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Ray Wilson – The Weight Of Man (2021) – Infos und Rezension
Erstmals kündigte Ray Wilson ein neues Album via Crowdfunding an. The Weight Of Man ist 2021 erscheinen und Ray gelang damit ein besonderes Album.
Seit mehr als 20 Jahren ist Ray nun solo unterwegs und hat in dieser Zeit eine Reihe ganz unterschiedlicher Alben gemacht. Besonders gut war er immer dann, wenn er konsequent eine Ecke des Genres besetzt hatte. So war SHE ein exzellentes härteres Rock-Album, insbesondere war es edel produziert und zeigte auch – gerade im Vergleich etwa mit Millionairhead von Cut_, wie eine gute Produktion ein Album noch einmal ganz anders präsentieren kann. Ein Beispiel aus der andere Ecke des Spektrums war Song For A Friend, eine Art Unplugged-Album, das zuweilen das Flair seines Erstlings Change aufgriff. Auch hier ist die Produktion bemerkenswert und mit dem Titelsong gelang ihm einer der emotionalsten Songs seiner Karriere.
Auf der anderen Seite stehen viele solide Alben in der Vita von Ray, auf denen manchmal die entscheidende Ecke und Kante fehlte, oder auf denen neben exzellenten Songs auch viel Füllmaterial war. Nichtsdestotrotz hatte Ray immer wieder tolle Songs und Momente auf seinen Soloalben und viele Fans wünschen sich immer mehr, dass er dies auch prominenter in seinen Live-Shows zeigt.
Nach seiner (überfälligen) Werkschau Upon My Life brachen merkwürdige Zeiten an. Zunächst der Brexit, der Ray natürlich auf Grund seiner Biografie ganz persönlich tangierte. Dann kam die COVID-Krise und Ray musste sich insgesamt neu sortieren, wie viele andere Musiker auch. Er wählte einen überraschenden Weg: Zunächst gab er ein paar digitale Konzerte und präsentierte auch ein paar neue Songs, dann aber verkündete er den Start einer Crowdfunding-Kampagne für ein neues Studioalbum. Dessen Titel legte Ray früh fest: The Weight Of Man. Das klingt nach Bürde, einer gewissen Schwere, aber es passt natürlich perfekt zu der Zeit, in der wir uns seit dem Frühjahr 2020 befinden. Ab und zu versorgte uns Ray mit Updates zur Entstehung des Albums, schließlich gab es vorab bereits auch drei Songs in Form von Video-Singles (mit Download-Option als Audio-File). Diese drei Tracks bilden auch den Start des neuen Albums, das seit Juli nun bei den Crowdfundern nach und nach ankommt und Ende August im Handel erhältlich sein wird.
The Weight Of Man ist erneut ein edel verpacktes Album. Es kommt in einem Digibook. Das Artwork und Design stammt von Luca Biondi und jede/r ist herzlich eingeladen, uns zu sagen, was das Motiv auf dem Cover darstellen soll. Was es tatsächlich ist, verriet Ray uns im Interview. Was er aber darin sieht, war wieder etwas anderes …
Auf dem Album gibt es einige alte Bekannte, aber auch neue Namen. Ray schrieb wieder mit Scott Spence und Uwe Metzler, aber der Name Jethro Bodean ist auf gleich sechs der elf Tracks als Co-Autor gelistet. Jethro gehört zum Team von Peter Hoff, mit dem Ray seit SHE zusammenarbeitet. Er schrieb die Basis für sechs Songs, die Ray mit seiner Band dann mit Leben füllte. Hier seien insbesondere drei Namen hervorgehoben: Nir Z. spielt wieder Schlagzeug – anders als viele andere legt Ray also nach wie vor Wert auf echte Drums.
Lawrie MacMillan, der nun auch schon rund 20 Jahre mit Ray arbeitet, spielt Bass. Und dann natürlich Ali Ferguson, der Gitarre spielt und auf diesem Album, so viel kann man jetzt schon verraten, seine wohl beste Arbeit für Ray ablieferte. Jethro Bodean spielt auf dem Album auf vielen Tracks die Keyboards. Kleinere Beiträge auf dem Album stammen von Marcin Kajper (Klarinette), Scott Spence (Piano, Keyboards), Yogi Lang (Keyboards), Uwe Metzler (Gitarre) und Alicia Chrzaszcz (Violin), dazu kommen Frank Dapper (Drums), Rainer Scheithauer (Piano), Martin Ziaja (Bass) und Henrik Mumm (Cello), die den Schluss-Song eingespielt haben.
