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Steve Hackett – Wolflight – Album Info & Rezension
Mit Wolflight widmet sich Steve Hackett Anfang 2015 wieder seiner Solokarriere und legt ein Prog/Rockalbum vor. Hier gibt es alle Infos und zu gegebener Zeit eine ausführliche Rezension.
Keiner konnte ahnen, dass es satte vier Jahre dauern würde, bis Steve Hackett der Welt den Nachfolger seines gefeierten letzten Soloalbums Beyond The Shrouded Horizon präsentiert. Der Grund dafür ist aber sehr einfach. Ursprünglich sollte Hacketts Genesis Revisited II-Projekt ein gutes Jahr dauern. Dieses Album hatte er relativ schnell eingespielt (und sich anders als beim Erstling relativ nah an den Originalen bewegt) und eine Tour wurde für Anfang und Mitte 2013 angekündigt. Der Erfolg dürfte nicht nur Hackett überrascht haben und so setzte er seine Genesis Revisited Tour mit dem Titel Genesis Extended bis ins Jahr 2015 fort. Kürzlich war er in Südamerika, die letzte Show im Rahmen dieser Tour findet in diesem Sommer auf der Loreley beim Night of The Prog Festival statt. Und dann wird sein neues Album schon lange auf dem Markt sein.
Wolflight entstand also als Konsequenz aus seinen Genesis Revisited-Aktivitäten während der Tourpausen. Steve wollte das Album ursprünglich früher fertigstellen, letztlich zeichnete sich im letzten Jahr aber ab, dass eine Veröffentlichung erst Anfang 2015 möglich sein wird.
Immer wieder ließ Hackett bei Facebook oder in seinem Blog durchblicken, was er gerade trieb bzw. mit wem er gerade an seinem Album arbeitete. Eine feste Größe ist Roger King, der Hackett schon seit langem begleitet und für den typischen Hackett-Sound verantwortlich ist. Auf seinen Reisen und auf Basis von Begegnungen holte sich Steve die Inspiration für viele neue Elemente, die er in seine Musik einwebte. Man kann zwar grob sagen „wem Beyond The Shrouded Horizon gefiel, dem wird auch Wolflightgefallen“ – das wird dem neuen Album aber nur teilweise gerecht.
Wolflight beschreibt die Zeit vor der Morgendämmerung, die so genannte blaue Stunde, in der die Umgebung in ein seltsames Licht getaucht wird – und die Wölfe auf ihre Jagd gehen.
Das Artwork
Seit einigen Jahren sind Jo und Steve Hackett mit Angela und Maurizio Vicedomini befreundet. Die beiden Fotokünstler haben nicht nur den Bildband über Genesis: In Our Flight Of Fancykreiert, sondern zeichnen sich auch für die Bilder und das Artwork der Alben Genesis Revisited II, Genesis Revisited: Live At Hammersmith sowie Genesis Revisited: Live At The Royal Albert Hall verantwortlich. Dieses Mal haben sie mit ihrem grafischen Gesamtkonzept auch Steve selbst eingeschlossen. Er wurde tatsächlich mit den Wölfen zusammen fotografiert. Die einzige Überarbeitung bestand darin, dass aus einer Tageslichtaufnahme eine Nachtaufnahme gemacht wurde – der Mond ist also nachträglich eingefügt worden. Auf der Bonus-Blu-ray des Wolflight Media-Books erzählt Steve ausführlich über diese Begegnung. Eine Zusammenfassung dazu ist auch auf seiner Website unter diesem Link zu lesen. Neben der Wolfserfahrung sind alle Songs mit eigenen Fotomotiven in Szene gesetzt worden. Dies war bereits bei Genesis Revisited IIso. Für die Motive sind die beiden quasi auf der halben Welt unterwegs gewesen.
Die Formate
Neben der digitalen Variante gibt es drei physische Formate, wobei das Vinyl nochmals eine gesonderte Betrachtung wert ist: Die 2LP erscheint in einer schwarzen und in einer klaren Variante. Letztere ist streng limitiert. Die 2LP enthält außerdem das Album als CD. Zusätzlich gibt es aber auch ein Clear-Blue Vinyl-Variante – diese gab es ausschließlich im Rahmen der beiden Launch Events, die InsideOut zusammen mit dem Deutschen Genesis Fanclub it ausgerichtet hat.
