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Song 08: „Olive Tree“ 1. August 2023

Gespannt wird seit den Europakonzerten gewartet, welcher Song zum nächsten Vollmond in der Studioversion veröffentlicht wird. Im August ist es zunächst der Bright-Side Mix von Olive Tree.

Bright-Side Mix
Dark-Side Mix
In-Side Mix
Band Session


Der Veröffentlichungszyklus im August wird besonders sein, denn dieser Monat hat im Jahr 2023 zwei Vollmonde. Es werden deshalb auch zwei neue i/o Tracks erscheinen- wobei der vier-Wochen-Rhythmus natürlich erhalten bleibt.

Vital und lebensfreudig ist der erste. Olive Tree erzählt von einem, der sich mit der Natur verbunden fühlt. Der hineinsteigt in andere Welten. Kontakt bekommt zu anderen Lebensarten.

Während der Tour kündigte Gabriel den Song mit der Erklärung an, dass es bald möglich sein wird, Gedanken des Gehirns in Videobilder zu wandeln. Das gelingt mit Hilfe eines Elektrodenhelms, der Hirnaktivitäten erkennt. Privates kann dann zugänglich und lesbar werden. Was für viele ein erschreckender Gedanke sein mag, sieht Gabriel aus der positiven Perspektive: Wir sind dann keine einsamen Inseln mehr, sondern offen und verbunden.

„Solange wir uns nicht damit wohlfühlen, wie wir wirklich sind, werden wir immer bevorzugen, vergraben in unserer privaten Welt zu bleiben.“ Das fördert, binär zu denken, in gut und böse zu unterteilen, anstatt alles als Teil eines Ganzen zu sehen. Es fördert Urteile über andere zu fällen (um noch einen anderen i/o Song anklingen zu lassen).

In Olive Tree nun also die Reise von einem in der Welt der Gedanken. Konkret in die Welt der Natur, in die der Pflanzen, des Wassers, des Lebens.

Der Olivenbaum gilt übrigens gemeinhin als Symbol für Weisheit und Unsterblichkeit, für Beständigkeit und Frieden.

Lyrics

Zweimal wird die Abfolge Strophe, Vor-Refrain und langer Haupt-Refrain durchlaufen – es folgt ein Zwischenstück und schließlich noch ein textlich abgewandelter Schlussrefrain.

Es beginnt mit einem Blick auf den Boden, mit Betrachtungen dessen, was da lebt, und wie unaufhaltbar es das tut. Im Vor-Refrain wird festgestellt, ohne Verbindung zu all dem gewesen zu sein. Dann aber auch: „For the melting of the solid world the change is coming fast (Für das Schmelzen der festen Welt kommt die Veränderung schnell)“.

Und dann bricht im Refrain das Leben auf: Das auf einen fallende Wasser wird gespürt, das erweckt – ebenso die Verbindung zu allem. „We’re all here, just the same, trying to make some sense of it (wir sind alle hier, alle gleich, versuch darin Sinn zu erkennen)“.

In der zweiten Strophe wird der Schauplatz in eine andere Welt, ins Wasser verlegt: „And I slide into the waves (ich gleite in die Wellen)“ – man beachte die doppelte Bedeutung im Zusammenhang des Songs. Es wird jetzt konkret der Helm erwähnt, mit dem Gedankenformen erkennbar gemacht werden können. Der verstehen lässt, dass man keine Verbindung hatte zu all dem Leben, zum Ort, „aus dem wir erwachsen sind“.

Das getragene Mittelstück wendet sich noch entschiedener dem Wasser zu. Es „fällt auf mich“, lässt die Welt aufbrechen und „strömt aus dem Kopf“. Das mündet schließlich im veränderten Schlussrefrain, in dem die Entfachung des Lebens endgültig ausgerufen und weiter das Wasser gepriesen wird, das wachsen und werden lässt. Im Konzert gab es dazu als Visualisierung ein Livebild von Gabriel, das digital im Tropfenfluss zerspritzt.

Der Terminus „Olive Tree“ kommt im gesamten Text nicht vor.

Alle Lyrics des Albums stehen auf Peter Gabriels Webseite hier.

