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Phil Collins – …But Seriously, The Videos – Video-Rezension

1991 veröffentlichte Phil Collins eine Zusammenstellung mit Videos zu jedem Song seines Albums …But Seriously. Das Video ist noch immr nicht als DVD erhältlich, Ulrich Klemt hat es sich dennoch mal genauer angesehen.

Mitte 1992 erschien im Nachgang zum überaus erfolgreichen Album …But Seriously eine Sammlung der Videos zu allen Songs. Die Reihenfolge ist hierbei analog zum Album. Videos zu allen Songs? Das mag den ein oder anderen verwundern, hatte man doch auf den Musiksendern MTV & Co. eigentlich nur Videos zu den …But Seriously-Singles gesehen. Und das waren ja bei weitem nicht alle Lieder des Albums. Aber dazu später mehr.

Das Video beginnt mit Phil Collins, der ähnlich wie auf dem Albumcover dasitzt. Dann fährt die Kamera um ihn herum. Als sie wieder einmal ganz um Phil herumgefahren ist, sitzt in typisch selbstironischer Manier plötzlich eine lästige Fliege auf seiner Nase und er schmunzelt in die Kamera. Unterlegt ist dies bereits mit dem Löffel-Geklapper von Jack Spoons, der im folgenden Video zu beginnt auftritt…

Hang In Long Enough

Angelehnt an den Untergang der Titanic schreiben wir das Jahr 1912 und befinden uns auf dem Luxusliner „S.S. Udio“. Im Ballsaal des Schiffs hat grade Jack Spoons seinen Auftritt beendet, da wird Phil Collins und seine „Galloping Horses Revue“ angesagt. Das Video ist ganz in schwarz-weiß gehalten – bis Phil Collins und Band die Bühne betreten. Die gesamte Band wird in Farbe gezeigt. Bereits kurz nach Beginn scheint die Band zu laut zu sein und man sieht wie das Glas von Manometern im Maschinenraum platzt oder Metallbolzen aus der Schiffswand herausschießen. Phil versucht verzweifelt seinen Musikern klarzumachen, dass sie leiser spielen sollen. doch nach und nach gerät das Schiff in Seenot und droht zu kentern. Während die Passagiere bereits von der Crew evakuiert werden, spielt die Band tapfer weiter. Zum Schluss rennen aber auch Daryl Stuermer, Chester Thompson & Co. raus, bis nur noch Phil übrig bleibt. Mit einer E-Gitarre, die ihm in die Hand gedrückt wird, spielt der das Schlussriff von Hang In Long Enough bevor er quasi als letzter das sinkende Schiff verlässt.

Danach sieht man wie die Band in einem Rettungsboot sitzt. Leland Sklar missbraucht seinen Bass als Paddel. Dann kommt Phil angeschwommen um nochmals zu bemerken, dass er gesagt hatte, sie würden zu laut spielen, woraufhin ihn die Bandmitglieder unter Wasser drücken.

Another Day In Paradise

Zum wohl bekanntesten Video zu …But Seriously muss man vermutlich nicht mehr viel sagen. Der Song, der auf das weltweite Problem der Obdachlosigkeit aufmerksam machen sollte, wird mit Fotos zu genau diesem Thema untermalt. Zudem werden immer wieder Statistiken eingeblendet. Die Bilder sind ausnahmslos und zur Grundstimmung sehr passend in schwarz-weiß gehalten.

Do You Remember?

Das Video zu Do You Remember? kommt schon eher einem Kurzfilm gleich. Aber grade deswegen ist es schön, das Video hier in voller Länge zu sehen. Bei MTV wurde es in den seltensten Fällen komplett ausgestrahlt.

Phil sitzt in einer Bar am Piano und bastelt noch an Do You Remember? herum als der Barkeeper ihm sagt, dass ein Anruf für ihn da ist und ein Root Beer Float (Wurzelbier mit Vanilleeis) auf ihn wartet. Phil geht zunächst zum Telefon. Als er den Hörer abnimmt hat er eine Art Flashback. Hier setzt der Song ein und es wird – wieder mal in schwarz-weiß – die Geschichte eines Jungen (Phil?) erzählt, der seine Jugendliebe in der Schule kennen lernt bis sie schließlich mit ihren Eltern wegziehen muss.

Als die Geschichte endet sieht man Phil wie ganz zu Beginn des Videos wieder in der Bar am Klavier sitzen. Der Barkeeper sagt wieder, dass ein Anruf für ihn da ist. Doch diesmal bittet Phil ihn, eine Nachricht entgegenzunehmen anstatt selbst an den Apparat zu gehen.

Colours (live, New York)

Zu Colours– wie auch zu einigen der folgenden – Lieder gab es keine Single. Demnach wurde auch kein spezieller Videoclip hierfür produziert. Vielmehr wird die Videosammlung hier durch die Liveaufnahme des Songs aus dem New Yorker Madison Square Garden ergänzt. Es handelt sich dabei um die letzte Show der Serious Tour, die in den USA im Pay-TV live übertragen wurde. Die Version beinhaltet sogar das Drum Duet zwischen Phil und Chester Thompson quasi als Finale des Songs.

