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Song 11: „And Still“ 28. Oktober 2023

Wir nähern uns dem Ende: Als vorletzer Song für i/o erscheint zum Ende des Oktobers wie von den meisten erwartet And Still. Zunächst im Dark-Side Mix.

Dark-Side Mix
Bright-Side Mix
In-Side Mix
No Strings Attached


Wir nähern uns dem Ende: Zum Oktobervollmond erscheint – wie von den meisten erwartet – And Still als vorletzter Track für i/o. Zunächst im Dark-Side Mix, was wieder der Erwartung entspricht, dass die weniger „opulent“ gewünschten Stücke zunächst in der Fassung von Tchad Blake herausgebracht werden.

And Still erzählt vom Tod, setzt sich auch mit Einsamkeit auseinander. Man hört, wie jemand mit seinen Gedanken alleine ist.

Es ist auf dem Album sicher Gabriels persönlichster Song (obwohl es davon ja schon mehrere gibt). 2016 starb seine Mutter Irene mit 95 Jahren und er wollte ihr ein Musikstück schreiben – ähnlich wie er es schon mit Father, Son getan hatte. Da wird vom noch lebenden Vater erzählt, der sich das Lied dann auch für seine Beerdigung wünschen konnte. Das Stück für seine Mutter entstand nach ihrem Tod, sein Charakter ist anders.

Lyrics

Das Lied ist einfach gehalten in der Erzählung und klar in den Worten. Jemand sitzt bei der verstorbenen Mutter.

Alles ist fortgegangen, heißt es da. Beschreibungen von Berührungen folgen, die einst warm waren, jetzt kalt sind. Ein bisschen bestürzend sind die Bilder, die entstehen, die Empfindungen, die benannt werden. Sie zeugen von Verlust und Trauer.

Der Refrain sagt dann, und weiterhinwehenWinde,fließen Flüsse, egal wohin auch gegangen wird.

In einer Zwischenpassage wird vom Haus der Kindheit gesprochen, in dem überall Erinnerungen stecken – und überall die Präsenz der Mutter.

Vom Haus wird in einer zweiten Zwischenpassage ein Bogen gespannt zum noch früheren Schutzort: Zum Bauch, in dem man war und gewärmt wurde, wie von der Sonne. Und auch vom Trubel wird gesprochen, von Familie, Hund und Pferd, aus all dem heraus der Geist seinen Platz, seine Heimat findet – und die Musik (die wohl vor allem durch seine Mutter an Gabriel herangeführt wurde).

Die letzte Strophe kehrt zurück zum Platz bei der Verstorbenen. Noch immer ist die Berührung kalt – aber die Gewissheit ist da, dass man die Mutter in sich trägt, egal wohin man gehen wird.

In And Still drückt sich Wehmut aus – aber auch eine tiefe Liebe und Dankbarkeit, von der Mutter in die Welt gegeben worden zu sein. Und dank ihr jetzt weiter in die Welt gehen zu können.

Alle Lyrics des Albums stehen auf Peter Gabriels Webseite hier.

Kunst

Das begleitende Gemälde stammt von der Kanadierin Megan Rooney und heißt And Still (Time) (2022, Acrylfarbe, Pastell- und Ölkreide auf Leinwand, 200 x 152 cm). Es zeigt eine abstrakte Farbkomposition in vornehmlich Blau- und Gelbtönen.

In diesem Stil malt Rooney fast ausschließlich – und auch gerne in diesem großen Format, das der Armspanne eines Großteils aller Frauen entspricht. Sie arbeitet darüber hinaus aber auch im Bereich Bildhauerei, Installation und Performance.

Roonys Interesse geht bei Ihren Gemälden stark auf Farben und was sie beim Betrachten auslösen. Dazu zeigen ihre Bilder Formen, in die man hineinlesen oder herauserkennen kann. Gegenständliches – oder Geschichten, die erzählt werden sollen.

Besonders ist auch, dass die Schichten aufgetragener Farbe mehrfach abgeschliffen und übermalt werden. Der Blick geht also immer wieder an die Anfänge des Bildes – das offenbar auch kein definiertes Ende hat. Aber immer eine Vergangenheit.

