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Steve Hackett Event – Remscheid, 27.+28.03.2009 – Bericht

Es war sicher das bisherige Highlight in der langen Geschichte der Fanclubtage und Events des Deutschen Genesis Fanclubs. Steve Hackett war an zwei Tagen zu Gast in Remscheid. Paul Herlitschka fasste die Eindrücke beider Tage zusammen.

Ein Wochenende voller Erlebnisse, Begegnungen, Freude, Zuneigung, Hör- und Sehgenuss.

Zunächst einmal muss man den mehr als zwanzig Personen, die am Zustandekommen der Veranstaltung beteiligt waren, eine vorbildliche und engagierte Vorarbeit bescheinigen, die ein solches Ergebnis erst möglich gemacht hat. Das Steve Hackett Event wurde nämlich erst am 24. Dezember 2008 auf der Website angekündigt, bevor dann in knapp drei Monaten die ganze Arbeit der Promotion, des Ticketverkaufs und der restlichen Organisation durchgeführt wurde.

Am Anreisetag entdecken viele den kleinen Stadtteil Lennep in Remscheid, Geburtsort von Wilhelm Röntgen – Entdecker der Röntgenstrahlen, und auch die Geburtsstadt von Redaktionsmitglied Christian, der die Idee hatte, das Event hier durchzuführen.

Im Hotel Berliner Hof, das sich am einen Ende der Altstadt befindet, war die gesamte Hackett-Crew untergebracht. Die anderen Hotelgäste, darunter auch wir drei aus Frankreich, hatten alle Tickets für das Event gebucht. Am anderen Ende der Altstadt, etwa 700 Meter vom Hotel entfernt, befand sich der Veranstaltungsort, das Kulturzentrum Klosterkirche.

Der Veranstaltungsort war passend gewählt, kein Wunder, dass Steve ihn mit „Grimms Märchen oder der Geschichte vom Rattenfänger von Hameln“ verglich – oder mit dem „archaischen Charme, der unversehens an eine Filmkulisse von Tim Burton erinnert“, wie er selbst in seinem Blog-Bericht schrieb. Schmale Kopfsteinpflasterstraßen, regionaltypische Häuser – da kann man Steve nur zustimmen. Steve, der dieses Thema immer wieder in seinen Kunstwerken aufgreift, schien sich in Lennep sehr wohl zu fühlen.

FREITAG:

Da wir drei auch für das Merchandising von The Watch zuständig waren, und Katrin, John Hacketts Frau, für das von John und Nick Magnus, konnten wir schon am frühen Nachmittag in die Klosterkirche spazieren. The Watch, die mit einem etwas längeren Soundcheck rechnen mussten, waren dabei, eine Lösung zu finden, ob sie das Mellotron neu stimmen oder nicht. Es wurde ihnen von einem lokalen Fan geliehen, aber er hatte wohl schon lange nicht mehr gespielt. So musste wieder auf die Mellotron Studio Samples zurückgegriffen werden, die Gott sei Dank für den Fall eines Ausfalls vorgesehen waren. Dadurch verzögerte sich der Soundcheck, die Türen der Halle öffneten sich erst gegen 18:00 Uhr. Reibungslos und schnell füllte sich die Halle, die frei bestuhlt war.

Im Kulturzentrum gab es gleichzeitig eine Sonderausstellung über Steve Hackett, mit allen erdenklichen Postern, Fotos, Büchern, Sammlerstücken in allen Sprachen und anderen Raritäten, die Steves musikalische Karriere umrissen. Das war sicher eine aufwändige Recherche, die Helmut Janisch federführend mit einer Sherlock Holms-Akribie durchführte, was auch Steve sehr beeindruckte. Es waren Sachen dabei, an die sich Steve selbst nicht erinnern konnte …

Und im ersten Stock, auf der gleichen Etage wie der Konzertsaal, am anderen Ende des Ganges, fand ein Genesis Collectors Market statt, mit allen erdenklichen Platten von den verrücktesten Künstlern und Projekten, die mehr oder weniger mit Genesis zu tun hatten.