Ansonsten gibt es die Standard-CD im Jewel-Case, aber auch noch ein Mediabook mit einer Bonus-Blu-ray. Mediabooks sind bei InsideOut nicht ungewöhnlich, schon To Watch The Storms, Genesis Revisited II und auch Beyond The Shrouded Horizon erschienen, teilweise als Special Editions, in diesem Format. Auch bei Wolflight ist es eine Special Edition und es gibt darauf zwei Bonus-Tracks (dazu später mehr). Das Booklet ist in das Mediabook eingeheftet und – sehr zur Freude vieler Sammler – die Seiten haben noch genug Platz am Rande der Heftklammern, so dass man problemlos den Text lesen kann. Die Discs selbst sind in klaren Trays vorn und hinten im Mediabook untergebracht. Da die Bonus-Disc eine Blu-ray ist, kommt das Album in der Variante nicht ohne FSK-Label aus. Aber wie wir es schon von InsideOut gewohnt sind, ist dieses nicht auf dem eigentlichen Cover aufgeklebt oder gar aufgedruckt, sondern nur auf dem Front-Einlegeblättchen, das man nach Entfernen der Schutzfolie auch entsorgen kann. So bleibt das Cover wie es ist. Daumen hoch dafür!
Auf der Blu-ray gibt es neben einem 5.1 Surround Mix des Albums auch eine Track-By-Track Dokumentation von Steve sowie einen Bericht zur Entstehung des Albums und die angesprochene Kurzdarstellung der Cover-Motiv-Aufnahmesessions.
Die Musik
Out Of The Tunnel’s Mouth war seinerzeit eine Art Trennungsplatte, quasi sein Face Value oder sein US. Das Album hatte beachtliches Songmaterial, aber auch eine große Schwäche – es konnte seinerzeit nicht in seinem Aufnahmestudio eingespielt werden (so gab es beispielsweise keine echten Drums). Der Nachfolger, Beyond The Shrouded Horizon, behielt zwar viele nachdenkliche Töne, war aber der eigentliche Schritt aus dem dunklen Tunnel für Steve. Und nun legt er mit Wolflight ein Album zu einer Zeit vor, in der Steve völlig mit sich im Reinen ist. Genau das hört man der Platte auch an.
Viel wurde im Vorfeld berichtet. Zuweilen hatte man den Eindruck, man müsse sich auf eine Weltmusikplatte einstellen. Das gab es im Genesis-Umfeld abseits von Weltmusik-Guru Peter Gabriel schon einmal. 1996 machte Collins im Vorfeld seines Albums Dance Into The Light Andeutungen, es sei eine stark von der Weltmusik inspirierte Platte. Am Ende gestand er aber, dass er kalte Füße bekam und viele dieser Ideen offenbar nicht mehr anging. Ganz so ist es bei Steve nicht – seine Musik hat von Grund auf eine ganz andere Dynamik und ist verspielter. Und so muss auch keiner Sorge haben, dass hier etwas völlig abgefahrenes herausgekommen wäre – im Gegenteil. Die Einflüsse und Inspirationen, die teilweise aus dem Genre Weltmusik stammen, sind eher unauffällig mit Hacketts Musik verwoben. So gibt es hier und da Aha-Momente, aber insgesamt keine musikalische Revolution. Steve hatte genau dieses Element auch ausführlich bei den Launch Events erklärt: Die Einflüsse und Inspirationen sollten die Platte durchaus prägen, aber nicht dominieren.
Was allerdings deutlicher auf Wolflight zu hören ist – vor allem im Vergleich mit früheren Alben – sind orchestrale Momente. Steve erläuterte diesen Prozess auch während der Launch Events: „Es ging mir – im Vergleich zu Beyond The Shrouded Horizon oder Out Of The Tunnel’s Mouth – vor allem um die Weiterentwicklung von Produktionsideen. Ich wollte ein Orchester haben, das wie eine 5-Mann-Band klingen kann – und umgekehrt. Ich habe früher die Rock / progressive-Rock Alben immer recht strikt von akustischen Alben oder klassischen Werken getrennt, das wollte ich dieses Mal miteinander verbinden“.
So ist es auch kein Zufall, dass Wolflight wuchtiger und größer klingt als seine direkten Vorgänger. Außerdem hat Steve einigen Songs auch eine Genesis-typische Long-Song-Länge eingeräumt.