Rooney war offenbar eine der ersten Künstlerinnen, die für das i/o Projekt angesprochen wurden. Ursprünglich wollte sie ein eigenes Bild für das Album schaffen, wurde aber nicht fertig (Gabriel zeigt dafür Verständnis). Deshalb ist es jetzt doch ein Gemälde aus ihrem Bestand geworden.

Mehr zu den Album-Kunstwerken und den Künstlern dahinter hier.


Dark-Side Mix – 28. Oktober 2023

Words and Music: Peter Gabriel
Engineering by Oli Jacobs, Katie May
Assistant engineering by Faye Dolle, Dom Shaw
Orchestral engineering Lewis Jones
Orchestral assistant engineering by Tom Coath, Luie Stylianou
Pre-production enginneering by Richard Chappell
Produced by Peter Gabriel
Mixed by Tchad Blake
Mastered by Matt Colton at Metropolis
Recorded at Real World Studios, Bath, The Beehive, London, British Grove, London
Rhythm Programming: Peter Gabriel, Richard Chappell
Tuned Percussion: Peter Gabriel (Wine Glasses)
Percussion: Ged Lynch (Conga)
Bass: Tony Levin
Electric Guitar: David Rhodes
Piano and Synths: Peter Gabriel
BVs and Transformer Vox: Peter Gabriel
LVs: Peter Gabriel
Orchestral Arrangement: John Metcalfe with Peter Gabriel

From the New Blood Orchestra
Violin: Everton Nelson, Richard George, Natalia Bonner, Cathy Thompson, Debbie Widdup, Odile Ollagnon, Ian Humphries, Louisa Fuller, Martin Burgess, Clare Hayes, Charles Mutter, Marianne Haynes
Viola: Bruce White, Rachel Roberts, Fiona Bonds, Peter Lale
Cello: Ian Burdge, Caroline Dale, Tony Woollard, Chris Worsey, William Schofield, Chris Allan
Solo Cello: Ian Burdge
Double Bass: Chris Laurence, Lucy Shaw, Stacey Watton
Flute: Eliza Marshall
French Horn: David Pyatt, Richard Bissill
Tenor Trombone: Andy Wood, Tracy Holloway
Bass Trombone: Richard Henry
Tuba: David Powell
Orchestra Conductor: John Metcalfe
Orchestra Leader: Everton Nelson Sheet Music Supervisor: Dave Foster
Orchestra Contractor: Lucy Whalley and Susie Gillis for Isobel Griffiths Ltd

Länge 7:41

Als Download bei amazonMP3 erhältlich

And Still trägt Ruhe in sich – zugleich hohe Vibration. Das Arrangement im Dark-Side Mix ist offen, lässt Leere zu, wird nicht zugekippt mit musikalischen Mitteln.

Dabei teilt sich das Stück in mehrere Abschnitte – man könnte auch ‚Akte‘ dazu sagen – die ein bisschen eine innere Reise mit sich entwickelnder Wahrnehmung beschreiben.

Der vorherrschende Melancholie wohnt gleichzeitig auch große Zuversicht inne. Eine Kombination, die Gabriel schon immer beherrschte. Verlust und Trauer haben hier auch Schönheit und Stärke.

Musik

Das Stück beginnt mit einer zurückhaltenden Orchestereinleitung. Liegende Streicherlinien, leise, verhalten, traurig – aber zufassend. Darin auch schon die erste Cello-Solo-Figur. – Sitzen bei der toten Mutter.

Nach gut einer halben Minute setzt Klavier ein, spielt eine Folge mit eher statischer Wirkung, trotz der Aufwärtsbewegung. Kurz darauf kommen programmierte Drums dazu, alles schreitet voran – nicht wirklich getragen, eher unablässig.

Zeitgleich beginnt auch der Gesang. Gabriels Stimme liegt gut eingebettet in die Begleitung – nicht deutlich davor, wie in anderen Stücken. Er singt gefasst, mit gezügelter Kraft – aber nicht brüchig, wie etwa bei So Much.

