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Die Augen der Gabriels – Anna Gabriels Eye-D Buchpräsentation in Mailand
Im Oktober 2021 half Peter seiner Tochter Anna Gabriel, ihr Buch Eye-D zu präsentieren. Es zeigt Nahaufnahmen der Augenpartien vieler bekannter Stars. Peter ist an dem Projekt nur indirekt beteiligt.
Diesen Herbst fand in Mailand die Präsentation von Anna Gabriels Buch Eye-D statt (dazu hatten wir bereits eine kurze News veröffentlicht). Es zeigt Nahaufnahmen der Augenpartien vieler bekannter Stars, darunter David Byrne, Helena Christensen, Willem Defoe, The Edge, Noel Gallagher, Annie Lennox, Susan Sarandon, Benjamin Zephaniah und Peter Gabriel.
Anna selbst sagt dazu: „Ein Auge zu fotografieren bedeutet, in eine andere Welt zu blicken, eine tiefere, emotionale Welt. Diese Fotografien sind wie kleine Fenster in Häuser, an denen wir jeden Tag vorbeigehen, aber nie hineinschauen. In einer Zeit, in der die Menschen auf Bildschirme schauen und immer weniger Augenkontakt miteinander haben, freue ich mich, dieses Buch herauszubringen, das einen tieferen Blick in die Augen dieser berühmten Gesichter wirft.“
Peter Gabriel ist bei diesem Projekt nur Randfigur, denn mit den Fotografien im Buch hat er zunächst einmal nichts zu tun. Es ist das „Baby“ seiner Tochter, aber natürlich hilft er, es zu vermarkten. Ihr war es nicht leicht gefallen, das Buch auf die Beine zu stellen, denn es ist schon eine sehr spezielle, nicht gerade breitentaugliche Idee. Gabriel unterstützte seine Tochter allerdings mit Kontakten für die Shootings, wodurch das Projekt erst wirklich wachsen konnte. Vor ein paar Jahren ging Anna dann auf die Suche nach einem Verleger und fand Unterstützung bei Simone Romani vom Rizzoli Lizard Verlag (ein Teil der Mondadori Group), wo Eye-D nun schließlich auch erschienen ist. Romani war es auch, der jetzt die beiden Präsentationen organisierte.
Zunächst gab es am 21. Oktober 2021 eine Veranstaltung in eher kleinem Rahmen. Sie war so etwas wie ein „Extra“ für Freunde und Mitarbeiter des Rizzoli Lizard Verlags und nicht öffentlich beworben worden. Dieser Vorab-Event hatte den Charakter einer privaten Begegnung und fand statt in den Räumen der Fondazione Sozzani, einer Art Kunstgalerie und Buchhandlung, die sich der Förderung von Fotografie, Mode und bildender Kunst widmet. Gelegen sind die Räume in der Corso Como Nr. 10 (in Mailands Ausgehviertel). Dort waren zur Veranstaltung auch Bilder aus dem Buch ausgestellt.
Insgesamt waren nur etwa 30 Personen geladen. Es gab keine Reden, kein Programm, nur ein lockeres Beisammensein mit Anna und Peter, die sich Zeit nahmen und Bücher signierten. LPs oder CDs wurden dabei nicht berücksichtigt, nur das Buch.
Peter schien sehr entspannt zu sein. Dabei war er erst um 19.00 Uhr am Mailänder Flughafen angekommen und direkt zum Termin gefahren, wo er nur 35 Minuten später schon erschien. Beim Reinkommen umarmte er seine Tochter, und es wirkte, als hätten sie sich lange nicht gesehen. Peter machte dann Fotos mit den Gästen und ermunterte sie durchaus auch, dazu die Maske abzunehmen. Die Veranstaltung war natürlich Corona-Konform und nur mit „Grünem Pass“ zugänglich, man musste also geimpft sein.
Am nächsten Tag, dem 22. Oktober 2021, gab es dann die große Buch-Präsentation. Sie fand in der sogenannten Santeria statt – genauer: In deren Veranstaltungsbereich namens Teatro Toscana 31 (einer Event-Location mit etwa 100 Plätzen). Hierfür konnte man öffentlich Karten kaufen, die auch alle weg waren. Die Kontrolle der Green-Pässe beim Einlass dauerte länger. Eigentlich sollte es um 18.30 Uhr losgehen, aber Peter und Anna betraten die Bühne erst um 19.05 Uhr.
Das Ganze war so etwas wie eine große Pressekonferenz, bei der Anna ihr Buch vorstellte, mit ihrem Vater als besonderem Gast. Im Wesentlichen gab es ein Gespräch zwischen den beiden und Marco Zatterin (stellvertretender Direktor von La Stampa, einer der wichtigsten Zeitungen Italiens) und Carlo Massari (ein sehr bekannter italienischer Journalist). Dabei wurden auf einen Screen im Hintergrund Bilder aus dem Buch projiziert, über die sich unterhalten wurde. Anna sprach dabei über die Geschichte hinter dem Foto, Peter über künstlerische Verbindungen oder Annekdoten zum Motiv. Alles war auf Englisch.
Anna meinte, die Augen auf den Aufnahmen würden viel vom Inneren der Menschen zeigen, während die doch gleichzeitig nach außen schauen. Sie habe auch mal darüber nachgedacht, die Augen von Tieren und die von Menschn einander gegenüberzusetzen, aber da habe sich bislang noch nichts konkretisiert.
