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The Lamb Lies Down On Broadway Event 2012 – Hinter den Kulissen
Helmut Janisch berichtet über die Planung und Realisierung des Lamb-Events 2012
Ende 2010 begannen wir mit der Planung unseres Jubiläumsjahres 2011. Zwanzig Jahre itverlangten nach etwas Besonderem. So nahmen wir uns vor, eine Fanclub-CD, ein Website-Special, ein Sonderheft und einen besonders interessanten Jubiläumsevent auf die Beine zu stellen. Die ersten drei Punkte ließen sich mit einigem Aufwand tatsächlich auch pünktlich zum 20. Geburtstag des Clubs im November realisieren. Der Weg zum Event war jedoch etwas holperiger …
Unsere ursprüngliche Idee war, ein Event rund um eine Epoche von Genesis zu machen, die wir bisher noch nicht „eventmäßig“ behandelt hatten. Schon Mitte 2010 hatten wir deshalb Kontakt mit einem von uns auserkorenen Special Guest aufgenommen, und lange sah es so aus, als würde das Event mit ihm stattfinden. Anfang 2011 wurde uns dann mitgeteilt, dass der Musiker und seine kleine Band ein Mehrfaches an Gage für seinen Auftritt beim Event verlangen würde, als zuvor besprochen war. Das war nicht finanzierbar, und Plan A fiel somit aus.
Es gab auch noch einen Plan B, der jedoch leider an der fehlenden Entscheidungsfreudigkeit des mutmaßlichen Gaststars scheiterte.
Und so kamen wir zu Plan C, der eine Wiederholung des The Lamb Lies Down On Broadway-Events von 2001vorsah. Wir nahmen zu diesem Zeitpunkt an, The Musical Box würden im Herbst nach Deutschland kommen um weitere Lamb-Shows aufzuführen. Also war unsere Idee, den Event an ein Konzert von TMB zu „koppeln“, so dass die Besucher tagsüber die Ausstellung rund um Lamb sowie Serge Morissettes Dokumentation und den Zusammenschnitt von Original-Genesis-Lamb-Show-Material sehen würden und abends dann TMB mit der Reproduktion der Show live erleben könnten. Ein guter Plan, wie wir dachten …
Da das Event an einem Wochenende stattfinden sollte, kamen nur einige Orte der TMB-Tour in Frage. Die Show in der Jahrhunderthalle in Frankfurt-Höchst bot sich dabei am ehesten wegen der zentralen Lage in Deutschland an. Also nahmen wir Kontakt auf, und über einige Wochen sah es so aus, als ließe sich die Sache organisieren und vor allem finanzieren. Kurz vor Abschluss der Verhandlungen wurden dann aber erst zusätzliche Kosten bekannt. So sollte alleine die Bestuhlung des Raumes eine Summe kosten, die alle Ausgaben eines „normalen“ Clubtages decken könnte. Kurzum, die Kombination von Lamb-Event und TMB-Lamb-Show scheiterte an der Finanzierbarkeit.
Also fingen wir mit der Planung wieder bei Null an. Wegen der TMB-Tour hatten wir uns terminlich nun schon auf Anfang 2012 eingeschossen, und es war auch viel Zeit mit Planungen in diese Richtung vergangen. Ein Event noch in 2011 war nun nicht mehr möglich, und daher entschieden wir uns für einen Termin kurz nach Ende der TMB-Lamb-Tour im März 2012. Als Veranstaltungsort kam dann auch nur Eichenzell-Welkers in Frage – the „Home of it-Meetings“. Der Kartenverkauf begann und und binnen weniger Wochen waren beide Veranstaltungstage ausverkauft.
