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Phil Collins – Details zu den Europa-Konzerten 2019
Phil Collins kehr 2019 im Rahmen seiner (Still) Not Dead Yet Tour nach Europe zurück. Ulrich Klemt ordnet die Tour historisch ein.
Dass Phil Collins zum ersten Mal in seiner Solokarriere eine Konzerttour über drei Kalenderjahre unternimmt, stand bereits mit den Ozeanien-Terminen Anfang 2019 fest (wir berichteten). Für diesen Anlass bekommt das Tourmotto eine kleine Auffrischung. Aus Not Dead Yet – Live wird Still Not Dead Yet – Live. Bereits 1995 wurde aus der Both Sides Tour die Far Side Of The World Tour. Zwei Jahre später wurde die Trip Into The Light Tour nach dem Sprung über den Atlantik zur Dance Into Europe Tour (Berichte zu diesen Tourneen sind auf unserer Website hierzu finden).
Die Tour begann ursprünglich am 2. Juni 2017 in der Echo Arena in Liverpool. Damals war es die nicht mehr für möglich gehaltene Rückkehr eines deutlich gebrechlichen Phil Collins auf die große Konzertbühne nach ca. zehn Jahren Bühnenabstinenz. Was als kurze Comeback-Tour durch wenige europäische Städte losging, wurde um inzwischen fünf weitere Tourabschnitte immer weiter ergänzt. England & Schottland (November 2017), Südamerika (Februar/März 2018) und Nordamerika (Oktober 2018) folgten. Bald geht es nach Ozeanien (Januar/Februar 2019). Und nun wird die Tour ziemlich genau anderthalb Jahre, nachdem sie Europa nach dem Konzert in Birmingham am 3. Dezember 2017 verließ, wieder nach Europa zurückkehren. Dass weitere Konzerte in der „alten Welt“ folgen würden, war nie völlig abwegig und zuletzt immer wahrscheinlicher, spätestens nachdem Bassist Leland Sklar diese Rückkehr vor wenigen Wochen öffentlich ankündigte.
Der dann bereits dritte europäische Tourabschnitt wird auf den Tag genau zwei Jahre nach besagtem Tourauftakt in Liverpool diesmal im Ernst-Happel-Stadion in Wienstattfinden. Ernst-Happel-Stadion? Da war doch was!? Nein, gemeint ist nicht die deutsche EM-Finalniederlage gegen Spanien 2008. Vielmehr war bereits 2004 als zweites Konzert der First Final Farewell Tour eine Show im früheren Praterstadion geplant. Diese wurde jedoch offiziell aus logistischen Gründen (inoffiziell vermutlich eher aufgrund schlechter Ticketverkäufe) in die deutlich kleinere Stadthalle verlegt. Dieses Konzert fand interessanterweise am 3. Juni 2004 und damit fast auf den Tag genau fünfzehn Jahre vor der nun anstehende Rückkehr von Phil Collins in die österreichische Hauptstadt statt.
Von Wien aus geht es nach Lyon, wo Phil Collins seit 1985 auf jeder Tour gespielt hat. Erstmals jedoch tritt er dort nicht in einer Halle sondern im 2011 (damals als Stade des Lumières) eingeweihten Stade Groupama. Hier fand 2018 das Finale der UEFA Europa League statt. Die auch als Parc OL (die Abkürzung für den dort ansässigen Fußballclub Olympique Lyon) bekannte Sportstätte hat übrigens nichts mit dem früheren Stade Gerland zu tun, wo Genesis 2007 auftraten.
Nach diesem kurzen Frankreich-Abstecher kommt Phil Collins dann nach Deutschland, was bislang auf jeder kontinentaleuropäischen Tour der Fall war. In Stuttgartund danach Berlinwird jeweils in Stadien gespielt. Für die schwäbische Metropole ist das bei einem Phil Collins-Solokonzert eine Premiere. Bislang trat er dort nur in der Schleyerhalle auf. In Berlin sind Open-Air-Konzerte von Phil Collins keine Seltenheit. Das Video der Serious Tour von der Waldbühne ist legendär und 1994 fand ein Konzert auf dem Maifeld neben dem Olympiastadion statt. Man könnte also sagen, dass Phil Collins sich über die Jahre (zumindest solo) der Spielstätte für 2019 langsam angenähert hat.
