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Phil Collins – USA 2019: Still Not Dead Yet – Essay zum zweiten Nordamerika Tourabschnitt
Phil Collins wird 2019 ein zweites Mal im Rahmen seiner (Still) Not Dead Yet Tour nach Nordamerika kommen. Ulrich Klemt bewertet die erneute Nordamerika Tour und hat auch ein paar Tipps für Reisewillige mit Faible für Genesis Konzertsynergien.
Wie bereits vielfach vermutet wird Phil Collins seiner (Still) Not Dead Yet Live Tour einen zweiten Nordamerika-Abschnitt hinzufügen. Nach den Tourteilen in Europa (Juni 2017), Großbritannien (November/Dezember 2017), Süd-/Mittelamerika (Februar/März 2018), Nordamerika (Oktober 2018), Australien/Neuseeland (Januar/Februar 2019) Europa (Juni 2019) folgen nun im inzwischen gewohnten Muster innerhalb eines Monats insgesamt 15 Konzerte verteilt über verschiedene 15 Städte in 13 US-Bundesstaaten. Der Zeitraum liegt zwischen dem 23. September 2019 und dem 19. Oktober 2019.
Diesmal geht es ausschließlich in die USA. Eine kanadische Stadt steht nicht auf dem Plan. Ebenso ist der pazifische Nordwesten wieder einmal leer ausgegangen. Einwohner von Großstädten wie Seattle, Portland oder Vancouver müssen sich weiter in Geduld üben oder eine längere Reise in Kauf nehmen. Der Fokus liegt auf dem Nordosten, was natürlich durch die dort höhere Bevölkerungsdichte begründet ist.
Nach der letzten Europa-Show im kommenden Sommer in der polnischen Hauptstadt Warschau setzt Phil Collins seine Renten-Comeback-Tour in den texanischen Metropolen Dallasund Houstonfort. Ein Städte-Doppelpack, den es aufgrund der geografischen Nähe so bereits auf früheren Touren häufig gab. Zuletzt wurde 2004 auf der First Final Farewell Tour in genau denselben Arenen in derselben Reihenfolge gespielt.
Von Texas geht es in Phil Collins‘ neue Wahlheimat Florida. Nach einem Konzert in Fort Lauderdale im Oktober 2018 wird er nun gut ein Jahr später an der Westküste dieses Bundesstaates in Tampaauftreten. Die Amalie Arena ist dabei dieselbe Arena wie bereits auf den Touren 1997 und 2004. Damals hieß sie jedoch noch Ice Palace bzw. St. Pete Times Forum.
Nach langer Pause kehrt Phil Collins diesmal nach Georgia zurück. Dort hat er wie auch jetzt immer in Atlantagespielt, der Heimatstadt des vermutlich weltweit bekanntesten Erfrischungsgetränks. Der letzte Auftritt war dort ausnahmsweise kein Tourkonzert, sondern die Halftime Show des Super Bowl XXXIV im Georgia Dome am 30. Januar 2000. Das Konzert findet hier im 2003 eröffneten Infinite Energy Center statt, in dem Phil Collins bislang noch nie aufgetreten ist. Der letzte Besuch in Atlanta fand 1994 auf der Both Sides Tour im Lakewood Amphitheater statt
Ähnliches gilt für Charlotteim Bundesstaat North Carolina. Dort gastierte Collins erst- und bislang letztmals ebenfalls 1994. Der Ort des diesjährigen Auftritts ist das Spectrum Center, das 2005 eröffnet wurde. Auf früheren Touren fanden Collins-Konzerte in diesem Bundesstaat davor nur in Raleigh, Chapel Hill und Greensboro statt.
Detroit, Michigan ist streng genommen ein Neuling für eine Phil Collins-Solotour. Bis dato schaffte es Collins immer nur bis vor die Tore der Autometropole, zumeist nach Auburn Hills. Dieses Mal geht es auf jeden Fall mitten ins Herz von Detroit. Spielort ist die erst zwei Jahre alte und nach einer Fast-Food-Kette benannte Little Ceasars Arena.