Die Songs
Viele Tracks auf dem Album bewegen sich gedankenschwer zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es geht um Hoffnungslosigkeit und Hoffnung, um Wahrheiten und das Fehlen derselben, es ist zuweilen sarkastisch, auch mal politisch, aber es hat auch immer dieses „Wir“-Gefühl. Auch wenn es kein Konzept-Album im eigentlichen Sinne ist: Ray ist es auf diesem Album besonders gut gelungen, das Album als Einheit zu produzieren.
Mother Earth war die erste Single des Albums und viele haben erwartet, dass dieser Track die Richtung des Albums vorgibt. Für einen Teil der Songs ist das auch so, aber dann überraschte Ray mit dem eher relaxten You Could Have Been Someone und den nachdenklich-zurückgenommenen We Knew The Truth Once. Insofern war die Spannung groß, wie das Album insgesamt klingen würde.
Man kann das Album in drei Blöcke gliedern: Die ersten drei Tracks waren bereits bekannt, dann gibt es eine sehr starke Mitte mit vier Tracks und eine etwas gelöstere Stimmung zum Ende des Albums. Die Mitte bildet auch das musikalische Zentrum des Albums. I, Like You ist quasi der Pandemie-Song. Jenseits klassischer Song-Strukturen philosophiert Ray über die Gesellschaft, das Fehlen der Publikums-Reaktionen und den Wert von Wahrheit. Im Interview verriet er uns, dass er großes Interesse daran hatte, Musik jenseits der klassischen Song-Strukturen zu machen. I, Like You trägt dem Rechnung und ist einer der großen Eckpfeiler auf dem Album. Amelia reizt diesen Weg noch mehr aus und ist vermutlich das Prog-Statement auf The Weight Of Man. Hervorzuheben sind auf beiden Tracks die exzellenten Instrumentierungen und hier vor allem Alis Gitarrenarbeit.
Der Titelsong The Weight Of Man ist gleichzeitig der längste Track auf dem Album. Vielleicht ist dieser Song wieder etwas mehr „typisch Ray“, auffallend ist aber auch hier die schöne instrumentale Umsetzung. Besonders der Wechsel von akustischem zu elektrischem Gitarrenloso am Ende, das fast an Pink Floyd erinnert, ist ein schönes Beispiel. Die Basis dieses Tracks bildet, wie bei vielen anderen des Albums, eine instrumentale Ambient-Musik, die Ray dann mit seiner Band weiterentwickelt hat. Diesen Prozess kann man auf dem Titelsong wohl am besten nachvollziehen. Eine starke Nummer!
The Last Laugh könnte man wieder etwas mehr in den Bereich „klassische Song-Struktur“ einordnen, aber auch hier gibt es Überraschungen. Der Song handelt von Politik und Religion, spart nicht mit Sarkasmus und auch nicht mit Melodie. Als man glaubte, sich den Song erschlossen zu haben, legt Ray noch eine weitere Melodielinie obendrauf. Sowas kennt man von Paddy MacAloon (Prefab Sprout), der gern viele Melodien ineinander verschachtelt. Einen ähnlichen Weg geht Ray hier auch. Neben den Strophen gibt es eine Art „Vor-Refrain“ (bei ‚it should never be untold‘), bevor es dann mit ‚if we left things up to you…‘ in den eigentlichen Refrain geht. Später gibt es dann mit ‚I don’t know where you belong…‘ eine weitere Facette. Dies ist ein typisches Beispiel für das Album. Ray geht hier noch diesen einen Schritt weiter, der die Qualität insgesamt auf ein neues Niveau hebt.
Danach folgen mit Symptomatic und Cold Like Stone zwei Songs, die man grob dem Stil von Song For A Friend zuordnen kann. Symptomatic hat sich schnell als Fan-Favorit unter den Crowdfundern etabliert, aber der bessere Song der beiden ist vermutlich doch Cold Like Stone. Das besondere an Cold Like Stone ist, dass hier Ray selbst die Musik geschrieben hat. Uwe Metzler hat dann den Song mit seiner Gitarrenarbeit noch auf ein höheres Niveau geschraubt. Wie Ray es im Interview sagte: Er machte dann die Sachen, die nötig waren, um den Song dahin zu bringen, wo er hin musste.