Olive Tree

Kunst

Das Bild zum Track heißt diesmal Chroniques Avec La Nature und wurde von dem kamerunischen Maler und Installationskünstler Barthélémy Toguo (*1967) explizit zum Song angefertigt. Es ist eine Tintenmalerei auf Leinwand und angelehnt an eine lose Reihe großformatiger Bilder mit vitalen, organischen Motiven in kräftigem Blau.

Toguos Thema ist reisen, migrieren, Grenzen überschreiten, Grenzen verwischen. Und hier wie im Lied verwischen sich die Grenzen zwischen Mensch und Gewächs, Welt und Wasser.

Barthélémy Toguo gilt als einer der herausragenden Künstler der afrikanischen Kunstszene, war 2015 Artist in Residence bei WOMAD, wurde zum UNESCO-Künstler für den Frieden ernannt, lebt und arbeitet sowohl in Paris, Frankreich als auch in Bandjoun, Kamerun.

Mehr zu den Album-Kunstwerken und den Künstlern dahinter findet sich hier.


Bright-Side Mix – 1. August 2023

Words and Music by Peter Gabriel
Engineering by Oli Jacobs, Katie May
Assistant engineering by Faye Dolle, Dom Shaw
Orchestral engineering Lewis Jones
Orchestral assistant engineering by Tom Coath, Luie Stylianou
Pre-production enginneering by Richard Chappell
Produced by Peter Gabriel
Mixed by Mark ‚Spike‘ Stent
Mastered by Matt Colton at Metropolis
Recorded at Real World Studios, Bath, The Beehive, London , British Grove, London

Drums: Manu Katché
Percussion: Ged Lynch
Rhythm Programming: Peter Gabriel, Richard Chappell
Bass: Tony Levin
Saxophone: Evan Smith
Trumpet: Josh Shpak
Piano and Synths: Peter Gabriel
Electric, Acoustic and 12 String Guitar: David Rhodes
Mandolin: Richard Evans
BVs: Peter Gabriel, David Rhodes
LVs: Peter Gabriel

Orchestral Arrangement: John Metcalfe with Peter Gabriel
Violins: Everton Nelson, Ian Humphries, Louisa Fuller, Charles Mutter, Cathy Thompson, Natalia Bonner, Richard George, Marianne Haynes, Martin Burgess, Clare Hayes, Debbie Widdup, Odile Ollagnon
Violas: Bruce White, Fiona Bonds, Peter Lale, Rachel Roberts
Cellos: Ian Burdge, Chris Worsey, Caroline Dale, William Schofield, Tony Woollard, Chris Allan
Double bass: Chris Laurence, Stacy Watton, Lucy Shaw
Orchestra Conductor: John Metcalfe
Orchestra Leader: Everton Nelson
Sheet Music Supervisor: Dave Foster
Orchestra Contractor: Lucy Whalley and Susie Gillis for Isobel Griffiths Ltd

Länge 5:58
[Radio-Edit 3:51 – Intro ist halbiert, nach zweitem Vor-Refrain geht es ohne Mittelstück direkt in den Schlussrefrain.]

Als Download bei amazon MP3 erhältlich

Nein, das ist wieder kein einfacher Popsong – auch wenn Olive Tree im Bright-Side Mix mit dem Anschein davon daherkommt. Federnd groovt das Stück – und wirkt weniger energisch, als die Liveversion vermuten ließ.

Musik

Wieder ein Intro – diesmal aber knapp gehalten und gleich im Groove des gesamten Songs: Die Bassdrum schlägt den Grundbeat durch, ein Bass pulsiert beschwingt, die Gitarre legt ein lockeres Lick darüber. Sofort kommt ein afrikanisches, lebendiges Feeling auf. Das bleibt als Grundlage den ganzen Song über erhalten.

Zur ersten Strophe reduziert es sich aber zunächst nochmal ein wenig, wird tastender. Gabriels Gesang kommt in einem verschlungenen Melodieverlauf, fast mag man ihn atonal nennen. Seine Stimme klingt verhalten. Die Begleitung dazu folgt weiter dem Grundgefüge, bedient die höheren Lagen dabei erst mal nicht mehr. Der Hauptpart bleibt bei der Gitarre von Rhodes.

Mit dem Vor-Refrain dann wird spürbar auf einen Harmoniewechsel zugearbeitet. Gabriels Gesangsmelodie glättet sich dafür. Die Gitarre vereinfacht sich zu simplen, liegenden Akkorden. Es fühlt sich an, wie ein charmantes Anschleichen.

