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Steve Hackett Event 2009 – Making of-Special
Über die Vorgeschichte und Planung, die verbundenen Schwierigkeiten und den Aufwand den wir für dieses außergewöhnliche Event betrieben, berichtet Helmut Janisch in einem Making of-Special
Seit 1993 hatten wir insgesamt 18 Fanclub-Veranstaltungen durchgeführt, jährlich eine, manchmal auch zwei. Schon bald nach dem Meeting 2008, „When in Welkers“, fing daher die Suche nach Ideen für das Clubtreffen 2009 an. Doch diesmal sollte uns die Entscheidung abgenommen werden, wen wir als Special Guest einladen oder um was sich das nächste Event drehen sollte.
Mitte November 2008 wurde uns vom damaligen Manager von Steve Hackett, Billy Budis, mitgeteilt, dass er und Steve nicht mehr zusammenarbeiten würden. Das Verhältnis zum Hackett-Management war immer sehr gut gewessen und bestand schon seit kurz nach der Gründung des Clubs. Im Vergleich zu anderen Managements war man uns gegegenüber dort immer sehr hilfreich. Insofern bedauerten wir diese Veränderung, waren aber gespannt, was das für unseren Kontakt zu Steve bedeuten würde.
Kurz darauf erhielten wir von Steve Hackett selbst eine E-Mail, die den Managementwechsel bestätigte und in der er auch verriet, dass seine Frau, Kim Poor, und er sich bereits im Jahr davor hatten scheiden lassen. Auch diese Info war für uns neu und überraschend, denn für die Fans war Kim Poor ja nicht zuletzt wegen der zahlreichen Coverillustrationen von Hackett-Alben ein wichtiger Bestandteil des Fan-Kults. Steve war also offensichtlich in einer Umbruchphase. Er hatte im September 2008 beim Clubtag des italienischen Fanclubs Dusk teilgenommen und dort mit seinem Bruder John eine Akustikshow gespielt. Das hatte es zuvor noch nie gegeben. Wir hatten Steve bereits 2005 am Rande seines Konzerts in Braunschweig gefragt, ob er bereit wäre, Gast bei einem unserer Events zu sein. Das hatte Billy Budis damals abgelehnt. Unsere Überraschung war daher groß, als Steve nun in seiner E-Mail fragte, wann der nächste Clubtag in Deutschland sei und sagte, dass er interessiert sei, dabei der Special Guest zu sein. Selbstverständlich nahmen wir das Angebot dankend an und nach ein paar E-Mails von und nach England stand fest, in welchem Umfang er bei einem Event dabei sein würde und wann es stattfinden sollte. An Heiligabend 2008 veröffentlichten wir diese Info auf unserer Website.
Mit Steve und seinem neuen Manger Brian Coles wurde um den Jahreswechsel 2008/2009 herum vereinbart, dass Steve an beiden Veranstaltungstagen für Autogramme und persönliche Gespräche mit Fans anwesen sein würde, an einem Tag ein Bühneninterview geben und am anderen ein Konzert spielen würde. Die Konditionen wurden fixiert und WiV-Entertainment übernahmen freundlicherweise für uns die offizielle Abwicklung des Events. Etwas unklar war anfangs noch, wie genau Steves Liveshow aussehen würde. Ein Auftritt mit kompletter Band war kurz im Gespräch, hätte aber unser Budget gesprengt. Am Ende stand fest, dass Steve im Trio mit John Hackett und Roger King einen Akustikset spielen würde.
John hatte aber nicht nur für den Trio-Auftritt zugesagt, sondern uns auch angeboten, am Freitag (dem Tag, an dem sein Bruder das Bühneninterview geben würde) eine kurze Solo-Show zu spielen. Dabei würde er nicht nur sein Flötenspiel präsentieren sondern bei einigen Stücken singen und dazu Gitarre spielen. Das nahmen wir gerne an, denn damit war fast schon das gesamt Programm des Events in trockenen Tüchern.
Um die beiden Tage noch interessanter zu machen, dachten wir auch darüber nach, weitere Special Guests aus dem Hackett-Lager einzuladen. So kontaktierten wir im Dezember Nick Magnus und Pete Hicks und beide waren grundsätzlich bereit, nach Deutschland zu kommen. Ein gemeinsamer Auftritt mit dem Hackett-Trio war aber unrealistisch, weil das zu viele Vorbereitungen und gemeinsame Proben erfordert hätte. Aber man würde für die Fans da sein und Autogramme geben. Wenig später musste Pete Hicks seine Zusage aus Termingründen zurückziehen. Aber Nick wollte nach wie vor gerne dabei sein. Da kam uns die Idee, ob er nicht John bei dessen Soloauftritt am Freitag unterstützen könnte. Und tatsächlich, nachdem die beiden diese Möglichkeit diskutiert hatten, wurde aus Johns Soloshow ein Duo-Auftritt.