Da wir ein Genesis-Fanclub sind und gerne die große Bandbreite des Bandkosmos betonen, weisen wir an dieser Stelle für Interessierte auf eine tolle Möglichkeit im kommenden Herbst hin. Bei gleich mehreren Shows kann man nämlich als Genesis-Fan zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, weil Steve Hackett zeitgleich mit Phil Collins auf seiner Genesis Revisited Tour in den USA und Kanada unterwegs ist. Den Anfang macht hier Detroit, auch wenn interessierte Fans in diesem Fall eine Fahrt von 250-300 km zwischen zwei Konzertorten in Kauf nehmen müssten. Das Phil Collins-Konzert in Detroit findet am 1. Oktober 2019 statt. Steve Hackett spielt am Tag darauf, also am 2. Oktober 2019 in Grand Rapids, Michigan. Das liegt ca. 250 km westlich von Detroit. Einen weiteren Tag später, also am 3. Oktober 2019 geht es für Steve Hackett in Cleveland, Ohio weiter. Das liegt knapp 300 km Autofahrt von Detroit entfernt auf der anderen Seite des Eriesees.
Pittsburghsteht erstmals seit 1997 wieder auf dem Tourplan. Wobei das nicht ganz stimmt. 2004 sollte hier ein Konzert stattfinden, das schlussendlich jedoch vermutlich aufgrund schlechter Ticketverkäufe abgesagt wurde. Pennsylvania ist mit dann 29 Konzerten nach den Bundesstaaten New York und Kalifornien der auf Phil Collins-Solotouren am dritthäufigsten besuchte US-Bundesstaat. Die meisten dieser Shows fanden allerdings in Philadelphia statt.
In Pittsburgh wird Genesis-Fans eine Collins-Hackett-Kombination extrem leicht gemacht. Das Phil Collins-Konzert findet am 2. Oktober 2019 statt. Am Tag davor, also am 1. Oktober 2019 spielt Steve Hackett in Munhall, Pennsylvania im Rahmen seiner Genesis Revisited Tour 2019. Munhall liegt vor den Toren von Pittsburgh.
Nicht umsonst ist New York die unangefochtene Nummer eins der US-Staaten wenn es um Solokonzerte von Phil Collins geht. Dies unterstreicht er auch diesmal mit gleich zwei Shows. Zunächst geht es in den Norden des Bundesstaates nach Buffalo. In der auch diesmal gebuchten Arena, die heute KeyBank Center heißt, trat Phil bereits 1997 und 2004 auf – damals hieß sie noch Marine Midland Arena bzw. HSBC Arena.
Am gleichen Tag wie Collins in Buffalo, nämlich am 4. Oktober 2019, spielt seine frühere Band Brand X übrigens in Roslyn auf Long Island vor den Toren von New York City. Warum wir das hier erwähnen? Ganz einfach: zwei Tage später, also am 6. Oktober 2019, heißt es für Phil „back in NYC“. Damit könnten Fans als Warm-Up Brand X in Klubatmosphäre erleben, bevor Phil Collins als Kontrastprogramm im riesigen Madison Square Garden in Manhattan spielt. Der Großraum New York Citywar mit Shows in Newark und Brooklyn bereits auf dem ersten Nordamerika-Tourteil knapp ein Jahr zuvor gut vertreten. Eine solche Rückkehr in bereits 2018 besuchte US-Städte gibt es in diesem Jahr ansonsten nur in Las Vegas. Am Tag nach dem Konzert im historischen „Garden“ ist aktuell noch Platz für eine Zusatzshow, mit der wohl ziemlich sicher gerechnet werden kann.
Kentucky ist weltweit für gebratene Hühnchen bekannt. So verwundert es nicht, dass ein Konzert ausgerechnet im KFC Yum! Center angekündigt wurde. Überraschender ist für Phil Collins jedoch die Wahl der Stadt und des Bundesstaats. Dass es bereits ein Solokonzert in Kentucky gab, dürfte nur den allerwenigsten bekannt sein: am 19. Juni 1985 machte der Hot Tub Club auf der No Jacket Required Tourin Lexington Station. Aber auch Genesis ist in Kentucky Mitte der 1980er-Jahre nur in Lexingtons Rupp Arena aufgetreten. Louisvilleist somit gänzlich neu für Phil Collins.
Fortgesetzt wird die Tour mit einer weiteren echten Überraschung: Omaha, Nebraska. 1984 gab es einen Auftritt von Genesis im Civic Auditorium. Ansonsten haben aber sowohl Phil Collins als auch Genesis immer einen Bogen um den Präriestaat im Mittleren Westen gemacht. Aufgrund der eher dünnen Besiedelung ist dies allerdings durchaus nachvollziehbar. Umso schöner, dass Fans in solchen Städten doch noch eine vermutlich nicht mehr für möglich gehaltene Gelegenheit bekommen, ihr Idol in Heimatnähe live zu erleben.
