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Amanda Lehmann – Interview über Innocence And Illusion, Steve Hackett und andere Projekte
Im Rahmen der Veröffentlichung ihres Soloalbums Innocence And Illusion hatten wir Gelegenheit, mit Amanda Lehmann ein Interview zu führen. Amanda erzählte uns lebhaft Details ihres Werdegangs, ihre Zusammenarbeit mit Steve Hackett und wie das neue Album entstand.
Amanda Lehmann ist bekannt dafür, dass sie regelmäßig mit Steve Hackett arbeitet – sowohl live als auch auf Platte. Seit Out Of The Tunnel’s Mouth war Amanda ein häufiger Gast auf den Alben und auch in der Live-Band.
Neben dem Gesang spielt Amanda auch Gitarre und Klavier und wollte schon immer ein komplettes Soloalbum aufnehmen, fand aber nie die Zeit dazu – bis jetzt. Wir haben uns mit Amanda via Zoom zusammengesetzt und über ihr Leben als Musikerin im Allgemeinen, ihre Beteiligung an Steve Hacketts Alben und Live-Shows und natürlich ihr neues Album Innocence And Illusion, das im August erschienen ist, gesprochen.
it: Dein neues Album ist soeben erschienen … du musst ziemlich aufgeregt sein.
Amanda: Ja, es ist ein großer Tag, und es war ein langer Weg dort hin, und es ist unglaublich, wenn es dann so weit ist und die Leute das Album endlich erhalten – das ist schön.
it: Lass uns mal zu deinen Anfängen zurückgehen. Ist die Musik dein primärer beruflicher Fokus im Leben? Wie bist du Musikerin geworden?
Amanda: Ich wollte immer Musikerin werden. Als ich ein Kind war, war das natürlich eher ein Traum, aber es war auch Realität in dem Sinne, dass ich immer Musik gemacht habe: Ich habe gesungen, Klavierspielen gelernt und habe es geliebt. Ich habe mir auch selbst das Gitarrenspiel beigebracht, als ich noch sehr jung war, und das hat sich dann in meinen frühen Teenagerjahren weiterentwickelt. Dann habe ich angefangen, in Bands zu spielen. Und das war der Punkt, an dem ich den Entschluss fasste, dass dies meine Profession sein würde, dass dies absolut das ist, was ich bin. Das ist das, was ich am besten kann. Das ist auch die Art und Weise, wie ich am besten mit der Welt um mich herum kommuniziere. Ich fand es früher schwierig, zu kommunizieren, zum Beispiel andere anzusprechen. Als Teenager war ich sehr schüchtern, also gab mir die Musik eine Sprache. Musik gab mir eine Stimme. Wenn ich auf der Bühne stand und spielte, war alles in Ordnung. Musik ist ein wesentlicher Bestandteil für mich, definitiv.
it: Was kam denn zuerst? Das Singen, das Klavierspielen oder die Gitarre?
Amanda: Das Singen kam zuerst, ich kann mich gar nicht erinnern, dass ich mal nicht gesungen habe. Ich habe immer gesungen. Dann das Klavier und dann die Gitarre.
it: Spielst du immer noch Klavier?
Amanda: Ja, ich finde nur nicht mehr so oft die Zeit, es zu spielen. Aber einige der Stücke auf meinem neuen Album wurden auf dem Klavier komponiert, wie We Are One und auch Childhood Delusions. Das Klavier ist ein großartiges Instrument für das Songwriting und ich spiele es auch gerne.
it: Du hast ja früher schon Musik veröffentlicht,zum Beispiel die EP Shadow vor elf Jahren. Wie kam es dazu?
Amanda: Die EP sollte ein Anfang für ein ganzes Album sein. Aber ich war zu der Zeit so sehr mit dem Touren beschäftigt, dass ich beschloss, diese Songs als EP zu veröffentlichen – da ich einfach aus zeitlichen Gründen kein komplettes Album fertig bekommen würde. Ich wollte aber zumindest etwas. Es war damals auch schon lange her, dass ich etwas aufgenommen und produziert habe. Die EP war also etwas, das ich schnell herausbringen konnte, um den Leuten etwas zum Hören zu geben, also eine Art Überbrückung.
