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Steve Hackett – Guitar Noir – CD Rezension

Nach einer eher durchwachsenen und relativ unproduktiven Zeit gelang Steve Hackett 1993 mit seinem neuen Rockalbum Guitar Noir so etwas wie ein Comeback.

Kurz nach dem Erscheinen unseres letzten Heftes wurde das neue Werk von Steve Hackett, Guitar Noir, veröffentlicht. Es ist das erste Album seit 1988, sieht man einmal von dem Livealbum Time Lapse und der „Best of…“-CD The Unauthorised Biography ab. Die gut 52 Minuten lange CD enthält 12 Stücke. Drei davon sind rein instrumental aufgenommen, bei den restlichen Songs finden wir Steve zum ersten Mal seit der LP Till We Have Faces aus dem Jahr 1984 wieder als Sänger.

Auffallend ist zunächst einmal, dass sowohl die Band, mit der die Platte eingespielt wurde, als auch der Produzent gewechselt haben. Die im Zusammenhang mit Steve so bekannten Namen wie Nick Magnus oder John Acock, sind auf diesem Album nicht mehr vertreten.

Take These Pearls, Dark As The Grave, Like An Arrow und Tristesse wurden in Zusammenarbeit mit dem Keyboarder Aron Friedman aufgenommen bzw. co-produziert oder geschrieben. Die Songs Sierra Quemada, Lost In Your Eyes, Little America, In The Heart Of The Cityund Vampyre With A Healthy Appetite entstanden mit Steves neuer Band (Julian Colbeck an den Keyboards; Hugo Degenhardt an den Drums; Dave Ball am Bass). Mit Ausnahme des Bassisten tourte Steve übrigens in dieser Besetzung 1992 durch Nordamerika um die Stücke für die damals noch in der Entstehung befindliche neue LP zu „testen“. Paint Your Picture, There Are Many Sides To The Nightund Walking Away From Rainbows schließlich, wurden von Steve ohne Begleitung in Zusammenarbeit mit seinem Freund und Manager/Producer Billy Budis aufgenommen. Zu den Stücke im Einzelnen hat Steve kleine Randbemerkungen verfasst, die im CD-Booklet zu finden sind (hier die Übersetzungen):

Take These Pearls

Ein Lied über das Ertragen von Geschenken.

Dark As The Grave

Ein pessimistischer Blick auf die menschliche Lage.

Paint Your Picture

Die Vergegenwärtigung eines Liebenden durch Pinsel und Leinwand.

There Are Many Sides To The Night

Die Geschichte einer Prostituierten und ihre tiefste Motivation.

Like An Arrow

Von einer Idee so alt wie Eros.

Walking Away From Rainbows

Manchmal ist das Abendrot nicht genug und wir müssen uns weiter bewegen.

Sierra Quemada

Bedeutet locker übersetzt: ‚Die verbrannte Erde‘.

Lost In Your Eyes

Die Mundharmonika kam letztendlich zurück aus dem Versteck – wiedergeboren durch den Blues!

Little America

Amerikas Fernsehen ist ein Gast, der einen ständigen Wohnsitz in allen unseren Heimen in Anspruch genommen hat.

In The Heart Of The City

Eine totale Erfahrung in akustischer Klaustrophobie, Mann!

Vampire With A Healthy Appetite

Inspiriert von einer Zeitungsschlagzeile über den Diebstahl von mehreren Blutkonserven aus einem Krankenhaus im französischen Viertel von New Orleans.

Tristesse

Für Roger Weil – der weiß was dahinter liegt…

‚Dieses Fleckchen Blau nennen wir Gefangene den Himmel‘ (Oscar Wilde).

Guitar NoirDas Album enthält sowohl ruhige und gefühlvolle, wie auch rockige bis poppige Songs. Insgesamt erscheint alles sehr ausgewogen und gut aufeinander abgestimmt. Die harten Fans werden allerdingsdie dunklen, oft eigentümlichen Stücke der frühen LP’s vermissen. Einzig Vampire With A Healthy Appetite mit seinen harten Instrumentalteilen und dem kuriosen Sprechgesang, fällt aus dem Rahmen und erinnert an experimentellere Zeiten. Der Titel Guitar Noir stammt übrigens von einem Ausdruck mit dem Steves Frau, Kim Poor, die Musik seiner ersten LP’s umschrieb. Ganz hinten im Booklet steht dann auch noch eine persönliche Notiz von Steve, die wohl die Stimmungdes Albums und vor allem Steve Hackett selbst gut beschreibt: „Wenn jemals ein Album auch ein Liebesbrief war, dann ist es dieses, adressiert an Kim für all ihre Inspiration, Verständnis und Liebenswürdigkeit…Fahre fort, das Licht zu malen!“

Zusammenfassend kann man über Guitar Noir sehr zufrieden sein. Ein wesentlicher Pluspunkt bei Steve ist, dass er keine Musik für die Massen macht und bei den Alben, wie auch bei Liveauftritten, sich selbst und seinen Fans treu bleibt.

Autor: Helmut Janisch

zuerst veröffentlicht in itNr.08 (September 1993)