Ende Januar fragte die italienische Coverband The Watch dann an, ob sie ebenfalls beim Hackett-Event auftretten könne. Unser Budget erlaubte das, und so wurden sie für den Freitagabend engagiert, um nach Nick Magnus und John Hackett den Tag abzuschließen. John erklärte sich darüber hinaus bereit, bei einem Stück von The Watch Flöte zu spielen. Die Liveacts standen damit fest.
Parallel dazu arbeitete Helmut an einem Programmheft für das Event und an einem Plakat. Das Programm sollte auf acht Seiten einen Überblick über das bisherige Leben und das musikalische Werk von Steve Hackett geben. Der diskografische Teil zeigte Cover von allen Genesisalben mit Steve, alle seine Soloalben und viele Single- und DVD-/Videocover. Wichtige andere Projekte, an denen Steve beteilgt war, waren ebenfalls gelistet. Die vier Innenseiten des mehrfach aufklappbaren Programms füllte eine Biografie von Steve, sowohl in Deutsch als auch in Englisch, geschrieben von Steffen Gerlach. Dazwischen zeigte eine Bilderleiste 23 Portraits von Steve von der Kindheit bis 2009. Der Programmablauf der beiden Tage und die Credits waren auf der Rückseite des Programms nachzulesen. Die Titelseite zierte das Event-Logo, das wir auch als A1-großes Poster drucken ließen … und das gleich zweimal! Und das kam so …
Für die Ankündigung des Events im Dezember hatte Helmut eilig ein einfaches Motiv erstellt, dass ein aktuelles Foto von Steve optisch in Anlehnung an das Cover von Defector zeigte. Für das Plakat schwebte ihm aber etwas Ausgefalleneres vor. Ein paar Jahre früher hätte man sehr gut verschiedene Hackett-Covermotive zu etwas Neuem verschmelzen können. Da diese aber fast alle von Kim Poor stammten und die rechtliche Situation 2009 unklar war, bat Steve darum, kein Artwork von Kim Poor zu verwenden. Und so entwarf Helmut ein Motiv, dass an das Cover von Please Don’t Touch erinnern sollte, aber doch komplett aus anderen Motiven bestand und natürlich nicht gemalt war sondern am Computer entstand. Manche Elemente waren moderne Versionen alter Ideen, wie drei unterschiedliche Roboter statt der mechanischen Puppen auf dem Cover von 1978. Andere Details waren eher eine Homage an Steves Vergangenheit, wie das Genesis-Roadcase, auf dem Steve im zentralen Motiv den Fuß stellt, oder die Marionette aus dem Video zu The Show. Alles war stimmig und gefiel auch Steve. Aber da wir damals auch noch in Kontakt mit Billy Budis standen, der das Hackett-Event durch einiges Ausstellungsmaterial unterstützte, zeigten wir auch ihm das Postermotiv. Und prompt wurde die Nähe zum Originalcover zum Problem, bzw. der fehlende Hinweis auf dem Plakat, dass das Original von Kim Poor stammt. Als wir gebeten wurden, das zu korrigieren, waren die 250 Poster bereits gedruckt. Tja, und so durfte diese erste Edition nicht verwendet werden und wir ließen weitere 250 Poster drucken, diesmal mit Credit für Kim Poor.
Aber wir hatten vor, den Besuchern des Events noch mehr als gute Livemusik und nette Drucksachen zu bieten. An beiden Tagen zeigten wir rares Videomaterial von Steve Hackett, dass wir von verschiedenen Quellen freundlicherweise für das Event zur Verfügung gestellt bekamen. Am Samstag wurde zusätzlich unser beliebtes „Rudis“ Quiz mit den Besuchern gespielt und es gab dabei einige schöne Preise zu gewinnen. Einen Sammlermarkt gab es ebenfalls und dort war vor allem erneut der riesige Stand von Ralf Schudt ein Highlight.
Aber ein sehr wichtiger Teil des Hackett Events sollte natürlich die Ausstellung werden, die so viel wie möglich an Veröffentlichungen, Memorabilia, Tourprogrammen, Tickets, Postern etc. von Steve zeigen sollte. Die eigenen Sammlungen der it-Redaktion sind schon recht umfangreich, aber wir waren bemüht, noch Fehlendes zu beschaffen. Und so gingen Peter und Helmut auf die „Jagd“ danach und schlossen so manche Lücke. Am Ende wurde die Ausstellung so komplett wie es nur eben möglich war.
