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Various Artists – Band du Lac / The Strat Pack – DVD Rezensionen
Live-Auftritte von Mike Rutherford mit den Mechanics sind selten geworden, selbst die Konzerte nach dem Tod von Paul Young kamen doch recht überraschend. Allerdings tritt Mike häufiger bei Benefiz-Konzerten auf…
Paul Carrack und Mike Rutherford bei zwei Multi-Artists-Events
Live-Auftritte von Mike Rutherford mit den Mechanics sind selten geworden, selbst die Konzerte nach dem Tod von Paul Young kamen doch recht überraschend. Allerdings tritt Mike häufiger bei Benefiz-Konzerten auf. Bei vielen dieser Events ist dann auch Mechanics-Sänger Paul Carrack mit von der Partie. Einige dieser Konzerte wurden gefilmt und auf DVD veröffentlicht. EagleVision, die bereits „Live At Shepherds Bush“ und auch das „Genesis Songbook“ veröffentlichten, haben nun eines dieser Konzerte veröffentlicht. Dabei handelt es sich um ein Benefiz-Konzert aus dem Jahr 2005. Ein weiteres Konzert, bei dem Mike dabei war, war das Konzert anlässlich des 50. Geburtstags der Fender Stratocaster Gitarre in der Londoner Wembley Arena 2004.
Band Du Lac
Hinter dem etwas merkwürdigen Titel verbirgt sich fast schon ein Benefiz-Konzertklassiker. Kein geringer als Gary Brooker, Kopf der Gruppe Procul Harum, stellt regelmäßig eine All-Star-Band für einen guten Zweck zusammen. Ende der 80er war auch bereits Phil Collins Teil dieser Band. Die meisten Mitglieder kommen aus Surrey, England, wo auch die Konzerte regelmäßig stattfinden. Das 2005er Band Du Lac Konzert fand im historischen Wintershall Estate in Surrey statt – quasi vor den Toren Londons. Die Kern der All-Star Band 2005 wurde gebildet aus Gary Brooker (Keyboards & Gesang), Mike Rutherford (Gitarre), Andy Fairweather-Low (Gitarre), Harry Spinetti (Drums) sowie Paul Carrack (Orgel / Keyboards & Gesang). Dazu kommen Stargäste wie Eric Clapton (Gitarre / Gesang), Queen-Schlagzeuger Roger Taylor (Gesang), Katie Melua (Gesang), Ringo Star (Gesang) und The Drifters. Das Konzert spielte Geld ein für HASTE (Heart And Stroke Trust Endeavour) ein – auch ein Teil des Erlöses der DVD wird diesem guten Zweck zugutekommen.
Auf der DVD befinden sich 23 Tracks, die mit wechselnder Besetzung gespielt werden. Der Opener ist ein Klassiker: Tequila, bei dem der Kopf der All Star Band, Gary Brooker (Foto links), die beteiligten Musiker der Band Du Lac vorstellt. Von den Mechanics wird zu Beginn der Show Over My Shoulder gespielt, später noch Carracks How Long. Auch ein Eric Clapton gibt sich die Ehre und präsentiert zwei Klassiker – Reconsider Baby und das stimmungsvolle Lay Down Sally, das zum Ende der Show nur noch von Cocaine getoppt wird. Außerdem spielte Clapton Willie & The Hand Jive. Katie Meluas Auftritt ist wohl nur etwas für ihre Fans, richtige Stimmung mag während dieses Teils der Show nicht aufkommen. Eines der Highlights der gesamten Show dürfte der Auftritt von Roger Taylor sein, der einen neuen Queen-Song präsentiert (Say It’s Not True, welcher auch auf der jüngsten Queen & Paul Rodgers Tour von ihm gesungen wurde) und dazu zwei Queen Klassiker – These Are The Days Of Our Lives und I Want To Break Free. Roger Taylor ist wie Mike Rutherford einer der lokalen Stars – lange Zeit waren die beiden Nachbarn. Beeindruckend an Taylors Auftritt, der ja wie Phil Collins auch ein singing drummer ist, ist tatsächlich der Gesang, den er sehr souverän vorträgt. Gary Brooker selber spielte This World Is Rich und – natürlich – A Whiter Shade of Pale, das wohl bekannteste Stück von Procul Harum. Andy Fairweather-Low, der unter anderem auch in Eric Claptons Band und bei Roger Waters spielt, intoniert mit Lay My Burden Down einen weiteren Rock-Klassiker. Fairweather-Low wirkt immer etwas wie der Mathe-Lehrer des hiesigen Gymnasiums, in etwa in gleichem Stil ist dann auch sein sympathisch-naiver Gesang, bei dem er allerdings kräftig von den Background Sängerinnen unterstützt wird. Anders als etwa Eric Clapton hat Fairweather-Low aber eine relativ angenehme Gesangstimme, ein Frontman wird er aber wohl nie werden. Auch Alt-Beatle Ringo Starr sorgt für Begeisterung und spielt unter anderem den Beatles Klassiker With A Little Help From My Friends, später sorgen die Drifters mit unter anderem Stand By Me noch mal ordentlich für Stimmung.
