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Ray Wilson – Genesis vs. Stiltskin: 20 Years And More – DVD / 2CD – Infos und Rezension
Zum ersten Mal in seiner Karriere veröffentlicht Ray Wilson ein komplettes Konzert auf DVD. Das Konzert wurde 2013 in Warschau aufgenommen und präsentiert einen Querschnitt aus Rays Karriere. Zusätzlich enthält das Set eine 2CD mit den gleichen Songs des Konzerts.
Es dauerte bis zum Jahr 2014: Ray Wilson veröffentlicht seine erste Konzert-DVD. Vor einigen Jahren gab es im Rahmen des Genesis Classic Konzerts in Poznan bereits einen Anlauf, aber die Qualität des Materials reichte lt. Ray nur für eine Bonus-DVD mit ausgewählten Songs (eine Rezension dazu findet ihr hier). 2012 reifte dann der Entschluss, zwei Konzerte für eine DVD-Veröffentlichung aufzunehmen. Während der erste Teil des Plans, eine Ray Wilson & Quartett / Quintett Show aufzunehmen, bisher nicht fertiggestellt wurde, konnte in Warschau bei Radio Trojka, ein Konzert mit der vollständigen Band gefilmt werden. Das Ergebnis heißt Genesis vs. Stiltskin: 20 Years And More und ist ein Querschnitt durch Rays Karriere, von den Anfängen mit Guaranteed Pure (The Airport Song) über Stilstkin (Inside) und Genesis (Calling All Stations) bis hin zu seinen jüngeren Werken mit Songs wie American Beauty und Easier That Way.
Das Set kommt in einem mehrfach ausklappbaren Digipak, in das auch ein Booklet gesteckt wird. Folgende Songs sind enthalten:
DVD:
Another Day
Easier That Way
Show Me The Way
Lemon Yellow Sun
That’s All
The Actor
No Son Of Mine
American Beauty
Carpet Crawlers
Change
Sarah
She’s A Queen
The Airport Song
Tale From A Small Town
Wait For Better Days
Ripples
Constantly Reminded
Inside
Mama
Calling All Stations
Congo
CD1:
Another Day
Easier That Way
Show Me The Way
Lemon Yellow Sun
That’s All
The Actor
No Son Of Mine
American Beauty
Carpet Crawlers
Change
Sarah
CD2:
She’s A Queen
The Airport Song
Tale From A Small Town
Wait For Better Days
Ripples
Constantly Reminded
Inside
Mama
Calling All Stations
Congo
Band:
In den letzten Jahren hat Ray relativ wenige Änderungen an seiner Live-Band vorgenommen. Die meisten Variationen gab es folgerichtig nur mit den verschiedenen Bandkonzepten. Mal kam er mit Trio, mal mit Quartett, mal mit Quintett. Dazu gab es das Genesis Classic Ensemble, Stiltskin mit und ohne Streicher und, aber eher selten, auch mal Solo- oder Duo-Shows. Mittlerweile ist Ray auch mit einem Orchester aufgetreten, was immer sein Traum war. In Warschau haben wir es mit einer erweiterten Stiltskin-Band zu tun – oder eben einem rocklastigerem Genesis Classic Line-Up, je nachdem, wie man das sehen will.
Ray Wilson: Vocals, Guitars
Steve Wilson: Guitars
Ali Ferguson: Guitars
Lawrie MacMillan: Bass
Ashley MacMillan: Drums
Darek Tarczewski: Keyboards
Marcin Kajper: Flute, Sax
Alicja Chrząszcz: Violin
Barbara Szelągiewicz: Violin
Anna Machowska: Violin
Agnieszka Kowalczyk: Cello
Die Songs in der Einzelbetrachtung:
Another Day wurde bereits in vielen Varianten gespielt, zuletzt auch wieder häufiger in der Band-Version. Hier liegt eine sehr angenehme Version vor, die einen Mittelweg gefunden hat zwischen akustischen Gitarren, Klavier / Streichern und den klassischen Rockinstrumenten. Es könnte die definitive Version des Songs sein, der so etwas wie ein kleiner Ray Wilson Klassiker ist. Der Song hat auch 15 Jahre nach seinem Erscheinen nichts von seiner Klasse verloren.