Das war aber im Grunde das kleinere Problem rund um die Ausstellung. Denn da der Event nicht im gewohnten und erprobten Ambiente des Bürgerhaus Welkers stattfand (weil die Räumlichkeiten zu klein dafür gewesen wären), mussten wir zunächst erkunden, welche Möglichkeiten uns die Venue in Remscheid bot. Wir wussten, dass neben der sehr schönen Halle für die Liveshow weitere Räumlichkeiten für Sammlermarkt und Ausstellung existierten. Aber die genauen Abmessungen und wie man dort vielleicht Bilderrahmen für Poster aufhängen könnte, klärte erst unser Crewmitglied Jan Kruse, der die Venue besuchte, alles ausmaß und Fotos machte. Und es stellte sich heraus, dass der Raum für die Ausstellung nicht wirklich optimal sein würde. Zum Glück war auf einer Seite des langgezogenen Raums bereits eine Deckenleiste vorhanden, an der wir einige Bilderrahmen würden aufhängen können. Aber die gegenüberliegende Seite war eine durchgängige Fensterfront. Wo sollten wir also die vielen Poster aufhängen? Die Lösung war eine neun Meter lange zerlegbare Konstruktion aus sechs Tapeziertischen und etlichen Balken, die Helmut speziell für das Hackett-Event entwarf und an die man ausreichend Bilderrahmen hängen konnte. Die Arbeiten daran fanden in Helmuts nicht sehr gräumigen Keller statt und erst ein Testaufbau der kompletten „Poster-Wand“ – witzigerweise im Bürgerhaus Welkers – brachte die Gewissheit, dass das Werk sicher stand und gut funktionieren würde. Alles wurde wieder zerlegt, die vielen Einzelteile beschriftet und daruf vertraut, dass der Aufbau in Remscheid gelingen würde. Die neue „Poster-Wand“ und das komplette Fanclub-Equipment für die Events (Schaukästen, Vitrinen, Tücher, Deko usw.) wurde am Tag vor dem Event aus unserem Lager in Welkers in einen Transporter geladen und ging auf die Reise nach Remscheid, wo die Crew die Nacht im Hotel verbrachte.
Der nächste Tag war Aufbautag und Veranstaltungstag in einem. Und obwohl der Einlass erst für 17:00 Uhr geplant war und wir sehr früh in die Venue durften, war das ein sehr optimistisch gedachter Zeitplan. Und so dauerte der Aufbau der Ausstellung tatsächlich länger als gehofft. Und es mussten ja auch noch andere Dinge erledigt werden, wie die Technik aufbauen und testen, den Sammlermarkt vorbereiten und natürlich die Soundchecks der Liveacts an diesem Tag. Zum Glück war die Crew diesmal so groß und eventerprobt, dass Vieles parallel lief und jeder wusste, was zu tun war. Dass die Ausstellung räumlich getrennt vom eigentlichen Saal stattfand, wurde dann tatsächlich zum Vorteil. Dennoch dauerte alles seine Zeit und die wegen eines Staus verspätete Ankunft der Special Guests war dann nur noch ein weiterer Grund, warum der Einlass nicht ganz pünktlich stattfand und die Besucher zunächst nur ins Foyer eingelassen wurden. Der ganze Zeitplan verschob sich aber nur minimal. Aber am Ende hatte sich der Stress gelohnt und alles sah gut aus und funktionierte wie geplant.
