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Sound Of Contact – Dimensionaut – Album-Rezension

Gemeinsam mit Dave Kerzner arbeitete Simon Collins längere Zeit an einem Prog-Band-Projekt. 2013 erscheint nun das erste Album der Band Sound Of Contact – Dimensionaut. Wir haben reingehört.

In vielerlei Hinsicht dürfte es viele Vorteile für Simon Collins haben, der Sohn von Phil Collins zu sein. Doch am Ende wird er wohl zu der Einsicht gekommen sein, dass die Nachteile in vielen Situationen viel schwerer wiegen. Keines seiner drei Soloalben konnte er ohne das „Sohn von Phil“-Label veröffentlichen, beim Debut All Of Who You Are versteckte er seinen Vater in den Credits zu den Backing Vocals von Pride, bei seinem letzten Album U Catastrophe versuchte er gar nicht mehr, ihn zu verstecken – sondern spielte mit ihm ein Schlagzeugduell ein.

Doch musikalisch kam Simon Collins nicht so recht vom Fleck. Er lernte schließlich Dave Kerzner kennen und irgendwann reifte der Gedanke, eine Band zu gründen. Sound Of Contact gibt es schon etwas länger, doch erst jetzt erscheint das Album. Die Band hat sich Zeit gelassen mit dem Werk und schließlich musste man auch noch eine Plattenfirma suchen, welche schließlich mit InsideOut gefunden wurde. Das mag dem ein oder anderen merkwürdig vorkommen, schließlich ist dies eine Plattenfirma für Prog-Bands. Aber Sound Of Contact spielen, so viel darf jetzt schon verraten werden, einen satten Prozentsatz ihrer Musik in genau diesem Genre. Zwar gibt es immer noch ein wenig das „Sohn-von-Phil“-Label, jedoch ist Simon in der Band ganz offensiuchtlich gut aufgehoben, die Musiker verstehen das ganze auch als gleichberechtigtes Band-Projekt – und eben nicht als eine neues Projekt von Phil Collins Sohn Simon.

Also macht es durchaus Sinn, diese ganzen Vergleiche einmal beseite zu wischen, so richtig gelingen kann das aber auch nicht und das liegt auch an der Qualität der Musik. Rezensiert wird das Album natürlich nur deswegen auf dieser Seite, weil Simon eben der Sohn des Genesis-Musikers Phil Collins ist. Es ist aber ein schöner Zufall, dass Simon mit seiner Band ein sehr lebendiges Prog-Rock-Album vorgelegt hat, das vielen Genesis-Fans gefallen dürfte. Die Band besteht aus vier Musikern:

Simon Collins (Drums, vocals)

Dave Kerzner (Keyboards)

Kelly Nordstorm (bass, guitars)

Matt Dorsey (guitars, bass)

Mit Hannah Stobart kommt noch eine Gastsängerin hinzu. Produziert wurde das Album von Simon Collins und Dave Kerzner, wobei ein alter Bekannter am Mix des Albums maßgeblich beteiligt war: Nick Davis.

cover

Dimensionaut ist eine musikalische Reise. Es ist ein Konzeptalbum. Nicht alles ist klar, vieles „schwebt“ und das ist gewissermaßen auch der Konzeptkern. Ein Großteil der Songs handelt von der Erde und von Lebewesen, deren Herkunft nicht immer hundertprozentig klar ist. Klar ist aber, dass vieles von oben oder aus anderen Dimensionen wahrgenommen wird. Damit greift vor allem Simon ein altes Thema wieder auf. Er hatte sich schon früher viel mit Umwelt, Planeten und Dimensionen beschäftigt. Nicht nur textlich, auch musikalisch gibt es einen roten Faden. Der erste Song, der gleichzeitig der Band ihren Namen gibt, ist eine Art Intro, in dem Schlagwörter in den Raum geworfen werden, ehe es mit Cosmic Distant Laddererstmals richtig musikalisch wird. Das ganze wirkt nicht nur frisch, sondern ausgesprochen rockig und raffiniert arrangiert. Der Sound bewegt sich irgendwie im relativ zeitlosen Raum, enthält Elemente der 90er und vor allem aber – und hier müssen wir Vergleiche ziehen – versprüht es einen Hauch des Sounds aus Zeiten von Duke oder Abacab. Das kann man gut nachvollziehen, Simon ist ja mit Genesis groß geworden. Nach dem etwas ausufernden Cosmic Distant Ladder kommt dann mit Pale Blue Dot das erste Mal eine Art „normaler“ Rocksong daher, der sogar durchaus Hitpotenzial hat. Aber auch Pale Blue Dot ist nicht gradlinig, sondern wirkt verzackt und verwinkelt. Erstmals ist Simons Gesang melodiös, songdienlich und vor allem prägnant. Man hört, dass er sich als Sänger weiterentwickelt hat. Eine gewisse stimmliche Nähe zu Phil ist unverkennbar, aber Simon singt deutlich tiefer und rauer.

Das eher balladeske I Am Dimensionaut nimmt etwas die Geschwindkeit aus der Reise heraus, hat aber auch, besonders im Refrain, recht dicke Gitarrenteppiche. Schließlich geht der Song wieder in einen verspielten Jam über und hier hört man auch wieder Collins-typische Drumfills. Der Song ist vor allem eine schöne Brücke zu einem der Album-Highlights – Not Coming Down. Was anfangs noch recht harmlos klingt, entwickelt sich mehr und mehr zu einem absoluten Hit-Kandidaten. Kein Wunder, dass Not Coming Downauch als Single veröffentlicht wird. Der Song geht ins Ohr, ist eher wenig proggig (mit Ausnahme des Mittelteils, der auf der Single-Version weggelassen wurde), aber bemerkenswert gut!

