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Phil Collins – Testify – Rezension

Sechs Jahre nach Dance Into The Light veröffentlicht Phil Collins 2002 mit Testify ein neues Studioalbum. Bernd Vormwald hat reingehört.

(Anmerkung: Alle in Anführungszeichen gesetzten Zitate stammen, soweit nichts anderes vermerkt ist, von Phil Collins)

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ALL YOU NEED IS LOVE

… sangen die BEATLES in den 60er Jahren. Alles was du brauchst ist Liebe, oder, etwas freier übersetzt, alles, was zählt, ist die Liebe. Als Basis des menschlichen Daseins ist dies die bestmögliche Lebensphilosophie, empfangend und gebend. Die Liebe mit einigen ihrer unzähligen Schattierungen ist auch das Hauptthema des neuen, sehr persönlichen Collins-Albums, das im November 2002 erschien: Die Liebe zwischen Mann und Frau (z. B. Can’t Stop Loving You, This Love This Heart, Testify), die Liebe zu Kindern (Come With Me, You Touch My Heart), aber auch die Folgen fehlender Liebe, fehlenden Respekts und fehlender Achtung grundsätzlichster Regeln der Menschenwürde (Don’t Get Me Started). Phil Collins teilt uns in seiner neuesten Liedersammlung musikalisch und textlich mit, was in seinem Innersten geschieht und gab alledem den Namen TESTIFY:

„Man möchte dem Album einen Titel geben, der die Gefühle in den einzelnen Liedern widerspiegelt, und ich denke, dass eine Menge optimistischer Liebeslieder auf dem Album sind. Die Lieder drehen sich um meine Familie, meine Kinder, meine ungeborenen Kinder. Als ich die Platte aufgenommen habe war meine Frau noch mit Nicholas schwanger. Testify bedeutet für mich eigentlich „Wahrheit“.“

Sechs Jahre ist es her, seit Phil Collins ins Licht tanzte, um uns nun seine Liebe zu beweisen, indem er uns auf seinem (Soundtracks, Sampler usw. nicht mitgezählt) siebten Studio-Solo-Album zwölf (inklusive CD-Single-Bonus-Tracks High Flying Angel, Tears Of A Clown, Hey Now Sunshine Stand Februar 2003 sogar 15) neue Songs beschert. Wer erwartete, dass Collins, geprägt durch seinen mittlerweile siebenjährigen Schweizaufenthalt, auf dem neuen Album alpenländische Jodler zum Besten gibt, der wird von Testify enttäuscht sein. Wer erwartete, dass Collins auf Testify spektakuläre, abenteuerlich-experimentelle musikalische Wege mit schrägen Takten und dergleichen einschlagen würde, der wird von Testify ebenfalls enttäuscht sein. Wer ein (mit wenigen Abstrichen in Form mindestens zweier diskutabler Keyboardbeiträge) grundsolides Album erwartete, dass sich im bekannten Collins’schen Singer-Songwriter-Rock-Pop-Kosmos zwischen Balladen und „some harder-edged stuff“ (Collins) bewegt, der wird mit Testify viel anfangen können, womöglich sogar von den Songs begeistert sein.

Phil Collins: „Ich bin sehr glücklich über Testify. Nun lasse ich dieses Album hinaus in die Außenwelt, um zu sehen, ob es schwimmt oder untergeht. (…) Die Songs sind sehr optimistisch. Sie spiegeln wider, wo ich zur Zeit in meinem Leben stehe. Ich bin sehr glücklich. Zwischenzeitlich fragte ich mich sogar: ‚Warum sollte ich diese Songs überhaupt veröffentlichen? (…) Warum sollte ich mich den Kritiken aussetzen? (…)

Aus der Sicht des langjährigen Collins-Fans kann man froh sein über Phils Entscheidung, Testify nicht in irgendeiner wahlheimatlichen Schweizer Schublade vergammeln zu lassen. Mutet Testify bei den ersten Kontakten mitunter hier und da noch etwas merkwürdig an, entfaltet und steigert sich die Hörfreude mit zunehmender Vertrautheit.