Gegen 18.30 Uhr erschienen unsere it-Helden Helmut, Peter, Bernd und Christian auf der Bühne. Christian Gerhards als Moderator und Showmaster begrüßte die Eventers und stellt das Programm der Veranstaltung vor. Zweisprachig, wie bei ähnlichen Gelegenheiten zuvor. Als Aperitif gab es erst mal ein paar seltene Hackett-Videos zu sehen, zum Beispiel dieses unglaubliche vom Bottom Line Club New York 1980, in dem Steve in einer erstaunlichen Version von Clocks auf der Bühne herumspringt und das Publikum anschreit, und einen völlig durchgeknallten Spinal Tap-artigen John Shearer, der am Schlagzeug herumspringt und während seines Solos in Angel of Mons bis zum letzten Schlag herumbrüllt, als würde er kastriert. Die Eventers krümmten sich vor Lachen. Erwähnenswert war auch eine fantastische Roadmovie-Version von A Blue Part Of Town mit Steve an der Mundharmonika und Julian Colbeck am E-Piano – Ausschnitt aus einem Duo-Auftritt in Italien 1994.

Bühneninterview

Nach einer kurzen Pause begleitete Christian Steve Hackett unter tosendem Applaus auf die Bühne und nahm Platz für das erwartete Fan-Interview.

Man erfuhr sicherlich nichts wirklich Neues, das war auch nicht die absolute Absicht dieses Fan-Interviews. Aber es gab viele Antworten, die sich Fans persönlich oder in den Foren gestellt hatten, wie zum Beispiel, dass Steve tatsächlich auf allen drei Songs der Spot the Pigeon EP Gitarrenparts gespielt hat und nicht nur auf Inside and Out. Eine masterclass-artige Frage kam zu seiner Art zu komponieren, aus künstlerischer oder instrumentaler Sicht, bei der seine Solo-Duelle mit Tony Banks oder Nick Magnus als Beispiel zur Sprache kamen. Steve antwortete, dass bei Genesis seine Rolle als Instrumentalist erwartet wurde, Tony ließ ihm anfangs nicht viel Spielraum für eigene Sachen. So versuchte er sein Gitarrenspiel eher als Verzierung in die Stücke einzubringen, wie das berühmte „Tic Toc“ in Musical Box, oder sich mit vorhandenen Motiven zu synchronisieren. Die ersten Versuche, eigene Soli zu erfinden und der Gruppe ganze Songs anzubieten, waren wohl Stücke wie Horizons und For Absent Friends.

Steve schien überhaupt sehr gerne mit seinen Fans zu plaudern, er bemühte sich langsam zu sprechen, mit angepasstem Vokabular, manchmal fragte er Christian, ob er nicht zu viel auf einmal erkläre, um die Übersetzung nicht zu behindern, ein echter Gentleman eben.

Nach dem Fan-Interview gab es eine großzügige Verpflegungspause, alle Stände liefen auf Hochtouren, Merchandising, Ausstellung, Sammlermarkt und ein Würstchen mit einem guten Bier.

John Hackett und Nick Magnus live

Um 21:00 Uhr ging es weiter mit einem romantischen und intimen Accoustic-Set von John Hackett und Nick Magnus, die in der Kombination Flöte/Keyboards Songs von Hexameron wie Double Helix, einige von Johns „klassischen“ Alben und eine erstaunlich schöne Version von Steve’s Hammer in the Sand spielten, die lang anhaltenden Applaus erhielt.

Dann packte John seine Folk-Gitarre aus, stellet sich ans Mikro und sang vier Songs von seinem 2005er Band-Album Checking Out of London in einer Duo-Version, darunter ein unerwartet tiefgründiges Dreamtown, das auf dem Album ReGenesis-Sänger Tony Patterson singt. Wenn man sich diese neu arrangierten Songs anhörte, konnte man sich nur wünschen, dass John eines Tages eine Fortsetzung seines ersten Rockalbums herausbringt.

Alle Songs aus diesem Set, die John und Nick mitgebracht hatten, wurden speziell für dieses Event neu arrangiert und geprobt, was den Auftritt nur noch einzigartiger machte, nicht sicher, ob sie das gleiche in dieser Form irgendwo anders noch einmal bringen würden. Allein das machte die Veranstaltung zu etwas ganz Besonderem. Steve Hackett, der dabei war, schreibt in seinem Blog, wie sehr er es genoss, die beiden mit diesem einzigartigen Sound zu erleben.

The Watch

The Watch rundeten den Tag mit einem late-nite Early Genesis Set ab, in das sie immer mal wieder ältere und neuere Songs aus der eigenen Küche einfließen ließen. Begleitet von John Hackett an der Querflöte begann der Auftritt mit The Shepherd, dem John mit speziell arrangierten Flötenparts ein neues Gewand verpasste. Ein sehr symbolisch gewählter Opener aus der Pre-Trespass Ära, mit minimalistischem Piano, Gitarre und Tamburin, so wie Genesis wirklich klangen, als sie 17-18 Jahre alt waren, ein Cover, das andere Tribute-Bands wohl nie gewählt hätten.

