CA: Hatte Peter Gabriel die Idee zu den theatralen Aspekten von Genesis?
PG: Ja, aber was ich da eigentlich mache, ist nur eine Erweiterung von dem, was ich natürlicherweise auf der Bühne schon mache, wenn ich mich wohlfühle. Aber in Zukunft wollen wir etwas Ambitionierteres erreichen, was die theatralische Umsetzung der Songtexte angeht. Wir werden daran arbeiten, wenn wir mit den Aufnahmen des nächsten Albums fertig sind.
SH: Wir hoffen, dass wir weniger detailversessen sein können, um uns mehr um die Hauptidee zu kümmern, die hinter dem steht, was wir machen. Man muss die Sachen einfacher sehen, bevor man sie entwickelt.

CA: Beabsichtigt ihr wirklich, Theater auf der Bühne zu machen, wie zum Beispiel bei Get’em Out By Friday?
PG: Tatsächlich wird unsere ganze Setlist erneuert. Aber da Genesis eine Geschichte erzählende Band ist, muss jede Geschichte individuell gestaltet werden, ihre eigene Atmosphäre haben. Und da werden wir die Mittel einsetzen, die wir für die Besten halten, um diese Atmosphäre zu vermitteln.
SH: Ich wünschte, dass wir die Dinge besser beschreiben würden. Und ich möchte, dass das Publikum den Eindruck gewinnt, dass bei jedem neuen Song eine andere Band spielt, dass wir aus dieser Sicht anonym sind, dass es keine Genesis-Entität gibt.

CA: Ja, aber dieses besondere Auftreten, und der gesamte Inhalt der Texte – insbesondere die Anlehnung an die Vergangenheit – machen Genesis zu einer ganz besonderen Band, einer ganz besonderen Einheit.
PG: Das stimmt.
SH: Aber es wäre viel besser, wenn wir neue Bereiche erforschen würden, anstatt zu versuchen, das, was wir schon gemacht haben, immer weiter zu verbessern.

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CA: Auch in Bezug auf die Musik an sich?
SH: Ja!
PG: Das ist ja das, was Musiker immer versuchen sollten, neue Ansätze in der Musik zu suchen.

CA: Dann hört ihr also sehr viel Musik?
PG: Äh – nein. Kürzlich hörte ich Joni Mitchell, John Martin – oder Oboe Platten (zur Zeit versuche ich Oboe zu lernen), sehr unterschiedliche Platten – Musik befriedigt viele verschiedene Bedürfnisse, und es gibt Musik für jeden Bedarf. (Es folgt eine lange Diskussion über Stockhausen, atonale Musik usw.)
SH: Rockmusiker sind es nicht gewohnt ihre Musik wirklich zu durchdenken, klassische Musiker schon. Da denke ich, Rockmusiker sollten versuchen, zu sehen, wie Klassik-Musiker es machen.

CA: Was ist mit dem Publikum?
PG: Nun – das kommt darauf an. Ich glaube, dass ich lieber Musik alleine höre. Aber vor Publikum zu spielen ist etwas anderes, da ist die Aufregung und das. In den USA z. B. hat uns das Publikum bei einem Konzert gar nicht gemocht, bis es dann das Feuerwerk gab, ab dem Moment ist das Publikum ausgeflippt, sie liebten uns!

CA: Wer komponiert Texte und Musik des nächsten Albums?
PG: Wir alle. Es ist wichtig, dass Genesis für alle die Möglichkeit verkörpert, etwas auszudrücken.

CA: Lebt Ihr alle zusammen?
PG: Nein, wir haben es in einer früheren Version der Band probiert, aber es hat nicht geklappt (lacht). Es gibt schon genügend Diskussionen, ohne zu streiten wer das Geschirr wäscht oder wer kocht –

CA: Verwendet Ihr viel Elektronik?
PG: Wenn wir Zeit und Geld haben, werden wir versuchen sie zu benutzen, Synthesizer usw. … aber wir machen dies nicht als Modeerscheinung. Weißt du, 1973 das Jahr des Synthesizers, das ist lächerlich!

Übersetzung: Paul Herlitschka
Medien: Thierry „Rael Demilin“