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Phil Collins – Making Of Going Back: Die Entstehung des Albums
Sein neues Album ist weder ein Zufallsprodukt noch ein normales Album. Phil Collins veröffentlichte mit Going Back ein Konzeptalbum. Die Hintergründe und die Entstehung des Albums sind Thema dieses Specials.
Bereits im April letzten Jahres (2009) sickerten Informationen durch, dass Phil ungeachtet seiner gesundheitlichen Einschränkung an einem neuen Album arbeitet. Dieses Album soll kein „gewöhnliches“ Phil Collins-Album werden, sondern es besteht ausschließlich aus Coverversionen des Motown-Genre. Dies verriet Daryl Stuermer in einem Radio-Interview. Collins hatte auf seinem 1982er Album Hello, I Must Be Going! bereits mit You Can’t Hurry Love eine überaus erfolgreiche Motown-Coverversion veröffentlicht.
Völlig unklar blieb zunächst, ob Collins selbst Schlagzeug spielt oder nur singt und wer die weiteren Musiker auf dem Album sein werden. Die Rede war allerdings immer von einem Doppelalbum.
Im Oktober 2009 erklärte Collins in einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt, dass dieses Album aus insgesamt 30 (!) Songs von Künstlern bestehen soll, die alle bei der legendären Plattenfirma „Motown“ unter Vertrag standen. Collins nennt explizit Stevie Wonder, die Jackson Five und Diana Ross. Nach Collins Aussage versucht er, die Atmosphäre der Originale beizubehalten. „Es ist so, als würde ich die Mona Lisa nachmalen“, so Collins. Es sollten also keine Eigeninterpretationen werden.
Anfang 2010 sickerten dann weitere Details zum Projekt durch. Demnach arbeiten die folgenden Musiker am Projekt mit:
Phil Collins (Drums / Percussions / Keyboards / Vocals)
Bob Babbitt (Bass)
Eddie Willis (Guitar)
Ray Monette (Guitar)
Ronnie Caryl (Acoustic Guitar)
Jason Rebello (Piano)
John Aram (Trombone)
Guy Barker (Trumpet)
Tom Rees-Roberts (Trumpet)
Phil Todd (Baritone Sax, Flute, Piccolo)
Graeme Blevins (Tenor Sax)
Celeste-Marie Roy (Bassoon)
Connie Jackson (Vocals)
Lynne Fiddmont (Vocals)
Nicholas & Mathew Collins (Stomps, Fingersnaps, Backing Vocals)
Einige dieser Informationen stammen von Ray Monette selbst, der von den Aufnahmesessions Anfang 2010 berichtete. Demnach sind es 29 Songs geworden und Monette schwärmt von Collins muskalischem Verständnis und seinem Gehör, nimmt aber auch Stellung zur seinem Gesundheitszustand. So kamen Informationen über Drumsessions, bei denen Collins sich die Sticks an die Hände kleben musste, erstmals an die Öffentlichkeit. Gleichzeitig sagte er aber auch, dass es von Mal zu Mal besser wurde und äußerte die Hoffnung, dass Collins wieder vollstöndig genesen könnte.
Eddie Willis und Bob Babbitt sind übrigens (wie mittlerweile auch Monette) Teil der legendären Funk Brothers. Über deren Karriere gibt es sogar einen Film mit dem Titel Standing In The Shadows Of Motown.
Ray Monette hat auch eine Reihe von Fotos der Sessions gemacht, die unter diesem Link im Rare Earth Forum veröffentlicht wurden. Dort berichtet er auch davon, dass dieses Projekt eine Herzensangelegenheit für Phil ist.
Nach der Session wurden dann auch Bläser und Streicher aufgenommen – wer daran beteiligt war, war zunächst nicht bekannt. Durch die Bonus-DVD des Albums wissen wir nun, dass Collins nicht seine eigenen Bläser (der Live-Band) verwendete, sondern erstklassge Jazz-Bläser um John Aram verpflichtet wurden. Schließlich gab es für einzelne Songs auch noch Streicher und auch seine Söhne Nicholas und Mathew steuerten ihren Teil bei.
Die Idee zu diesem Album hatte eigentlich Phils Manager Tony Smith. Phil wollte kein „normales“ Album aufnehmen und seine Liebe zum Motown hatte er nie im großen Stil ausgelebt. So entstand die Idee zum Album. In der Folge sammelte Collins die Songs auf seinem iPod, nahm Demos auf, verwarf viele Songs wieder und entschied sich schließlich, das Album so aufzunehmen, dass es alt klingt. Außerdem ließ er bewusst einige Klassiker links liegen, weil diese bereits durch anderen förmlich zu Tode gecovert wurden. Die einzige Ausnahme diesbezüglich ist wohl Papa Was A Rolling Stone, auf das Phil nicht verzichten wollte.
Der Arbeitstitel des Projekts war „Twenty Good Reasons“. Collins wollte 20 Songs auf das Album packen. Aus irgendeinem Grund fiel an anderer Stelle die Zahl 16. Um das Album überschaubar zu halten, entschied man sich zu dem Kompromiss, es auf 18 Tracks zu begrenzen. Da es Collins aber schon sehr schwer fiel, die aufgenommenen 29 Songs auszuwählen, wurde eine Special Edition geplant, auf der schließlich alle 29 Songs der Session enthalten sein sollten.
Während der Aufnahmesessions, die größtenteils in der Schweiz stattfanden, entschied sich Phil, das Projekt auch auf die Bühne zu bringen. Eine kleine Anzahl Konzerte, so genannte Showcases, wurden für Nordamerika geplant. Diese fanden bereits im Juni statt, also fast 3 Monate vor der Albumveröffentlichung. Eine Show wurde für eine entsprechende DVD-Veröffentlichung gefilmt. Gerüchte, wonach diese DVD Teil der Special Edition des Albums würde, bewahrheiteten sich aber nicht. Tatsächlich wird Going Back: Live At Roseland Ballroom, NYC als Blu-ray und DVD separat veröffentlicht.
Autor: Christian Gerhardts