Was dann in den Refrain aufbricht. Es vollzieht sich der Harmoniewechsel, eine volle Begleitband setzt ein, dazu kräftige Bläser, die dominieren. Jubelnd klingt das, voll Begeisterung. Das Arrangement reichert sich mit Streicher- und Synthiefiguren an, gibt sich plötzlich den Anschein eines gefälligen Popsongs. – Das ist aber nur ein Trick: Viel Text hat dieser Refrain, die Gesangsmelodie bleibt weitläufig, die Stimmung reflektiert. Wirklich zum Mitsingen eignet sich das gar nicht. Klingt aber so.

In der kurzen Überleitung ertönen harte Drumfills zwischenrein, die in der zweiten Strophe erhalten bleiben. Auch sonst verdichtet sich das Gefüge. Zum nächsten Refrain hin wächst der Anteil der Streicher immer weiter.

Dann ein Zwischenteil – das Arrangement reduziert und lichtet sich, setzt den Fokus auf Klavier (das bis dahin noch gar nicht vorkam), die Streicher spielen zunächst noch lebhafte Figuren. Doch bevor das alles ausklingt, setzt der Refrain erneut an. Mit anderem Text, mit ganzer Kraft und Begleitung. Dazu gesellen sich tief schwirrende Elektrosounds, die auch im Intro schon vorkamen.

Mitten am Höhepunkt bricht das Stück dann effektvoll ab mit einem letztmaligen „Water falling on me“.

Besetzung

Dass der Song schon eine Weile in Arbeit ist, macht sich zum einen daran bemerkbar, dass Richard Chappell am Drum Programming beteiligt ist. Inzwischen ist er ja (auch bei der Tour) merkwürdig verschwunden.

Zum anderen wirkt an den Percussions Ged Lynch mit, der 2020 mal für ein paar Aufnahmen ins Studio kam (vorher 2016 auch schon). Bisher war von seinen Beiträgen in den i/o Stücken nichts zu hören, hier nun taucht er also auf.

Des Weiteren spielt Josh Shpak Trompete und ein Evan Smith Saxophon. Das sind alle erwähnten Bläser, obwohl es nach mehr klingt. Das liegt aber auch an der erneut auftretenden Streichersektion im Arrangement von John Metcalfe, die an vielen Stellen Fülle bringt.


Dark-Side Mix – 16. August 2023

Words and Music by Peter Gabriel
Engineering by Oli Jacobs, Katie May
Assistant engineering by Faye Dolle, Dom Shaw
Orchestral engineering Lewis Jones
Orchestral assistant engineering by Tom Coath, Luie Stylianou
Pre-production enginneering by Richard Chappell
Produced by Peter Gabriel
Mixed by Tchad Blake
Mastered by Matt Colton at Metropolis
Recorded at Real World Studios, Bath, The Beehive, London , British Grove, London

Drums: Manu Katché
Percussion: Ged Lynch
Rhythm Programming: Peter Gabriel, Richard Chappell
Bass: Tony Levin
Saxophone: Evan Smith
Trumpet: Josh Shpak
Piano and Synths: Peter Gabriel
Electric, Acoustic and 12 String Guitar: David Rhodes
Mandolin: Richard Evans
BVs: Peter Gabriel, David Rhodes
LVs: Peter Gabriel

Orchestral Arrangement: John Metcalfe with Peter Gabriel
Violins: Everton Nelson, Ian Humphries, Louisa Fuller, Charles Mutter, Cathy Thompson, Natalia Bonner, Richard George, Marianne Haynes, Martin Burgess, Clare Hayes, Debbie Widdup, Odile Ollagnon
Violas: Bruce White, Fiona Bonds, Peter Lale, Rachel Roberts
Cellos: Ian Burdge, Chris Worsey, Caroline Dale, William Schofield, Tony Woollard, Chris Allan
Double bass: Chris Laurence, Stacy Watton, Lucy Shaw
Orchestra Conductor: John Metcalfe
Orchestra Leader: Everton Nelson
Sheet Music Supervisor: Dave Foster
Orchestra Contractor: Lucy Whalley and Susie Gillis for Isobel Griffiths Ltd

Länge 5:58

Es ist erstaunlich, dass die beiden Mixer es doch immer wieder schaffen, den Songs eigene Facetten abzuringen. Tchad Blake lässt Olive Tree wieder mal spürbar anders wirken. Zugleich legt er einen typischen Dark-Side Mix vor, bei dem viele Elemente weg- oder zumindest weit zurückgenommen worden sind und das Arrangement fokussierter scheint.