Mit meinem neuen Album habe ich aber angefangen, komplett neue Musik zu schreiben, weil die Leute die EP sowieso schon hatten. Die Musik ist auch anders. Aber ich bin immer noch sehr stolz auf die EP.
it: Du hast auch schon einmal ein Band-Album veröffentlicht …
Amanda: Ja – das Wazzoon-Album, das ich 1994 gemacht habe – ein Duo-Album mit dem Keyboarder Eddy Deegan. Alle Songs wurden von mir geschrieben, mit Ausnahme des letzten Stücks, das von Eddy stammt. Ich spielte Gitarre, habe gesungen und Eddy saß am Synthesizer. Es wurde übrigens dieses Jahr neu gemastert und ich habe es als digitale Version auf meiner Website zur Verfügung gestellt. Ich bin immer noch sehr stolz auf dieses Album.
it: Du wurdest vor mehr als 10 Jahren Mitglied der Steve Hackett Band. Wie kam es dazu und wie hast du dich dabei gefühlt, in der Steve Hackett Band Gitarre zu spielen, wenn man bedenkt, dass Steve offensichtlich eine Legende an diesem Instrument ist.
Amanda: Steve hatte mich bei einem meiner damaligen Auftritte gesehen. Zu der Zeit habe ich meinen Sohn großgezogen und konnte nicht so viele Auftritte absolvieren. Also hatte ich manchmal Soloauftritte in der Nähe meines Wohnortes. Steve hat einen davon gesehen, und es war ein sehr schwieriger Auftritt. Ich war an diesem Abend in einem kleinen Saal mit einem ziemlich schwierigen Publikum. Am Ende sagte er zu mir: „Ich war wirklich beeindruckt, wie du das gemacht hast, das muss schwer gewesen sein“. Es fing wirklich schwierig an, aber schließlich gewann ich das Publikum und es wurde ein guter Abend. Dann sagte er: „Möchtest du auf meinem neuen Album Out of The Tunnel’s Mouth ein paar Sachen singen“, und ich sagte: „Ja, gerne“. Das habe ich also gemacht und daraufhin hat er mich gefragt, ob ich ihn auf der UK-Tour 2009 begleiten würde. Also habe ich die Dinge für meinen Sohn geregelt und ging mit ihm auf Tour. Von da an ging es dann weiter. Ich war nicht wirklich nervös. Ich habe es einfach geliebt, auf der Bühne zu stehen. Auf der Bühne zu stehen ist mein natürliches Umfeld. Mein erster Auftritt war in Paris und es war so schön. Die Band war fantastisch, die Crew ist professionell – ich habe es einfach geliebt.
it: Wie war die Arbeitsteilung, wenn du mit Steve gespielt hast? Du spielst offensichtlich die zweite Gitarre, wenn du mit Steve spielst …
Amanda: Ja, in der Tat. Ich glaube, das erste Stück, das wir zusammen geprobt haben, war Every Day. Von da an habe ich meine eigenen Hausaufgaben für die Tracks gemacht. Ich hörte mir die Tracks an, lernte die Songs und arbeitete andere Teile aus, die sich ergänzen könnten. Die Teile, die ich spielte … Ich war da immer sehr vorsichtig. Bei Every Dayhatte er zum Beispiel ohnehin zwei Gitarren. Als ich mehr und mehr mit der Band auf Tournee ging, lernte ich mehr und mehr. Es kam ganz wie von selbst und natürlich musste ich lernen, wie sie arbeiten, mit der Orchestrierung und diesen Dingen … dass manchmal weniger mehr ist usw. Und dann habe ich manchmal auch gar nicht gespielt. Ich füllte nicht alle Lücken aus. Ich habe nie die ganze Zeit auf den Tracks gespielt. Es ist ein bisschen wie in einem Orchester. Da hat man auch seine Pausen.
it: Irgendwann hast du dich entschlossen, keine kompletten Tourneen mehr zu machen, sondern nur noch spezielle Auftritte. Ich glaube, du sagtest damals, es sei aus familiären Gründen. Das hat sich offensichtlich bis heute nicht geändert – aber hast du vor, mehr zu touren, jetzt, wo dein Kind älter ist?