Out Of The Body ist der Startschuss für eine Art Klangreise, aber auch eine hochinteressante thematische Reise. Das instrumentale Stück ist nach dem Wolfsgeheul zu Beginn ein treibender Opener, der in dieser Form sicher auch live gut funktioniert. Einen rein instrumentalen Opener hatte Steve zuletzt nicht sehr oft. Aber wenn, dann saß dieser: Transylvanian Express auf der Special Edition von Wild Orchids etwa – oder das bassige Omega Metallicus auf dem chronisch unterschätzten Album Darktown. Und von wegen Wild Orchids: Auf jenem Album ist neben dem Track Wolfwork auch noch das Stück Howl vertreten, das sich auch gut als Opener von Wolflight gemacht hätte …
Der Titelsong, Wolflight, dauert etwa 8 Minuten und darf sich außerdem über ein professionell produziertes Musikvideo freuen. Wolflight ist unüberhörbar progressiv geprägt und somit natürlich für Genesis-Fans der frühen Jahre hochinteressant. Schon das Intro lässt aufhorchen, da man das alte Instrument Tar zu hören bekommt. Der Song selbst handelt von den Wurzeln der Zivilisation in Europa und Teilen Afrikas. Hackett bewegt sich textlich in Metaphern und der Titel, Wolflight, reflektiert eben die Blaue Stunde vor Sonnenaufgang, wenn alles in einem mystischen blauen Licht erscheint. Das passt wiederum zum Thema der Wurzeln unserer Zivilisation. Musikalisch wechseln akustische, melodische Elemente ab (hervorzuheben ist auch, dass Steve hier sehr gut singt) mit kraftvollen, treibenden Rocksounds, die von Steves unnachahmlicher Gitarrenarbeit getragen werden und durch Orchesterklänge unterstützt werden. Das ganze wird im Musikvideo noch mal sehr intensiv eingefangen. Steve spricht selbst über diesen Song in diesem Interview-Video:
Kaum hat man den Eindruck des bärenstarken Titelsongs verdaut, wird man mit Love Song To A Vampire gleich auf die nächste Reise genommen. Dieser Song ist mit gut 9 Minuten nochmals länger als Wolflight und auch für diesen Song wurde ein Musikvideo produziert. Dieses Mal allerdings nicht durch InsideOut, sondern als eine Art Freundschaftsdienst von einem Freund von Steve und Jo. Love Song To A Vampire ist insgesamt ruhiger als der Titelsong, beginnt aber auch mit einem typischen Hackett-Akustikgitarren-Intro (wie auf früheren Alben zum Beispiel das Stück Brand New von To Watch The Storms), das zunächst erwarten lässt, dass auch dieser Song irgendwann explodiert. Doch der Gesang bleibt balladesk und baut sich immer wieder in Fire On The Moon-artige Harmoniegesänge auf, die quasi den wortlosen Refrain bilden. Interessanterweise erfolgen erst bei etwa Minute vier die ersten Klänge der E-Gitarre und ganz am Ende gibt es sie dann doch noch, die rockige Explosion. Der Song dürfte sich zum Favoriten der Fans entwickeln.
Mit The Wheel’s Turning wird das Album etwas direkter und weniger verschnörkelt fortgesetzt. Das Intro, mit Hackettschem Sprechgesang inklusive des deutschen Wortes „Schadenfreude“, lässt noch einen weiteren opulenten, langen Track vermuten, doch der dann einsetzende Gesang gibt eine andere Richtung vor: schneller und direkter als die beiden Songs zuvor. Der einsetzende Streicherrhythmus erinnert ein wenig an A Dark Night In Toytown. Manch einer fühlt sich an ELO erinnert und tatsächlich hat das Stücke ein gewisses Flair, das diesen Vergleich rechtfertigt.
Corycian Fire beginnt auch zunächt mit akustischen Gitarren, bevor die exotischen Klänge des Duduk und einer Harfe zunächst einen sanften Gesang einleiten, später dann zu einem schlagzeuggetriebenen Strophengesang überleiten. In der zweiten Hälfte ist das Stück instrumental und es werden zu den immer „aufdringlicher“ werdenden Klängen zusätzlich Orchester-Momente und Chorgesänge quasi beigemischt. Diese werden dann mit der Zeit immer dominanter. Steve erklärt zu diesem Song die Hintergründe:
Earthshine ist ein akustisches, instrumentales Stück, bei dem man etwas Luft holen kann. Es steht in der Tradition ähnlicher Titel wie Black Lightoder Horizons und kann durchaus als eine Art Intro für das folgende Loving Sea angesehen werden. Auch das ist von der akustischen Gitarre geprägt, wesentlich dominanter ist aber der mehrstimmige Gesang und die gefällige Melodie.