Fazit
The Weight Of Man ist nicht einfach ein weiteres Album von Ray Wilson. Es ist ein Album in einer besonderen Zeit und in vielerlei Hinsicht sein Reifezeugnis. Seine Band ist wichtiger denn je und Rays Plan, auch überraschendes zu machen, geht auf einem hohen Niveau voll auf. The Weight Of Man ist sein Meisterstück. Damit hat er nach über 20 Jahren Solokarriere die Latte höher gelegt, Chapeau!
Autor: Christian Gerhardts
Das Album ist bei amazon und JPC bestellbar.
Die Album-Credits:
You Could Have Been Someone (4:52)
written by Wilson/Jethro Bodean
Ray Wilson: Vocals
Ali Ferguson: Lead Guitar
Lawrie MacMillan: Bass
Jethro Bodean: Keyboards, Programming
Marcin Kajper: Clarinet
Nir Z.: Drums
Mother Earth (4:24)
written by Wilson/Bodean
Ray Wilson: Vocals
Ali Ferguson: Lead Guitar
Lawrie MacMillan: Bass
Jethro Bodean: Keyboards, Programming
Yogi Lang: Additional Keyboards, Backing Vocals
Nir Z.: Drums
We Knew The Truth Once (5:44)
written by Wilson/Metzler
Ray Wilson: Vocals
Uwe Metzler: Lead and acoustic Guitar
Lawrie MacMillan: Bass
Nir Z.: Drums
I, Like You (5:21)
written by Wilson/Bodean
Ray Wilson: Vocals
Ali Ferguson: Lead Guitar
Lawrie MacMillan: Bass
Jethro Bodean: Keyboards, Programming
Yogi Lang: Additional Keyboards
Nir Z.: Drums
Amelia (5:20)
written by Wilson/Bodean
Ray Wilson: Vocals
Ali Ferguson: Lead Guitar
Lawrie MacMillan: Bass
Jethro Bodean: Keyboards, Programming
Nir Z.: Drums
The Weight Of Man (6:44)
written by Wilson/Bodean
Ray Wilson: Vocals
Ali Ferguson: Lead Guitar
Lawrie MacMillan: Bass
Jethro Bodean: Keyboards, Programming
Nir Z.: Drums
The Last Laugh (5:11)
written by Wilson/Bodean
Ray Wilson: Vocals
Ali Ferguson: Lead Guitar
Lawrie MacMillan: Bass
Jethro Bodean: Keyboards, Programming
Nir Z.: Drums
Almost Famous (2:40)
written by Wilson/Spence
Ray Wilson: Vocals
Uwe Metzler: Acoustic Guitar, Banjo
Lawrie MacMillan: Bass
Scott Spence: Piano, Keyboards, String Arrangements
Nir Z.: Drums
Alicia Chrzaszcz: Violin
Symptomatic (3:29)
written by Wilson/Spence
Ray Wilson: Vocals
Uwe Metzler: Guitar
Lawrie MacMillan: Bass
Scott Spence: Piano, Keyboards
Nir Z.: Drums
Cold Like Stone (3:50)
written by Wilson/Metzler
Ray Wilson: Vocals
Uwe Metzler: Guitar
Lawrie MacMillan: Bass
Golden Slumbers (3:17)
written by Lennon/McCartney
Ray Wilson: Vocals
Uwe Metzler: Guitar / Arrangement
Frank Dapper: Drums
Rainer Scheithauer: Piano
Martin Ziaja: Bass
Henrik Mumm: Cello
Pressetext zum neuen Album:
Fünf Jahre nach seinen letzten beiden Studioalben, den gefeierten Song For A Friend und Makes Me Think Of Home, die beide 2016 erschienen sind, bricht Ray Wilson das Schweigen und kehrt mit The Weight Of Man zurück, seinem neuen Album, was man objektiv als sein bisher bestes Album bezeichnen könnte. 10 neue Songs plus einen Track aus der Feder von Lennon/McCartney enthält das Album – das erste Mal überhaupt, dass er die Beatles covert,. Eine unglaubliche Reise durch Musik, Leben und die komplexen Zeiten, in denen wir leben.