Ob man die Songs von The Watch mag oder nicht, ist sicherlich Geschmackssache, aber die, die ausgewählt wurden, darunter eine eigens für das Event neu einstudierte Akustikversion von Soaring On, sowie das Medely aus Two Paces To The Rear und Another Life, alle drei vom 2007er Album Primitive, zusammen mit dem in 9/8-As Sure As Egg is Egg eingebetteten Apocalypse Fisherman, war sicherlich nicht die unklugste Wahl für ein Hackett Event. Die Absicht war, etwas Gleichwertiges aus der eigenen Kunst zu bieten.

Der Rest des Repertoires bestand aus Trespass-/Nursery Cryme-/Foxtrot-Klassikern und nie gespielten Songs wie z.B. Time Table. John Hackett, freute sich nach Aussagen des Publikums über die Interpretation von The Musical Box durch The Watch. Das Ganze lief mit viel Energie und Intensität ab, nur das Schlagzeug war für die Zuhörer in den ersten Reihen etwas zu laut, ein Problem, das man mit einer Trennwand hätte lösen können, ansonsten war das allgemeine Live-Programm des Tages mit reichlich Songs aus über dreußig Jahren repräsentativ genug, um dem ersten Teil der Veranstaltung gerecht zu werden.

SAMSTAG:

Viel Schlaf hatten wohl die wenigsten. Wer sich am Samstag noch kurzfristig auf den Weg nach Lennep machte, hatte sichtlich frischere Minen, so auch die aus Berlin angereiste Katrin alias Zahme Lamie, bekannt durch ihre Cocktails während der Events in Welkers. Doch zuvor hatten die Hotelgäste des Berliner Hofs die angenehme Überraschung, Steve Hackett und seine Crew am Frühstückstisch begrüßen zu dürfen. Zumindest hatten wir das Privileg, mit Jo und Steve am Frühstückstisch ein paar Worte zu wechseln, wobei Steve selbst uns ohne Zurückhaltung von seinen Plänen, der Musik und dem Business erzählte. Auch Jo schien die weitere Karriere von Steve sehr zu unterstützen und ermutigte ihn sehr. Steve erklärt uns, dass seine zweijährige Bühnenabstinenz und die damit verbundene fehlende Wild Orchids Tour aus formaljuristischen Gründen auf seine Verhandlungen mit seinem Ex-Manager Bill Budis und seiner Ex-Frau Kim Poor zurückzuführen sei. Viel Zeit wurde in die rechtlichen Schritte investiert und in Bezug auf sein früheres Management sagt Steve, dass die Arbeit, die er von Bill erwartet hatte, hauptsächlich die Tourplanung, nicht gemacht wurde. Steve gab zu, dass ihm der Kontakt zu den Fans, der in den letzten Jahren sehr eingeschränkt war, gefehlt hat. Deshalb, so Steve, wolle er von nun an alles selbst in die Hand nehmen und sich mit Hilfe von Jo und Brian Coles (seinem neuen Manager) selbst um sein Geschäft kümmern. Kurzum, es gibt neues Personal, eine neue Website und neue Projekte. Ein großes Lob an ihn, dass er mit seinen bald 60 Jahren diesen neuen Lebensabschnitt mit so viel Enthusiasmus angeht, da können sich einige seiner Ex-Kollegen eine Scheibe abschneiden.

Zurück im Kulturzentrum, wo sich ab 14:00 Uhr die Besucher über sehr unterschiedliche Themen unterhielten. Auswahl gab es genug. Die einen pflegten alte Bekanntschaften bei einem Bier, die anderen stauten sich zu einer Vor-Autogrammstunde mit Steve und seinen Kumpels. Wieder andere nutzten die Zeit um die unmöglichsten Zeitungsausschnitte aus den Sammlermärkten auszugraben, jeder war beschäftigt oder einfach nur glücklich.

Der Nachmittag wurde mit einer weiteren Videopräsentation von Steves Karriere bereichert, gefolgt von einem interaktiven Wettbewerb, an dem jeder Event-Besucher teilnehmen konnte. Das von Christian moderierte, gut durchdachte Quiz ermöglichte es jedem Besucher, gleichzeitig daran teilzunehmen, da jeder Spieler zwei Karten zur Verfügung hatte, um die von Christian gestellten Fragen zu beantworten. Eine grüne, um die Frage zu bejahen, eine rote, um sie zu verneinen. Alle standen zu Beginn der Runden auf, der Letzte, der stehen blieb, gewann einen Preis nach Wahl, es gab fünf Spielrunden und schon war eine spannende Stunde vergangen. Damit war die Heiterkeit bis zum nächsten Programmpunkt gesichert.