Interessant ist, dass sich in Blakes Version die einzelnen Abschnitte des Songs viel deutlicher voneinander absetzen. Da ist der Bright-Side Mix durchgängiger. Und es ist festzustellen, dass der Dark-Side Mix in weiten Teilen weniger groovt und federt. In der Wirkung hat er erneut mehr Schwere.

Musik

Das Intro und die erste Strophe wirken zunächst kaum anders, als im ersten Mix. Wo nicht viel ist, kann auch nicht viel variieren werden. Im Raumklang wieder etwas trockener gehalten, der Bass wieder mal betonter, bleibt es zunächst schlicht.

Im Vor-Refrain sind aber dann die leichten Drums zurückgemischt. Dadurch läuft die Begleitung einerseits weiter in zurückgenommener Haltung, zusätzlich nimmt es dem Song einiges vom afrikanischen Feeling. Wahrnehmbarer allerdings wird der lebhafte Bass von Levin.

Zum Hauptrefrain dann setzt plötzlich das volle Ensemble ein – schafft denselben Jubel, wie im Bright-Side Mix. Doch neben der Tatsache, dass einige begleitende Schnörkel weggenommen wurden, tritt hier besonders der Zusatz von starken Drumbeats hervor. Sie sind im Refrain ein beherrschendes Element und geben dem Dark-Side Mix eine spürbare Eigenheit. Stammen dürften sie von Ged Lynch, dessen Zusätze auch in der kurzen Überleitung und dann in der zweiten Strophe eine viel größere Bedeutung bekommen.

Im zweiten Vor-Refrain werden Streicher in den tieferen Lagen wahrnehmbar. Sie sind eigentlich schon vom Bright-Side Mix her bekannt, dort aber nur ein Teil des Gesamtarrangements – hier werden sie deutlicher ins Zentrum gerückt, werden zu einem eigenen Mittel.

Die Bridge setzt den Fokus auf die rollende Snaredrum und wieder die tiefen Streicherlinien. Andere Elemente (wie etwa das Piano) sind nebensächlicher.

In dieser Weise führt sich das Stück dann auch bis zum Ende: Weniger Details in der Begleitung, stärkere Hervorhebung von denen, die da sind.

Überraschend ganz am Schluss: Die letzte Zeile „Water falling on me“ fehlt hier. Der Song endet mit dem finalen Akzent der Streicher.


In-Side Mix – 16. August 2023

Words and Music by Peter Gabriel
Engineering by Oli Jacobs, Katie May
Assistant engineering by Faye Dolle, Dom Shaw
Orchestral engineering Lewis Jones
Orchestral assistant engineering by Tom Coath, Luie Stylianou
Pre-production enginneering by Richard Chappell
Produced by Peter Gabriel
3D Audio Sound Treatments and Dolby Atmos Mix by Hans-Martin Buff
in the Red Room at Real World Studios and Aural Majority Pad, Boofland
Additional Mix Work at Blue Box, London
Additional Recording Assistance by Bob Mackenzie
Mastered by Matt Colton at Metropolis
Recorded at Real World Studios, Bath, The Beehive, London , British Grove, London

Drums: Manu Katché
Percussion: Ged Lynch
Rhythm Programming: Peter Gabriel, Richard Chappell
Bass: Tony Levin
Saxophone: Evan Smith
Trumpet: Josh Shpak
Piano and Synths: Peter Gabriel
Electric, Acoustic and 12 String Guitar: David Rhodes
Additional Electric Guitar: Hans-Martin Buff
Mandolin: Richard Evans
BVs: Peter Gabriel, David Rhodes
LVs: Peter Gabriel

