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Phil Collins – Dreaming On The Beach: Live at the Little Dreams Foundation Gala Concert, Miami – Konzertbericht
Im Rahmen einer Benefizgala seiner Little Dreams Foundation trat Phil Collins am 11. März 2016 nach langer Pause wieder live auf. Obwohl er kein Schlagzeug spielte, präsentierte er sich in guter Verfassung. Matthias Fengler war Augen- und Ohrenzeuge und berichtet aus Miami.
… war nicht nur das erste Stück, mit dem Phil nach sechs Jahren seines teilweisen Rückzugs aus dem Musikgeschäft auf die Bühne zurückkehrte, es war auch das Leitthema für die ganze Little Dreams Foundation-Gala, die am 11. März in Miami Beach stattfand. Bemerkenswerterweise heißt der Veranstaltungsort Fillmore, was man als „Phil-more“ („Phil, mehr!“) auffassen kann. Ein besseres Omen für ein Comeback könnte man sich kaum wünschen. Obendrein liegt er direkt hinter der größten Straße in Miami, der Collins Avenue – Zufall?
Phil und Orianne haben die Little Dreams Foundation 2000 in der Schweiz gegründet. Sie will Kindern und Jugendlichen helfen, ihre Träume in den Bereichen Musik, Kunst und Sport zu verwirklichen. Seit ihrer Gründung hat die Stiftung Ableger in Marokko, Belgien und den Vereinigen Staaten eingerichtet. Nachdem Phil vor ein paar Jahren nach Miami gezogen ist, war es ganz natürlich, dass er sich in die Aktivitäten der LDF-Zweigstelle Miami einbringt. So kam es, dass er bei der ersten LDF-Gala 2014 auftreten sollte. Aus gesundheitlichen Gründen musste dieser Auftritt kurz vorher abgesagt werden. Ein zweiter Anlauf war für Dezember 2015 geplant und musste aus denselben Gründen auf den März 2016 verschoben werden. Da gab es dann sicherlich einen gewissen Erwartungsdruck, dass es diesmal klappen muss mit der „Comeback-Show“, wie die Presse es nannte – aber wer in diesem Jahr zur Gala nach Miami kam, sollte nicht enttäuscht werden.
Am frühen Abend betraten Phil, Orianne, Matthew und Nicholas den roten Teppich vor dem Fillmore in Miami Beach. Phil trug einen eleganten dunklen Anzug. Sein Erscheinen sorgte gleich für eine fröhliche Stimmung, und auf beiden Seiten der Absperrung war Aufregung zu spüren. Phil hat diese Momente deutlich genossen und stand geduldig für Interviews und Fotos zur Verfügung. Welche Zweifel er auch immer insgeheim gehabt haben mag – ob er es noch kann, ob er die Texte noch weiß und ob es wie früher sein würde – schienen in diesem Moment verflogen.
Er teilte sich den roten Teppich mit anderen Gästen und Künstlern, unter ihnen Grammy-Gewinner Sam Moore („Soul Man“), den er herzlich begrüßte. Mir schien es, als feierte Phil hier nicht nur ein musikalisches, sondern auch ein privates Comeback und zeigte seine wieder vereinte Familie der Welt.
Der Abend nahm seinen Lauf mit einer stillen Versteigerung von Musik-Memorabilien im Foyer des Fillmore und einer normalen Versteigerung im Theater, bevor der musikalische Teil begann. Gegen halb neun begannen die Little Dreamers mit ihrem Auftritt. Ihnen folgten Künstler wie Alvaro Soler, Diego Torres, Lou Gramm von Foreigner und What You Know, die Band von Phils Sohn Nicholas mit Nick Aquilino (Gesang, Klavier), Joey Rodriguez (Gitarre) und Yannick Waingarten (Bass und zweite Stimme). Sie spielten ein kurzes Set im Stil der Red Hot Chili Peppers und brachten das Publikum damit in Schwung. Während die Bühne für den Höhepunkt des Abends vorbereitet wurde, heizte DJ Irie (offizieller DJ von Miami HEAT) dem Fillmore nochmal kräftig ein und brachte das Publikum von Gala-Stimmung zu Partylaune. Und dann kam der Moment, auf den wir die letzten sechs Jahre gewartet hatten: Phil betrat die Bühne und grüßte das Publikum mit trockenem Humor: „Ich hoffe, ihr habt heute Spaß gehabt – wir werden dem jetzt ein Ende machen.“
Sein Set begann mit Another Day In Paradise; auf der Bühne wurde er begleitete von Brad Cole (Keyboards), Nathan East (Bass), Daryl Stuermer (Gitarre), Luis Conte (Percussion) und Gerald Albright (Saxophon). Zum zweiten Song, Against All Odds, kam sein Sohn Nicholas auf die Bühne und komplettierte die Band am Schlagzeug. Phil bot dann noch drei weitere eigene Stücke dar, nämlich In The Air Tonight, Easy Lover und Take Me Home, bevor er seinen Auftritt und die Gala mit dem Temptations-Klassiker My Girlund Bob Dylans Knockin‘ On Heaven’s Doorbeendete.
Auch nach sechs Jahren Pause klang seine Stimme nicht eingerostet, im Gegenteil sogar sehr kräftig mit guter Bühnenpräsenz. Licht- und Video-Effekte waren für die Show sehr gut geplant – und man kann hoffen, dass irgendwann Videomaterial von der Gala auftaucht, denn der Auftritt wurde gefilmt.
Die Gala hat bei mir einen Eindruck erweckt: Das war genau die Reha-Maßnahme, die Phil nach einer so langen Pause mit all den Höhen und Tiefen dieser Zeit gebraucht hat. Höchst eindrucksvoll hat er (sich) bewiesen, dass er es immer noch drauf hat. Wenn man nach den Reaktionen des Publikums geht, war dieser Abend für sie auch „ein weiterer Tag im Paradies“.
Ja, er konnte die Texte noch. Und nein, er kann immer noch nicht tanzen.
Übersetzung: Martin Klinkhardt