Aber vorher gab es noch ein tolles Fantreffen im Flur des Kulturzentrums, mit Steve und seinen Bandmitgliedern, und er selbst bat das Publikum großzügig, sich mit allen fotografieren zu lassen, sogar mit Oma, wenn die Fans das wollten. Ist das nicht ein großes Zugeständnis? Das ließen sich die Fans nicht zweimal sagen und so gab es eine ganze Flashlightshow, in den Armen von Steve, oder Steve in den Armen seiner Fans und Musikfreunde, signierte Gegenstände, Gitarren, sogar Tattoos auf den Beinen, die er signierte.

Schließlich kam das finale Bouquet, die Krönung des Events, die versprochene Storyteller Show …

Steve Hackett Acoustic Trio

Fantastisch!!! Was gibt es da noch zu sagen, das Set hatte natürlich Steves britischen Akzent, inspiriert, barock, mit seiner typischen Sensibilität.

Im Gegensatz zu seinem elektrischen Set zwei Wochen zuvor in Italien war das Ganze sicherlich viel ruhiger, mit dieser klassischen Gelassenheit serviert, ohne diese rohe Energie, ohne diese elektrischen Entladungen, die einen überraschend überrumpeln – aber das wird im weitesten Sinne ausgeglichen durch eine Mischung aus reichen akustischen Klängen von Klavier, Gitarre, Flöten und Streicherteppichen.

Titel wie Ace of Wands, Jacuzzi oder Overnight Sleeper bekamen ein elegantes Gesicht, zur Freude der Die-Hard Hackett-Fans und derer, die diese Stücke aus den 70er Jahren erst im Rahmen der Veranstaltung entdeckten.

Auch Jazz On a Summers Night, das nur dem Namen nach Jazz ist, oder das mysteriöse M3 von Roger King, das Steve mit geschlossenen Augen spielte, weckten die Neugier. Und wem das rituelle Horizons nicht genügte, dem blieben immer noch wahre Schätze wie Hands Of The Priestess/The Hermit, Bacchus, Second Chance oder Walking Away for Rainbows. Den größten Applaus gab es jedoch für einige vergessene Hackett-Nummern aus seiner Genesis-Zeit wie After the Ordeal oder Hairless Heart.

Sichtlich zufrieden und sehr gerührt verließ Steve die Bühne unter tosendem Applaus seiner Bewunderer und derer, die ihn erst heute so entdeckt hatten. Mit seinen aufregenden 59 Jahren scheint das Leben für ihn gerade erst begonnen zu haben, und sicherlich hat diese Veranstaltung zu dieser Wiedergeburt beigetragen.

So ging ein wunderbares Wochenende souverän zu Ende, auch Christian zeigte sich in seiner Abschiedsrede – wie immer in perfektem Englisch – nicht weniger gerührt als Steve kurz zuvor. Ein Zeichen dafür, dass nur eine gut vorbereitete Organisation, wie sie auch Steve in seinem Blog lobte, ein solches Event mit allen unerwarteten Boni ermöglichte, bei dem sich alle wie in einer Familie wohlfühlen konnten – Fans, Musiker und Organisatoren.

In diesem Sinne bekommt der Begriff „Event“ für Besucher und Künstler einer solchen Veranstaltung eine andere, neue Bedeutung, die sich meilenweit von der eines Konzerts unterscheidet.

Autor: Paul Herlitschka


Es sind wahrscheinlich viele von uns gewesen, die behaupten können, dass sie erstmal eine kleine Woche Erholung brauchten – nach dem, was bei diesem Event in Remscheid geschehen ist:

Ein Wochenende voller Erlebnisse, Begegnungen, Freude, Zuneigung, Hör- und Sehfreude.

Zuerst muss man erwähnen, dass die mehr 20 am Entstehen des Events beteiligten Personen voll engagiert ihre Vorarbeit vorbildlich geleistet haben, so dass es zu so einem Ergebnis kommen konnte.
Das Steve Hackett Event wurde nämlich erst am 24. Dezember auf der Website bekannt gegeben, bevor alle restliche Arbeit an Promotion, Ticketverkauf, und restliche Organisation in kleinen 3 Monaten geplant wurde. Darüber gibt es sicher ein paar Behind the Scenes Berichte der it-Crew zu lesen.
Am Tag der Ankunft entdecken viele den kleinen Stadtteil Lennep in Remscheid, Geburtsort von Wilhelm Röntgen – Entdecker der Röntgen Strahlen, und auch die Geburtsstadt von Christian – Erfinder unseren G-20 Gipfel, mit den viel versprechenden G, der uns mit anders bekannten Rönt-Genesis Strahlen beglückt.