Im Publikum saßen auch Armando Gallo und Guido Harari (beides Fotografen, die viel mit Peter gearbeitet haben). Sie wurden eingeladen, Peter auf der Bühne zu begrüßen und ihm eine Frage zu stellen. Armando Gallo erinnert sich dabei daran, dass er vor sehr vielen Jahren dieses Foto von der ganzen Famile Gabriel im Bett machte. Anna war etwa 4, Melanie 2. Er fand bemerkenswert, dass Mel dabei immer so sehr auf die Kamera zu wollte, und später war sie es dann, die auch auf die Bühne ging – zusammen mit ihrem Vater.
Peter erzählte über den Abend verteilt verschiedene Geschichten. Auf die Frage, ob er als ex-Drummer eigentlich ein Schlagzeug zuhause habe, sagte er, dass er eins rumstehen habe, dass sich aber sein jüngster Sohn öfter dran setze, als er. Er selbst sei auch nie besonders gut, nur immer sehr entusiastisch gewesen, und wenn er jetzt nicht oft darauf spiele, sei außer ihm selbst auch jeder dankbar dafür.
Zur Tour mit Sting wurde PG gefragt, wie es sei, auf der Bühne mit jemandem zu stehen, der so bedeutend wie man selbst sei. Gabriel antwortete, dass Sting ein großartiger Frontman sei, und dieses Zusammenstehen wäre ein bisschen eine Mischung aus Wettbewerb und Spaß an der Freude. Es habe eine Zeit gebraucht, sich gemeinsam einzufinden und besser zu kennen. PG konnte sich sehr bei den Show-Visuals einbringen, denn das sei ihm wichtiger als Sting. Musikalisch hätten beide beieinander abgeguckt. In gewisser hinsicht sei gemeinsam alles weniger abverlangend, als alleine. Sowas könne sehr kreativ sein, wenn da der Fun im Vordergrund stehe. Auf die Frage, was er von diesem Erlebnis mit nach Hause gebracht habe, sagt PG „Money“ und lachte dann laut mit allen zusammen.
Es wurde auch eine Weile über das Video zu Gabriels Song Father, Son gesprochen, das ja Anna Gabriel gemacht hat. Es sei tatsächlich ein Clip mit Großvater, Vater und Sohn. Diese Idee stammte auch von Anna, die es gut fand, zu diesem Generationen-Song noch die dritte Generation dazuzuholen. PG meinte, er sei sehr froh, diese Gesamtfamilenerfahrung gemacht zu haben. Im Video sieht man ja auch ein paar Aufnahmen des Yoga-Unterrichts, den er mit seinem Vater mal zusammen genommen hatte. Er erzählte, dass es dabei einen Moment gab, bei dem etwas in ihm schmerzhaft „snap“ machte, er in Tränen ausbrach und sein Vater ihn dann gehalten habe, als wär er wieder ein kleiner Junge. PG meinte, er sei unglaublich dankbar für diese Erfahrungen damals. Wenn man Meschen habe, die man liebt, solle man mit ihnen Zeit verbringen und besondere Erfahrungen machen, denn diese Menschen hat man nicht für immer um sich.
Sehr verschmitzt und charmant umständlich wurde an Gabriel noch die Frage herangetragen, wie es denn um neue Musik stehe. Peter bestätigte, dass er zwei Wochen lang mit seiner Band (mit Manu Katché am Schlagzeug) an 23 verschiedenen Songs gearbeitet habe. Backstage ergänzte er später, dass es noch viel mehr Stücke sein könnten, aber auf diese 23 würde er sich jetzt konzentrieren. Alle kämen natürlich nicht auf ein Album. Er sei auch noch immer nicht glücklich mit einigen Texten.
Zum Ende der Veranstaltung gab es dann die Möglichkeit, sich das Buch von Peter und Anna signieren zu lassen. Aus Gründen des Corona-Schutzes wurden die Zuschauenden dazu einzeln auf die Bühne gerufen. Wieder wurden dabei keine Albumcover berücksichtigt und es waren auch keine Selfies erlaubt. Diejenigen, die das Buch nicht hatten, mussten den Raum verlassen.
Nach einer Stunde und 15 Minuten ging die Veranstaltung zu Ende. Weitere Promotion-Events zum Buch Eye-D sind wohl nicht geplant.
Es kann aber auch in Deutschland bei amazon bestellt werden. Außerdem gibt es eine Website mit Eindrücken aus dem Buch und um seine Entstehung.
UPDATE: Die englische Version kommt im Oktober 2022 und ich bei amazon erhältlich.
Zusätzliche Infos aus dem Backstage-Bereich:
Unser Korrespondent in Italien konnte noch in Erfahrung bringen, dass Gabriel nicht daran interessiert ist, eine Autobiografie zu schreiben. Er habe keine Zeit dafür und selbst wenn er einen guten Autor oder Journalisten finden würde, der ihm helfen könne, würde es zuviel Zeit in Anspruch nehmen, denn Gabriel wisse, dass er zu viele Dinge korrigieren wollen würde.
Anna verriet noch, dass sie den ganzen Lockdown bei Real World verbracht habe. Sie fand einen Flug drei Tage bevor alles geschlossen wurde, so dass sie zu Hause bei ihrem Vater und ihrer Familie bleiben konnte. Inzwischen sei sie zurück nach New York gegangen.
Vor Ort: Luca Blukaos Biondi
Fotos: Luca Blukaos Biondi
Endredaktion: Thomas Schrage