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Steve Hackett – Royal Albert Hall London: Genesis Revisited World Tour 2013 – Konzertbericht

Im Laufe seiner Genesis Revisited Tour spielte Steve Hackett auch in der altehrwürdigen Royal Albert Hall. Dazu hatte er ein paar Special Guests versammelt, unter anderem Ray Wilson und John Wetton. Volker Warncke war vor Ort und schildert seine Eindrücke.

Nicht nur mein Traum wurde wahr, in der Royal Albert Hall in London ein Konzert zu sehen, sondern auch Steve Hacketts eigener Traum, da er dort noch nie aufgetreten war, und eigentlich auch die Träume aller anderen Musiker seiner Band. Am 24. Oktober 2013 ist Steve Hackett nun also mit seiner Genesis Revisited-Show dort aufgetreten.

Armando GalloDass dies ein überdurchschnittlicher Abend werden würde, konnte man schon vorher im Foyer sehen – soweit ich weiß, war die Show weitgehend ausverkauft, aber am Box Office war eine lange Schlange zu sehen, die eine Zeitlang einfach nicht kürzer wurde. Waren dies alles Leute, die ihre vorbestellten Karten abholen wollten? Nun, nicht ganz; es waren vielmehr alles Gäste, die anstanden, um ihre bereitgelegten Aftershow-Pässe abzuholen! Steve Hackett und seine Musiker waren alles andere als knauserig beim Erteilen dieser Pässe im Vorfeld. Am Ende wurden es dann so viele, dass sie kurzfristig noch einen größeren Raum für die Aftershow-Party mieten mussten, was aber in der Royal Albert Hall kein Problem ist. So stellte ich mich dann auch in diese Schlange, da ich von den Hacketts Pässe für hinterher und für’s Fotografieren versprochen bekommen hatte. Irgendwann ging es dann doch voran und ich bekam meine Pässe. Meinen Platz in der 4. Reihe vor der Bühne hatte ich Monate zuvor ganz regulär ergattern können.

Band1 Steve Hackett with Ray WilsonBevor es in den Innenraum ging, wollte ich aber an der Bar unten im Foyer noch etwas trinken, da noch genug Zeit war. Kaum hatte ich mich dort niedergelassen, kam Armando Gallo vorbei, der legendäre Genesis-Fotograf. Ich hatte ihn einmal vorher schon getroffen, bei einer Genesis Fan-Convention in Guildford in 1999. Er erinnerte sich auch noch daran und erzählte, dass er jetzt Anfang der Woche auch bei den beiden Gabriel-Konzerten in London fotografiert und dort locker 3000 Fotos gemacht habe. Dann packte er seinen iPad aus und zeigte mir die neueste App, an der er gerade arbeitet: sie dient als Begleitung zum So-Boxset und zeigt alle Tracks und Videos und Fotos aus dem Boxset und noch einiges mehr an Inhalten, die exklusiv nur in dieser App zu sehen sind. Sie ist auch interaktiv: an einer Stelle sieht man Gabriels So-Gesicht vom Cover ohne das eigentliche Gesicht, da man dort mit der iPad-Kamera ein Foto von sich machen kann und es dann in diesem ‚Rahmen‘ erscheint; und man kann das natürlich auch speichern. Armando hatte Gabriel bei seinen London-Konzerten 2 Tage zuvor auch persönlich getroffen und dabei natürlich auch von ihm so ein Foto in dieser App gemacht. Das durfte ich auch sehen: der Gabriel von heute (grinsend) im Gesicht des Gabriels von 1986 – ich hoffe, dass diese spezielle Collage in der endgültigen Version dann auch vorkommt, als Beispiel, was man mit dieser App so alles machen kann!

ray WilsonNun wurde es aber langsam Zeit, die Plätze einzunehmen. Wer in der Royal Albert Hall einen Platz im vorderen Innenraum hat, geht von den unteren äußeren Umgängen an der Seite eine kleine Treppe nach oben auf die Innenraum-Ebene, was den Zutritt noch eindrucksvoller macht, vor allem, wenn man das erste Mal dort ist.

Von meinem Platz aus erblickte ich die riesige Sound-Anlage direkt über mir und das imposante Rund der Halle hinter mir. Zunächst gab es einen Opening Act, Alan Reed (früher bei Pallas), der einige eigenen Songs an der Akustik-Gitarre zum Besten gab (http://reddwarfrecordings.co.uk/).