Something Happened On The Way To Heaven

Dieses Video wird praktisch aus der Sicht des Hundes Pippin gezeigt. Zunächst träumt er davon, Held in einem Schwarz-Weiß-Film zu sein. Er erwacht, läuft über eine Wiese und landet schließlich im Studio, wo Phil & Band für die Serious Tour proben. Natürlich wird grade Something Happened On The Way To Heaven gespielt. Pippin macht so einigen Unfug in der Halle und zieht dabei auch nach und nach die Aufmerksamkeit von Phil auf sich. Arnold McCuller tritt in einen Hundehaufen und Leland Sklar wird angepinkelt. Zwischendurch wird in schwarz-weiß und leicht verzerrt immer wieder aus Sicht von Pippin gefilmt.

cover

All Of My Life (live, Sydney)

Ähnlich wie bei Colours wird hier eine Live-Version benutzt, da All Of My Life ebenfalls keine Single von …But Seriously war. Diese Aufnahme stammt jedoch aus den ersten Wochen der Tour von einer der Shows im Sydney Entertainment Centre in Australien. Ergänzt wird diese durch einen filmischen Rückblick auf die No Jacket Required-Tour. Hierbei handelt es sich um „Behind the scenes“-Material sowie kurze Ausschnitte von No Ticket Required, dem Live-Video zu der Tour (aufgenommen in Dallas, Texas), enthalten.

Besonders die Live-Aufnahmen aus Sydney, die auf diesem Video verewigt sind, bilden eine tolle Ergänzung zu Seriously Live In Berlin, da sie dort nicht gespielt wurden.

I Wish It Would Rain Down

Dieses kurzfilmähnliche Schwarz-Weiß-Video spielt in einem Theater, in dem grade Proben stattfinden. Ironischerweise sieht man zunächst Tänzerinnen, die sich zu Eric Claptons Sunshine Of Your Love bewegen. Der Regisseur ist damit allerdings gar nicht zufrieden und möchte nun zu „Rain“ übergehen. Problem: der eigentliche Sänger ist an einer Blinddarmentzündung erkrankt. Es wird also Ersatz gesucht und zwar mit kleinen Parallelen zur Suche des Gabriel-Nachfolgers bei Genesis – wie so oft nicht ohne Selbstironie. Die Band besteht hier aus Chester Thompson, der zunächst nur Reinigungskraft ist und für den eigentlichen Drummer Phil nun einspringen muss, Leland Sklar, Eric Clapton und Lamont Dozier. Phil singt von einem Manuskript und scheint das Träumen anzufangen. Ab hier wird der Aufstieg des Stars Bill Collins, gespielt von Phil Collins, gezeigt. Dabei werden diverse Kino- und Theaterklassiker parodiert. Bill bringt überraschenderweise sogar die Singles I Wish It Would Rain Down und Something Happened On The Way To Heaven heraus. Kopien von Humphrey Bogart oder Fred Astaire dürfen ebenso nicht fehlen.

Letztendlich schafft Phil es nicht, den Regisseur wirklich zu überzeugen, allerdings findet er Eric Claptons Gitarrenspiel gut. Ihm wird jedoch mitgeteilt, dass Eric mit einwöchiger Frist gekündigt hat.

Auch dieser Videoclip wurde auf Musiksendern selten in voller Länge gezeigt. Meist reduzierte sich die Ausstrahlung auf den reinen Songpart.

Heat On The Street (live, Sydney)

Hier wird analog zu All Of My Life die Live-Aufnahme aus Sydney verwendet. Diesmal allerdings ohne Untermalung durch anderes Material.

That’s Just The Way It Is

Der Videoclip beginnt mit den Bildern einer Show aus Frankfurt. Das Publikum wird ausgeblendet und Phil sitzt schließlich allein in der Festhalle auf der Bühne und singt, immer wieder begleitet von David Crosby. Zwischendurch werden passend zu Text und Intention des Liedes verschiedenste Bilder von Krieg und Gewalt gezeigt.

Saturday Night And Sunday Morning (live, New York)

Wie bei Colours handelt es sich um eine Live-Aufnahme aus New York.

Father To Son

Father To Son war keine Single von …But Seriously und dieser Clip lief wohl auch nie im Fernsehen. Daher stellt er hier eine kleine Rarität dar. Phil sitzt in ähnlicher Pose wie auf dem Albumcover vor der Kamera und singt. Im Hintergrund werden zwischendurch immer wieder private Video-Aufnahmen aus seiner Kindheit bzw. von seinen eigenen Kindern gezeigt. Für eines der persönlichsten Lieder, die Phil Collins je geschrieben, ist dies eine sehr angemessen dezente Umsetzung.

Find A Way To My Heart (live, Sydney)

Dieses Video ist ebenfalls (siehe All Of My Life und Heat On The Street) eine Live-Aufnahme aus Sydney.

Around The World In 80 Presets

Zum Abschluss des Videos werden vor dem Abspann Outtakes bestehend aus kleinen Pannen oder lustigen Situationen am Set in einem Zusammenschnitt gezeigt. Untermalt wird das ganze erstaunlicherweise von der B-Seite Around The World In 80 Presets. Daher kann man hier auch eigentlich nicht von einem Videoclip im herkömmlichen Sinne sprechen. Schön sind die Bilder in Kombination mit diesem Instrumentaltitel aber allemal.

Autor: Ulrich Klemt