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Steve Hackett – The Unauthorised Biography – Rezension

Das erste Best of-Album von Steve erschien 1992. Darin enthalten auch zwei bis dahin unveröffentlichte Stücke.

Unberührt vom offiziellen Werberummel (in Deutschland wußte anscheinend selbst die Plattenfirma zwei Wochen vor dem Veroffentlichungsdatum nichts von dieser CD) erschien Mitte Oktober ein neues Produkt von Steve Hackett, und zwar eine Zusammenstellung von Songs seiner ersten sechs LPs. Als Kleine Entschädigung für die Fans, die immer noch auf die überfällige neue Studio-LP warten, wurden allerdings auch zwei neue Songs unter die insgesamt 15 Stücke gemischt.

Das offenbar nur als CD erhältliche Werk ist bei Virgin Universal erschienen und ist sehr gut aufgemacht. Das Coverbild stammt wie üblich von Steves Frau, Kim Poor. Im Inneren des auffaltbaren Booklets findet man kurze Kommentare Steves zu den einzelnen Songs, die interessante Background-Informationen liefern. Desweiteren bekommt man dort noch ein sehr ungewöhnliches Bild von Steve, etwa aus der Zeit Mitte der siebziger Jahre mitgeliefert.

Steve Hackett Unauthorized Biography

Folgende Songs wurde für diese „unautorisierte“ Biografie ausgewählt:

Narnia
Hackett To Pieces
Don’t Fall Away From Me
Spectral Mornings
The Steppes
The Virgin And The Gipsy
The Air-Conditioned Nightmare
Slogans
Icarus Ascending
Prayer And Dreams
Star Of Sirius
Hammer In The Sand
Ace Of Wands
Hoping Love Will Last
Cell 151

Damit hat man wohl eine recht gute Auswahl getroffen. Zwar fallen wohl jedem Fan auf Anhieb noch ein paar Songs ein, die auf einer Best Of-CD hätten vertreten sein müssen. Aber einerseits hätte das wohl den Rahmen gesprengt und andererseits war es sicher auch nicht beabsichtigt, die ultimative Hackett- Compilation zu schaffen. Ein deutlicher Schwerpunkt liegt auf den älteren, typischeren Stücken. Von den beiden Akustikalben sowie von Till We Have Faces von 1984 wurde kein Material verwendet.

Aber nun zu den beiden neues Songs. Am Besten lassen wir hier Steve einmal selbst zu Wort kommen (aus dem CD-Booklet übersetzt):

Don’t Fall Away From Me

„Dieses Stück wurde geboren als Don’t Fall In Love With Me, daß mit Brian May von Queen aufgenommen wurde. Es gab da einen besonderen Takt und Brian sagte, er dachte, es ware vielleicht gut für einen kompletten neuen Song. So arbeiteten wir zusammen daran, aber bevor wir fertig wurden, widmete sich Brian neuen Dingen und überließ mir die Fertigstellung. Ich nahm das Stück in meinem eigenen Studio auf.“

Prayer And Dreams

„Das ist ein Akustik-Stück, inspiriert von einem Besuch in Wien, wo ich an einem anderen Projekt arbeitet. In einer Art hat das Stück ein Wiener-Walzer-Gefühl um sich herum. Es ist sehr elegant. Eine Rückkehr zu einer früheren Periode, eine romantische Periode, die so viel meines akustischen Materials geprägt hat.“

Weil wir schon einmal dabei sind (und weil’s auch interessant ist), hängen wir gleich noch ein paar von Steves Anmerkungen zu anderen Songs dran:

Ace Of Wands

„Ich glaube, das war das Erste, was ich für mich selbst schrieb, mit dem Gedanken, es könnte vielleicht Teil eines Soloalbums werden. Dann spielte ich es Phil Collins und Mike Rutherford vor und sie sagten „Warum machst Du es nicht Steve!?“. Ich erinnere mich an Tony Bankss Kompliment zu der „bass line“. Der Song war auch einzig, weil der Rest von Genesis ihn mit mir aufnahm, obwohl es ein Soloprojekt war.“

Spectral Mornings

„Die Gitarren-Einleitung war ursprünglich für eine gesungene Melodie geschrieben und ich spielte es den Jungs vor, um es zu veranschaulichen. Sie sagten „Warum nimmst du es nicht mit Gitarre auf, anstatt mit Gesang?“, was ich auch machte. Das Intro wurde gemacht aus Gesangs-Schleifen und einer Oboe.“

The Steppes

„Während der Proben zum Defector-Album stellte ich fest, daß wir sehr langsam vorankamen und das Aufnahmedatum immer näher rückte. Deshalb sagte ich den Jungs, daß wir nicht eher hier rausgehen würden, bevor wir nicht drei Stücke an einem Tag fertiggestellt hatten. Wir schafften The Steppes, Sentimental Institution sowie Hercules Unchained. Zwei von denen waren Wegwerf-Stücke, aber es klappte doch noch gut mit Steppes, dass ein beliebter Livesong wurde.“

The Virgin And The Gipsy

„Wir nahmen das Stück in Holland, in den Wissleloord Studios im tiefsten Winter auf. Es war so kalt, daß wir einen guten Grund hatten, uns warm zu arbeiten. Es war faszinierend den Song zu machen. In einer Art ist es ein feinfühliger Song mit einer Akustikgitarre im Zusammenspiel mit den Drums – ein Stil, den ich heute irgendwie gerne spiele.“

Hackett To Pieces

„Aufgenommen in den Marcus Studios in London. Ich erinnere mich, als ich das Stück eines Abends auf dem PA-System während des Soundchecks vor einem Auftritt ausprobiert habe und der Ingenieur, der zu dieser Zeit voll auf Punk stand, sagte, es würde sich sehr gut anhören.“

Alles in allem ist die Zusammenstellung der Stücke wirklich gut gelungen. Bietet sie doch dem Hackett- Einsteiger einen guten Querschnitt durch die Werke des Meisters. Aber auch der langjährige Fan bekommt nett verpackt eine schöne Auswahl an Klassikern – plus zwei neue Songs – plus Kurzinfos zu den Songs, die man vielleicht noch nicht gehört hat – plus ein schönes Bild von Steve – plus die Hoffnung, daß die langerwartete neue LP 1993 in den Läden steht.

Autor: Helmut Janisch
zuerst veröffentlicht in it-Magazin 5, Dezember 1992