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The Musical Box – Live in Saarbrücken 2007 (Selling England) – Fanberichte
Ihr habt das Wort: Zum letzten Mal touren The Musical Box mit den Shows zu Selling England / Foxtrot in Europa. Wir veröffentlichen Eure Berichte – hier zwei aus Saarbrücken!
The Musical Box – Saarbrücken 2007
Der Zauber von damals
Virtuelle Zeitreisen in die 80er und 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts sind derzeit populär. Das private Fernsehen liefert beinahe jede Woche billige “ultimative” Rückblicke mit C-Prominenten und altem Archivmaterial. Bei Kabel 1 läuft derzeit die sehr originelle Krimiserie „Life On Mars“ – sie führt einen Kommissar aus der Gegenwart zurück in das Jahr 1973.
1973 starben Pablo Picasso und J.R.R. Tolkien. Die USA wurden durch die Watergate Affäre erschüttert. In der Rockmusik dominierten Glam und Progressive Rock: Dark Side Of The Moon, Yessongs, Brain Salad Surgery und Tubular Bells
wurden veröffentlicht. David Bowie verkaufte mehr als acht Millionen Platten und wurde damit zum erfolgreichsten Künstler seit den Beatles. Im Januar 2007 standen Nelly Furtado und Monrose an der Spitze der deutschen Single- bzw. Albenhitparaden. Kein Wunder, dass sich heute Menschen drei Jahrzehnte zurück wünschen, die damals vielleicht noch nicht geboren waren.
Zurück zum eigentlichen Thema: 1973 wurde auch Selling England By The Pound von Genesis veröffentlicht – ein Meilenstein im Werk der Band. Ich war damals sechs Jahre alt – also auch zu jung, um die Band in der Gabriel Ära live zu erleben. Ich hatte Genesis durch das Album Three Sides Live in den 80ern kennengelernt und mich von dahin sehr schnell zu den Werken der frühen Jahre zurückgearbeitet. Als ich 2003 beim Growing Up-Konzert von Peter Gabriel in Oberhausen durch einen Flyer von „The Musical Box“ erfuhr, war ich aufgeregt wie ein kleiner Junge. Die exakte Replikation der Genesis Shows von 1973 wurde mir versprochen und einige Monate später saß ich in Frankfurt in der Jahrhunderthalle und fühlte mich gleich doppelt in die Vergangenheit versetzt – in die frühen achtziger Jahre, als ich Live, Trespass, Foxtrotund die anderen Alben von Genesis zuhause rauf und runter hörte und natürlich in die Siebziger, die Zeit, in der diese Musik aufgeführt wurde.
Der aktuelle Auftritt von The Musical Box in Saarbrücken war das sechste Konzert, dass ich von dieser Band gesehen habe – die dritte Aufführung der „Selling Tour“. Die Setliste kannte ich inzwischen auswendig, auch die Ansagen zu den einzelnen Songs. Neu war für mich, das Konzert aus der ersten Reihe zu erleben, was der Bühnenshow wieder andere Aspekte verlieh, weil ich mehr auf die einzelnen Musiker achtete und weniger auf die (trotzdem beeindruckende) Bühnen- und Lichtshow. Und obwohl ich sehr genau wusste, was mich erwartet, hat mich das Konzert auch dieses Mal wieder begeistert – die Musik und natürlich auch die theatralische und ganz im Mittelpunkt stehende Performance von Denis Gagné alias „Peter Gabriel“.
Der britische Journalist David Buckley erwähnt in seinem Buch „Strange Fascination“ die gegenseitige Beeinflussung von Peter Gabriel und David Bowie. Er schreibt: „Während sich die Medien auf Bowies Freundschaft und Rivalität mit Iggy Pop und Lou Reed konzentrierten, war es doch ein Mitglied einer progressiven Rockband, das Bowie in seiner Theatralik am meisten ähnelte: Peter Gabriel. Wie Bowie entwickelte Gabriel in den frühen 1970ern surreale Bühnenkostüme für seine Auftritte mit der Artrock Band Genesis. Wenn Bryan Ferry Bowie als agent provocateur des Artrock ebenbürtig war, so war es Gabriel als Schauspieler“.
