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Phil Collins: Auftakt zur Mittel- und Südamerika-Tour 2018
Mit seinem allerersten Solokonzert auf brasilianischem Boden hat Phil Collins am vergangenen Abend den dritten Teil seiner „Not Dead Yet – Live! Tour“ eröffnet. Inzwischen muss man tatsächlich von einer Welttournee sprechen, auch wenn eine weitere Fortsetzung nach den nun anstehenden Konzerten in Süd- und Mittelamerika noch völlig unklar ist.
Deutschen Fussball-Fans ist der Ort des gestrigen Konzerts bestens bekannt. Im Estádio Jornalista Mário Filho – besser bekannt unter dem Namen Maracanã – hat die deutsche Nationalmannschaft vor knapp 4 Jahren das Finale der Fussball-Weltmeisterschaft gewonnen.
Unweit des Stadions hat Phil Collins aber schon einmal gespielt. Lang, lang ist’s her… Im Mai 1977 trat die Band im Rahmen ihrer Wind And Wuthering Tour für vier Shows an zwei Tagen im Ginásio do Maracanãzinho auf, das direkt neben dem Stadion liegt. Interessanterweise machten Genesis vor inzwischen über 40 Jahren in genau den brasilianischen Städten Halt, in denen Phil Collins aktuell auftritt: Rio de Janerio, São Paulo und Porto Alegre.
Vor dem eigentlichen Konzert spielten gestern Abend The Pretenders mit Frontfrau Chrissie Hynde etwas mehr als eine Stunde lang von etwa 20 bis 21 Uhr. Die Band wird auch auf den weiteren Konzerten dieses Tourteils als Support Act auftreten.
Nach einer Pause von 30 Minuten betrat dann um 21.30 Uhr Phil Collins die Bühne. Gegenüber den letzten Shows wurden Songs wie One More Night, Can’t Turn Back The Years und You Know What I Mean gestrichen. Ob das aus Sorge vor ausgedehnten Verschnaufpausen für das Publikum geschehen ist, kann nur gemutmaßt werden. Der Wegfall ist definitiv bedauerlich. Besonders You Know What I Mean war ein echtes Highlight der Europakonzerte und setzte vor allem Nicholas Collins dezent aber dennoch beeindruckend in Szene. Gleiches gilt für I Don’t Care Anymore, das ebenfalls gestern Abend wegfiel. Bei all den Streichungen gab es aber auch einen nennenswerten Zugang in der Setlist: Throwing It All Away. Diesen Live-Dauerbrenner von Genesis, der prädestiniert für Stadionkonzerte ist, wurde von Phil Collins sogar früher schon einmal live gespielt. Im Dezember 2003 schloss Phil unter anderem an der Seite von Mike Rutherford seinen Auftritt bei einer der ersten Little Dreams Foundation-Galas in Genf mit diesem Song ab. Ob jedoch ein drittes Genesis-Stück bei einem Solokonzert von Phil Collins nötig ist, um die Stimmung anzuheizen, darf getrost bezweifelt werden. Der singenden Ex-Schlagzeuger hat doch selbst ein so umfangreiches Repertoire vorzuweisen, das auch sicher den ein oder anderen Stimmungssong bereit gehalten hätte. Eine bessere Wahl wäre hier z. B. Who Said I Would gewesen.
Phil Collins schloss sein erstes Konzert 2018 mit Take Me Home ab, das eher eine Institution als eine echte Zugabe ist. Gegenüber den europäischen Hallenkonzerten war die Show mit ca. 100 Minuten deutlich verkürzt. Diesen auf Stadionanforderungen eingedampften Ablauf hat es auch schon in Dublin gegeben. Daher ist die Spieldauer nicht völlig überraschend. Im Hyde Park war der verkürzte Auftritt vermutlich dem Festivalcharakter geschuldet. Es ist allerdings nicht wirklich nachvollziehbar, warum nicht wie bei den Hallenkonzerten eine Show von 2 Stunden möglich zu sein scheint. Dort gab es zwar eine Pause, aber das war 1994/95 auf der Both Sides Tour auch bei Stadionkonzerten völlig normal.
Der Protest der Fans in Süd- und Mittelamerika dürfte sich in Grenzen halten, weil sie vermutlich froh sind Phil Collins überhaupt noch einmal live erleben zu dürfen. Ticketpreise auf europäischem Niveau und damit in der Höhe von ortsüblichen Monatsgehältern und mehr sind jedoch eher abschreckend. Dennoch verkaufen sich die Tickets für die aktuellen Konzerte offenbar sehr gut.
Phil Collins spielt erstmals seit 23 Jahren wieder in Süd- und Mittelamerika. Für die meisten Länder/Städte ist es seit 1995 der erst zweite Besuch des nicht mehr trommelnden Sängers, für einige sogar der allererste – zumindest von Phil Collins als Solokünstler.
Logistisch ist die Tour auch heute sicherlich noch eine Herausforderung. Dies zeigte sich bereits vor dem ersten Konzert, als Saxophonist George Shelby mangels Brasilien-Visum einen unfreiwilligen Umweg von den Proben in Miami über das brasilianische Konsulat in Houston nehmen musste. Und selbst Phil Collins soll Presseberichten zufolge aus dem gleichen Grund einige Stunden am Flughafen von Rio de Janeiro festgesessen haben.
Weiter geht die Tour am Samstag- und Sonntagabend mit zwei Konzerten im Allianz Parque in São Paulo, wo Band und Crew am heutigen Nachmittag bereits eingetroffen sind.
Hier ist die komplette Setlist der gestrigen Show:
Against All Odds
Another Day In Paradise
I Missed Again
Hang In Long Enough
Wake Up Call
Throwing It All Away
Follow You Follow Me
Only You Know And I Know
Separate Lives
Something Happened On The Way To Heaven
In The Air Tonight
You Can‚t Hurry Love
Dance Into The Light
Invisible Touch
Easy Lover
Sussudio
— Zugaben —
Take Me Home
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