Die Reise wird im Herbst danach weiter westwärts Richtung Rocky Mountains gehen. Denver, Colorado feiert eine Rückkehr auf den Solo-Tourkalender von Phil Collins nach einer Pause von 25 Jahren, wobei Denver 2007 von Genesis im Rahmen der Turn It On Again Tour berücksichtigt wurde.
Arizona stand seit 1985 bei jeder Phil Collins-Solotour auf dem Programm. Für das diesjährige Konzert wurde die nach einem Hotel- und Casinoresort benannte Talking Stick Resort Arena in Phoenixgebucht. Bei den letzten Besuchen in derselben Halle 1997 und 2004 hieß diese noch America West Arena. Die damals namensgebende Fluggesellschaft ist inzwischen jedoch von American Airlines geschluckt worden.
Auch hier bietet sich eine Collins-Hackett-Kombination an. Phil Collins spielt am 15. Oktober 2019 in Arizonas Hauptstadt und ebendort Steve Hackett nur zwei Tage später, also am 17. Oktober 2019. Die Spielorte liegen innerhalb der Innenstadt von Phoenix nur gut 1,2 km Fußweg auseinander. Einfacher geht es für Genesis-Fans wohl nicht. Wer den Tag dazwischen nicht ohne Livemusik aus dem Hause Genesis aushält, dem sei ein Ausflug in das nur gut 180 km südöstlich von Phoenix gelegene Tucson empfohlen. Dort kann man bereits am 16. Oktober 2019 Steve Hackett live erleben.
Ein Ausritt nach Kalifornien darf natürlich auch im kommenden Herbst nicht fehlen. Bereits 2018 stand mit Oakland die Bay Area auf dem Tourplan. Diesmal geht es auf die andere Seite der Bucht nach San Francisco. Was so unspektakulär klingt, ist jedoch fast schon eine Sensation. Bislang ist Phil Collins zwar regelmäßig um die Bucht von San Francisco herum aufgetreten, aber zumindest solo noch nie in San Francisco selbst. Das lag in der Vergangenheit vor allem am Mangel geeigneter Hallen in der Stadt. Dies ändert sich im September 2019. Metallica wird das brandneue Chase Center am 6. September eröffnen. Nur etwa sechs Wochen später kommt dann Phil Collins in diese neue Multifunktionsarena, die nach gut zweieinhalb Jahren Bauzeit am Ufer der Bucht nicht allzu weit vom Oracle Park, dem Baseballstadion der Giants errichtet wurde.
Den Abschluss der Herbsttour macht die Kasinostadt Las Vegas. Dort wurde bereits 2018 wie üblich im MGM Grand gespielt. Nun tritt Phil Collins erstmals in der 2016 eröffneten T-Mobile Arena auf. Eine Rückkehr wäre vielleicht eher in den Raum Los Angeles erwartet worden als in die Hauptstadt des Glücksspiels in der Wüste. Aber finanziell dürfte auch Las Vegas genug Potenzial für gute Ticketverkäufe bieten. Und man kann froh sein, dass Phil Collins nur zweimal innerhalb von einem Jahr in Las Vegas spielt. Andere Stars seines Kalibers werden von den großen Kasinos und Hotels für wochen-, monate- und teilweise jahrelange Konzertserien dort gebucht. Ob das für Fans so attraktiv wäre, darf man getrost bezweifeln.
Zum Thema Vorgruppe gibt es bislang noch keine Informationen. Ticketpreise, Konzertablauf und Setlist dürften sich von bisherigen Tourabschnitten nicht sonderlich unterscheiden. Wie bereits 2018 gibt es auch jetzt kein Open-Air-Konzert in Nordamerika, was vermutlich daran liegt, dass wieder im Herbst getourt wird.
Nach dieser Konzertreise durch die USA geht der Zähler für die (Still) Not Dead Yet Live Tour inzwischen auf stattliche 96 Konzerte über einen bislang noch nie dagewesenen Zeitraum von deutlich über zwei Jahren. Und auch diesmal muss man konstatieren, dass eine Fortsetzung der Tour über den hier behandelten Tourabschnitt hinaus nicht unmöglich erscheint. Vor allem Asien bietet sich hierfür noch an. Aber auch weitere Überraschungen scheinen nicht völlig ausgeschlossen. Dann würde auch die 100-Konzert-Marke geknackt werden.
Autor: Ulrich Klemt
Fotos: Ulrich Klemt, Matthias Fengler, Niklas Ferch