Amanda: Er ist jetzt ein Teenager, aber er braucht mich immer noch in seiner Nähe. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um auf Tour zu gehen. Diese ganze COVID-Situation war wirklich hart und störend für die Familien. Ich glaube nicht, dass es jetzt der richtige Zeitpunkt ist, aber ich hoffe, das ändert sich, wenn sich die Dinge weiterentwickeln, auch weg von COVID und Lockdowns. Ich werde Steve bei einigen Shows auch wieder begleiten. Und ich hoffe, dass ich in Zukunft mehr touren kann, jetzt, wo mein Sohn älter wird. Vielleicht eine Tour für meine Solomusik.
it: Du hast an dem Projekt Harmony For Elephants teilgenommen. Kannst du uns mehr darüber erzählen? Wie kam es dazu?
Amanda: Das war Leslie Wood, so hieß sie damals – heute heißt sie Lesley Swan. Sie und ein Kollege stellten ein Wohltätigkeitsalbum für Elefanten zusammen. Sie ist eine fantastische Fotografin. Sie hat eine Menge großartiger Fotos von diesen wunderbaren Geschöpfen, den Elefanten, in Afrika gemacht. Ich unterhielt mich mit ihr vor einer Show im Jahr 2016, glaube ich, und sprach über das Album. Sie fragte mich, ob ich auch auf dem Album sein wollte. Und ich sagte „ja, das würde ich gerne tun“. Das war definitiv etwas, das ich wirklich unterstützen wollte. Ich habe We Are One auf dem Klavier komponiert und aufgenommen, und so ist es passiert. Es enthält eine Menge interessanter Musik, es gibt eine solche Vielfalt an Musik auf diesem Album, da ist mein Lied – jemand sagte, es sei ein bisschen wie Kate Bush – dann Nick Magnus‘ Stück, das eine Art Panoramalandschaft ist, dann Rob Townsend mit einem verrückten Baby-Elefanten-Stück. Steve Hackett und Anthony Phillips haben auch an diesem Album mitgearbeitet. Es ist ein schönes Album. Und das Fotobuch, das ganze Paket ist großartig.
it: Das ist eine gute Überleitung. We Are One hast du für dein neues Album ja offenbar neu aufgenommen …
Amanda: Ich habe es neu aufgenommen, ja. Der ganze Gesang ist neu und ich habe zusätzliche Gitarren hinzugefügt. Und es wurde alles von Nick Magnus neu abgemischt. Es ist eine neue Version.
it: Ist das der älteste Track auf dem neuen Album Innocence And Illusion? Wann habt ihr angefangen, dafür zu schreiben?
Amanda: Der älteste Song auf der neuen Platte ist eigentlich The Watcher. Ich habe ihn in den frühen Neunzigern geschrieben und ihn mit meiner alten Band live gespielt. The Watcher war damals derselbe Song, nur rockiger. Ich habe Teile davon umgeschrieben, ihn neu bearbeitet und die Einleitung und das Outro hinzugefügt. Ich habe das an Nick Magnus geschickt, und er hat ein paar schöne Effekte darunter gelegt. Wenn das Instrumentalstück einsetzt, hat er zum Beispiel dieses kleine Tick-Tack hinzugefügt. Es sind Kleinigkeiten wie diese, aber sie geben dem Stück eine zusätzliche Spannung und Atmosphäre. Und ich habe meine Gitarrenparts dafür überarbeitet. Es fängt bluesig an, aber dann ist es natürlich ein klassisches Leadgitarren-Ding, die Gitarre bricht die ganze Zeit aus. Der Song war also schon so viele Jahre alt, aber es war wirklich schön, wieder daran zu arbeiten und ihn zu dem zu machen, was er jetzt ist
it: Wann hast du entschieden, ein ganzes Album aufzunehmen?
