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Steve Hackett – SQUACKETT: A Life Within A Day – Rezension
Steve Hackett und Chris Squire haben unter dem Namen SQUACKETT ein Album veröffentlicht. A Life Within A Day vereinigt zwei Größen des Progressive Rock.
Chris Squire & Steve Hackett
Für viele Fans ist es eine Art Königsfrage: Was passiert, wenn Musiker verschiedener Bands des gleichen Genres ein gemeinsames Projekt auf die Beine stellen. Besonders in den 80ern wurde diese Frage oft mit den so genannten Supergroups versucht zu beantworten – Steve Hackett selbst war einst Teil einer solchen Gruppe – GTR. 25 Jahre später ist es ein anderer Ansatz. Chris Squire von Yes hatte schon vorher mit Steve punktuell zusammengearbeitet und den beiden kam die Idee eines gemeinsamen Albums. Daraus entstand das Kunstwort SQUACKETT, das gleichzeitig auch der Name des Projekts ist. A Life Within A Day heißt das Album, das am 1. Juni 2012 erscheinen wird. Vor kurzem haben wir ein Interview mit Steve Hackett geführt, das hier hinterlegt ist.
Auf dem Album sind folgende Songs enthalten:
A Life Within a Day
Tall Ships
Divided Self
Aliens
Sea of Smiles
The Summer Backwards
Storm Chaser
Can’t Stop the Rain
Perfect Love Song
Steve Hackett und Chris Squire – diese Kombination warf schon länger ihre Schatten voraus. Immer wieder beteiligte sich der eine an Projekten des anderen und seit dies begann, schwebte das Projekt „gemeinsames Album“ über alles, lange jedoch ohne einen konkreten Termin für eine Veröffentlichung. Das änderte sich erst Ende letzten Jahres, als SQUACKETT endlich angekündigt wurde.
Das Projekt ist autark zu sehen – das Album A Life Within A Day erscheint bei einem neutralen Label, und auf den ersten Blick sind die beiden Prog-Schwergewichte namentlich auch gar nicht zu erkennen. SQUACKETT ist also SQUACKETT und nicht Chris Squire & Steve Hackett, so viel zur Namensgebung.
Die Erwartungshaltung, vor allem im progressiven Fanlager hüben (Genesis) wie drüben (YES), ist natürlich groß. Dabei hatte niemand jemals gesagt, welcher Stil dieses Album prägen wird. A Life Within A Day ist deswegen vor allem als Spielwiese zweier Musiklegenden zu sehen, ohne dass man zwingend eine Schublade öffnen muss.
Das Album aber beginnt in Form des Titelsongs mit einer Schwere und Dichte, wie sie im progressiven Bereich normal ist. Gleichzeitig entwickelt der Song eine abwechslungsreiche Achterbahnfahrt im Arrangement, welche allerdings nicht immer zum Hörkomfort beiträgt. Der Gesang ist eher songdienlich und stammt von Hackett. Gleich beim ersten Song hat man auch eigentlich das Gefühl, es mit einem Hackett-Album zu tun zu haben.
Tall Ships wiederum ist eine bedächtige Nummer mit kantigen Riffs, die nicht unbedingt Prog-typisch sind. Darüber und daneben schwebt einmal mehr Hacketts Gitarre. Der Song könnte glatt als Popnummer durchgehen, wenn die beiden nicht ein dichtes Soundnetz gesponnen hätten. Den Gesang teilen sich hier beide übrigens. Die ersten beiden Songs sind mit gut 6 Minuten auch für Hackett/Squire-Verhältnisse vergleichsweise kurz, jedoch wirkt das ganz anders, sobald man Divided Self hört. Spätestens hier kann man sicher sein, dass A Life Within A Day kein Progalbum ist, sondern eher eine musikalische Reise, vielleicht auch eine Art „Kessel Buntes“ ist. Divided Self macht fast schon Spaß und erinnert in seiner Einfachheit an Nummern wie zum Beispiel Enter The Night oder Little America. Es ist aber auch ein Stück, bei dem man schnell vergisst, dass es kein Steve Hackett Album ist. Erneut singt Steve bei diesem kurzweiligen 4-Minüter, der am Ende beim Finale sogar noch einen Hauch 80er Jahre-Stil versprüht.
Eher unscheinbar ist beim ersten Hören Aliens, dabei hat dieser Song einen klaren Bezug zu frühen akustischen Prog-Songs von Genesis als auch von Yes. Die Melodie wirkt schwer und etwas umständig konstruiert, manchmal wirkt es so, als passe sie gar nicht zur Musik, insbesondere in den Strophen (die übrigens Chris Squire singt, während Steve den Refrain bedient). Mehrfache Durchläufe machen den Song dann aber doch hörenswert, wenngleich es sicher nicht die stärkste Nummer auf dem Album ist.