Die Harmoniestrukturen bleiben über Strophe und Refrain gleich, die Begleitung auch. Das macht es schwer, den Verlauf zu durchschauen, die einzelnen Abschnitte zu erkennen, denn die Gesangsmelodien werden ständig variiert oder an die Strophen noch eine zusätzliche Zeile angefügt.

Das schafft eine verschlungene Wirkung, ungleich und nicht durchdringbar. Zugleich gibt die Beständigkeit im Rhythmus auch etwas Unerschütterliches. Gibt Vertrauen und Zuversicht.

Zum Refrain, der sich vor allem durch die Textstruktur abhebt, fügt sich auch dezenter Chorgesang ein. Es ist immer nur Gabriels Stimme, aber verfremdet, manchmal auch mit elektronischen Spielereien garniert. Aus einem Einzelnen entsteht viel.

Bei 2:30 dann eine echte Änderung: Ein erstes Zwischenstück, das vom Haus der Kindheit erzählt. Der Rhythmustrack reduziert sich auf eine gelassen pulsierende Trommel und das Cello rückt erneut in den Fokus. Vier Textzeilen lang dauert dieses Innehalten, dann wird zurück zur Strophe gekehrt – mit wieder veränderter, jetzt gesteigerter Gesangslinie.

Die geht abrupt in ein weiteres Zwischenstück über: Lauernde Aufwärtslinien in der Harmonik schaffen plötzlich Unruhe, Spannung. Auch schnarrende, knarrende Geräusche vom Bass sind zu hören. Im Sprechgesang beschreibt Gabriel den offenbar unruhigen Zustand im Bauch der Mutter. Bis der Geist seinen Platz findet – und auch die Musik (das erste Wort, das wieder gesungen wird).

Das leitet über einen liegenden Ton in einen langen Instrumentalteil, zu dem der Rhythmusloop wieder komplett wegfällt. Eine anmutige, vielleicht auch wehmütige Melodie vom Cello, nur unterstützt von dezenter Streicherbegleitung. Ein Klavier kommt dazu und ändert den Duktus – alles wird entschlossener, von der Harmonik her auch lichter, das Ensemble schwingt sich zu einem erlösten Crescendo auf – und dann kehrt alles zurück zur Gefasstheit der Strophenanlage. Zunächst nur durch das Klavier, dann setzt schließlich auch der Rhythmusloop wieder ein.

Eine letzte Strophe wird gesungen – wir sind wieder in der Anfangssituation. Der anschließende Refrain wirkt durch leichte Zusätze aber etwas verklärter. Etwas hat sich verändert.

Das Stück endet mit dem Gedanken, dass man die Mutter überall in sich trägt, der recht steil in eine einzelne Violine mündet, die verwehend ausklingt, noch Raum lässt für eine letzte Ausführung des Piano-Hauptthemas, um dann endgültig zu schweigen.

And Still ist kein Stück, dass man mitsingen kann, ist nicht catchy. Keine verträumte Melancholie hier. Seine Erscheinung ist dafür zu gefasst. Das Stück fordert Auseinandersetzung, ist musikalisch anspruchsvoll.

Gabriel sagt, er habe zudem versucht, die Musik der Jugend seiner Eltern aufzugreifen, also die der 40er Jahre. Außerdem sollte es einen klassischen Anteil haben, denn diese Musik liebte seine Mutter besonders. Das hat zu dem Solocello geführt.

Besetzung

Einerseits wird hier groß aufgefahren, denn es ist wieder das Orchester mit dabei. In voller Besetzung – Streicher und Bläser diesmal. Andererseits wird das erstaunlich dezent eingesetzt. Die Bläser sind – zumindest hier im Dark-Side Mix – nicht wirklich zu hören.

Das umso zentraler stehende Solo-Cello wirdgespieltvon Ian Burdge, Mitglied der Orchestersektion für die i/o-Aufnahmen.

