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The Musical Box – Phil Collins über seinen Gastauftritt in Genf
Am 24. Februar 2005 kam für die Zugabe der Lamb-Show von The Musical Box ein besonderer Ehrengast ganz bescheiden und verstohlen auf die Bühne: Phil Collins setzte sich ans Schlagzeug und spielte mit der Band das Stück The Musical Box. Wie er diesen Auftritt erlebt hat, könnt ihr hier nachlesen…
Phil Collins eigene Sicht der Musical Box-Show in Genf
… darüber gab es viele Fragen, und ich werde mal versuchen, die ganze Angelegenheit in Relation zu setzen…. Ursprünglich hatte mich die Band gebeten, ein paar Sätze für das Tourprogramm zu schreiben. Kein Problem, sagte ich, und deutete an, dass ich sie mir anschauen könnte, wenn sie irgendwo in meiner Nähe aufträten. Als sich herausstellte, daß sie in Genf spielen würden, schlug ich vor, dass ich ja mit ihnen spielen könnte. Am Ende beschlossen wir, dass ich die Zugabe spielen würde – The Musical Box. Bis zum Tag der Show ließ ich es erstmal links liegen. Das war keine gute Idee! Ich ging also in den Keller, wo mein Schlagzeug steht, und versuchte mit der Genesis-Version mitzuspielen. Eine Katastrophe! Was anderen Schlagzeugern Probleme bereitet hätte, die schnellen Trommelpartien etwa, fiel mir leicht … aber alles andere … Oje!! Dann merkte ich, dass ich versuchte so zu spielen, wie ich vor dreißig Jahren gespielt hatte. Das würde nicht funktionieren.
Ich kam zum Soundcheck und wir spielten das Stück einmal durch… ich klang wie ein blutiger Anfänger. Auch beim zweiten, dritten und vierten Versuch. Ich musste auf Martins Schlagzeug spielen – das hatte ich überhaupt nicht berücksichtigt. Ich versuchte also nicht nur zu spielen wie „ich vor dreißig Jahren“, sondern auch noch auf einem fremden Schlagzeug. Okay, natürlich war das schon „mein“ Schlagzeug, aber alles war ungefähr 15 Zentimeter näher an mir als bei meinem Aufbau. Auch nachdem ich alles ein wenig zurechtgerückt hatte, kam ich mir immer noch vor, als trüge die Schuhe von jemand anderem. Die Band und ihre Crew waren unglaublich hilfsbereit…. aber ich war das Problem. Schließlich waren wir uns einig, dass es „OK“ war. Da wurde ich hellhörig…. Ich hatte etwas erwartet wie „Wow, das klingt klasse!“ Innerlich wusste ich, dass ich mich übernommen hatte.
Als die Show begann, hörte und sah ich genau hin. Die spielten den Kram besser als wir es jemals geschafft hatten. Allerdings hatten wir es auch geschrieben, und das macht einen Unterschied. Es ist immer einfacher, etwas wieder zu erschaffen als etwas ganz neu zu erschaffen. Aber sie spielten wirklich besser als wir. Vor allem Martin [Levac], der jede Einzelne meiner eigenen Nuancen sowohl beim Singen als auch beim Trommeln verinnerlicht hatte. All diese kleinen Füllsel mit den Timbales. … so vieles, das ich vergessen hatte – aber er erinnerte sich.
Und es erinnerte mich daran, dass es gut war. Dann kam mein Auftritt. Ich zog meine Glücksbringer-Converse an und ein T-Shirt, das die Band für mich gemacht hatte, und betrat die Bühne unter warmem Applaus. Dann kam die Realität. Zweimal fiel mir an entscheidender Stelle ein Drumstick herunter… verfehlte alles, nach dem ich zielte, und kam von der Bühne, schwitzend und wütend darüber, dass ich nicht so gut war, wie der Anlass erfordert hätte. Naja, ihr wolltet ja wissen, was passiert ist.
Meine Frau, die The Lamb ja damals nicht persönlich erlebt hatte, fand die Songs reizvoll und herausfordernd. Sie fand auch, dass ich toll gespielt hätte. Aber ich wusste… ich merkte, daß ich nicht mehr aussah wie der Typ damals – daß ich nicht mehr der Typ von damals bin… eine bemerkenswerte Erfahrung. The Musical Box waren fantastisch… sie alle sind hervorragende Musiker, die, was sie tun, mit Liebe tun. Und sie tun es wunderbar. Das Problem war ich.
Übersetzung: Martin Klinkhardt
Quelle: Forum der offiziellen Phil-Collins-Webseite