Wir begannen jeden der Event-Tage übrigens mit einem sehr speziellen Intro-Video. Besucher der Genesis-Konzerte 2007 werden sich vielleicht daran erinnern, dass unmittelbar vor dem ersten Song auf den Screens ein animiertes Video gezeigt wurde, dass Schnipseln von Genesis-Videos und Song-Bruchteile enthielt. Es formte sich eine blinkende Weltkarte, zoomte auf den jeweiligen Veranstaltungsort des Tages ein (dessen Name dann auch erschien) und Genesis begannen direkt im Anschluss mit dem Konzert. Ein sehr netter Effekt, den wir gerne in abgewandelter Form auch für unsere Clubtage verwenden wollten. Also fragten wir beim Genesis-Management an, ob wir von einem der deutschen Intro-Videos eine Kopie bekommen könnten. Zunächst fand sich aber nur eine Version für die USA, was ungünstig war, da Deutschland darin außerhalb des Zoombereichs am Ende lag. Nach langem Suchen und nach etlichen Nachfragen fand sich dann doch ein Intro einer deutschen Show. Und mit Hilfe von Clubmitglied und Video-Profi Volker Warncke entstand so unsere eigene Version, an deren Ende Remscheid als Ort aufleuchtete. Natürlich wurden auch andere Elemente des Originals von uns ausgetauscht. Ein Schnipsel von The Return Of The Giant Hogweed ersetzte einige neuere Genesis-Klänge und auch das Kennedy-Zitat „Ask not what your country can do for you – ask what you can do for your country.“ wich einer Abwandlung dessen, die Steve speziell für uns aufnahm und in der es stattdessen hieß: „Ask not what your fanclub can do for you – ask what you can do for your fanclub“. In unserer Version folgte dem Intro auch keine Livemusik sondern eine kurze Videocollage aus verschiedenen Jahren von Steves Karriere, unterlegt mit einem Edit von Mechanical Bride (Tag 1) bzw. The Show (Tag 2). Danach betrat die it-Redaktion die Bühne zur offiziellen Begrüßung des Tages. Den ersten Teil dieses Intro-Videos könnt ihr hier ansehen.
Die Venue ist eine sehr alte ehemalige Kirche und als Ort für kleinere Konzerte bestens geeignet. Sehr viel Deko war deshalb nicht nötig, da das Ambiente schon ansprechend ist. Aber um wenigstens ein wenig Hackett-Feeling zu verbreiten, hatten wir zwei überdimensionale Plakatwand-Poster zu Steves Auftritten in Budapest 2002 und 2004 mitgebracht. Das ältere von 2002 war schon länger im Besitz des Clubs und zierte bei einigen früheren Events in Welkers die Wand hinter dem it-Stand. Das andere konnten wir noch kurzfristig vor dem Event kaufen. Aber es musste zusammengeklebt werden und eine Konstruktion zum Aufhängen gebastelt werden – bei einem 5,00 mal 2,40 Meter großen Plakat gar nicht so einfach in den eigenen vier Wänden von Helmut. Nicht weniger anspruchsvoll wurde es dann vor Ort, als eines der Plakate in schwindelnder Höhe aufgehängt werden sollte. Crewmitglied Hannes Strosche erledigte diese Aufgabe todesmutig. Und so schmückten am Ende die beiden Riesen-Plakate die hinteren Seiten des Saals.
Der erste Event-Tag lag erfolgreich hinter uns und nach einer kurzen Nacht im Hotel versprach der nächste Tag stressfrei zu verlaufen, da ja alles aufgebaut und vorbereitet war. Naja, zumindest hätte das fast so sein können. Am Morgen führte Helmut ein Interview mit Nick Magnus – es kann hier nachgelesen werden. Es folgte ab 14:00 Uhr der zweite Tag des Events – mit einem bunten Programm und der Show des Hackett-Trios als Höhepunkt. Alles klappte perfekt und sowohl die Crew wie auch die Besucher waren sehr glücklich und zufrieden. Und auch die eigentlichen Akteure des Events, die Hackett-Großfamile und The Watch waren sehr angetan.
Zu einem ruhigen Ausklang des Tages kam es dann aber zumindest für uns und die Crew nicht. Ursprünglich war geplant, den Abbau der Ausstellung am nächsten Morgen zu machen. Da aber der Raum am folgenden Tag für eine Familienfeier gebucht worden war und das Klosterkirchen-Team noch alles dafür vorbereiten und schmücken wollte, mussten wir die Ausstellung direkt nach dem Ende des Events abbauen. Auch wenn das erfahrungsgemäß schneller geht als der Aufbau, wurde es doch sehr stressig. Alles wurde hastig in den Transporter gepackt und ausgelaugt und müde verließen wir gegen 1:00 Uhr die Venue.
Das Steve Hackett Event war für uns damals das größte Event der Clubgeschichte und ist es auch heute noch in vielerlei Hinsicht. Wir hatten davor und danach einige Berühmtheiten aus der Genesis-Familie zu Gast und jedes Event war auf seine Art besonders. Aber die zwei Tage in Remscheid werden wegen der sehr kurzen Vorbereitungszeit, dem für uns unbekannten Austragungsort und nicht zuletzt durch die Art und den Umfang der Veranstaltung ein Novum bleiben.
Zu guter Letzt: Wir haben bestimmt noch irgendwo kleine Restbestände des Posters und des Programms von diesem Event. Gegen eine kleine Spende für den Club und Portokostenerstattung würden wir uns schweren Herzens von einigem davon trennen.
Autor: Helmut Janisch (2025)
Fotos: Helmut Janisch, Peter Schütz