Die erste Single des Album Sea Of Smiles ist erwartungsgemäß eines der direktesten Stücke des Albums. Wie schon bei den Songs zuvor wird auch hier wieder auffallend viel mit Hall gearbeitet, was besonders dem melodischen Anteil des Songs zuträglich ist. Vom Stil her erinnert das Stück ein wenig an Take These Pearls, zumindest zu Beginn. Hackett übernimmt auch einmal mehr den Leadgesang. Beim Refrain schließlich rutscht den beiden eine hörenswerte Melodie aus der Feder, so dass die Entscheidung, daraus die Single zu machen, nur logisch ist. Interessant: Hackett hält sich am Anfang doch eher mit seiner Gitarrenarbeit zurück, bevor er dann in der Mitte des Songs doch ein kleines Solo spielt. Die Drums wirken allerdings etwas schwach auf der Brust bei diesem Stück.
The Summer Backwards schließt nahtlos an Sea Of Smiles an – wieder ist es ein Hackett-Gesang, verstärkt durch Duplikation und Echos, der den kurzen Song (nur 3 Minuten!) trägt. Diese Nummer erinnert stark an Hacketts Arbeit auf To Watch The Storms.
Stormchaser bringt nun wieder die Schwere zurück und auch die Drums klingen nun dominanter. Es geht gleich los mit einem Gitarrensolo. Wer aber nun eine ausufernde Instrumentalnummer erwartet, wird schon nach einer halben Minute „enttäuscht“, wenn Hacketts Gesang einsetzt. Hier hört man deutlich den Stil jüngerer Alben heraus, vor allem Out Of The Tunnel’s Mouth. Stormchaserist ein Rocksong mit einem proggigen Finale. Auch hier ist es wieder der Hackett-Gesang, der mitunter den Eindruck vermittelt, es sei eher ein Hackett-Album.
Und so dauert es bis Can’t Stop The Rain, bis man Chris Squire deutlich heraushört, sowohl musikalisch, als auch gesangstechnisch. Dieser Song ist am ehesten „Nicht-Hackett“ und ist auch eine kleine Reise durch die jüngere Vergangenheit, hier kann man auch wieder Parallelen zu vielen 80er-Jahre Songs progressiver Bands erkennen. Man könnte Can’t Stop The Rain fast als Ballade bezeichnen, das würde dem Song aber nur zum Teil gerecht werden.
Nahtlos geht es ins nächste Stück über – der Perfect Love Song ist das letzte Stück auf dem Album und es ist das neunte Stück der neun Album-Tracks, das man als Song bezeichnen kann und muss. Es ist mit 4 Minuten vergleichsweise kurz und steht somit etwas im Widerspruch zu vielen Album-Finalen auf progressiven Alben. Perfect Love Song ist wieder relativ dicht instrumentiert, dazu kommt der Gesangsteppich, bei dem man Hackett etwas mehr heraushört. Der Song endet etwas abrupt und damit auch das ganze Album nach etwa einer Dreiviertelstunde.
SQUACKETT ist eigentlich ein Projekt zwischen Steve Hackett, Chris Quire und Roger King, letzterer hielt viele Fäden in der Hand und vermutlich behielt er auch den musikalischen Überblick während der langen Produktionszeit. A Life Within A Day ist ein angenehmes Projekt, das man gut durchhören kann. Es ist definitiv kein Progalbum und von daher wird es auch Fans enttäuschen, die ein Prog-Album erwartet haben. Wobei man zynisch sagen könnte, dass Prog-Fans immer enttäuscht sind, wenn ihre Helden keinen Prog machen. Wer sich allerdings auf das Werk einlässt, der wird auch seien Freude damit haben. Ohnehin ist es interessant, welch einen kreativen Output Steve Hackett zuletzt produziert.
Autor: Christian Gerhardts
A Life Within A Day erscheint gleich in drei Formaten. Neben der Standard-CD gibt es auch eine CD/DVD Deluxe Edition, auf der das gesamte Album auch in 5.1 Surround zu hören ist. Diese Version lag zum Zeitpunkt der Rezension noch nicht vor, weshalb keine Aussagen zum Surround Sound zum jetzigen Zeitpunkt möglich sind.
Außerdem gibt es für die Vinylliebhaber eine LP-Version.
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Als Standard-CD
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Außerdem erscheint Sea Of Smiles als. Single noch im April
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Foto: Maurizio & Angela Vicedomini