Amanda: Es war eine Mischung aus verschiedenen Gründen – natürlich wollte ich schon seit vielen Jahren ein Soloalbum machen, habe aber nie wirklich die Zeit dafür gefunden. Der Auslöser war Memory Lane. Ich habe Memory Lane und Only Happy When It Rains in einem Venue namens Trading Boundaries gespielt, wo auch Steve einmal im Jahr auftritt. Das ist ein sehr intimer Ort. Ich habe diese Songs geschrieben, und ich wollte unbedingt Memory Laneaufnehmen. Das ganze Thema des Songs, nämlich Demenz, war etwas, das ich verarbeiten wollte. Ich habe es in den letzten Jahren parallel zur Krankheit meiner Mutter geschrieben. Es war also auch therapeutisch für mich, diesen Song zu schreiben. Ich hatte das Gefühl, dass es ein Lied ist, das gehört werden muss. Er spricht die Menschen an … und er kam so gut an, als ich ihn gespielt habe, dass ich ihn mit Roger King aufgenommen habe. Er fügte auch ein Streichquartett hinzu und mischte und masterte es. Rob Townsend fügte ein Altsaxophon-Solo hinzu. Das war im Wesentlichen Memory Lane. Also dachte ich – gut, lass uns den Rest des Albums fertig machen. Es war ein langsamer Start, aber während des Lockdowns gab es eine Menge Studioaufnahmen, weil die Leute offensichtlich nicht live gespielt haben. Also dachte ich, jetzt ist es an der Zeit. Es war wichtig für mich, das fertig zu bekommen. Ich habe viel mit Nick Magnus gearbeitet. Er hatte einige wunderbare Beiträge. Je näher der Abgabetermin rückte, desto mehr haben wir gemacht, also war es eine sehr intensive Zeit.
Ich wollte, dass Memory Lane letztes Jahr veröffentlicht wird, und ich wusste dann, dass das Album folgen würde.
it: Wo hast du Nick Magnus getroffen?
Amanda: Ich kenne ihn schon seit Jahren, ich habe ihn zum ersten Mal nach einer Show vor vielen Jahren getroffen, und dann hat er mich gebeten, einen Gesangspart auf seinem Album Catharsiszu übernehmen. Daraus entwickelte sich eine musikalische Beziehung. Ich habe ihn dann gebeten, mir eine Idee für den Instrumentalteil von Tinkerbellfür mein neues Album zu geben. Und er sagte, er würde es gerne machen. Das hat so gut funktioniert, dass wir weiter zusammenarbeiteten.
it: Du hast Tinkerbell und auch The Watcher erwähnt. Was ich – im positiven Sinne – bizarr fand: Du hast Only Happy When It Rains zwischen die beiden Stücke platziert. Only Happy When It Rains könnte sowas wie der Exot auf dem Album sein. Es kommt also zwischen The Watcher und Tinkerbell. Hast du das mit Absicht gemacht?
Amanda: Ja! Die Zusammenstellung eines Albums und die Reihenfolge der Titel … Ich bin verschiedene Ideen durchgegangen. Du denkst also über die Tracks in Bezug darauf nach, worum es inhaltlich geht. Aber auch, was aus rein musikalischer Sicht funktioniert. Also, ich hatte Who Are The Heroes, das das Album einleitet, eine Art lange Ouvertüre. Und dann Tinkerbell, das eher magisch und ziemlich proggy ist. Die ersten beiden Tracks sind ziemlich intensiv und ich dachte, es wäre gut, eine Art Abwechslung zu haben. Und Only Happy When It Rains ist ein guter Kontrast zu diesem Punkt. Es ist eher bluesig. Es bringt einen ganz neuen Aspekt. Es hebt dich auf und du gehst in The Watcher über, das wiederum ziemlich schwer ist. Es ist also ein Song für deine Tasse Tee.
it: Die Leute mögen es, Musik zu kategorisieren. War das auch ein Weg zu zeigen – hey, es gibt viele Aspekte in meiner Musik?