Warum waren die Genesis der Peter Gabriel Zeit so einflussreich für spätere Bands wie Marillion, Pallas, Spock’s Beard u.a.? Vielleicht weil sie es geschafft haben, das Beste von Glam- und Progressive Rock auf der Bühne zu vereinen. Sie waren musikalisch sehr viel anspruchsvoller als beispielsweise Queen oder T.Rex, schrieben trotzdem Songs und keine ausufernden Epen wie sie gelegentlich Yes oder ELP misslangen und hatten dazu noch eine gehörige Portion Humor.
The Musical Box haben mit sehr viel Begeisterung und Idealismus und einer schon fast zwanghaften Perfektion die Shows von Genesis reproduziert. Ihre Versionen von Firth Of Fifth, The Musical Box oder Supper’s Ready haben mich und ganz offensichtlich alle anderen Zuschauer in der Halle wieder begeistert – bei übrigens nahezu perfektem Sound, was angeblich leider nicht auf der gesamten Tour der Fall war.
Das eigentliche Verdienst der Band besteht aber für mich darin, dass ich erst durch die Aufführungen verstanden habe, was die „Faszination Genesis“ für viele ausgemacht hat und warum die Musik noch heute anderen Bands als Inspiration gilt. Und vielleicht auch, warum Leute wie ich heute noch die Reunionkonzerte der Band besuchen – weil ein wenig Zauber die Mitglieder von damals immer noch begleitet.
Autor: Marcus Pennekamp
Nie so intensiv wie 2007
Das Konzert in Saarbrücken war nach meiner ersten Selling Show 2004 und den zwei The Lamb Shows 2005 und 2006 mein viertes TMB Konzert. Ich hatte dank einges Kollegen, der die Karten bei WIV bestellt hatte, sehr gute Karten – Reihe 2 mittig, also wirklich optimale Plätze. Schon nach der ersten Selling Show war mir klar das ich diese nochmal sehen muss. Die Show war sicher mit Mainz 2007 die beste die ich je vom TMB gesehen habe. Die hatten eine Spielfreude und das Publikum war wirklich super drauf. Hier kurz die Setlist im Rückblick:
Watcher Of The Skies: Kann man ein Konzert besser starten? Nein? Die Magie der damaligen Shows war sofort wieder da.
Dancing With The Moonlit Knight: Hat mich auf diesem Konzert so gefesselt wie schon lange nicht mehr.
The Cinema Show: Dieser Song ist immer schön live zu sehen, da es von der damaligen Zeit keine Videoaufzeichnung des Songs gibt, schade, denn visuell ist er sehr eindrucksvoll.
I Know What I Like (In Your Wadrobe): Nach 4 großen Long Tracks nun etwas zum auflockern, habe den Song nie mit solch einer Wucht live gehört
Firth Of Fifth: Wie Cinema Show gibt es von diesem Song keine Aufzeichnung von der original Tour. Der Mittelteil wurde mit viel Power gespielt.
The Musical Box: Eins der Highlights des Abends. Schon immer einer meiner Lieblingssongs von Genesis gewesen. Allein der Schluss mit dem „Old Man“, gigantisch!
Horizons: Nach diesem Höhepunkt brauchte es eine kleine Ruhepause, schönes Akustikintermezzo.
The Battle Of Epping Forest: Der Song ist sicher sehr gut, fällt aber irgendwie immer ein bisschen ab vom Rest. Trotzdem beeindruckende Performance mit vielen Kostümwechseln.
Supper’s Ready: Was soll man hierzu noch schreiben? Die 22 min vergingen wie im Flug und das Highlight war natürlich die Apocalypse mit den Stroposkopeffekten und das Ende mit dem Knall. Intensiver kann man eine Show fast nicht beenden, mir standen die Tränen in den Augen.
Doch das war ja noch nicht alles, es gab ja noch eine Zugabe:
The Knife: Schon immer fand ich den Song sehr gut, aber so rockig hab ich den noch nie gehört, ist ab jetzt einer meiner absoluten Favoriten, allein das Ende, wieder mit Stroposkopen, ist wirklich irre.
Zum Sound muss man sagen das er wirklich sehr gut war, generel haben TMB schon immer eines der besten Soundsysteme die ich je sehen durfte.
Ich hatte zwar die Selling Show schon mal gesehen, aber dass sie so intensiv daherkommt war mir neu. Vielleicht war es mein Platz in der zweiten Reihe.
Von daher war die Entscheidung auch noch die Foxtrot Show, die ich ja noch nie gesehen hatte, in Mainz mitzunehmen.
Autor: Daniel Müller