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Richard Macphail – Private Tales & Stories (7)
Im siebten Teil der Erzählungen von Richard Macphail geht es um seine Comebacks in der Crew von Genesis und Peter Gabriel.
(aus it-Magazin #20, September 1996)
Richards „Comeback“, Teil 1
Richard: „In den ersten Jahren hatte Genesis keine eigene Lichtanlage. Das fing erst kurz vor meinem Ausstieg 1973 richtig an. Ich war damit auch nicht befasst. Ich machte den Sound, und neben mir stand jemand, der das Licht steuerte. Anfang 1974, als Genesis zu ihrer bisher größten Tour nach Amerika aufbrachen, hatte diesen Job ein gewisser Les Adey. Les wohnte zusammen mit seiner etwas depressiv veranlagten Mutter in einer Wohnung. Eines Tages nahm sie eine Überdosis Tabletten, rief die Polizei in die Wohnung und begab sich in ihr Schlafzimmer. Les und ein paar Kumpels saßen nebenan im Wohnzimmer und rauchten Marihuana. Als es an der Tür klingelte, öffnete Les und stand zwei Polizisten und zwei Sanitätern gegenüber, die auf den Anruf seiner Mutter reagiert hatten. Davon wusste er aber nichts, sondern dachte, es sei eine Drogenrazzia. Schließlich wurde er festgenommen und sein Ausweis beschlagnahmt.
Mike Rutherford rief mich an und sagte: ‚Les kann nicht mit uns auf Tour kommen, weil er im Gefängnis sitzt. Wir haben nun also nur zwei Möglichkeiten. Entweder nehmen wir jemanden, der zwar etwas von Licht versteht, unsere Lieder jedoch nicht kennt, oder wir nehmen dich. Du kennst dich zwar mit Licht nicht aus, aber wir glauben, du wirst es schnell lernen, und die Songs kennst du ja sehr gut.‘ Also sagte ich zu und mixte einen Monat lang das Licht bei den Konzerten. Ich war gar nicht so schlecht, muss ich sagen. Eine Kritik über das Konzert in Los Angeles lobte insbesondere die gute Lightshow. Alan Owen, der später über lange Jahre hinweg bei Genesis für das Licht zuständig war, war damals in der technischen Crew. Sehr viel später sagte er einmal zu mir, er hätte alles, was er über Licht weiß, damals von mir gelernt. Das fand ich sehr witzig, denn ich wusste überhaupt nichts über Licht. Wie dem auch sei, ich wusste zumindest, wann genau die Musik wechselte, und egal, was ich auch tat, es hatte ein exaktes Timing. In diesem Monat lernte ich zudem ein paar Tricks, und es gab auch jemanden, der mir einiges beibrachte. Les bekam daraufhin seinen Ausweis zurück und löste mich für den Rest der Tour wieder ab.“
Richards „Comeback“, Teil 2
Richard: „Zum zweiten „Comeback“ kam es, nachdem Peter die Band verlassen hatte, sie A Trick Of The Tail aufgenommen hatten und nach Amerika auf Tour gingen. Ich fragte an, ob ich bei dem europäischen Teil der Tour als ihr Roadmanager arbeiten könne. Das war Mitte 1976. Wir hatten einen unglaublich heißen Sommer. Unter den Scheinwerfern war es kochend heiß, und die Band mußte Salztabletten einnehmen, um den Verlust an Mineralien wieder wettzumachen. Ich hatte weder mit dem Sound noch dem Licht etwas zu tun, sondern kümmerte mich nur um die Band. Die Aufgaben eines Roadmanagers sahen damals sehr viel anders aus als noch ein paar Jahre zuvor. Genesis hatte bereits zwei Trucks voll mit Equipment. Ich organisierte den Transport und die Unterbringung von Band und Crew. In Deutschland und Frankreich reisten wir oft mit dem Zug, was sehr schön war.“
Richards „Comeback“, Teil 3
Richard: „Zu dieser Zeit hatte Peter Gabriel ein Jahr pausiert und danach sein erstes Soloalbum veröffentlicht. Nachdem ich den amerikanischen Abschnitt der darauffolgenden Tour verpasst hatte, begleitete ich ihn als Roadmanager bei den Konzerten in Europa. Diese Zusammenarbeit dauerte von diesem Zeitpunkt bis zum Erscheinen von Peters zweitem Album und umfasste nicht nur die Tätigkeiten eines Roadmanagers, sondern eher die seines persönlichen Managers. Egal, ob er auf Tour war, Interviews gab oder an Songs arbeitete, ich war stets mit dabei. Danach, es war 1979, verließ ich ‚Genesis‘ zum letzten Mal.
Ich verbrachte ein Jahr mit meiner eigenen Band, weil ich anfing, es zu bereuen, dass ich nicht mehr sang. Ich war zwar bereits 30, aber meine Kenntnisse als Musiker auf dem Stand eines Zwanzigjährigen. Dennoch hatte ich eine Menge an Erfahrungen dadurch gesammelt, dass ich in den vergangenen zehn Jahren soviel von der Welt gesehen und soviel erlebt hatte.“
… weiter zu Teil 8