Amanda: Genau, meine Musik ist vielfältig und ich fände es ziemlich frustrierend, wenn ich mich nur auf ein Genre festlegen würde. Die Songs entstehen einfach, ich entscheide nicht, ob das proggig oder bluesig wird. Ich wollte nicht, dass das Album zu sehr aus den Fugen gerät, weil ich es in einen Kontext stellen wollte. Ich denke, es gibt einen Stil, der sich in allen Songs wiederfindet, was für Kontinuität sorgt. Es war interessant, das Album zusammenzustellen. Bevor ich alles gehört hatte, war ich mir nicht sicher, ob das alles zusammenpassen würde. Aber dann wusste ich – das funktioniert. Bis jetzt hatte ich einige wirklich tolle Reaktionen darauf. Es ist zugänglich. Ich möchte, dass Musik zugänglich ist. Die Leute sollen einen emotionalen Bezug dazu haben. Ich glaube, das habe ich erreicht.
it: Auf einem weiteren Stück, Childhood Delusions, da kann man die 20er raushören …
Amanda: Das Stück ist in der Tat ziemlich zwanziger Jahre – Liebeslied am Abend, verrauchte Bars,
verregnete Straßen – diese Art von Atmosphäre. Und es hat offensichtlich viel von der Kindheit in sich. Die alten Kinderfilme, ein bisschen nostalgische Musik. Ich wollte dieses Gefühl der Kindheit in einem Song haben. Das Leben passiert, es hat eine Menge harter Kanten. Manchmal auch zynisch. Manchmal sehe ich die Dinge wie ein Kind. Manchmal reißt mich das mit – und das wollte ich rüberbringen. So wie ‚The Man In The Moon Still Follows Me Home‘ – wenn man eine Reise im Auto macht, den Mond sieht und dann nach Hause kommt, ist er immer noch da, also ist er einem nach Hause gefolgt. Ich bin ein bisschen verrückt [lacht] und wollte diesen Aspekt der Kindheit zusammen mit der Melancholie in diesem Song unterbringen. Die Kindheit ist verloren, nicht wahr? Es ist also ein bisschen altmodisch, nostalgisch.
it: Forever Days– du hast gesagt, du komponierst mit Klavier und Gitarre. Lass uns darüber reden, dieser Track könnte ein gutes Beispiel sein. Wie fängt so ein Stück an und wann entscheidest du: „Oh, ich brauche hier eine Steve Hackett-Gitarre“?
Amanda: Es ist ein interessantes Stück. Er war eines der schwierigsten, was die Entwicklung und den Aufbau angehen. Ich hatte aber ein Konzept für diesen Track. Ich wollte diesen Track über die Teenagerjahre, das Leben, das vor einem liegt, Höhen und Tiefen, Freude – eine Achterbahnfahrt. Das war der Ausgangspunkt. Ich habe viel darüber nachgedacht, in welchem Stil der Track sein sollte. Ich wollte ihn nicht zu lässig haben. Dann dachte ich – an was erinnern mich meine Forever Days? Und das war beides, Musik aus den 70ern und 80ern. Wie Boston, oder Ultravox. Ich wollte diese Jahrzehnte miteinander vermischen. Als ich also wusste, was ich wollte, setzte ich mich hin und sagte: „Ich will ein Riff“. Das erste, was mir einfiel, war dieses Riff, das man hört. Und ich dachte – ist das ein Original-Riff? Es hat mich ein bisschen beunruhigt, aber ich konnte es nirgendwo anders finden. Von da an arbeitete ich an dem Stück und es wurde schnell eine Mischung aus Gitarre und Keyboard. Und natürlich Schlagzeug und Bass. Es war ein schwieriger Prozess, aber ich wollte die ganze Zeit über die Zwillingsgitarren haben, die Harmoniegitarren wie in den alten Tagen. Dann dachte ich, das ist das perfekte Stück, um Steve zu bitten, diese beiden Soli zu übernehmen und mit ihnen zu fliegen. Es ist ein wildes und ein melodisches Stück. Und los geht’s … er hat eine wunderbare Gitarrenarbeit gemacht. Es war genau das, was ich wollte.
it: Thomas, der die Album-Rezension für uns schrieb, nannte es Progpopmetal …
Amanda(lacht): Ja, es ist genau richtig! Das gefällt mir.
it: Er erwähnte das Fehlen einer richtigen Rhythmusgruppe. Wer hat also das Schlagzeug programmiert?