Nach kurzer Pause ging es dann los mit dem eigentlichen Konzert. Es ist grundsätzlich die gleiche Show wie in Deutschland im Mai; sie haben nur ein paar Änderungen bei der Setlist vorgenommen und die Animationen auf den Leinwänden ausgebaut. Es ging auf den Oktober-Shows los mit Dance On A Volcano anstatt Watcher Of The Skies, was nun die erste Zugabe wurde. Hinzugekommen sind The Return of the Giant Hogweedund Fountain of Salmacis.

Amanda LehmanDas Besondere an diesem Konzert war aber nicht nur der Ort, sondern auch die Gäste auf der Bühne. Als erstes kam Ray Wilson als Hauptsänger für Carpet Crawlers auf die Bühne. Er muss dieses Stück bei Steves Shows in der Original-Tonart singen und dafür musste er bei seinen bisherigen Gastauftritten durchaus hörbar an seine Grenzen gehen. Diesmal allerdings hörte es sich etwas besser an, irgendwie natürlicher und klarer. Er sagte mir später, dass er einen besseren Weg gefunden habe, das so hoch zu singen; das hat man tatsächlich auch gehört.

Gleich als nächstes kam dann schon der zweite Gast, Roine Stolt, der Kopf der Flower Kings aus Schweden, der The Return of the Giant Hogweed mit seinem typischen Gitarrensound bereicherte.

Ray kam dann noch mal für I Know What I Like auf die Bühne und sang wieder abwechselnd bzw. zusammen mit Nad. Direkt im Anschluss gesellte sich John Wetton für Firth of Fifth dazu, der ja auch nicht zum ersten Mal als Gast dabei war, wenn auch bei Afterglow, wie auf der DVD Live at Hammersmith zu hören ist. Auch bei Firth of Fifth hat er sich nun gut geschlagen, auch wenn ich den Verdacht nicht los werde, dass er am Bass doch etwas besser aufgehoben ist. Und schon ging es weiter mit den Gästen, denn Steves Schwägerin Amanda Lehmann kam als Sängerin für Ripples dazu, das sonst nicht zum regulären Set gehört. Während sie auf dem Album teilweise etwas rauer singt, kam es mir hier doch eher durchgehend hell und klar vor.


Ronie StoltDance on a Volcano

Dancing With the Moonlit Knight

Fly on a Windshield

Broadway Melody of 1974 (Vocals: Gary O’Toole)

The Carpet Crawlers (with Ray Wilson)

The Return of the Giant Hogweed (with Roine Stolt)

The Musical Box

Horizons

Unquiet Slumbers for the Sleepers…

…In That Quiet Earth

Afterglow

I Know What I Like (In Your Wardrobe)(with Ray Wilson)

Firth of Fifth (with John Wetton)

Ripples (with Amanda Lehmann)

The Fountain of Salmacis

Supper’s Ready

Encore:
Watcher of the Skies

Los Endos

Das Publikum war natürlich entsprechend begeistert und es gab ordentlich Beifallsstürme. Auch die Lightshow war in dieser Halle weit überdurchschnittlich; es sind eben nicht nur die Lichter, wie sie von der Bühne aus ins Publikum strahlen, sondern auch die Art und Weise, wie sie die ganze rundum in alle möglichen Farben tauchen. Ich war auch sehr froh, dass die imposante Orgel hinter der Bühne nicht abgedeckt war (was bei anderen Shows schon mal vorkommt).

John WettonNach Los Endos war zwar die Show zu Ende, aber nun ging es für die zahlreichen Inhaber des Aftershow-Pässe in eine der Bars im Untergeschoss. Dort war es dann auch entsprechend voll und man konnte höchstens mal kurz mit einzelnen Leuten sprechen. Neben Steves Mutter, die offenbar nach wie vor bei jeder seiner Shows in London dabei ist, war auch Nads Vater dort, und Steves Bruder John mit Frau habe ich getroffen. Ich schätze mal, es waren insgesamt über 100 Leute. Allerdings wurde die Bar schon nach vielleicht 40 – 50 Minuten geschlossen und das Personal hat uns dann auch bald aus dem Raum herauskomplimentiert. Somit war ein grandioser Abend kurz vor Mitternacht zu Ende gegangen. Definitiv ein Höhepunkt der Genesis Revisited Tour – nicht nur wegen des Konzertes selber, sondern auch wegen der Location und der Leute, die man davor und danach so treffen kann. Das ist wohl in diesem Umfang nur in London möglich. Die Reise nach London hat sich wahrhaftig gelohnt, natürlich auch wegen der 2 Gabriel-Konzerte dort wenige Tage vorher.

Autor und Fotos: Volker Warncke