Ray Wilson – Guaranteed Pure: Swing Your Bag – Rezension

They Don’t Make Songs (Like They Used To Do!)

„They don’t make songs like they used to do“ – diese Textzeile des ebenso betitelten Stücks des Swing Your Bag-Albums von Ray Wilsons einstiger Band Guaranteed Pure trifft es auf den Punkt. Allerdings ist es im richtigen Leben anders als in dem Song, der den guten alten Zeiten nachtrauert. Denn wenn man sich das aktuelle Cut-Album Millionairhead anhört, werden sich wohl die wenigsten die Guaranteed Pure-Ära Rays und seiner Bandkollegen zurückwünschen.

Nicht, dass das Album grottenschlecht wäre, aber Swing Your Bag ist stilistisch und künstlerisch unge- fähr so weit von Millionairhead entfernt wie From Genesis To Revelation von Trespass bei Genesis. Es ist schon erstaunlich. dass es sich um dieselbe Band (mit Ausnahme des Schlagzeugers Chris Cavanagh, der bei Cut von Nir Z abgelöst wurde) handelt und das nur wenige Jahre zwischen den beiden Alben liegen.

Vieles ist hier noch zu oberflächlich und glatt – Pop und Rock ’n‘ Roll einfacher Machart, der besser in die 80er Jahre gepasst hatte. Die Band hinkte mit dem 1993 in Eigenproduktion entstandenen Album dem musikalischen Zeitgeist hinterher. Der Titelsong der CD (den Fish-Fans vom Sampler bereits bekannt) ist übrigens nicht repräsentativ fur die fünfzehn Stücke des Albums, sondern eher als Joke zu verstehen.

Swing Your Bag war übrigens schon Guaranteed Pures drittes Album. Zuvor produzierte die Bands bereits (ebenfalls auf eigene Kosten) The Jam Size As This, But Bigger und das Live-Album Live: Fingers Piano Bar (Edinburgh). Beide Alben sind jedoch inzwischen nicht mehr erhältlich.

Muss man das Album nun haben oder nicht? Diese Frage stellt sich doch bei so vielen Alben aus dem Genesis-Umfeld, und die Antwort ist wie so oft: Wenn es nicht irgendwie mit Genesis zu tun hätte, würde man die CD vermutlich nie kaufen. Aber es hat nun mal einiges mit Genesis zu tun, weil ein gewisser Ray Wilson sowohl bei Guaranteed Pure als auch bei Genesis Sänger ist. Damit hat diese CD sicher eine Daseinsberechtigung im CD-Regal des Genesis-Fans wie auch das Flaming Youth Album Ark II oder The Road von Quiet World.

Autor: Helmut Janisch
zuerst veröffentlicht im it-Magazin #26, März 1999