Im Hotel Berliner Hof, dass sich am einen Ende der Altstadt befindet, ist die gesamte Hackett-Crew einquartiert – die restlichen Hotelbesucher, unter denen auch wir drei aus Frankreich waren, haben alle auch für das Event gebucht. Am anderen Ende der Altstadt, cirka 700 Meter vom Hotel entfernt, befindet sich die Location des Events, das Kulturzentrum der Klosterkirche.

Auch die Ortschaft des Events ist passend ausgesucht worden, kein Wunder dass Steve sie „Grimms Märchen oder der Geschichte vom Rattenfänger von Hameln“- oder dem „archaischen Charme unversehens die Erscheinung eines Tim Burton-Filmsets“ vergleicht, wie er es selber auf seinem Blog Bericht schreibt – schmale gepflasterte Straßen, regionaltypische Häuser, man kann Steve nur recht geben. Steve, der dieses Themen öfters in seinem Kunstwerk erwähnt, scheint sich in Lennep damit sehr wohl zu fühlen.

Freitag:

Da wir drei auch für The Watch’s Merchandising verantwortlich waren, und von Katrin, John Hackett’s Frau, für dass von John und Nick Magnus verantwortlich gemacht worden sind konnten wir in die Klosterkirche schon anfangs Nachmittags rein spazieren. The Watch die mit etwas längeren Soudcheck rechnen mussten, waren dabei eine Lösung zu finden, ob das Mellotron, dass ein lokaler Fan ihnen geborgt hat, neu zu stimmen, es hat womöglich seit lange nicht mehr gedient. So musste wieder zu den Mellotron Studio Samples zurückgegriffen werden, die Gott sei Dank im Fall eines Ausfallens vorgesehen waren.

Dadurch hat sich der Soundcheck verspätet, die Türen der Halle öffneten erst gegen 18:00.

Reibungslos und rasch besetzen die Besucher die Halle, dessen Bestuhlung frei geboten ist.

Im Kulturzentrum gibt es gleichzeitig eine Spezielle Steve Hackett Ausstellung, mit all erdenklichen Posters, Fotos, Bücher, Collectorware in allen Sprachen und andere Seltenheiten die Steve’s musikalische Karriere abgrenzen. Das war sicher Jahrelange Recherche, hinter der sich Helmut Janisch mit einer Sherlock Holms Lupe herangeforscht hat, was auch Steve selber sehr beeindruckt, weil es Sachen gab an die Steve sich selbst nicht erinnern konnte 😉

Und im ersten Stock in der selben Etage wie der Konzertsaal, am anderen Ende des Flurs befand sich ein Genesis Collector Markt, mit vielen erdenklichen Schallplatten aus den verrücktesten Künstlern und Projekten die fern oder nahe mit Genesis zu tun haben.

Gegen 18:30 erscheinen unsere IT Helden auf die Bühne, Christian Gerhards als Führsprecher und Showmaster und begrüsst die Eventers und stellt das Eventprogramm vor. Zweisprachig, wie auch in allen seiner Interventionen. Als Aperitif gibt es zuerst mal ein paar seltene Hackett Videos, wie zum Beispiel dieses unglaubliche Bottom Line Club New York 1980, indem Steve in einer erstaunenden Version von Clocks auf der Bühne herumspringt und das Publikum anschielt, sowie einen völlig durchgeknallten Spinal Tap artigen John Shearer am Schlagzeug hopsend, der während seines Solos in Angel of Mons bis zu sein letzten Schlag herumbrüllt als würde man ihm kastrieren…. Die Eventers krümmten sich vor Lachkrampf.

Zu erwähnen gab es auch eine fantastische Roadmovie-artige Version von A Blue Part Of Town mit Steve am Mundharmonika sowie Julian Colbeck am E-Piano – Ausschnitt aus einen Duo in Italien 1994.

Nach einer kurzen Pause begleitet Christian Mister Steve Hackett unter ein Applausgewitter auf die Bühne und nahmen Platz zu den erwarteten Fan Interview.