Der Kern der Veranstaltung sollten ja die Videoproduktionen von Serge Morissette werden. Wie schon gut zehn Jahre zuvor, war geplant, eine kurze Dokumentation über Album und Tour The Lamb Lies Down… zu zeigen, sowie ein wenig über die Reproduktion der Lamb-Tour durch The Musical Box. Hauptattraktion sollte aber erneut ein Video einer kompletten Lamb-Show von Genesis sein. Das Problem war dabei immer noch, dass es keine vollständigen professionellen Filmaufnahmen dieser Tour gibt. Seit 2001 waren jedoch einige längere Super-8-Filmaufnahmen und auch einige neue Fotos aufgetaucht. Und so machte sich Serge im Herbst 2011 daran, neues und bereits vorhandenes Material zu sichten, zu sortieren und synchron zu der Tonaufnahme einer Lamb-Show zu einem vollwertigen Konzertfilm zusammenzuschneiden. Welcher Aufwand dahinter steckt, passende Fotos zu allen Stellen der Show zu finden und die meist sehr laienhaften Videos dieser Zeit einzubinden und zur Musik zu synchronisieren, ist schwer vorstellbar. Hätte Serge nicht so viel Erfahrung damit, Details der Original-Show für The Musical Box herauszufinden, wäre das Ergebnis sicher auch nicht das Gleiche gewesen … wie die kläglichen Versuche aller Video-Bootleg-Produzenten zu diesem Thema belegen. Serge ist vermutlich der Einzige, der diese Show bis in viele Details rekonstruieren kann, der sich selbst dabei die Messlatte sehr hoch legt und dessen Endprodukt daher nicht an Perfektion zu übertreffen ist. Hunderte Stunden investierte Serge in die Arbeiten an diesen Film und den Dokumentationen – und das alles unentgeltlich aus reinem Enthusiasmus.
Als Basis für die Tonspur des Konzertfilms diente die Aufnahme vom 24.01.1975 im Shrine Auditorium in Los Angeles. Tom Morgenstern bot sich an, von diesem Mitschnitt eine restaurierte Version im 4.0-Quadro-Sound herzustellen, was Serge und wir dankend annehmen. Tom ist ja bekannt dafür, unglaubliche Dinge aus alten Genesis-Aufnahmen herauszuholen. Und so war klar, dass er auch hier etwas Fantastisches zaubern würde. Aus verschiedenen Gründen mussten einige Stellen durch Aufnahmen anderer Konzerte ersetzt werden. So wurde z. B. der Instrumentalpart von Fly On A Windshieldaus Rochester vom 17.12.1974 verwendet, weil Serge davon Videomaterial hatte und Phil hier anders trommelte als in Los Angeles. Das Angleichen der ausgetauschten Stellen erforderte viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung – mit beidem kann Tom ja dienen.
Die Kooperation von Serge und Tom sorgte für ein in jeder Hinsicht einzigartiges Ergebnis, das dann ja die Besucher des Lamb-Event 2012 exklusiv zu sehen und zu hören bekamen. Schade nur, dass das Video nur bei den beiden Vorführungen des Events zu sehen war und nun wieder im Panzerschrank von Serge verschwindet. Wie schön wäre es, so eine liebevoll Produktion als DVD oder Blu-ray zu besitzen. Aber diesen Gefallen wird uns das Genesis-Management nicht tun, zumal hier etliche rechtliche Hindernisse im Weg stehen würden.
Neben den Videos sollte ja erneut eine Ausstellung alles nur Erdenkliche rund um The Lamb Lies Down zeigen. Und so waren wir bemüht, noch mehr zu bieten als in 2001. Einige Dinge fanden sich in den Sammlungen der Redaktionsmitglieder. Aber die schönsten und seltensten Exponate wurden uns wie so oft in der Vergangenheit von Sammlern im Ausland zur Verfügung gestellt. Zum einen bekamen wir etliche Poster, Tickets und Tourpässe von George German aus den USA, der auch unser Gast in Welkers war. Zum anderen war es erneut Mino Profumo aus Italien, der wesentliche Bestandteile der Ausstellung beisteuerte, die zum Teil kein anderer Fan besitzt. Leider war Mino verhindert, so dass er nicht nach Welkers kommen konnte. Es sah sogar eine Zeit lang aus, als ob wir sein Material nicht für die Ausstellung bekommen könnten. Durch die Hilfe von Paolo Ronza jedoch, der ein Paket von Mino mit nach Welkers brachte, fehlte am Ende keines unserer Wunsch-Exponate. Insbesondere was Tourposter angeht, war die 2012er Ausstellung weit umfangreicher als elf Jahre zuvor an gleicher Stelle. Das verdankten wir nicht zuletzt auch Carol Willis vom Management, die uns hochauflösende Fotos von Postern zur Verfügung stellte (die Originale sind wohl verschollen). Damit konnten wir zwei Poster zumindest in Reproduktion zeigen. Ein weiteres erhielten wir im Original leihweise von jemand anderem aus dem Genesis-Umfeld (der nicht genannt sein möchte) – es war das einzig bekannte Exemplar des Posters für die UK-Lamb-Tour 1975. Einige Raritäten im Vinyl-Bereich steuerten Micheal Donkel und Uwe Brehmer bei. Ein kleines Highlight der Ausstellung war auch der Diabetrachter mit Originalen bzw. Repros der Dias, die Genesis als Teil der Bühnenshow verwendeten und nun ebenfalls von The Musical Box benutzt werden. Die Story, wie wir zu einem Gerät kamen, das wenig kostet und nicht warm wird (es stand ja in einer verschlossenen Vitrine), wäre einen eigenen Artikel wert. Dank der Unterstützung einiger weniger Fans wurde somit auch die Ausstellung ein voller Erfolg.
