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Steve Hackett – To Watch The Storms – Konzertbericht Mannheim 2003
Das Capitol in Mannheim ist ein alteingesessenes „Theater-Halbrund“ mit Sitzplatz-Rang und leicht ansteigendem Stehplatz-Innenraum. Das Konzert schien an diesem Abend nicht ganz ausverkauft zu sein, dennoch für einen ansonsten „normalen“ Montag gut besucht…
Steve spielte insgesamt nur drei Songs vom neuen Album und insgesamt sechs „alte“ Klassiker aus seiner Zeit bei Genesis. Den restlichen Teil des Sets in Mannheim kann man ganz objektiv als „Best Of“ seiner Solo-Schaffensperiode bezeichnen (zwei der Songs spielte Steve auf der Akustik-Gitarre). Diese Auswahl macht vor dem Hintergrund Sinn, dass Steve mittlerweile seit 20 Jahren nicht mehr vor Publikum in Deutschland aufgetreten ist. In Mannheim war die Stimmung unter den Zuschauern und –hörern entsprechend gut. Die Band zeigte sich auch entsprechend zufrieden.
Nachdem Steve nach einem der ersten Lieder das Publikum darüber aufklärt hatte, dass sein Deutsch „kaputt“ sei, machte er alle übrigen Ansagen an diesem Abend auf Englisch. Zu Beginn und gegen Ende des Sets wurde fast jeder Song von ihm angekündigt, in der Mitte verzichtete er größtenteils darauf. Er erklärte dem Publikum auch, dass viele der Stücke in unterschiedlichen Stilen/Versionen zu hören seien, was dazu führte, dass man einige Lieder erst nach etwas längerem Anhören identifizieren konnte. Ein weiterer Grund dafür lag auch darin, dass einige Songs mit einem Vorspiel „virtuos zusammengewürfelter Geräusche“ begannen, bevor sie eindeutig erkennbar wurden. Die Band schien insgesamt besonders viel Spaß an virtuosen Klangsphären, mit häufig härterer Ausrichtung, zu haben.
Ein kraftvoller und gelungener Opener war Mechanical Bride vom neuen Album, das von Beginn an deutlich machte, dass der Abend nicht ausschließlich mit sanften und leisen Tönen vorbeigehen sollte.
Die Genesis-Klassiker wurden überwiegend im Gewand von Genesis Revisited vorgetragen. Watcher wurde dabei mit etwas weniger Tempo als das Original gespielt, wohingegen Horizons zügiger daherkam.
Während der Darbietung von Spectral Mornings schien die Band besonders viel Spaß auf der Bühne zu haben.
Am gesamten Abend wurde auch wieder deutlich, dass Steves Gesang seinem Können an der Gitarre eindeutig unterzuordnen ist. Häufig wurde seine Stimme verfremdet. Brand New ist von den Songs des Abends besonders hervorzuheben, bei dem alle Bandmitglieder gemeinsam guten Gesang ablieferten.
Los Endos geriet einmal mehr zu einem finalen Höhepunkt des regulären Sets.
In Memoriam wurde von Steve als seltene Zugabe angekündigt, was zum einen sicherlich die Spiellaune der Band an diesem Abend ausdrückt, zum anderen aber auch als eine Belohnung für das Publikum angesehen werden kann, das der Band an diesem Abend sehr viel Enthusiasmus entgegenbrachte.
Insgesamt besonders hervorzuheben während dieser Tour ist für mich die häufige Einbindung verschiedener Blasinstrumenten in die Songinterpretationen, die der Stimmung weitere Facetten verliehen. Rob Townsend ist dafür besonders zu nennen. Ebenfalls erfrischend und sehr gut in der Darbietung war für mich persönlich Gary O’Toole am Schlagzeug. Aber auch alle übrigen Bandmitglieder zeichneten sich durch eine gute und solide Darbietung aus und fielen sicherlich nicht in ihrer Leistung ab.
Steve schaffte es an diesem Abend – im Gegensatz zu vielen anderen Top-Gitarristen – mit lediglich zwei Gitarren (inkl. Akustik) auszukommen und dennoch immer wieder unterschiedliche Sounds und Stimmungen aus ihnen herauszukitzeln. Dieses Markenzeichen der Musik von Steve Hackett wurde aber an diesem Abend auch auf die übrigen Instrumente übertragen (insbesondere Roger King an den Keyboards schien oft live zu experimentieren). Kleinigkeiten und einzelne Geräusche erlangen auf diese Weise in Steves Musik zu besonderer Bedeutung.
Alles in Allem war dieser Abend ein einmaliges Erlebnis, auf das man als langjähriger Fan jahrelang warten musste. Und die hohen Erwartungen wurden zu keinem Zeitpunkt enttäuscht. Zu wünschen bleibt, dass Steve in Zukunft etwas häufiger in Deutschland mit Band vorbeischaut und dann vielleicht dem Publikum etwas mehr aus seinem jüngeren Repertoire vorstellt.
Setlist:
Mechanical Bride
Serpentine Song
Watcher Of The Skies
Hairless Heart
Darktown
Camino Royale
The Steppes
Akustik-Pieces incl. Horizons
(direkt vor Horizons einige Bits & Pieces, die ich nicht zuordnen kann)
Walking Away From Rainbows (Akustik)
Slogans
Everyday
Please Don´t Touch
Firth Of Fifth
Vampyre With A Healthy Appetite
Spectral Mornings
Brand New
Los Endos
Clocks
In That Quiet Earth
In Memoriam
Autor: Michael Theis