Sicher nichts massgebend neues, es war auch nicht die Absolute Absicht dieses Fan Interviews, aber viele Antworten die sich Fans persönlich oder aus den Foren stellten, wie zum Beispiel dass Steve tatsächlich Guitar Parts auf alle 3 Songs der Spot the Pigeon EP gespielt hat und nicht bloss bei Inside and Out. Und eine Masterclass-artige Frage zu seiner Weise zu komponieren, aus der künstlerischen- oder der instrumentalisten- Sicht, bei der seine Solo Duells mit Tony Banks oder Nick Magnus als Beispiel zur Frage gebracht worden. Steve gab als Antwort dass bei Genesis seine Rolle als Instrumentalist erwartet worden sei, Tony liess ihm an Anfang nicht viel Spielraum für eigene Sachen. Deshalb versuchte er sein Gitarrenspiel ornamental zu den Stücken ein zu setzen, wie das bekannte „Tic Toc“ in Musical Box, oder sich mit existierenden Motiven zu synchronisieren, eigene Solos zu erfinden und dann erst später ganze Songs der Gruppe an zu bieten, da waren Stücke wie Horizons und For Absent Friends wohl die ersten Versuche.

Steve scheint überhaupt sehr zufrieden zu sein mit seine Fans zu plaudern, er gab sich mühe langsam zu sprechen, mit ein angepassten Wortschatz, fragt Christian teilweise ob er nicht zu vieles auf einmal erklärt um die Übersetzung nicht zu hindern, ein echter Gentleman.

Nach dem Fan Interview gab es eine grosszügige Verpflegungspause, Alle Stande sind in vollem Einsatz, Merchandising, Würstchen mit ein guten Bier, Ausstellung und Collectormarkt.

Um 21:00 ging es weiter mit ein romantischen und vertraulichen Accoustic Set von John Hackett und Nick Magnus in der Kombination Flöte/Keyboards in der Songs aus Hexameron wie Double Helex, einiges aus John’s „klassischen“ Alben, sowie eine erstaunliche schöne Version Steve’s Hammer in the Sand die lange applaudiert wurde.

John packt dann seine Folk Gitarre aus, stellt sich vors Mikrofon, und singt vier Songs aus sein 2005 erschienenen Band Album Checking Out of London, in einer Duo Version darunter ein unerwartetes tiefsinniges Dreamtown dass sonst Regenesis Sänger Tony Patterson singt.

Beim anhören diesen um arrangierten Liedern wünsche man sich nur, dass John mal eine Fortsetzung zu seinen erste Rockalbum bringt.

Alle Songs aus diesem Set, die John und Nick gebracht haben waren speziell für dieses Event re-arrangiert und geprobt, was den Auftritt nur noch einmaliger macht, nicht sicher ob sie das gleiche irgendwo anders in dieser Formel noch mal bringen werden. Allein dass macht das Event sehr speziell.

Steve Hackett der dabei zugehört hat schreibt auf seinen Blog wie er es genossen hat, beide mit diesem eigenen Sound zu erleben.

The Watch runden nun diesen geballten Event Tag mit eine Late-nite Early Genesis Set ab, indem sie hin und da älteres und neueres aus eigener Küche reinschmuggeln. Begleitet von John Hackett an der Querflöte für den ersten Song des Sets, The Shepherd, dem John eigens arrangierte Flötenparts dem Song ein neues Kleid geschnitten hat. Sehr symbolisch ausgesuchter Starter aus der Pre-Trespass Era, mit minimalistischen Klavier, Gitarre und Tamburin, so wie Genesis wirklich schon geklungen als sie 17/18 waren, eine Cover die andere Tribute Bands womöglich nie ausgesucht hätten.

Ob man die The Watch Songs gern hat oder weniger ist sicher Geschmackssache, diejenigen die ausgesucht worden sind, darunter eine akustische Version von Soaring On, speziell neu für das Event geprobt sowie das Medely aus Two Paces to the Rear und Another Life, alle drei aus den 2007 Album Primitive, mit dem Apocalypse in 9/8-As Sure As Egg is Egg eingebauten Fisherman war sicher nicht die unklügste Wahl bei ein Hackett Ereignis ohne den Anspruch zu haben gleichgestelltes dar zu bieten.

Gewollt war dass im Gericht etwas gleich schmeckendes aus eigener Kunst dabei geboten werden konnte. Der Rest des Repertoires bestand aus pur saftigem Trespass-Nursery-Foxtrott Klassikern und nie gespielte Songs wie zB Time Table. John Hackett der einiges miterlebt hat erfreut sich laut Publikumaussagen auf The Watch’s Interpretation von The Musical Box.

Dass ganze lief mit viel Energie und Intensität ab, einzig das Schlagzeug klang ein bisschen zu Laut für die Zuhörer der ersten Reihen, ein Problem dass mit einer Trennwand gelöst werden hätte können, sonst war das allgemeine Live Programm des Tages mit reichlich bestückten Songs aus einer über 30 Jährigen Spanne repräsentativ genug um den ersten Teil des Events gerecht zu werden.