Das Finale ist dann – I Can’t Dance. Alle Musiker des Abends versammeln sich und schmettern den Genesis Ulk-Song. Rutherford hatte den Song schon oft im Programm der Mechanics, als Showman Paul Young noch lebte, hier übernimmt Gary Brooker des Gesang. Als All-Star Finale ist das ganze aber noch ganz ok, auch wenn einmal mehr klar wird, wie sehr I Can’t Dance auf Phil Collins Humor zugeschnitten ist. Allerdings wird der Song ohne Drumcomputer und mit echten Percussions gespielt. Dazu gibt es neben einem Saxophonsolo eine Lasershow und ein Feuerwerk. Ein Gitarrensolo am Ende spielt nicht Mike, sondern Eric Clapton.
Insgesamt bietet die DVD viel Kurzweil und einen interessanten Auftritt von Mike Rutherford und Paul Carrack. Richtig in den Vordergrund spielen sich aber beide nicht. Mike war nie der große Gitarrist und genauso spielt er auch das gesamte Konzert.
Beim Ton kann man zwischen Stereo, DD 5.1 und dts Surround wählen. Der Sound ist klar, aber etwas lieblos im Surround gemischt. Aus allen Boxen kommt mehr oder weniger das gleiche, richtige Live-Atmosphäre klingt anders. Am Bild gibt es wenig zu meckern. Meistens klar genug, oft sind aber einige Spielereien wie die dreifache Spiegelung der gleichen Einstellung etwas störend. Als Bonus gibt es eine Dokumentation zum Konzert, bei dem einige Musiker zu Wort kommen oder wie Mike Rutherford quasi nur im Bild stehen. Die DVD enthält außerdem ein sechs-seitiges Farbbooklet mit einigen Fotos.
The Strat Pack
Mit einem ähnlichen Staraufgebot wartet die bereits etwas ältere DVD The Strat Pack auf. Das Strat Pack Konzert war bemerkenswerter weise auch die Initialzündung für die Queen & Paul Rodgers Tour, weil Brian May von den gemeinsamen Auftritt mit Paul derart angetan war. Auf der DVD ist dies mit dem Bad Company Klassiker Alright Now dokumentiert. Neben Paul Rodgers und Brian May sind weitere Musiker, vor allem Gitarristen von Weltformat vertreten. Gary Moore etwa, der mit Red House vertreten ist. Jungstar Jamie Cullum ist mit Angel vertreten und Veteranen wie Joe Walsh und Phil Manzanera dürfen auch nicht fehlen. Der glanzvollste Auftritt gelingt vermutlich Pink Floyds David Gilmour, der zwar einen eigenwilligen kurzen „late-Floyd“ Set spiel, bestehend aus Marooned, Coming Back To Life und Sorrow, diesen aber sehr gefühlvoll darbietet. Zum Zeitpunkt des Konzerts war weder ein neues Gilmour-Album noch die Floyd-Reunion in Sicht. Allerdings wäre ein Comfortably Numb, das jenes definitive Gilmour-Stratocaster-Solo enthält, sicher auch nicht verkehrt gewesen.