Orchestral Arrangement: John Metcalfe with Peter Gabriel
Violins: Everton Nelson, Ian Humphries, Louisa Fuller, Charles Mutter, Cathy Thompson, Natalia Bonner, Richard George, Marianne Haynes, Martin Burgess, Clare Hayes, Debbie Widdup, Odile Ollagnon
Violas: Bruce White, Fiona Bonds, Peter Lale, Rachel Roberts
Cellos: Ian Burdge, Chris Worsey, Caroline Dale, William Schofield, Tony Woollard, Chris Allan
Double bass: Chris Laurence, Stacy Watton, Lucy Shaw
Orchestra Conductor: John Metcalfe
Orchestra Leader: Everton Nelson
Sheet Music Supervisor: Dave Foster
Orchestra Contractor: Lucy Whalley and Susie Gillis for Isobel Griffiths Ltd

Länge 5:59

Musik

Der Bright- und Dark-Side Mix von Olive Tree lassen bereits erahnen, dass Hans-Martin Buff für eine Dolby Atmos-Version aus dem Vollen schöpfen konnte und es jede Menge Möglichkeiten gab, mit den verschiedenen Sounds, Instrumenten und Stimmen zu spielen.

So verwundert es dann auch nicht, dass die atmosphärischen Keyboard-Sounds schon im Intro im Klangbild umherschwirren – ohne dass das aber übertrieben ausgereizt wird. Der Bass ist in Intro und gesamtem Song sehr voll und knackig. Schlagzeug, Percussion und Gitarre kommen gleichermaßen glasklar zur Geltung.

Beim Hören mit Apple Air Pods Pro ergeben sich wie schon bei den anderen In-Side Mixen interessante Eindrücke, wenn man den Kopf beim Hören bewegt. Während die Gitarre den Kopfbewegungen eher zu folgen scheint, bleiben Schlagzeug- und Percussion-Elemente an ihrer Position. Mit Beginn der Strophe ist dann auch Peters Stimme im Klangbild so angeordnet, dass sie an einer Position bleibt.

Vor allem die perkussiven Klänge fallen im Vergleich zu den anderen beiden Mixen auf. Einzelne Schläge wechseln sich in der Strophe auf der linken und rechten Seite ab. Die rhythmische Akzente in der kurzen Gesangspause nach der Textstelle „I can feel it come alive“ verteilen sich ebenfalls so, dass sie aus verschiedenen Richtungen zu kommen scheinen. Einzelne Percussions wurden entweder beim In-Side Mix sehr viel vordergründiger eingesetzt oder in den anderen beiden Mixen gar nicht verwendet.

Im Refrain fällt auf, dass der orchestrale Anteil sehr viel voller und facettenreicher klingt, als in den anderen Versionen. Die Bläser sind zu hören, aber bekommen durch den Einsatz der Streichinstrumente eine andere Rolle. Sie wirken durch das Gesamt-Arrangement anders und sind darüber hinaus nicht ganz so vordergründig gemischt. Im weiteren Verlauf des Songs scheinen einzelne Streicher-Sektionen und auch die Gitarre stellenweise ihre Position im Klangbild zu verändern.

Insgesamt fällt auf, dass Hans-Martin Buff trotz der Fülle an Sounds und Instrumenten ein sehr transparenter Mix gelungen ist. Beim Zuhören kann man alle Details und Elemente mitbekommen. Der Klang ist durch den Bass warm und in Zusammenhang mit dem Gesang und den anderen Instrumenten gleichzeitig glasklar.


Band Session – 20. August 2023

Words and Music by Peter Gabriel
Engineering by Oli Jacobs, Katie May
Assistant engineering by Faye Dolle, Dom Shaw
Pre-production enginneering by Richard Chappell
Produced by Peter Gabriel
Recorded at Real World Studios, Bath, The Beehive, London

Drums: Manu Katché
Percussion: Ged Lynch
Rhythm Programming: Peter Gabriel, Richard Chappell
Bass: Tony Levin
Piano and Synths: Peter Gabriel
Electric Guitar: David Rhodes
LVs: Peter Gabriel

Länge 7:50

Die Zusatzversion von Olive Tree ist mit „Band Session“ betitelt. Das hatten wir schon bei Panopticom und muss wohl unterschieden werden von den „Post Band Versionen“, von denen es auch schon einige gab.

Die Post Band Versions scheinen Stadien wiederzugeben, die zwar auch aus der Zeit nach den Bandaufnahmen stammen, aber schon ergänzt wurden um weitere Elemente. Bei Road To Joy etwa die Beiträge von Don E und Josh Shpak.