Samstag:

Viel Schlaf hatten vermutlich die wenigsten, die sich noch am Samstag einschrieben, die dazukommenden hatten sichtlich frischere Mine, auch die aus Berlin heran gewanderte Katrin alias Zahme Lamie. Doch zuvor hatten die Hotelbesucher des Berlinerhofs die angenehme Überraschung Steve Hackett und sein Crew am Frühstückstisch erleben zu dürfen.

Zumindest hatten wir das Privileg mit Jo und Steve an unseren Frühstückstisch ein paar Wörter zu wechseln, indem uns Steve selber ohne Zurückhaltung über seine Pläne, über Musik oder Business erzählt. Auch Jo scheint die weitere Karriere Steve’s sehr zu unterstützen und spricht ihn sehr viel Vorschub zu.

Steve erklärt uns dass seine zwei jährige Bühnen Abwesenheit und die dazu fehlende Wild Orchids Tour aus formaljuristischen Gründen in seinen Verhandlungen mit Ex Manager Bill Budis und seine Ex-Frau Kim Poor zurück zu führen ist. Viel Zeit wurde in den rechtlichen Schritten investiert, und, bezüglich seines früheren Managements sagt Steve dass die von ihm erwartete Arbeit von Bill nicht geleistet wurde, hauptsächlich Tourplanung. Steve gibt zu, ihm fehlte der Kontakt mit den Fans der dadurch in den letzten Jahren sehr gering gehalten worden sind.

Deshalb will er ab jetzt alles in eigener Hand fassen, so Steve, und mithilfe von Jo und Brian Coles (sein neuer Manager) selber sein Business durchschauen.

Zusammen gefasst, es gibt neues Personal, neue Seite, neue Projekte…….Ein grosses Bravo an Ihm, dass er mit sein anstehenden 60′ diesen neuen Lebensabschnitt mit so viel Enthusiasmus betrachtet, da können sich einige seiner Ex-Kollegen eine Scheibe abschneiden.

Zurück im Kulturzentrum wo sich ab 14:00 die Besucher sehr unterschiedlich unterhalten, Auswahl gibt es genug, die einen pflegten alte Bekanntschaften um ein Bier, die anderen stauen sich zu einer Vor-Autogrammstunde mit Steve und seine Kumpel, weitere nützten die Zeit um die unmöglichsten Zeitungsausschnitte aus den Sammlermärkten aus zu graben, jeder war beschäftigt oder einfach glücklich.

Der Nachmittag verlängerte sich mit einer letzten Videovorstellung aus Steve’s Karriere, gefolgt von ein Interaktives Gewinnspiel indem jeder Eventer teilnehmen konnte. Der gut ausgedachte Quiz aus Christians Ideekasten ermöglicht tatsächlich eine gleichzeitige Beteiligung jedes Besuchers, indem jeder Spieler zwei Karten zur Auswahl hatte um die von Christian gestellten Fragen zu beantworten.

Eine Grüne um die Frage zum bejahen, eine Rote um sie zu beneinen. Alle Standen am Anfang der Runden auf, der Letzte der stehen bleibt gewann ein Preis zur Auswahl, es gab 5 Spielrunden, und schon war eine spannende Stunde vergangen. Die Heiterkeit wurde somit bis zum nächsten Programmabschnitt gewährleistet.

Doch gab es noch mal vorher ein tolle Fantreffen im Flur des Kulturzentrums, mit Steve und seine Mitglieder, er hat auch selbst grosszügigerweise dem Publikum dazu gebeten dass er Bereit ist sich mit allen fotografieren zu lassen, selbst mit Grossmutti wenn die Fans das wollten. Ist das nicht ein grosses Entgegenkommen?

Die Fans liessen sich das nicht zwei mal sagen, und schon gab es eine ganze Flashlightshow, in Steves Armen, oder Steve in Armen seiner Fans und Musikfreunde, unterschriebene Objekte, Gitarren, selbst auf den Fuss gebrannte Tatoos die er unterzeichnet.

Schliesslich kam das Finalbouquet, die Krönung des Events, die versprochene Storyteller Show:

Steve himself mit Brother John und Roger King.

Herrlich!!!!

Was gibt es da mehr zu sagen, das Set hatte selbstverständlich Steves britisches Akzent, inspiriert, barock, mit seiner typischer Sensibilität.