Remote View ist dann ein Up-Tempo Song, der wiederum ins Ohr geht. Auffallend ist wieder das exzellente Drumming und die Tempowechsel. Etwas nervend ist allerdings die verzerrte Stimme, aber das nimmt sicher auch jeder anders wahr. Fast schon floydig-sphärisch geht’s dann weiter mit Beyond Illumination, bei dem Simon im Duett mit Hannah Stobart singt. Immer wieder setzt Collins diese typischen Drumfills – es ist angenehm zu hören, dass hier ein Album mit echten Drums eingespielt wurde – das ist ja heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Die weibliche Stimme ist ein angenehmer Kontrast zu Simons doch recht rauchiger, düsterer Stimme. Auch bei Beyond Illumination gibt es wieder einen gelungen Kontrast zwischen den Strophen und dem Refrain. Solche ausgereiften Songs und Songstrukturen findet man auf Simons früheren Alben selten – oder vielleicht auch gar nicht.

Only Breathing Out und vor allem Closer To You haben wieder exzellente Melodien, die schnell ins Ohr gehen, ohne dass sich die Songs vom musikalischen Gesamtkonzept zu weit entfernen. Dazwischen liegt mit Realm Of In-Organic Beings ein quasi-Instrumental, das sich vor den großen Instrumentals des Prog-Genre nicht verstecken muss. Ein wenig klingt das Stück wie eine Symbiose aus Pink Floyds The Great Gig In The Sky und Mike Oldfields The Top Of The Morning.

Sound Of ContactOmega Point könnte so etwas wie den Abschluss des Albums bilden. Das flotte, recht kompakte Prog-Stück enthält sogar ein gewolltes oder ungewolltes Zitat aus Simons Vergangenheit – „All Of Who You Are“, heißt eine der Textzeilen. Musikalisch ist es nach den eher ruhigeren, langsameren Stücken davor wieder mehr ein Tempo-Song. Doch Omega Point ist nicht der Abschluss des Albums, das eigentlich Herzstück folgt danach. Möbius Slipist mit knapp 20 Minuten schon von der Länge her eine lupenreine Prog-Suite, ganz im Stile von Stücken wie Supper’s Ready oder der Misplaced Childhood Suite. Spätestens mit diesem Stück wird klar, dass Sound Of Contact hier ein großes Album gelungen ist. Diese Suite hat komplizierte Momente, also sehr progressive Teile, aber auch eher leichte Momente. Und anders als viele andere Konstruktionen dieser Länge wirkt es als Einheit, es wirkt nicht zusammengepappt, sondern ist intelligent ausarrangiert. Zur Mitte des Songs darf es auch mal richtig rockig werden, hier haben die Gitarren eine eher seltene Dominanz auf dem Album. Und so ab Minute 12 ist er da, der unverkennbare Einfluss von Genesis – das ist eine Hommage an die Apocalypse in 9/8, das seiner zeit ohen Zweifel das Herzstück von Supper’s Ready war.

Die größte Überraschung des Albums ist sicher der progressive Faden, der sich durch das Album zieht. Man kann Simon Collins, Dave Kerzner und der Band insgesamt zu einer ganzen Reihe von grandiosen Melodien gratulieren, insbesondere Not Coming Down oder Beyond Illumination sind sehr radiotauglich. Aber es ist weniger Stückwerk, sondern viel mehr eine große Kunst, das ganze zu einer Einheit zu formen. Sicher, es ist ein Konzept-Album, aber daran sind schon viele gescheitert. Es reicht nicht aus, einfach ein paar Songs zusammenzutackern und das ganze dann noch mit schweren Texten zuzukleistern. Sound of Contact ist das Projekt Konzeptalbum dagegen mit einer unfassbaren Leichtigkeit gelungen. Das Album ist komplett durchhörbar. Sound of Contact haben diese Schwere, die eher keyboardlastige Alben immer haben, in ein reines Hörvergnügen transferiert. Man kann sich nicht davon befreien, dass Collins nun mal ein Collins ist – sein Drumming ist prägnant, seine Stimme irgendwie doch immer in der Nähe seines Vaters. Und Möbius Slip wird man zwangsläufig mit Supper’s Ready vergleichen. Aber Simon Collins hat sich mit diesem Album endgültig freigeschwommen und das muskalische Korrektiv dürfte Dave Kerzner sein, seine Keyboardsounds und seine Keyboardarbeit sind unüberhörbar DER integrale Bestandteil des Albums.

Autor: Christian Gerhardts

Hinweis: Wir verlosen 5 CDs des neuen Albums. Details dazu entnehmt bitte der Verlosungsseite.

Tracks:

01 Sound Of Contact [2:05]

02 Cosmic Distance Ladder [4:44]

03 Pale Blue Dot[4:44]

04 I Am Dimensionaut [6:25]

05 Not Coming Down [6:01]

06 Remote View [3:54]

07 Beyond Illumination (feat. Hannah Stobart) [5:53]

08 Only Breathing Out[5:57]

09 Realm Of In-Organic Beings [2:52]

10 Closer To You [5:05]

11 Omega Point [6:30]

12 Möbius Sleep [19:36]

12.1 In The Difference Engine

12.2 Perihelion Continuum

12.3 Salvation Found

12.4 All Worlds All Times

Album-Teaser:

Dimensionaut – Ankunft am 20. Mai 2013

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