Ansonsten spielt die übliche i/o-Studioband mit Rhodes an der Gitarre, Levin am Bass und Gabriel an Piano und Keyboards – aber Manu Katché ist nicht dabei. Statt Schlagzeug gibt es Drum Programming – aus der Hand von Gabriel und Richard Chappell. Außerdem ist nochmal Ged Lynch an den Congas zu hören (das erfährt man erst aus dem CD-Booklet, bei den Bandcamp-Credits wurde er vergessen).

Ebenfalls nicht vorhanden ist eine große Vokalbegleitung – kein Chor diesmal, keine Melanie Gabriel – nur Peter, der mit sich selbst singt. Das aber in Teilen deutlich verfremdet.

Lustige Erwähnung am Schluss noch: Gabriel spielt auch „gestimmte Weingläser“…


Bright-Side Mix – 13. November 2023

Words and Music: Peter Gabriel
Engineering by Oli Jacobs, Katie May
Assistant engineering by Faye Dolle, Dom Shaw
Orchestral engineering Lewis Jones
Orchestral assistant engineering by Tom Coath, Luie Stylianou
Pre-production enginneering by Richard Chappell
Produced by Peter Gabriel
Mixed by Mark ‚Spike‘ Stent
Mastered by Matt Colton at Metropolis
Recorded at Real World Studios, Bath, The Beehive, London, British Grove, London

Rhythm Programming: Peter Gabriel, Richard Chappell
Tuned Percussion: Peter Gabriel (Wine Glasses)
Percussion: Ged Lynch (Conga)
Bass: Tony Levin
Electric Guitar: David Rhodes
Piano and Synths: Peter Gabriel
BVs and Transformer Vox: Peter Gabriel
LVs: Peter Gabriel

Orchestral Arrangement: John Metcalfe with Peter Gabriel
From the New Blood Orchestra
Violin: Everton Nelson, Richard George, Natalia Bonner, Cathy Thompson, Debbie Widdup, Odile Ollagnon, Ian Humphries, Louisa Fuller, Martin Burgess, Clare Hayes, Charles Mutter, Marianne Haynes
Viola: Bruce White, Rachel Roberts, Fiona Bonds, Peter Lale
Cello: Ian Burdge, Caroline Dale, Tony Woollard, Chris Worsey, William Schofield, Chris Allan
Solo Cello: Ian Burdge Double Bass: Chris Laurence, Lucy Shaw, Stacey Watton
Flute: Eliza Marshall
French Horn: David Pyatt, Richard Bissill
Tenor Trombone: Andy Wood, Tracy Holloway
Bass Trombone: Richard Henry
Tuba: David Powell
Orchestra Conductor: John Metcalfe
Orchestra Leader: Everton Nelson Sheet Music Supervisor: Dave Foster
Orchestra Contractor: Lucy Whalley and Susie Gillis for Isobel Griffiths Ltd

Länge 7:42

Ein bisschen ist dieser Bright-Side Mix verwunderlich. Entsprechend seiner Üblichkeit präsentiert auch er wieder mehr Elemente und ein dichteres Klangbild. Auf der anderen Seite nimmt er aber auch vieles zurück und setzt recht eigenwillige Betonungen. Das lässt den Song in seiner Grunderscheinung zwar unangetastet, prägt sich aber in den einzelnen Aussagen aus.

Musik

Wieder einmal hat der Mix von Spike Stent mehr Hall, mehr Volumen. Das fällt im zarten Intro noch nicht auf, dann aber mit Einsatz des Klaviers. Alles hat dadurch zwar wieder mal einen größeren Gestus, die Bässe dann allerdings sind reduziert, wodurch diese Version im Ganzen eher weniger Wucht und Gewicht bekommt.

Der Beginn der Eingangsstrophe scheint das zunächst zu widerlegen – die programmierten Drums werden hier enorm dominant. Auch eine bewegte Melodie auf der Flöte setzt ein und füllt das Arrangement. Beide Elemente sind schon vom Dark-Side Mix her bekannt, liegen da aber viel weiter im Hintergrund. Sie setzen die Eingangsstrophe auch deutlich von der nächsten ab, zu der sich alles etwas vermindert. Das ist neu – oder zumindest bemerkbarer.