Mit Black Thunder kehrt dann wieder eine gewisse Schwere zurück. Das liegt am Thema – es geht um die Sklaverei und die lange anhaltende Benachteiligung von Menschen mit dunkler Hautfarbe. Hackett inszeniert diesen Song ein wenig wie seinerzeit Vampyre With A Healthy Appetite (verzichtet aber dankenswerterweise auf eine allzu verzerrte Stimme). Es wechseln intrumentarme Gesangsteile mit rockigen Passagen ab. Diese sind jeweils relativ kurz, was eine deutliche Unruhe produziert. Schließlich hört der Gesang auf und das Stück entwickelt sich zu einer verspielten Rocknummer, in der wiederholt orchestrale Elemente mit E-Gitarren und Drums gekreuzt werden. Es baut sich ein tolles Spannungsfeld auf, das immer wieder überraschende Momente ausspuckt und zuweilen natürlich Hacketts brillantes Gitarrenspiel in Szene setzt. Der Song verliert sich am Ende sphärisch ohne Drums im Nirgendwo. Ein geniales Stück Musik! Einziges Manko: Die Musik passt nicht zwingend genug zum Thema des Songs.
Das vorletzte Stück des regulären 10-Track-Albums ist ein kleines Kuriosum. Dust And Dreamsist ein Instrumentalstück, das recht einfach und direkt wirkt. Es beginnt mit einem verhaltenen Rhythmus und breitet einen Klangteppich aus – ohne jedoch zunächst allzuviel Gitarren. Plötzlich wird aus dem leicht exotisch anmutenden Rhythmus in einer Art Bruch eine straighte Schlagzeugspur, der quasi von unten eingeblendet wird, dazu ein Harmonieteppich und Steve spielt sein Gitarrensolo. Es wirkt zunächst viel bedrohlicher und intensiver. Zum Ende Songs gibt es nochmals eine etwas aggressivere Grundstimmung, ehe der Song relativ unbemerkt in das letzte Stück Heart Song übergeht und urplötzlich freundliche und harmonische Klänge überwiegen. Dann singt Steve auch wieder und er singt über die Liebe. Er macht seiner Frau Jo eine Liebeserklärung und das in einer Weise, die auch ein Phil Collins nicht direkter hätte machen können. let me find a way to love you every single day … I want to stay“). Somit löst er quasi ein sehr dramatisches, schweres und tiefes Album mit einem Glücksgefühl auf. Das ist schon ziemlich genial.
Das Kernalbum umfasst zehn Songs, die sich nach Aussage von Steve und Jo um die Themen Freiheitskampf und Bedrohung drehen – insbesondere bei unseren Vorfahren, aber auch auf persönlicher Ebene. Das Mediabook enthält jedoch zwei Stücke mehr und ein weiterer Track ist auf den Vinyl-Versionen zu finden.
Relativ unspektakulär ist Pneuma, das, ähnlich wie Earthshine, eine Hackettsche Akustiknummer ist. Diese Art Musik muss sich irgendwie immer an Horizons messen lassen. Weitaus interessanter ist das Stück Midnight Sun. Es wurde zusammen mit Todmobile eingespielt, jener Band, mit der Steve in Island zwei Konzerte gab (einen ausführlichen Konzertbericht findet ihr unter diesem Link). Auffällig ist der Gesang, der auf diesem Song nicht von Steve stammt, sondern von Eyþór Ingi Gunnlaugsson, dem Sänger der Band. Im Vergleich zu den anderen Songs des Albums ist der hier ziemlich geradeaus und vergleichsweise unprogressiv, was aber gerade zum Ende des Albums durchaus Sinn macht. Caress ist ein weiteres Akustik-Stück, das Steve extra für die Vinyl-Ausgabe geschrieben hat, da auf der vierten Seite noch genug Platz war. Es ist unter Umständen sogar besser zu bewerten als Earthshine, das es auf das „Kernalbum“ geschafft hat. Ein schönes Stück Steve unplugged und weitaus mehr als ein schnell ergänzter Bonustrack.
Kurios: Hackett bedient sich bei sich selbst
Fans sind ja hinlänglich dafür bekannt, sowohl das Haar in der Suppe als auch die Nadel im Heuhaufen zu finden. Und so gibt es einige Beispiele, dass Hackett nicht nur in der Welt der World Music unterwegs war, sondern auch in der eigenen Vergangenheit, um Inspirationen zu finden.