Im Gegensatz zu sein Elektrische Set zwei Wochen vorher in Italien ist das ganze sicher viel ruhiger, mit dieser klassischen Gelassenheit serviert, ohne diese rohe Energie, ohne diese elektrischen Entladungen die einen überraschend überrumpeln – aber dies ist ja im weitesten Sinne durch eine Mischung aus reichhaltigen akustischen Klängen aus Klavier, Gitarre, Flöten und Streicher Teppichen kompensiert worden.

Titeln wie Ace of Wands, Jacuzzi oder Overnight Sleeper bekommen ein elegantes Gesicht, ganz zur Freude der Die Hard Hackett Fans wie auch diejenigen die diese Stücke aus den 70′ im Event entdecken..

Neugier wurde auch geweckt beim Anhören von Jazz On a Summers Night der aus dem Jazz nur der Name besitzt, oder das mysteriöse M3 aus Roger King’s Feder indem Steve  während des Stücks mit geschlossenen Augen sass. Und wenn man dem rituellen Horizons nicht auskommt, bleibt immerhin noch wahrhaftige Schatztruhen wie Hands Of The Priestess / The Hermit, Bacchus, Second Chance oder Walking Away for Rainbows.

Aber der grösste Applaus bewirkten so manche vergessene Hackett Nummern aus seinen Genesis Zeiten wie After the Ordeal, Hairless Heart oder die Intro zu Apocalypse in 9/8.

Sichtlich zufrieden und sehr gerührt verlässt Steve die Bühne unter einen Kranz von einstimmiger Handklatschsymphonie seiner Verehrer sowie diejenigen die ihn erst heute derart entdeckt haben.

Mit seinen 59 spannenden Jahren scheint für ihn das Leben erst zu beginnen, darin hat das Event sicher zu dieser Neugeburt beigetragen.

Souverän hat somit das wunderschöne Wochenende Ausklang gefunden, auch Christian in seiner Abschiedrede – immer in ein perfekten Englisch begleitet – zeigt sich nicht weniger gerührt wie Steve gerade zuvor, ein Zeichen dass eine gut vorbereitete Organisation wie sie auch Steve in seinen Blog lobt, solch ein Event nur alle unerwartete Boni erlauben, in der sich jeder, Fans, Musiker und Organisatoren wie in einer gleichen Familie wohl fühlen kann.

In dieser Hinsicht bekommt der Begriff „Event“ eine andere, neue, von einem Konzert meilenweit unterschiedene Bedeutung für die Besucher und Künstler solch einer Veranstaltung.

Nicht zuletzt zugunsten des Werks selber, dass seine Spur ein Stück weiter den Weg in seiner Ewigkeit zeichnet.

John Hackett & Nick Magnus

John Hackett: Querflöte, Akustische Gitarre und Gesang
Nick Magnus: Keyboard

Setlist:

John (Spoken Intro)
Freefall
Le Chat Noir
Prelude to Summer
Nippy Tune
Nick (Spoken Intro)
Fantasy
Hallway and the Pram
Winter
Twilight Forest
Hammer in the Sand (segue into…)
Dreamtown
Jacuzzi

The Watch

Simone Rossetti: Gesang, D’Tambu, Querflöte
Giorgio Gabriel: E- und Akustische Gitarren
Marco Fabbri: Schlagzeug, Percussions und Gesang
Guglielmo Mariotti: Bass, Bass Pedals, 12 Saiten Gitarre und Gesang
Valerio de Vittorio: Keyboards, 12 Saiten Gitarre und Gesang.
Simone Stucchi: Tontechnik und Mischpult

Setlist:

THE SHEPHERD (feat. John Hackett)
LOOKING FOR SOMEONE
STAGNATION
FOUNTAIN OF SALMACIS
TWILIGHT ALEHOUSE
CAN-UTILITY AND THE COASTLINERS
Soaring On (The Watch)
SEVEN STONES
THE MUSICAL BOX
TIME-TABLE
Primitive Medley Two Paces to the Rear/Another Life (The Watch)
RETURN OF THE GIANT HOGWEED
The Fischerman (The Watch)
APOCALYPSE IN 9/8/AS SURE AS EGGS IS EGGS

Steve Hackett Acoustic Trio

Steve Hackett: Akustische Gitarre
John Hackett: Flöten
Roger King: Keyboards

Setlist:

Horizons
Jacuzzi
Apocalypse in 9/8 / After The Ordeal / Hairless Heart
M3
Next Time Around
Jazz On A Summer’s Night
Imagining
Second Chance
Walking Away From Rainbows
Improvisation / The Red Flower Of Tachai Blooms Everywhere
Hand Of The Priestess
The Hermit
Ace Of Wands

Encores:

Bacchus
Gnossienne