Auch Gabriels Gesang steht merklich sehr weit vorne, ist auch trockener (da hat etwas im Dark-Side Mix tatsächlich nochmal mehr Hall). Das wirkt einsam, klingt verletzlich. Der Chorgesang, den ja Gabriel alleine erbringt, liegt dagegen weiter hinten, ist nur noch ein zarter Zusatz. Die Verfremdungen auf den Stimmen sind dafür wahrnehmbarer geworden.

In der Bridge dann wird der Charakter des Hauptgesangs nochmal ganz anders. Neben der Tatsache, dass das dumpfe Schnarren des Basses nicht mehr da ist, lassen hier wieder stärkerer Hall und Effekte auf der Stimme die Passage noch fremdartiger wirken. Vielleicht aber auch richtungsloser.

Das anschließende Cello-Solo hat mehr Höhenanteile im Klangbild, wird dadurch etwas schneidender, wohl auch präsenter. Und auch dadurch dass die musikalische Verdichtung mit dem Klaviereinsatz schwächer ausfällt, bleibt das Cello hier durchgehend im Fokus. Wirklich herausgestellt ist es trotzdem nicht. Die Passage verliert dadurch etwas Anmut, auch Bedeutsamkeit.

In der Wiederaufnahme des Zentralmotivs ist dann ein Raunen und Seufzen zu hören. Auch das gibt es schon im Dark-Side Mix, ist hier aber ein viel vordergründiger Effekt. Es klingt ein bisschen wie Stimmen aus dem Jenseits bei einer Séance, schafft Dramatik.

Weiteres Geplänkel gibt es auch in der Schlussphase – die letzte Wiederholung des Pianothemas steht deshalb nicht so hervor, was ihr Wirkung nimmt.

Durch die vielen kleineren und größeren Verschiebungen in den Betonungen scheint dieser Bright-Side Mix (wie auch schon der von This Is Home) verspielter und experimentierwilliger zu sein, als der Dark-Side Mix. Dadurch gehen Konzentration und Emotionalität aber auch verloren.


In-Side Mix – 13. November 2023

Words and Music: Peter Gabriel
Engineering by Oli Jacobs, Katie May
Assistant engineering by Faye Dolle, Dom Shaw
Orchestral engineering Lewis Jones
Orchestral assistant engineering by Tom Coath, Luie Stylianou
Pre-production enginneering by Richard Chappell
Produced by Peter Gabriel
3D Audio Sound Treatments and Dolby Atmos Mix by Hans-Martin Buff in the Red Room at Real World Studios and Aural Majority Pad, Boofland
Additional Mix Work at Blue Box, London
Additional Recording Assistance by Bob Mackenzie and Faye Dolle
Mastered by Matt Colton at Metropolis
Recorded at Real World Studios, Bath, The Beehive, London, British Grove, London

Rhythm Programming: Peter Gabriel, Richard Chappell
Tuned Percussion: Peter Gabriel (Wine Glasses)
Percussion: Ged Lynch (Conga)
Claps: Hans-Martin Buff
Bass: Tony Levin
Electric Guitar: David Rhodes
Piano and Synths: Peter Gabriel
Additional Key Notes: Hans-Martin Buff
BVs and Transformer Vox: Peter Gabriel
LVs: Peter Gabriel
Orchestral Arrangement: John Metcalfe with Peter Gabriel