Testify ist ein Art Both Sides Part Two. Phil Collins begab sich zum Aufnehmen erstmals in dieser Form an den Computer, und somit beinhaltet die neue CD überarbeitete Computer-Home-Demo-Versions, die in Europa und den U.S.A. in den Jahren 2000 bis 2002 eingespielt wurden:

Die Arbeit mit dem Computer ist fantastisch, sie hat mir wirklich viel Spaß gemacht. Ich habe bislang nie mit Computern gearbeitet. Ich habe versucht, mich von ihnen fernzuhalten. Aber in letzter Zeit habe ich viel im Filmbereich gearbeitet. Dabei wäre ich ohne Computer verloren gewesen. Gelernt habe ich durch Ausprobieren. Beim ersten Mal half mir einer der GENESIS-Techniker. Er hat das Studio ausgestattet und weiß alles über Computer. Er kam vorbei und lebte zwei Wochen in meinem Haus. Ich habe jedes seiner Worte in ein Buch geschrieben. Dieses Buch ist jetzt meine Computer-Bibel. Als er ging, habe ich ihn zwei bis drei Mal am Tag angerufen, dann wurde es ein Anruf pro Woche und jetzt ein Anruf pro Monat. (…) Ich benutze den Rechner wirklich nur für Musik. Ich habe den Computer aber nicht in mein Leben treten lassen. Ich weiß nicht, wie man eine E-Mail verschickt. Wenn ich jemand etwas sagen will, schicke ich ihm ein Fax oder rufe ihn an. Ich möchte den Computer aus meinem Leben möglichst fernhalten. Ich glaube, das ist sicherer.

Testify wurde im Unterschied zu Both Sides nicht im kompletten Collins-Alleingang, sondern mit einer Musikercrew eingespielt, die einige neue Gesichter präsentiert: An der Gitarre wird Phil unterstützt von Tim Pierce und Daryl Stuermer (bei zwei Stücken), am Bass von Paul Bushnel. Einige „Additional Programings“ (Drum-Loops) werden von James Sanger beigesteuert, zweimal bedient Jamie Muhoberac die Keyboards und Eric Rigler spielt einmal den Dudelsack. (Wer sich ausführlich über das Musiker- und Produzententeam informieren will, dem sei die Internet-Seite www.allmusic.com ans Herz gelegt. So spielt beispielsweise Tim Pierce auf dem THE CORRS-Album Talk On Corners mit, auf dem auch Anthony Drennan mitwirkte, der wiederum auf der Calling All Stations-Tour Daryl Stuermer vertrat, weil der mit Collins unterwegs war. Manchmal schließen sich in der Musikwelt Kreise auf gar wundersame Weise.)

Die Musikereinsätze in der Übersicht (Stücke 1 bis 12)

TIM PIERCE
Guitars: 1,2,3,4,5,6,7,8
Guitar: 9,10,11
Nylon Guitar: 12

JAMES SANGER
Additional Programming: 1,2,3,4,5,8,11

PAUL BUSHNEL
Bass: 3,4,5,6,7,8,9,10

DARYL STUERMER
Guitar: 9,10

JAMIE MUHOBERAC
Keyboards: 9,10

ERIC RIGLER
Uileann Pipes: 9

Kam das Album Dance Into The Light komplett ohne Drum-Machine-Einsatz aus, hat Collins dieses rhythmische Stilmittel auf Testify wiederentdeckt. Auch in puncto Cover und Booklet zeigen sich Reminiszenzen zu früheren Veröffentlichungen: Kopf von vorne/Kopf von hinten gab es schon auf Face Value. Die hübsche Gestaltungsidee jedem Song im Booklet ein kleine Text-Illustration beizufügen ist z.B. bekannt vom GENESIS-Album We Can’t Dance. Der Schlagzeugsound wurde zurückhaltender als früher in die Songs integriert und wie immer legte Phil sehr viel Wert auf den mehrstimmigen Gesang. Besonders charakteristisch für dieses Album ist der in nahezu jedem Stück erfolgende häufige und gelungene Einsatz des musikalischen Stilmittels Tonartenwechsel. Produziert wurde das Ganze von Rob Cavallo, der z.B. schon mit Eric Clapton arbeitete: „Phil schreibt mit dem Herzen. Er ist ein feiner Kerl mit einer großartigen Familie. Dieses Album handelt von seiner Liebe zu ihr.

Engineering und Mixing geht auf das Konto von Allen Sides und Tom Lord Alge (bei Can’t Stop Loving You). Doug McKean zeichnet verantwortlich für das „Protool Engineering“, was immer das sein möge.

1. Wake Up Call (5:15)

Das Album beginnt mit einem flotten, abwechslungsreichen „Hallo-Wach-Ruf“. Die Vielfalt ergibt sich durch das Arrangement und mehrere raffinierte Tonartenwechsel. Leider hat Collins für sein Keyboardsolo (2:21 – 2:50) einen von Both Sides bekannten, nervigen „Fiep-Sound“ wieder ausgegraben, was dem Hörgenuss wenig zuträglich ist.