Dass Dänemark auf dem Tourplan steht war entgegen den wieder einmal zahlreichen Deutschlandkonzerten nicht unbedingt zu erwarten. 1998 trat er letztmals in Dänemark auf, damals im Kopenhagener Tivoli im Rahmen der zweiten Big Band Tour. Nachdem er solo bislang auch ansonsten nur in der dänischen Hauptstadt gespielt hat, geht es diesmal auf das dänische Festland in die Mitte von Jütland (dänisch Midtjylland). Aarhusist (mit großem Abstand zu Kopenhagen) die zweitgrößte dänische Stadt. Das Konzert findet im Stadion Ceres Park statt, der Heimstätte des Fußballvereins Aarhus GF.
Ähnlich überraschend ist der heute angekündigte Auftritt im norwegischen Bergen. Genau wie in Dänemark, hat Phil Collins auch in Norwegen bis dato nur in der Hauptstadt gespielt. Das letzte Solokonzert in Oslo datiert dabei von 1997. Vier Jahre später besuchte Collins die Stadt nochmals für einen Kurzauftritt bei einem Konzert zur Verleihung des Friedensnobelpreises. Wie Aarhus in Dänemark ist das westnorwegische Bergen interessanterweise ebenfalls die zweitgrößte Stadt des Landes. Der Spielort Koengen ist kein Stadion sondern ein Freiluftkonzertgelände, auf dem jährlich mehrere Konzerte und Festivals stattfinden.
Der kleine Skandinavientour endet in der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Der genaue Spielort ist dort Stand heute noch nicht bekanntgegeben worden. Seit 1990 ist Phil Collins dort auf jeder Tour in der Globe Arena aufgetreten. Der genaue Ort des kommenden Auftritts wird in den nächsten ein bis zwei Wochen festgelegt.
Nach dieser skandinavischen Städtetour geht es zurück nach Deutschland. Hannoverist eine wahre Phil Collins- und Genesis-Hochburg. Unvergessen sind die vier ausverkauften Konzerte 1994 im Niedersachenstadion. An gleicher Stelle steht heute die HDI Arena, in der Genesis 2007 bereits auftraten. Nicht ausgeschlossen ist, dass es in Hannover eine Zusatzshow geben könnte, da vor der Weiterreise nach Italien zwei Tage Pause sind, die üblicherweise bei dem zu erwartenden Ansturm auf Tickets nicht gänzlich frei bleiben dürften.
Mailandwar 2004 der Ort des Tourauftakts für die First Final Farewell Tour. Damals hieß das Mediolanum Forum, in dem Phil Collins (wieder) auftreten wird, noch Filaforum. Dies wird (je nachdem, wo genau in Stockholm gespielt wird) das erste und nur eines von bis jetzt nur zwei Hallenkonzerten im kommenden Sommer werden.
Vermutlich wird es nur ein Italienkonzert geben, denn bereits am nächsten Tag geht es zurück über die Alpen zum einzigen Konzert in der Schweiz. Wie ebenfalls bereits 2004 macht der Collins-Tourzirkus im Letzigrundstadion in ZürichHalt.
Rheinaufwärts wird Phil Collins erstmals in Nijmegenspielen. Weder mit Genesis noch solo ist er dort bislang aufgetreten. Bislang standen in den Niederlanden Den Haag, Rotterdam, Utrecht und Amsterdam auf verschiedenen Tourplänen. In der größten Stadt der Provinz Gelderland wird die Show im Goffertpark stattfinden. Hierbei handelt es sich um ein Freiluftkonzertgelände in der gleichnamigen Grünanlage.