From the New Blood Orchestra
Violin: Everton Nelson, Richard George, Natalia Bonner, Cathy Thompson, Debbie Widdup, Odile Ollagnon, Ian Humphries, Louisa Fuller, Martin Burgess, Clare Hayes, Charles Mutter, Marianne Haynes
Viola: Bruce White, Rachel Roberts, Fiona Bonds, Peter Lale
Cello: Ian Burdge, Caroline Dale, Tony Woollard, Chris Worsey, William Schofield, Chris Allan
Solo Cello: Ian Burdge
Double Bass: Chris Laurence, Lucy Shaw, Stacey Watton
Flute: Eliza Marshall
French Horn: David Pyatt, Richard Bissill
Tenor Trombone: Andy Wood, Tracy Holloway
Bass Trombone: Richard Henry
Tuba: David Powell
Orchestra Conductor: John Metcalfe
Orchestra Leader: Everton Nelson Sheet Music Supervisor: Dave Foster
Orchestra Contractor: Lucy Whalley and Susie Gillis for Isobel Griffiths Ltd

Länge 7:43

Musik

Während man sich bei der Eröffnung durch die Streicher noch fragt, ob man hier wirklich einen Dolby Atmos-Mix erwischt hat, sorgt der Einstieg von Klavier und Cello nach knapp 40 Sekunden für Klarheit. Vor allem das Cello hat einen räumlichen Klang und auch eine etwas tragendere Rolle als in den anderen beiden Mixen.

Mit Einsatz des Leadgesangs ist dann schließlich auch der schon oft beschriebene 3D-Effekt spürbar, den man mit Apple AirPods Pro bei Kopfbewegungen wahrnimmt. In der Strophe fallen darüber hinaus elektronisch schwirrende Hintergrundsounds auf, die im Dark-Side und Bright-Side Mix entweder leiser gemischt sind, oder aber gar nicht verwendet wurden.

Sehr differenziert sind über das ganze Stück hinweg die Streicher und der Bass zu hören. Der Bass hat dabei eine sehr warme Färbung, die gut zum Song passt. Gabriels elektronisch bearbeitete Hintergrundstimme ist im Gegensatz dazu deutlich leiser, als in den anderen beiden Mixen. Der ganze Song hat einen eher akustischen und streicherbetonten Gesamtklang, der allerdings durch das programmierte Schlagzeug und die dezenten Off-Beat-Sounds im Hintergrund einen interessanten Kontrast erhält.

Bei circa 4:15 Minuten gibt es im Übergang kurz weitere elektronische Klänge, bevor es dann in den instrumentalen Streicher-Teil geht. Im letzten Refrain ist auch die Gitarre mit einem Rotary-Sound etwas deutlicher zu hören.

Genau wie bei den anderen In-Side Mixen bleibt auch für And Still festzuhalten, dass mit 3D-Effekten nicht übertrieben wurde. Das Stück hat einen räumlichen Sound und den typischen Dolby Atmos-Effekt, aber im Gegensatz zu Love Can Heal wirkt der Mix weniger verspielt. Der Leadgesang ist passend dazu über den ganzen Song hinweg eher trocken gemischt und nicht mit auffälligen Halleffekten versehen.

Insgesamt wirkt der Mix mit dem Fokus auf Streicher, Piano und Gesang in Verbindung mit dem leichten Kontrast der kleineren elektronischen Sounds und dem Drumprogramming stimmig.


No Strings Attached – 30. November 2023

Words and Music Peter Gabriel
Engineering by Oli Jacobs, Katie May
Assistant engineering by Faye Dolle, Dom Shaw
Pre-production enginneering and Development by Richard Chappell
Produced by Peter Gabriel
Recorded at Real World Studios, Bath, The Beehive, London

Rhythm Programming: Peter Gabriel, Richard Chappell
Percussion: Ged Lynch (Conga)
Bass: Tony Levin
Electric Guitar: David Rhodes
Piano and Synths Peter Gabriel
Orchestral Samples: Peter Gabriel, John Metcalfe
LVs: Peter Gabriel
Orchestral Arrangement: John Metcalfe with Peter Gabriel

Länge 8:02

Der Titel dieser alternativen Version ist ein bisschen irreführend, denn gleich zu Beginn sind eindeutig Streicher zu hören. Aber es handelt sich um gesampelte. Gabriel hatte im Einführungsvideo auch davon gesprochen und sie „sul tasto“ genannt (eine bestimmte Spielart auf Streichinstrumenten, die besonders weiche und leise Töne erzeugt). Er war von der Qualität dieser Samples, die John Metcalfe mitbrachte, so begeistert, dass sie am Anfang und am Ende auch im endgültigen Stück neben dem echten Orchester noch zu hören sind. Hier werden sie ausschließlich verwendet.