So viel also zu den Dingen, die gut funktioniert haben. Dass bei so einer Veranstaltung aber nicht alles wie am Schnürchen laufen kann, zeigt ein Beispiel: Ursprünglich wollten wir zum angekündigten Programm auch noch einen Ehrengast einladen, der mit Genesis in der Lamb-Phase zu tun hatte bzw. ein Bandmitglied. Eine Anfrage bei Tony Banks blieb lange unbeantwortet. Auf Nachfrage sagte Tony uns dann leider ab. Peter und Phil wären für Welkers zu „groß“ gewesen. Mike hatte vorab schon geäußert, dass er nicht für Clubtag-Besuche zur Verfügung stehe, und Steve war bereits einmal unser Gast. Also fragten wir uns, wer denn sonst noch interessante Details aus dieser Zeit preisgeben könne. Letztendlich sollte es jemand sein, der zur Crew der Tour gehört. Sein Name sei hier verschwiegen, aber auf alle Fälle hätte er bei einer Frage-und-Antwort-Stunde einiges rund um die Tour 1974-75 erzählen können. Er zeigte sich kooperativ und interessiert was Fragen zu Tourdaten und zur Tour angeht, wich aber einer Antwort auf unsere Einladung nach Welkers aus. Für uns unverständlich, bekamen wir keine Reaktion auf diese Frage … auch auf mehrfaches Nachhaken nicht. Da die Zeit langsam knapp für weitere Planungen in Richtung Gaststar wurde und es sich zudem abzeichnete, dass das Budget sehr knapp werden würde, ließen wir diese Idee fallen.
Aber auch ohne Interview-Gast wurde der Event zu einer runden Sache. Es ist immer wieder erstaunlich, an so einem Wochenende mitzuerleben, wie in dem schlichten Bürgerhaus in Welkers ein kleines „Genesis-Museum“ wird. 2012 fand zum vierzehnten Mal eine Fanclub-Veranstaltung in diesen Räumlichkeiten statt und jedes Mal war es etwas Besonderes.
Zu guter letzt sei noch erwähnt, dass ein solches Event zwar normalerweise nur von der it-Redaktion geplant und vorbereitet wird, aber das Team rund um den Event ist weitaus größer. Insbesondere beim Lamb-Event wurden wir durch ein sehr effektiv und zuverlässig arbeitendes Team unterstützt: Uwe Brehmer, Brian Harth, Vincent Janisch, Martin Klinkhardt, Jan Kruse, Johannes Strosche, Martin Timmerbeil und natürlich Familie Hirschmann, die erneut bestens für die Verköstigung der hungrigen und durstigen Besucher sorgten. Vielen Dank an alle helfenden Hände!
Vielen Dank auch an alle Besucher dieses Events! Wie ihr seht, steckt doch ein wenig mehr Aufwand und hinter allem, als man vielleicht denkt. In diesem Fall waren es die Mühen sicher wert, das „Lamm“ noch einmal nach Welkers zu bringen …
Fotos: Jan Kruse, Christian Gerhardts