Es war eine Frage beim Launch Event in Dortmund: Ob Steve bewusst eine Akkordsequenz aus Fire On The Moon beim Titeltrack Wolflight verwendet hat. Hackett hat dies nach seiner Aussage nicht bewusst gemacht und konnte die beiden Passagen spontan auch nicht zuordnen. Wir haben das mal gemacht und wer genau hinhört, wird die Übereinstimmung erkennen (SoundCloud Link).
Weitere Beispiele: Corycian Fire enthält Melodiezitate seiner Defector-Songs The Steppes und Two Vamps As A Guest. Bei Dust And Dreams wiederum erinnert die Melodie am Anfang sehr stark an The Pool Of Memory And The Pool Of Forgetfulness (letzteres ist auf dem Album Metamorpheus zu finden) und der bei 3:15 einsetzende Schlagzeugstil scheint ein Sample aus Valley Of The Kings zu sein (ca bei 1:40 zu hören). Im Finale, Heart Song, bediente er sich der gleichen (?) Akkordfolge wie auf dem Song The Summer Backwards des SQUACKETT-Albums.
Blu-ray und 5.1 Surround Mix
Auf der Bonus-Blu-ray findet man diverse Making Of Dokumentationen, darunter die recht unterhaltsame Erläuterung zur Entstehung des Albumcovers. Dazu gibt es aber auch eine Track-by-Track Erläuterung von Steve, die weitere Hintergründe zu den Songs liefert. Ein paar dieser Videos sind auch bei YouTube veröffentlicht und hier in die Rezi eingebunden.
Etwas hinter den Erwartungen zurück bleibt aber der 5.1-Surround Mix. Genesis-Fans sind natürlich durch die Genesis-Boxsets und auch durch Peter Gabriels UP verwöhnt. Besonders letzteres Album setzte Standards im 5.1-Segment, die schwer zu toppen sind. Wolflight ist aber eher ein Raum-Mix als eine echte 5.1 Abmischung. Es gibt keine Surround-Effekte, die sich auf einzelne Instrumente oder Gesang / Chor beziehen, sondern insgesamt ein räumlicheres Klanggefühl. Hier hätte man weitaus mehr herausholen können. Das macht das gute Album nicht schlechter, ist aber eine ausgelassene Chance.
Fazit
Steve Hackett hat in den vergangenen Jahren einen geradezu erstaunlichen Output produziert. Dazu war er quasi ohne Pause auf Tour. Seine Musik bleibt eine hochinteressante Symbiose verschiedener Stile und Einflüsse und gerade auf Wolflight hat er diesem Faktor nochmal eine neue Dimension verliehen.
Harmonische Melodien beherrscht er ebenso wie ausschweifende Instrumentalstücke. Wolflight ist das Album eines Reisenden, der nie ein festes Ziel hat und zur Zeit mit sich im Reinen ist. Allerdings wünscht man sich nach mittlerweile etlichen guten Alben einen frecheren, überraschenderen Hackett. Dabei geht es nicht darum, Kompositionen oder Arrangements zu ändern – denn diese sind nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau – vielmehr muss Steve etwas aufpassen, dass sein Sound nicht zu statisch wird. Vieles auf Wolflight ist rein vom Klang her zu vertraut. Sein Gesang ist auf Wolflight gut produziert, hier wäre es allerdings auch immer wieder eine Überlegung wert gewesen, einen Gastsänger zu verpflichten. Steve braucht zudem einen Schub in Richtung Produktion – er sollte seine Fans beim nächsten Mal mit anderen Sounds und Produktionsideen überraschen und seinen Fokus weniger auf die Einbeziehung exotischer Instrumente legen, sondern vielmehr seinen Sound hörbar weiterentwickeln, insbesondere was das Schlagzeug angeht. Wenn ihm das gelingt, wird auf das solide bis starke Album Wolflightnoch viel spannende Musik folgen. So oder so dürfte aber eines klar sein – Steve Hackett bleibt der Hüter des progressiven Vermächtnis der Genesis-Familie.
Autor: Christian Gerhardts
Artwork: Maurizio & Angela Vicedomini
Header-Grafik modifiziert von Helmut Janisch
Im September kommt Steve Hackett für insgesamt neun Shows nach Deutschland, um seine neues Album Wolflight vorzustellen, das 40jährige Jubiläum seines Debütalbums Voyage Of The Acolyte zu feiern und weitere Genesis Klassiker zu spielen. Alle Termine findet ihr auf der Tourdatenseite Steve Hackett – Acolyte To Wolflight with Genesis Revisited: The Full Experience
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