Ansonsten fällt es etwas schwer einzuordnen, was diese Aufnahme hier genau darstellt. In gewisser Hinsicht ist das eine Demoaufnahme. Alles wirkt vorläufig, gemeint als Platzhalter und ist teilweise auch fehlerbehaftet. Da das Stück aber wohl nicht hauptsächlich durch eine reguläre Bandsession, sondern durch fortdauernde Weiterentwicklung fertiggestellt wurde, dürfte diese Version auch ein recht frühes Zwischenstadium der Endfassung sein.

Musik

Zu Beginn also Streicher, die der späteren Endversion schon stark ähneln. Sie sind nur weniger fein und abgestuft in der Erscheinung.

Zum Hauptteil setzt das Piano ein, das auch bereits bekannt ist. Hier aber wirkt es flacher im Klang und weniger sanft angeschlagen. Wie gewohnt kommen dann die programmierten Drums dazu. Die weitere Begleitung beschränkt sich fast komplett auf Klavier und Bass. Ein paar Synthieklänge werden eingestreut, die im Mix merkwürdig grob reinplatzen. Der ganze Mix ist teilweise sehr unausgewogen in seiner Gewichtung.

Gabriels Gesangsaufnahme ist eine Vorläufige. Auch sie wirkt etwas ungestalt und wie hingeworfen. Dabei sind die Varianten seiner Phrasierung teilweise ganz interessant.

Das erste Zwischenstück setzt mit einem leichten Unterbruch an, reduziert die Begleitung dann deutlich. Hier sind auch gesampelte Bläser zu hören.

Das zweite Zwischenstück hat viel Hall und sogar Echo, was eine geheimnisvolle Atmosphäre schafft. Der Gesang geht dabei allerdings ziemlich unter.

Ein Cello gibt es in dieser Aufnahme noch nicht. Das Solo wird am Klavier gespielt. In seiner Unaufwändigkeit wirkt es zerbrechlich und durchaus anrührend.

Die Laufzeit dieser Fassung ist nochmal rund 20 Sekunden länger, als die Hauptmixe. Die Auslöser verteilen sich etwas: Der Einsatz des ersten Zwischenstücks verzögert sich um anderthalb Takte; vor dem Instrumentalteil fehlt dafür ein halber Takt (das Cellosolo setzt in den Hauptmixen mit etwas Verschleppung ein); der Instrumentalteil auf dem Klavier wird in etwas freiem Tempo gespielt (wie auch schon das Intro) und gerät dabei im Ganzen minimal langsamer. Vor allem aber: In den Hauptmixen endet der Gesang mit einem letztmaligen „carry you inside of me“. Hier ist davor noch ein weiterer, kompletter Durchlauf einer Strophe eingefügt (weitgehend ohne Text), bevor der Satz schließlich kommt.

Darauf bricht die Begleitung fast gänzlich weg – um abgelöst zu werden von einem etwa zwanzigsekündigen Outro durch gesampelte Streicher, die einen liegenden, eher statischen Verlauf spielen, mit dem das Stück dann ausklingt.

Besetzung

Neben der Tatsache, dass es kein echtes Orchester gibt, wird Ged Lynch an echten Congas in den Credits erwähnt. Für die Hauptmixe wurde er nicht gelistet – obwohl Congas zu hören sind. Und im Booklet des Albums wird er wieder genannt. Da scheint man also überall nochmal genau hinschauen zu müssen…

Ansonsten ist das Personal gleich – ist es ja auch bei den Hauptmixen eher überschaubar.


Links

Gabriels erläuterndes Full Moon Video zum Track And Still:

Song-Hintergrund auf petergabriel.com

Diskutiert mit über den Song hier im Forum.

Autor: Thomas Schrage
Besprechung In-Side Mix: Martin Peitz