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Ray Wilson – 50th Birthday Concerts Poznan 2018 – Bericht

Anlässlich seines 50. Geburtstages gab Ray Wilson in Poznan zwei Konzerte und dazu fand auch nach dem ersten Konzert eine After-Show-Party statt.

Wie feiert ein Vollblut-Musiker seinen 50. Geburtstag? Wilde Partys an exotischen Orten? Vollkommen zurückgezogen mit den engsten Freunden in einem abgelegenen Pub? Wer Ray Wilson näher kennt, den dürfte es nicht überraschen, dass er seinen 50. Geburtstag quasi auf der Bühne feiert.

Angekündigt wurde dieser Anlass schon lange vorher. Werbung wurde dafür nicht nur im Internet, sondern auch auf großflächige Werbefotos auf innerstädtischen Busse in seiner Heimatstadt Posen (Polen) gemacht. Denn dort, im Kulturzentrum Zamek, sollten beide Konzerte stattfinden. Das erste einen Tag vor, das andere direkt an seinem Geburtstag am 08. September.

Das Kulturzentrum Zamek ist ein ehemaliges Kaiserschloss, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts eröffnet, im 2. Weltkrieg stark beschädigt, und danach zum Teil wieder aufgebaut wurde. Heute finden dort bis zu 700 kulturelle Veranstaltungen im Jahr statt. Ein würdiger Rahmen für einen 50. Geburtstag.

Lässig schlenderte Ray mit seiner Freundin am späten Nachmittag des 07. September die Treppen des Schlosses hoch. Kurze Zeit später folgten ihn seine Bandmitglieder. Innerhalb des Gebäudes empfängt einem die Kühle des großen Empfangsraumes.

An der Kasse vorbei nähert man sich einem großen Bildschirm, auf dem auch Werbung für die anstehenden Konzerte gezeigt wird. Links und rechts führen wuchtige Steintreppen in die obere Etage, wo sich der Eingang zum Saal befindet. Der Saal selber fasst bis zu 700 Gäste; beide Konzerte waren ausverkauft.

Das erste Konzert beinhaltete ausschließlich Genesis-Stücke (und war auch als erstes ausverkauft). Der Funke sprang schnell über und das Publikum machte von Anfang an gut mit. Man hatte den Eindruck, dass man sich untereinander kannte, was auch nicht verwunderte, da man wirklich überall in bekannte Gesichter blickte. Ray bedankte sich auch später auf der Bühne, dass Fans aus ganz Europa extra für ihn diese Reise unternommen hatten.

Eine kleine Überraschung gab es, als die Bandmitglieder bei dem Lied In The Air Tonight Pappmasken von Phil Collins aufsetzten. Ray bekam das anfangs nicht mit, sang weiter. Erst zum Schluss des Liedes, als Ali und Steve sich Ray näherten, bemerkte er, dass da was nicht stimmte, denn selbst das Publikum lachte nun unüberhörbar. Nun blickte er rechts und links in das Gesicht von Phil und musste ebenfalls lachen.

Setlist 7. September (Genesis Classic Night):

Calling All Stations
That’s All
Land Of Confusion
Another Cup Of Coffee
Another Day In Paradise
In Your Eyes
Entangled
Ripples
Home By The Sea

Carpet Crawlers
No Son Of Mine
Not About Us
Follow You Follow Me
Solsbury Hill
In The Air Tonight
There Must Be Some Other Way
Jesus He Knows Me
Congo

Zugaben:

The Dividing Line
Mama

Das Konzert endete ohne Pause nach ca. knapp 2.5 Stunden. Danach folgte das obligatorische Treffen mit den Fans im Vorraum für Autogramme, Fotos und natürlich Geburtstagswünsche an Ray. Einzelne Gäste zog es allerdings früh raus. Um die Ecke, allerdings noch im selben Gebäude aber mit separaten Eingang, befand sich der Jazz-Keller „Blue Note“. Dort hatte Ray für einen relativ kleinen Kreis eine After-Show-Party organisiert. Mit einer VIP-Karte bewaffnet, trafen die Gäste dort noch vor dem Geburtstagskind ein. Über eine Treppe gelangte man in den kleinen, schummerigen Keller. Auf der Bühne spielte jemand Klavier, rechts befand sich die große Bar. Auf einem oberen Flur wurde Sushi angerichtet. Der Raum selber war mit Tischen und Stühlen bestückt.

Die Stimmung war sehr gelöst und ausgelassen. Gut eine halbe Stunde vor Mitternacht erschien dann Ray. Händeschüttelnd bahnte er sich langsam den Weg zur Bühne. Unter kräftigen Applaus ergriff er das Mikrofon und bedankte sich herzlich für das zahlreiche Erscheinen. Er erzählte davon, wie er vor über 10 Jahren die Entscheidung getroffen hatte, nach Polen zu ziehen, dass er den schottischen Humor, der manchmal sehr sarkastisch sein kann, hier vermisse. Er bedankte sich, dass man ihn hier in Polen geholfen hat, seine Karriere aufzubauen, und auch dafür, dass man sein Gesicht überall in Polen auf Busse angebracht hatte. Dadurch, so meinte er grinsend, sei er wohl der meist gehasste Typ in Polen geworden. Zum Schluss genieße er es, diesmal nicht auf der Bühne singen zu müssen (was er aber zu fortgeschrittener Stunde trotzdem tat), und somit die musikalische Begleitung anderen überlassen konnte (Martin und Ali ließen es sich nicht nehmen).