Mike Rutherford und Paul Carrack sind dieses Mal nicht Teil der Hausband, sonder spielen einen kurzen Set. Auch hier ist das Prädikat eigenwillig nicht falsch. Wer mit Songs wie Over My Shoulder oder The Living Years gerechnet hatte, wurde mit All Along The Watchtower und While My Guitar Gently Weeps überrascht. Dazu kommt der Ace-Klassiker How Long und wiederum I Can’t Dance, das an diesem Tag vermutlich die Premiere mit Paul Carrack an den Vocals feiern durfte. Wobei feiern vermutlich das falsche Wort ist. Der Auftritt wirkt etwas uninspiriert und irgendwie deplatziert. Wer glaubt, dass Mike bei den beiden Klassikern All Along The Watchtower und While My Guitar Gently Weeps eine Leadgitarre spielt, hat sich getäuscht. Die Soli spielt der Hausgitarrist, Mike begleitet ihn nur. Etwas dürftig für jemanden, der seit Jahren die Stratocaster spielt und früher bei Genesis zu ganz anderen Sachen fähig war.
Völlig entschädigt wird man dann durch den Auftritt von Ronnie Wood von den Rolling Stones. Dabei werden sich viele die Augen, besser die Ohren reiben. Erstaunlich, dass dieser Auftritt tatsächlich auf DVD veröffentlicht wurde. Ronnie Wood spielt Ooh La La, das vor einigen Jahren durch Rod Stewart zu Weltruhm kam. Allerdings bemüht sich Ronnie Wood gar nicht erst, auch nur irgendeinen Ton zu treffen – tatsächlich basiert der launische Auftritt wohl auf einem etwas überalkoholisierten Zustand des Gitarristen. Die Lacher hat Wood damit auf jeden Fall sicher auf seiner Seite. Zum Schluss spielt das All Star Line-Up noch ein unspektakuläres Stay With Me und ein denkwürdiges Konzert geht zu Ende.
The Strat Pack liegt in Stereo, DD 5.1 und dts Surround vor, wenngleich der Mix etwas besser klingt als bei der Band Du Lac DVD. Dazu kommt ein 10-seitiges Farb-Booklet.
Für reine Genesis oder Rutherford-Fans ist diese DVD sicher kein Fest, aber insgesamt eine interessante Sache für Freunde guter Gitarren-Rockmusik.
Autor: Christian Gerhardts
BAND DU LAC Tracklist
House Band
Tequila
Over My Shoulder (Vocals Paul Carrack)
Eric Clapton
Reconsider Baby
Lay Down Sally
How Long (Vocals Paul Carrack)
Willie & The Hand Jive
Katie Melua
Crawling Up A Hill
My Aphrodisiac Is You
The Closest Thing To Crazy
House Band, Vocals Fairweather-Low
Lay My Burden Down
Roger Taylor
Say It’s Not True
These Are The Days Of Our Lives
I Want To Break Free
House Band, Vocals Gary Brooker
This World Is Rich
Ringo Starr
Act Naturally
Photograph
With A Little Help From My Friends
House Band, Vocals Gary Brooker
A Whiter Shade Of Pale
Eric Clapton & Chris Barber
Stormy Monday
The Drifters
Under The Boardwalk
Stand By Me
Eric Clapton
Cocaine
All Star Band
I Can’t Dance
STRAT PACK Tracklist
The Crickets, Albert Lee & Brian May
Peggy Sue
Maybe Baby
I Fought The Law
Oh Boy
That’ll Be The Day
Hank & Ben Marvin
The Rise And Fall Of Flingel Bunt
Sleepwalk
Apache
Theresa Andersson
I’m On My Way
Country Boy (feat. Albert Lee)
Mike Rutherford & Paul Carrack
How Long
All Along The Watchtower
While My Guitar Gently Weeps
I Can’t Dance
Gary Moore
Red House
Jamie Cullum
Angel
Amy Winehouse
Stronger Than Me
Paul Rodgers
Muddy Waters Blues
Drinking (feat. Jasmine & Steve Rodgers)
Alright Now (feat. Brian May)
Can’t Get Enough (feat. Joe Walsh)
Joe Walsh
Funk 49
Life’s Been Good
Life In The Fast Lane
Rock Mountain Way
Phil Manzanera
6PM
David Gilmour
Marooned
Coming Back To Life
Sorrow
Ronnie Wood
Ohh La La
All Star Line-Up
Stay With Me