The Weight Of Man zeigt nicht nur das Gewicht von Rays musikalischem Wissen, sondern auch seine verschiedenen Einflüsse, seine kompositorische Reife, seine Interpretation und sein darstellerisches Talent. Es ist vor allem seine künstlerische Antwort und poetische Momentaufnahme auf den schwersten Moment unseres Lebens, in dem die Covid-19-Pandemie etwas so Wichtiges und Unantastbares wie die Musik in Gefahr bringt, und die Art und Weise, wie wir auf eine der vollkommensten Kunstformen vertrauen, die wir auf der Erde haben.
Die Texte und die Klänge auf diesem Album waren noch nie so kraftvoll und treffend. Wenn wir sagen können, dass die Wissenschaft der einzige Weg ist, dem wir folgen müssen, um eine Heilung für alle zu erreichen, dann ist es auch wahr, dass Musik die höchste Form der Empathie ist: Wo Impfstoffe endlich Leben retten, ist Musik die konstante Medizin, die sich um unsere Seelen kümmert. Deshalb ist The Weight Of Man Empathie und Seele, Emotion und Erkenntnis, Ex-Erfahrung und der Nervenkitzel von Enttäuschungen oder Träumen, Verständnis und Hoffnung: und vor allem ist The Weight Of Man das Gewicht von uns allen. Als Menschen, als Lehrer für unsere Kinder und die Welt, die wir ihnen übergeben werden, als Potenzial für eine bessere Gegenwart und Zukunft, als globale Gemeinschaft.
Aus musikalischer Sicht ist The Weight Of Man die perfekte Kreuzung der Vielseitigkeit, die Ray auf seiner vielschichtigen künstlerischen Reise erreicht hat: von den experimentellen Landschaften und nächtlichen Stimmungen der Eröffnungssingle You Could Have Been Someonebis zum Proggy-Geschmack, den wir hier und da in komplexen Tracks wie The Last Laugh oder dem Titeltrack finden. Von der kraftvollen Innovation von Amelia (einer der faszinierendsten Songs) bis zum radiofreundlichen Refrain von Almost Famous, der vierten Singleauskopplung des Albums. Eine Achterbahn der Melodien, die die perfekte Oberfläche für Rays Fähigkeit, Geschichten zu erzählen und sich in Charaktere einzufühlen, richtig in Szene setzt:
Der Zuhörer, der der Sänger hätte sein können (You Could Have Been Someone), Ray, der jeder von uns ist, der die Welt beobachtet, die vor dem Fenster stehen bleibt (Mother Earth), die jüngere Version von uns, die wir mit ihrer Wahrheit verloren haben (We Knew The Truth On-ce), der Rockstar, der hofft, den Kontakt zu seinem Publikum nicht zu verlieren, weil wir alle gleich sind, auf und neben der Bühne (I, Like You), der Mensch, der der Oberflächlichkeit sein Gewicht gibt und zur schwersten Last für die Welt wird (The Last Laugh, The Weight Of Man), die einsame Seele, die versucht, mit einem neuen Freund und neuen Ideen einen neuen Platz zu finden (Symptomatic), das Mädchen, das davon träumt, eine Königin zu sein, während es seinen Weg findet (Almost Famous), ein Mann mittleren Alters, der beginnt, an sich selbst zu glauben und die neue Wahrnehmung in den gewöhnlichen kleinen Dingen des Lebens findet (Cold Like Stone).
Es gibt keine Füller in The Weight Of Man, jeder Song ist ein unverzichtbarer Schritt auf dem gleichen Weg und könnte eine eigenständige Single sein. Jeder Track ist geschmiedet aus Liebe zum Detail. Man könnte meinen, dass es eine persönliche Art ist, ein „Konzeptalbum“ zu konzipieren, aber man kann auch ständig jedes einzelne Stück aus seinem Kontext herausreißen, um eine neue Bedeutung zu erhalten und Lebenserfahrungen zu erkennen, in denen man reflektieren kann. Es ist kein Zufall, dass das Cover des Album-Artworks dieses Gefühl zum Ausdruck bringt: Man sieht den Schatten eines flüssigen Mannes, zwei sich umarmende Gestalten, oder alles, was man in diesem bestimmten Moment darin zu sehen vorgibt, so wie wir als Kinder versucht haben, den Wolken am Himmel neue Identitäten zu geben.