Um Mitternacht wurde dann ein Geburtstagsständchen gehalten, die Torte von Ray angeschnitten. Der Abend verlief dann sehr locker und feuchtfröhlich. Ray stand mal hier, mal dort mit Gosia, seine Freundin, gesellte sich zu den Gruppen um zu quatschen und zu lachen. Es war wie ein großes Familientreffen, sollen doch sogar seine Eltern da gewesen sein. Wie lange die Feier an diesen Abend ging, ist mir nicht bekannt, da ich mich um 2.00 Uhr auf den Weg ins Hotel machte. Allerdings sah ich noch das eine oder andere Posting, das noch Stunden später online gestellt wurde …

Für den nächsten Tag (Ray’s Geburtstag) war nun das weitere Konzert geplant. Diesmal (fast) ausschließlich Ray’s eigene Musik. Ob er sich damit ein eigenes Geschenk gemacht hat? Auf jeden Fall sehnten sich viele Fans dieses Konzert herbei. Immerhin hat er wohl seit Veröffentlichung seines Albums „SHE“ kein eigenständiges Stilskin-Konzert mehr gemacht; zumindest ist mir keins bekannt.

Auf den Weg ins Kulturzentrum wurde er diesmal von einigen Fans abgefangen, er bekam einen Blumenstrauß überreicht. Für ein gemeinsames Foto reichte es auch noch, bevor er verschwand.

Die Halle war schnell gefüllt. Wie am Vortag begann das Konzert etwas verspätet, die Zuschauer skandierten pünktlich um 20.00 Uhr durch rhythmisches Klatschen den Begin. Ohne Umschweife startete Ray mit Ought To Be Resting in den Abend. Es folgten viele der bekannten Lieder, und es war (aus meiner Sicht) wohltuend, dass kein einziges Genesis-Stück dabei war. Das honorierten die Fans auch mit lauten Jubel und Applaus. Bei der Zusammenstellung der Musikstücke mag man geteilter Meinung sein. Wenn man „Stiltskin“ hört, erwartet man harte Stücke, wie man sie vom Album She her kennt. Doch leider fehlten Lieder wie Fly High, Wake Up Your Mind oder eben She. Dafür waren Constantly Reminded (in der polnischen Version), Show Me the Way und Lemon Yellow Sun vorhanden. In der Mitte des Konzertes wurde es etwas ruhiger, da spielte Ray Stücke wie Song For a Friend, The Actor aber auch Romeo and Juliet von den Dire Straits oder Heroes von David Bowie. Zu Romeo and Juliet erzählte Ray eine Geschichte über seine erste Freundin, die ihn damals wegen eines anderen, erfolgreicheren Mannes verlassen habe. Diese Freundin war an diesen Abend ebenfalls da, und für sie spiele er nun dieses Lied.

Unterbrochen wurde das Konzert öfters von Glückwunschbekundigungen seitens der Fans in Form von Ständchen, Blumen oder auch einmal von einer Knallbombe, das buntes Konfetti auf die Bühne schoss.

Zum Schluss gab es als Zugabe dann noch die Kracher Sunshine And Butterflies, Footsteps und (natürlich!) Inside.

Setlist 8. September (Ray Wilson & Stiltskin Night)

Ought To be Resting
Wait For Better Days
Lemon Yellow Sun
Another Day
Goodbye Baby Blue
Change
Along The Way
Easier That Way
Show Me The Way
Take It Slow
The Actor
Bless Me
Song For A Friend

Romeo & Juliet
Heroes
Speak Softly Love
Wish You Were Here
One
Alone
Makes Me Think Of Home
Propaganda Man / More Propaganda
American Beauty
Constantly Reminded

Zugaben:

Sunshine & Butterflies
Footsteps
Inside

Am Ende des Konzertes gab es dann noch eine große Torte, die auf der Bühne überreicht wurde. Diesmal ließ sich Ray nach dem Konzert wohl mehr Zeit für seine Fans, gab es doch keine After-Show-Party. Unermüdlich gab er Autogramme, ließ sich mit Fans fotografieren, der Strom riss nicht ab.

Es waren gelungene 2 Tage. Ray war sehr gut drauf, genoss sichtlich, dass seine Freunde, Fans und Verwandte aus allen Teilen der Welt ihn dort in seiner (nicht mehr ganz neuen) Heimat besucht haben.

Obwohl ich mir auch denken kann, dass er etwas froh sein wird, dass das Ganze nun vorbei ist …

Autor und Fotos: Christian Baltrusch