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Wake Up Call ist eines meiner Lieblingsstücke. Die musikalischen Grundzüge entstanden schon vor längerer Zeit, entwickelten sich aber erst jetzt am Computer. Ich mag den Text mit seiner Prise Optimismus und der Vorwegnahme von zukünftig Geschehendem. Manchmal vergessen wir, dass wir selbst verantwortlich sind für die Gestaltung unseres Lebens.

Wake Up Call ist in in Deutschland und einigen anderen Ländern als zweite Singleauskopplung auserkoren – eine ungewöhnliche Auswahl, aber GENESIS‘ Mama war anno ’83 auch kein typischer Single-Song.

2. Come With Me (4:35)

Come With Me entstand ursprünglich als ein Wiegenlied für Phils Tochter Lily (* 18.03.1989), als sie noch im zarten Babyalter mit ihrem Papa „seriously“ auf Tourneereise unterwegs war: „Jahre später summte ich mit dieser Melodie unser Patenkind Justine in den Schlaf. Ich beschloss für Freunde, die selbst zu dieser Zeit Babys hatten, eine Aufnahme davon zu machen. Während der Aufnahmen entwickelte sich dieser sanfte und hypnotische Song. Der Text entstand nach Nicholas‘ Geburt (* 20.04.2001)

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Come With Me erinnert in der Refrain-Melodie leicht an das Lied Guten Abend, Gute Nacht (Musik: Johannes Brahms, op. 49, Nr. 4, 1868) und steht wie viele andere Wiegenlieder im Dreivierteltakt, einem ansonsten in der Rock- und Popmusik eher selten verwendeten Takt. Zuletzt tauchte im Collins-Kosmos bei Dance Into The Light ein „Dreiertakt“ auf, bei GENESIS seien die Strophen von Your Own Special Way beispielhaft erwähnt.

Tim Pierces Gitarrenspiel erinnert während des Refrains (z. B. 1:02 bis 1:05) kurz an den U2-Gitarristen The Edge und ab Minute 1:11 an Mike Rutherford. Möglicherweise stammen die Rutherford-artigen Beiträge jedoch auch von einem Keyboard – wer vermag dies in der heutigen Musik-Zeit schon immer genau zu sagen?

Im Keyboardsolo (2:37 bis 2:54) verwendet Collins einen Mundharmonika-Sound. Endlich hat sich’s „ausgefiept“, zumindest bis auf das letzte Stück für den Rest dieses Albums …

Collins wird von seinem mittlerweile vierköpfigen (Joely, Simon, Lily und Nicholas) Nachwuchs aus drei Ehen (Andrea, Jill, Orianne) immer wieder zu Songs inspiriert. Auf Testify trifft dies für Come With Me, Swing Low und You Touch My Heart, auf älteren Alben z. B. für Father To Son (auf But Seriously) oder You’ll Be In My Heart (auf dem Tarzan-Soundtrack).

3. Testify (6:31)

Testify ist eines der direktesten und persönlichsten Liebeslieder die ich geschrieben habe. Wie bei vielen Stücken entstand der Text improvisiert während des Aufnahme-Schreib-Wiederaufnahme-Prozesses“! Auf diese Art und Weise entstand bekannterweise auch In The Air Tonight. „Dieser Song ist eine Liebeserklärung an meine Partnerin.

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Testify ist neben Wake Up Call der komplexeste Song des neuen Albums. Nach einem zurückhaltend-sphärischen Intro steigert sich die musikalische Dichte und Wucht des GENESIS-artigen, souligen Titelstücks zunehmend, bis hin zu einem Grande Finale in memoriam In The Air Tonight. Der ab 1:08 bewusst spärlich klingende Snaresound erinnert an Way Of The World vom Genesis-Album We Can’t Dance. Es wäre interessant zu wissen, von wem die vermutlich gesampelten Choreinsätze ab Minute 1:53 stammen. Ebenso reizvoll sind das etwas in den Hintergrund gemischte Gitarrenspiel (ab 5:19) und erneut die mehrfachen Wechsel der Tonart.