Die Band Session Versions machen den Cut tatsächlich mit der Aufnahme der Kernband. – Was nicht heißt, dass wir nur Katché, Levin und Rhodes hören. Vor den Studioterminen hatte Gabriel ja an den Songs bereits ausführlich gearbeitet und teilweise auch Material von anderen einspielen lassen. Hier zum Beispiel Percussions von Ged Lynch. Die sind dann als zusätzliche Tonspur auch während der Bandaufnahme dabei.

Musik

Im Ganzen ist dies eine völlig beruhigte Version von Olive Tree – der Grundbeat fühlt sich halbiert an, obwohl er es gar nicht ist. Alles macht nur einen recht entschleunigten Eindruck.

So bereiten hier im Intro nur ein unauffälliger Bass und leichte Rimbeats des Schlagzeugs den Teppich, ergänzt um eine Gitarre, die ein ruhiges Motiv wiederholt, weitgehend auf einer Seite gezupft.

Allerdings: Schon im Intro sind auch leichte, verspielte Percussioneinwürfe zu hören. Andere Begleitelemente, wie Keyboards oder Drum Programming fehlen aber noch. Alles ist handgemacht, warm und entspannt.

Das ändert sich nicht während erster Strophe und Vor-Refrain. Erst zum Hauptrefrain gesellen sich leichte Keyboardtöne hinzu und weit im Hintergrund auch programmierte Rhythmuszusätze. Das Schlagzeug macht etwas mehr Druck und auch hier nimmt der Refrain Fahrt auf – wenn auch deutlich weniger stark, als in den endgültigen Mixen.

Interessant noch: Ab dem ersten Vor-Refrain werden gelegentlich zwei Gesangsaufnahmen übereinander hörbar. Eine vermutlich von den Demo-Recordings, über die Gabriel bei der Session drübergesungen hat. Das macht einen etwas holprigen, unfertigen Eindruck – aber es handelt sich ja auch um ein Zwischenstadium.

Bis zum nächsten Refrain geht es zurück zur Gelassenheit des Anfangs. Deutlicher wird dabei den zusätzlichen Percussions Raum gegeben.

Die Bridge ist in der Konstruktion schon quasi wie in den Endfassungen, die Zurücknahme aller Begleitung fällt hier nur nicht so deutlich ins Gewicht. Das Piano wird aber auch hier wieder eingeführt und ins Zentrum gerückt.

Der folgende Refrain ist dann nicht die verkürzte Fassung der Hauptmixe, sondern wird komplett durchgespielt. Er mündet erneut in den Anfang der Bridge, biegt dann aber vorzeitig ab und öffnet der Band das Feld für einen etwa einmütigen Jam. Gabriel dazu: „Ich verlängere das Ende immer, weil sich die Band oft entspannt, wenn sie zum Ende vom Song kommt, und plötzlich das Spielen dann anders wird. Wenn man also etwas Groove für sie hat, dass sie ihr Ding damit machen, kann man eine Menge Spaß haben.“

Und wirklich schraddeln alle auf der Basis des Refrains rum, wenn das auch Grenzen vorgibt. Rhodes darf (eigentlich schon ab dem finalen Refrain) zwei surf-mäßig klingende Töne immerzu wiederholen. Als neues perkussives Element kommen kräftige Handclaps hinzu, die den Schlussteil nochmal antreiben, bis er in einem finalen Oh-Ausruf endet.

Und das auch noch: Als erste der vorläufigen Versionen von i/o ist diese im Text noch minimal anders: Im ersten Pre-Refrain singt Gabriel statt „No light reached my eye > I was blind in the eye“ – und auch die Zeile mit den „fungi“ kommt so nicht vor.

Und auch das noch: Interessanterweise steht in den Credits auf der Bandcamp-Seite als Veröffentlichungsdatum für diese Version der 18. Juli. Ein weiterer Hinweis, dass es noch Verschiebungen der Songs gab?


Links

Gabriels erläuterndes Full Moon Video zum Track Olive Tree:

Song-Hintergrund auf petergabriel.com

Webseite von openwater.cc (neurodiagnostics and brain therapeutics)
Webseite der Bandjoun Station (frz. – Kulturstätte von Barthélémy Toguo)

Diskutiert mit über den Song hier im Forum.

Autor: Thomas Schrage
Besprechung In-Side Mix: Martin Peitz