Amanda: Das war Nick. Manchmal habe ich mir etwas ausgedacht, aber Nick hat es auf die nächste Stufe gebracht. Manchmal hat er einfach meine Sachen auf die nächste Ebene gebracht, sich auf die Details konzentriert usw. Er hat die Fills und Effekte gemacht. Er ist großartig als Rhythmusgruppe.
it: Der typische Prog-Fan fragt sofort“aber wer spielt Schlagzeug“?
Amanda: Auf jeden Fall, das verstehe ich. Ich hätte gerne einen Gast-Drummer auf der Platte gehabt. Aber die Zeit war knapp und außerdem ist es ein selbstveröffentlichtes Album, so dass auch das Budget begrenzt ist. Aber ich bin super zufrieden mit Nicks Arbeit.
it: Willst du das Album mal live spielen und auf Tour gehen?
Amanda: Das würde ich gerne tun, aber es sollte eine gute Produktion sein. Das würde eine Menge Proben erfordern, ganz zu schweigen von der Logistik. Ich würde das gerne live machen. Das wäre wunderbar. Wer weiß…
it: Es ist ein unabhängiges Projekt, aber wie entscheiden sich solche Dinge wie Plattenfirma oder nicht, Promotion usw.?
Amanda: Es ist ein Independent-Album, und ich glaube, ich habe mich so sehr auf das Album konzentriert, dass ich einfach losgelegt habe. Ich wollte mich nicht auf die Suche nach einem Vertrag machen. Ich habe nicht wirklich daran gedacht, Leute für dieses Album anzusprechen, da ich so sehr damit beschäftigt war, es zu machen. Die Zeit wurde sowieso knapp. Es ist alles ganz natürlich passiert.
it: Lass uns über die Zukunft sprechen … arbeitest du schon an einem Nachfolger?
Amanda (lacht): Oh ja. Ich habe einige Ideen, aber vorher werde ich im Herbst einige Projekte für andere Musiker haben. Und dann werde ich wieder Aufnahmen machen, wie lange das auch immer dauern wird, aber sicher nicht weitere 11 Jahre.
it: Wie würdest du den Unterschied zwischen der Aufnahme eigener Musik und der Beteiligung an anderen Projekten beschreiben?
Amanda: Die Aufnahme meiner eigenen Musik ist natürlich eine Priorität und Inspiration. Als ich jünger war, war das Live-Spielen der Antrieb, den ich brauchte. Alles andere ist das, was ich als Musikerin mache. Ich genieße Session-Arbeit, ich liebe die Zusammenarbeit mit anderen usw. – das ist Teil meines Jobs. Ich genieße das alles!
it: Welche Musik hörst du dir an – also als Fan?:
Amanda: Das ist schwierig – ich höre sehr viel Musik, es kommt auf die Stimmung an. Offensichtlich mag ich Prog. Vor allem den melodiebetonten Progressive Rock – eine Band wie Genesis ist ein klassisches Beispiel dafür. Blues oder Folk, aber auch zeitgenössische Musik und klassische Musik.
it: Bist du zufrieden mit dem, was sich dein Sohn so anhört?
Amanda (lacht): Er würde mich da gar nicht ranlassen. Ich glaube, er hört Rap-Musik. Er würde sagen, das ist nichts, was du kennen würdest, Mama. Ich bekomme es nicht zu hören, er hat ja seine Air Pods. Aber ich fühlte mich letztens sehr geschmeichelt – wir brachten die Single The Watcher heraus und er hörte sie sich an und mochte sie.
it: Vielen Dank für das Gespräch, Amanda – es war mir eine Freude, mit dir zu reden. Viel Glück für dein neues Album!
Amanda: Ich danke auch, es war mir ein Vergnügen.
Amanda Lehmanns neues Album Innocence And Illusion und die erwähnte EP und das Bandalbum sind unter diesem Link verfügbar. In Deutschlad ist das neue Album bei JustForKicks erhältlich.
Eine ausführliche Rezension des Albums gibt es hier.
Interview & transcript: Christian Gerhardts