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Steve Hackett & Julian Colbeck live in Uden 1994 – Bericht

Steve Hackett und Julian Colbeck traten 1994 beim 2nd Progressive Rock Festival im niederländischen Uden auf.

Am 4. Juni ’94 fand im holländischen Uden das 2nd Progressive Rock Festival statt. Neben mehr oder weniger bekannten Bands aus dem Bereich des progressiven Rock wurden Steve Hackett mit Julian Colbeck und eine der bekanntesten Bands dieser Musikrichtung, IQ, als Headliner des Festivals engagiert.

Die Open-Air-Veranstaltung begann am frühen Mittag bei strömendem Regen, welcher praktisch ununterbrochen über den ganzen Tag anhielt. Als Höhepunkt des Festivals traten IQ auf und absolvierten ein phantastisches Konzert.

Vor IQ demonstrierte jedoch Steve Hackett über eine Stunde lang, was man mit einer akustischen Gitarre alles machen kann. Julian Colbeck, seit ein paar Jahren Steves Keyboarder live und im Studio, begleitete ihn. Die überwiegend holländischen Zuschauer begrüßten die beiden frenetisch, und auch während des Konzertes war die Stimmung sehr gut. Angesichts der gebotenen ruhigeren Klänge, die aus dem Rahmen des Festivals absolut herausfielen, doch sehr erstaunlich! Neben den üblichen Rufen einiger unverbesserlicher „Komiker“ nach Hackett- und Genesis-Rocknummern fand diese Art wundervoller Musik aber ein absolut begeistertes Publikum, das die Fähigkeiten von Steve und Julian abseits von Rock und Pop zu würdigen wusste.

Der Set begann mit einer Passage aus Cuckoo Cocoon übergehend in Kim. Nach einem kurzen Witz von Steve über das kontinuierlich schlechte Wetter an diesem Tag („… it’s nice to be back in Holland on such a sunny day“) folgte ein Medley aus Black Light und Second Chance. Es folgte mit Oh How I Love You die Instrumentalversion des gleichnamigen Songs aus Steves unveröffentlichtem Feedback-Album. Wesentlich bekannter war allerdings der absolute Steve Hackett-Akustik-Klassiker Horizons von der Genesis-LP Foxtrot, der sich anschloss. There Are Many Sides To The Night beinhaltete gleich zwei Besonderheiten des Uden-Auftritts. Nur bei diesem Stück konnte man Steve an der Mundharmonika erleben und ihn singen hören.

Mit Concerto in D, einem sehr ruhigen Stück von Antonio Vivaldi, schlug Steve einen Bogen zur klassischen Musik, der mit Baroque, einer Julian Colbeck-Solonummer, beeinflusst von Musik von Johann Sebastian Bach, fortgesetzt wurde. Mit The Journey und Cavalcanti machte Steve dann wieder einen Ausflug in seine beiden Akustik-LPs Bay Of Kings und Momentum und fügte mit Tales Of The Riverbank noch einen der Bonustracks der kürzlichen Neuveröffentlichung von Bay Of Kings hinzu. Als zweiter Titel des Guitar Noir-Albums wurde dann Walking Away From Rainbows gespielt.

Zur großen Überraschung kündigte Steve mit den Worten „..we’re gonna do something which is much, much, much, much older – from many, many, many, many years ago“ Ace Of Wands an. Das Stück von Steves erster Solo-LP wurde in einer hochinteressanten „Unplugged“-Version zum besten gegeben. Das Love Theme aus dem Film Cinema Paradiso von Ennio Morricone bildete den Abschluss des regulären Sets.

Nach wenigen Minuten kamen Steve und Julian aber wieder auf die Bühne, um nochmals den sehr interessanten Titel Baroque zu spielen und damit endete diese außergewöhnliche Show.

Zum Schluss noch eine witzige Begebenheit. Auf einen der anfangs erwähnten Zurufe aus dem Publikum nach Rockstücken – diesmal verlangte man Please Don’t Touch – reagierte Steve sehr humorvoll. Zunächst sagte er, dass das auf einer Akustikgitarre möglicherweise etwas schwer zu spielen sei. Dann gab aber dennoch eine 5-Sekunden-Mini-Version zum besten. Er erklärte, diese Sequenz stamme ursprünglich von Unquiet Slumbers For The Sleepers vom Wind & Wuthering-Album. Scherzhaft meinte er, er hätte diese Melodie schon 50mal in verschiedenen Tonarten aufgenommen. Mal mit viel Jazz versehen und immer wieder mit anderem Namen als neuen Song herausgebracht. Das sei bisher aber noch niemandem aufgefallen sei.

Fazit des Konzertes: Hier bewiesen zwei Künstler eindrucksvoll ihre musikalische Vielseitigkeit und Fähigkeit. Und diese sind weit entfernt von jedweder Jagd nach Hits und Charterfolgen.

Autor und Fotos: Helmut Janisch
zuerst veröffentlicht in it-Magazin 12, September 1994
Poster image: George German

Fotos des Konzerts