Neben London ist Kölndie erst zweite Stadt auf der (Still) Not Dead Yet – Live Tour, in die Phil Collins innerhalb dieser Tour zurückkehrt. Im Falle von London ist dies aufgrund seines Sturzes in einem Hotelzimmers und der folgenden Absage zweier Konzerte in der Royal Albert Hall geschehen. Die ausgefallenen Shows wurden auf der England- & Schottlandtour Ende 2017 nachgeholt. Köln hat im Juni 2017 bereits fünf (!) Konzerte in der Lanxess Arena zugeteilt bekommen. Etwas mehr als zwei Jahre später kommt Phil Collins im großen Stil zurück in die Domstadt und spielt nach 2004 zum zweiten Mal im RheinEnergie-Stadion. Dass vor dem folgenden Konzert in Münchennach aktuellem Stand zwei Tage Pause sind, legt ähnlich wie bei Hannover die Vermutung nahe, dass dort eine Zusatzshow vorgesehen sein könnte. Aber auch ohne eine solche ist Köln damit die „Not Dead Yet-Hauptstadt“.
In der bayerischen Hauptstadt spielt Collins traditionell im Olympiapark. 2004 zog er erstmals von der Olympiahalle ins -stadion um und auch diesmal wird im nur noch für Konzerte genutzten Stadion gespielt. Dass Deutschland wieder fünf (und möglicherweise sogar noch mehr) Konzerte erhält zeigt einmal mehr, wie groß die Phil Collins-Fanbasis hierzulande ist. Begünstigt wird dies natürlich zusätzlich durch die logistisch vorteilhafte Lage im Herzen Europas.
In Pragspielte Phil Collins bislang nur 1997 und 2005. Die Konzerte dort auf der First Final Farewell Tour wären eigentlich nur zwei unter vielen gewesen. Wäre Phil Collins nicht kurz davor krank geworden. So wurden die Konzerte auf das Tourende verschoben und waren bis zur Rückkehr auf die Tourbühne vor zwei Jahren (siehe oben) seine letzten vollwertigen Solokonzerte. Neben Mailand ist dies das vermutlich einzige Hallenkonzert auf diesem Tourabschnitt.
Trotz vieler osteuropäischer Konzerte auf der First Final Farewell Tour 2005 fehlte im damaligen Tourplan – und auf sämtlichen früheren Solotouren – ein Land: Polen. Diese Lücke füllt Phil Collins nun mit seinem allerersten Auftritt in Warschau. 2007 spielte er mit Genesis bei schwerem Gewitter in Chorzow bei Kattowitz. Nun geht es in die Hauptstadt. Dort findet im PGE Narodowy der Tourabschluss statt – zumindest für diesen Abschnitt. Es ist (ähnlich wie Wien) der Ort einer hinlänglich bekannten deutschen EM-Niederlage. Im Halbfinale 2012 wurde Deutschland dort quasi im Alleingang von Mario Balotelli geschlagen. 2015 fand hier zudem das Finale der UEFA Europa League statt. Wer wieder Sorge vor Unwetter hat, kann beruhigt sein. Das Dach des Warschauer Stadions lässt sich schließen.
Bei aller Freude, die die heutige Bekanntgabe vor allem in Skandinavien und Teilen Osteuropas ausgelöst haben dürfte, ist die Enttäuschung auf der iberischen Halbinsel sicherlich groß. Spanier und Portugiesen müssen mindestens nach Lyon oder Mailand reisen, um Phil Collins zu sehen. Und auch auf den britischen Inseln wird man sich trotz der exklusiven Konzerte dort Ende 2017 fragen, warum es diesmal so gar kein Konzert auf der Insel gibt.
Auf diesem Tourabschnitt werden es mindestens fünfzehn Konzerte sein. Mindestens 79 Konzerte sind es inzwischen insgesamt auf dieser Tour, deren Konzept sich vermutlich beliebig ausdehnen lässt. Sollte auch nur ein weiteres Zusatzkonzert bekanntgegeben werden, hat die Tour die Marke von Dance Into The Light 1997 erreicht, bei noch einem weiteren sogar übertroffen. Von wegen „selection of shows“ – wir sprechen hier längst über eine ausgewachsene Welttournee, die sich inzwischen auf für Phil Collins früher völlig üblichen Ausmaßen bewegt. Wer damit vor zwei, geschweige denn drei Jahren gerechnet? 1997 wurde seine Tour von Toyota gesponsert. Deren damaliger Werbeslogan in Deutschland lautete „nichts ist unmöglich“. Aber nie hat dieses Motto mehr zugetroffen als heute!
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