Bereits bei Easier That Way fällt auf, wie gut die Band eingespielt ist. Alles wirkt auf dem Punkt, die Instrumente sind sehr gut abgemischt, die Streicher sind dezent in Szene gesetzt. Der Song selbst ist sehr originalgetreu dargeboten – was nicht verwundert, da er zum Zeitpunkt der Aufnahme brandneu war. Gleiches gilt allerdings auch für Show Me The Way und Lemon Yellow Sun – solide vorgetragene, hochwertige Ray Wilson Songs, im Arrangement aber nicht wirklich verändert. Im Falle von Lemon Yellow Sun ist es aber endlich mal wieder eine kraftvolle Band-Version – mit einem bestens aufgelegten Ali Ferguson.
Der Live-Set enthält erfreulich wenig Genesis-Songs, einer davon ist That’s All, was vermutlich auch der Song ist, der am wenigsten auf die DVD passt. Ganz anders als No Son Of Mine, das sich Ray schon damals bei Genesis zu eigen machte und einfach perfekt zu ihm passt, ist That’s All über die Jahre hinweg eher ein Fremdkörper geblieben – vermutlich auch deswegen, weil es so sehr mit der Stimme von Phil Collins verbunden ist. Angenehme Ergänzung sind aber das Streicherarrangement und das Saxophonsolo – insgesamt klingt die Version auch dichter, als seinerzeit bei Genesis.
Mit The Actor bekommen wir erstmals einen Song, dem ein völlig neues Intro verpasst wurde. Die Kombi aus Klavier und Saxophon ist sehr gefällig, deutet aber quasi gar nicht Melodie oder Thema von The Actor an. Als Intro funktioniert das dennoch sehr gut und gibt den beiden Musikern Gelegenheit, in den Vordergrund zu treten. Erstklassig bei The Actor ist das Zusammenspiel von Streichern und E-Gitarren im ruhigen ersten Teil. Und ein richtiger Publikumshit ist das noch gar nicht so alte American Beauty geworden.
Anders als That’s All ist Carpet Crawlers auch einer dieser Genesis-Songs, die Ray sich zu eigen machte. Vor kurzem sang er Steve Hacketts Version dieses Klassikers und spielte ihn auch diverse Mal live mit Steve. Aber auch schon vorher, im Prinzip seit der Calling All Stations Tour, war Carpet Crawlers eine feste Größe im Live-Set. Rays Stimme hat sich im Laufe der Zeit etwas geändert und es fällt ihm hörbar immer schwerer, die hohen Passagen zu singen, dennoch bleibt der Song ein Juwel und ist nicht totzukriegen.
Change läutet dann einen eher akustischen Teil ein. Dies bedeutet aber auch nur, dass die E-Gitarren durch akustische Gitarren ersetzt werden. Auch Change ist ein wichtiger Song im Ray Wilson Katalog und die Darbietung ist nahezu perfekt. Sarah ist ebenfalls ein Dauerbrenner. Allerdings hat Sarah seinen Dienst wohl getan und könnte künftig durch andere Songs des Milionairhead-Albums ersetzt werden. Der neue Song She’s A Queen rundet den akustischen Teil ab – naja, nicht ganz denn:
Das unvermeidliche Stück The Airport Song wird mit großer Ankündigungsstory zum besten gegeben. Im Song kommen dann elektrische Gitarren wieder zum Einsatz. The Airport Song bleibt eine feste Größe im Set von Ray Wilson und ist bei der Schwere vieler seiner anderen Songs immer eine gelungene Abwechslung. Tale From A Small Town und Wait For Better Days sind beides relativ neu, und erfreuen sich hoher Beliebtheit unter den Fans. Daher ist es eine gute Entscheidung, diese für die DVD zu berücksichtigen.