4. Don’t Get Me Started (4:42)

Der Groove des Uptempo-Stücks Don’t Get Me Started erinnert an die But Seriously-Tour-Live-Version von The Roof Is Leaking und wurmt sich von Beginn an schneller ins Ohr als die ersten drei Stücke. Die positive musikalische Atmosphäre bildet einen interessanten, auf besondere Weise harmonierenden Kontrast zu dem zornigen Text, den man wohl eher klanglich düster umgesetzt erwarten würde. Wut und Zorn können eine positive, konstruktive Energie sein, man muss sich von dem kranken Irrsinn, den es in unserer Welt immer gab und geben wird nicht unterkriegen und demoralisieren, nicht in Depression und Resignation manövrieren lassen. Der Text steht in der Tradition politisch-sozialkritischer Collins-Statements, die er z.B. bereits in Stücken wie That’s Just The Way It Is, Colours, Another Day In Paradise, Both Sides Of The Story oder mit Genesis in Tell Me Why (taucht auch im Text auf) abgab.

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In einem Interview mir Rüdiger Rafke (TV Movie) äußerte sich Collins zu Don’t Get Me Started:

Rafke: „Haben Sie sich in Don’t Get Me Started den Frust von der Seele geschrieben?

Collins: „Der Titel bedeutet so viel wie „Lass mich nicht davon anfangen“, denn lege ich erst mal los, dann wird es ungemütlich. Tatsächlich gibt es viele Dinge, die mich aufregen, wütend machen. Davon singe ich: Politiker, die uns bestimmte Wahrheiten vorenthalten, nur damit sie auch weiterhin gut dastehen. Und mich macht krank, was sich die Kirche mit ihren pädophilen Priestern geleistet hat. In jedem anderen Job würde diese Leute ihre Stelle verlieren und ins Gefängnis kommen. In der Kirche wird darüber der Mantel des Schweigens gehüllt.

Rafke: „Im Lied geht es auch um den 11. September!?

Collins: „Stimmt. Diese Terrorakte haben eins bewiesen: Religion ist mehr als alles Andere der Grund für den Fortbestand von Kriegen. Sie teilt die Menschen statt sie zu vereinen (…).

5. Swing Low (5:08)

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Das sanft groovende Swing Low entstand inklusive In The Air Tonight-Textzitat am Ende von Oriannes Schwangerschaft mit Nicholas. „Je näher wir der Geburt kamen umso länger schien es zu dauern – das Warten, die Gedanken an das, was sein wird…

Ab 3:15 erklingt ein eher spärliches Miles Davis-angehauchtes Trompetensolo. Über die Refrainharmonien lässt sich übrigens problemlos Lou Reeds Klassiker Walk On The Wild Side (oder war es doch The West Side?) singen. Probiert’s einfach mal aus! Außerdem entsteht (nicht nur bei diesem Song) Hörfreude, wenn man seine Wahrnehmung gezielt auf James Sangers stilvolle Programmings richtet.

6. It’s Not Too Late (3:59)

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Das beseelte It’s Not Too Late groovt ebenfalls sanft und spiegelt textlich einen Gedanken aus dem 40er Jahre-Film On Borrowed Time wider, in dem der Tod vergeblich versucht, jemanden ins Jenseits zu holen.

Musikalisch auffällig ist der Snareeinsatz „auf die. in den Strophen. Der rhythmische Grundteppich verbreitet ein leichtes Techno-Flair. Ähnlich wie bei Strangers Like Me vom Tarzan-Soundtrack erzeugt das reduzierte Arrangement im Mittelteil ein schwebendes Feeling.

„Es ist nie zu spät deine Träume zu verwirklichen. Wir alle sollten dies versuchen“.

7. This Love, This Heart (4:05)

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Die Ballade This Love This Heart besticht durch ihre vier Tonartenwechsel binnen vier Minuten! „Die Franzosen bedienen sich dieser Methode in ihren großen Balladen.“ Beginnend mit vertrauten, sachten Drum-Machine- und Prophet-Keyboard-Sounds steigert sich der Song bis hin zu einer wunderschönen „Closing Section“.

8. Driving Me Crazy (4:38)

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Christian Gerhardts aus dem neuformierten it-Vierergestirn findet, dass Driving Me Crazy nach Backstreet Boys klingt. Auf jeden Fall ist dieser Song enorm radiotauglich und hat nichts mit dem ähnlich betitelten 80er-Jahre-Gassenhauer von Shakin Stevens zu tun.

Es handelt von dem schmalen Grad zwischen Liebe und gefährlicher Besessenheit. Wird eine bestimmte Grenze überschritten, kann dies zur Bedrohung werden.

Sehr interessant ist der eigentümlich-verschobene, in Notenschrift teilweise wohl kaum erfassbare Gesang von 2:20 bis 2:49.