Genau darum geht es in diesen Liedern: Es ist eine festgehaltene Fotografie, aber auch ein „alter fashioned movie“ und ein Rückblick aus „few years from now“. Es ist Rays aufmerksames Auge, aber es ist die Stimmung, die jeder in einem Leben empfunden hat. Es ist eine intelligente Anprangerung und Reflexion unserer schwierigen Zeit (globale Erwärmung, Brexit, Pandemie, Fake News und Fake Social Life), aber vor allem ist es eine zuversichtliche Injektion von Freude, Hoffnung und Motivationsschüben, die uns daran erinnern, wie besonders und einzigartig wir sind, wenn wir uns engagieren.
The Weight Of Man war auch ein Weg, die Ray Wilson-Fangemeinde zu einem unverzichtbaren Teil der Verwirklichung werden zu lassen: zu Hause eingesperrt und unfähig, aufzutreten, kam Ray mit der großartigen Idee seiner „Un-Tour“-Konzerte heraus. Für die Zeit des Lockdowns, alle zwei Wochen, konnten die Fans ein virtuelles Ticket kaufen und online an einigen exklusiven Heimkonzerten teilnehmen, bei denen sie auch persönliche Songwünsche äußerten. Auf diese Weise hatten sie einerseits die Möglichkeit, mit ihrem Idol in Kontakt zu bleiben und so etwas Besonderes zu sehen und unterhalten zu werden. Auf der anderen Seite haben sie konkret mitgewirkt und die Musiker und den Aufnahmeprozess des neuen Albums unterstützt. Wie singt Ray zu seinem Publikum im bewegenden I, Like You: „Sei wie ein Freund, zu mir“, und das taten sie.
Die erneute Zusammenarbeit mit dem bekannten Jethro Bodean, Scott Spence und Uwe Metzlers Songwriting, umgeben von State-of-the-Art-Performern, darunter viele treue Musiker (mit der Rückkehr seines alten Genesis/Cut_-Ära-Freundes Nir Z hinter dem Schlagzeug), mit einem erfrischten und neuen inspirierenden Ansatz sowohl in den visuellen Arbeiten als auch in der Kommunikation von Luca ‚Blukaos‘ Biondi, zeigt The Weight Of Maneinen nie zuvor gehörten Ray Wilson. Ein Künstler, der weit entfernt ist von den heutigen 3-Minuten-Copy-and-Paste-Songs und von einem Musikbusiness, das zu viel Wert auf digitale Ansichten und dysfunktionale soziale Belange legt, die kaum noch zum eigentlichen Konzept des Musikmachens passen.
Ein Mann, der sein neues Album fast im 20. Jahr seit seiner ersten Solo-Veröffentlichung herausbringt, ohne irgendetwas getanes zu bereuen oder zu wiederholen, sondern das Beste aus jeder Erfahrung zu nehmen und seine bisher stärkste Leistung zu erbringen. Ein Sänger, der neue Wege aufzeigt, wie er seine unverwechselbare Stimme und sein darstellerisches Talent einsetzen kann, um etwas zu präsentieren, das seine Fans lieben werden, etwas, das neue Hörer faszinieren wird, etwas, das – manchmal – mutig ist und das vielleicht jemanden ratlos, aber sicher nie gleichgültig zurücklässt.
„Lerne zu gehen, bevor du läufst“: Ray hat einen unglaublich langen Weg hinter sich. Nun zeigt The Weight Of Man, wie er losläuft, schneller als je zuvor, in einem präzisen Karrieremoment, in dem dieser Grad an Kreativität und die erreichte 360°-Kunstbeherrschung nach so vielen Alben und aufgenommenen Songs offensichtlich ist. The Weight Of Mankommt von einem Ort, an dem die in Symptomatic besungene Doktrin (oder das Bedürfnis). determination fused with new ideas“) ihre Umsetzung in die Realität findet: das echte Leben. Und die Welt, die wir als „Kulissentheater“ dafür nutzen. Wo Ray uns genau daran erinnert, was Performer tun: Sie kreieren Lieder, sie führen Lieder auf, sie verwandeln das Geschenk der Musik in eine Freude für alle, und vor allem können sie nicht davon ablassen, die schlimmste Zeit unseres Lebens zu nehmen und unseren Lieblingssong zu machen. Etwas, das vielleicht eine Realität, die wir nicht mehr erkennen, nicht ändern wird, aber uns sicherlich mit neuen Golden Slumbers beglücken wird, die unser Leben füllen. Wie die Beatles gesungen haben. Wie Ray uns ermutigt, es zu tun, lauter und wahrer denn je.