Zum Ende der Show greift Ray in die Kiste der Klassiker. Zum einen gibt es mit Ripples einen Dauerbrenner aus Rays Live-Set in einer hervorragend instrumentierten Version, dann folgt mit Constantly Reminded einer der besten Songs des grandiosen SHE-Albums. Der Stiltskin-Kracher Inside, um ein schönes Streicherintro bereichert, sowie Mama beschließen den Hauptset mit eher rockigen Elementen.
Genauso geht es aber bei den Zugaben weiter. Wer sich wunderte, dass es bisher keinen Song von Calling All Stations gab, kommt jetzt auf seine Kosten. Shipwrecked und Not About Us sind dieses Mal nicht dabei – beide Stücke hat Ray auch etwas totgedudelt. Dafür ist eine kraftvolle Version von Calling All Stations am Start und das von Ray lange gehasste Congo schließt das Konzert ab. Interessanterweise wurde Congo zuvor oft als Opener gespielt.
DVD – Bild und Ton:
Im Vorfeld wurde viel über den Sound diskutiert. Es handelt sich hier um 5.0 Surround, d.h. der Subwoofer ist nicht extra in den Mix einbezogen worden. Das hat laut Yogi Lang ganz praktische Gründe – so vermeidet man eine falsche Basswiedergabe infolge der nicht einheitlichen Einstellungen des Bassmanagements der AV-Receiver. Der einzige Nachteil: Das Anhören am PC mit „Brüllwürfeln“ dürfte keine tollen Ergebnisse liefern. Alle, die eine Heimkinoanlage im Wohnzimmer haben, sollten dieses Problem aber nicht haben. Der Surround-Sound ist dezent räumlich abgemischt, ohne dass es zu viel wird. Gerade Konzerte sind ja i.d.R. auch keine Surround-Erlebnisse, was die einzelnen Instrumente angeht. Dennoch geben die Rear-Speaker dezent zum Beispiel die Streicher aus. Der Live-Sound wird auf der DVD bestens rübergebracht.
Das Bild ist ebenfalls sehr gut. Vor allem an diesem Thema hatte sich Ray ja in der Vergangenheit öfter mal abgearbeitet. Jetzt ist er zufrieden. Die Bühne ist vernünftig ausgeleuchtet und die Kameraführung geht völlig in Ordnung. Eine solide Arbeit für die erste richtige Live-DVD von Ray.
Auf der DVD enthält das ziemlich genau zweistündige Konzert übrigens noch ein kleines Intro mit Musik aus dem Song She’s A Queen, bevor die Band auf die Bühne kommt.
Das Bonus-Material beschränkt sich auf ein kleines Making of, ca. 14 Minuten lang. Darin spannt Ray mit seinem Interviewpartner den Bogen seiner Zeit bei Genesis und von Change bis hin zu seinem aktuellen Album Chasing Rainbows. Auch die Besonderheit des Auftrittsortes kommt zur Sprache.
Technische Details:
Format: DVD/2CD im Digipak
Bild (DVD): 16:9 Bildformat, PAL RC2
Ton (DVD): Dolby Digital 2.0, Dolby Digital 5.0, dts 5.0 Surround
Fazit:
Die Songauswahl ist bis auf ganz wenige Ausnahmen sehr gut, der Set ausgewogen und die Darbietung erstklassig. Bild und Ton können überzeugen, die Band auch, dazu ein kleines Making-of als Bonus sowie das ganze Konzert noch mal auf 2CD. Da gibt es wenig zu meckern. Well done, Mr. Wilson. Wurde aber auch Zeit mit der DVD.
Autor: Christian Gerhardts
Bestellung:
Links:
Chasing Rainbows – Rezension
Unfulfillment – Rezension
She – Rezension
The Next Best Thing – Rezension
Change – Rezension
Millionairhead – Rezension
Calling All Stations – Rezension
The Mind’s Eye – Rezension