9. The Least You Can Do (4:22)

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Die Musik zu dem melodiösen Songjuwel The Least You Can Do stammt von Daryl Stuermer, der seit nunmehr rund 25 Jahren (!) Phils ständiger Wegbegleiter auf GENESIS- und Solo-Pfaden ist. Nicht zum ersten Mal steuert Stuermer Songteile für Collins-Alben bei: Für No Jacket Required schrieb er gemeinsam mit Collins die Songs Only You Know And I Know, I Don’t Wanna Know und Doesn’t Anybody Stay Together Anymore, für das Album …But Seriously Something Happened On The Way To Heaven.

Ich liebe dieses Stück, das Daryl schon vor einiger Zeit schrieb. Als die Gelegenheit kam, stellte ich den Text fertig, und wir spielten es live mit einer Band ein.

Eric Rigler, der 17 Sekunden lang im Intro zu hören ist, spielte bereits bei Collins‘ True Colors-Coverversion den Dudelsack. Von 2:16 bis 2:33 sorgt Daryl Stuermer für ein Gitarrensolo bewährter Klasse und am Schluss entschwebt das Stück und mit ihm der Hörer, der mitschweben will. In einigen Ländern wird/wurde The Least You Can Do als zweite Single des Testify-Albums veröffentlicht.

10. Can’t Stop Loving You (4:17)

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Can’t Stop Loving You mauserte sich als erste Singleauskopplung zum Hit.

„Ich hörte Leo Sayers Version von Can’t Stop Loving You, als ich Urlaub machte, und ich war beeindruckt von der großartigen Melodie. Ich habe versucht diesem Song neues Leben einzuhauchen mit einem veränderten „feel“.

Die auffälligste Veränderung dieser kraftvollen, kompakten Coverversion ist neben der Tempobeschleunigung der Taktwechsel von 3/4 auf 4/4. Auch von dem Country-Feeling der alten Aufnahme ist nichts übrig geblieben. Interessant ist das Gitarrenarrangement in der zweiten Strophe: Mit einem einzigen (!), rhythmisch gespielten Ton kommt Tim Pierce (oder ist es doch der gute alte Daryl?) aus.

11. Thru My Eyes (5:07)

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Thru My Eyes, das einzige Stück mit (gesampelten) Bläsern, erinnert etwas an das anno 1985 von Collins produzierte Philip Bailey-Stück Walking On The Chinese Wall. Der leicht afrikanische Touch entsteht durch den Groove (z.B. die häufig in der Strophe um eine Sechzehntel vorgezogene Snare-Betonung) und den Chorgesang im Grande Finale. Das Keyboardsolo (3:30 bis 3:50) erklingt mit einem Akkordeon-ähnlichen Sound.

Liebe ist nicht immer dort wo du sie zu finden erwartest. Wenn du sie findest, halte sie vorsichtig in deinen Händen. Ein Herz bricht leicht.

12. You Touch My Heart (4:43)

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Das Albumende You Touch My Heart mit True Colors-Feeling entstand auf einem Spaziergang mit Phils Söhnchen Nicholas nebst Hund Jack und ist dem kleinen Nic gewidmet. Laut Collins wurde You Touch My Heart sehr schnell aufgenommen, was diesem Song bei den eigenartigen Keyboardbeiträgen (2:27 bis 2:39 und 3:25 bis 3:53) nicht eben diente, die bösen Zungen zufolge von Klein-Nic gespielt wurden.

Für Collins gänzlich ungewöhnlich ist der Einsatz einer Gitarre mit Nylon-Saiten. In Reinform geschah dies bisher wohl nur bei This Must Be Love, in Synthesizerform bei We Fly So Close. Beachtenswert ist ebenfalls das wuselige (Synthie?)-Bassspiel.

Hallo Phil, solltest Du diese Zeilen unerwarteterweise lesen, dann schicke mir bitte einen Remix ohne Keyboardsologefiepe! Danke!

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Meine mittlerweile vierjährige, musikbegeisterte Tochter (Lieblingsstück aus dem GENESIS-Kosmos: An Island In The Darkness – Closing Section) hört am liebsten die Stücke Come With Me und Can’t Stop Loving You und meinte beim aufmerksamen Kulten des Can’t Stop…-Videoclips: „Papa, der Phil Collins kann toll singen!“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Gesamtfazit: Auch wenn Testify möglicherweise keinen Meilenstein Marke Face Value darstellt, werden viele, die sich diesem Album liebevoll widmen, feststellen: Testify schwimmt!

Autor: Bernd Vormwald

Überarbeitung: Melanie Kremer

Hauptquellen: www.philcollins.co.uk

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