- Artikel
- Lesezeit ca. 3 Minuten
Phil Collins – Both Sides Tour: Wembley Arena 1994 – Konzertbericht
Phil is coming home. Im Dezember spielte Phil wiedr auf englischem Boden, darunter auch Konzerte in der Londoner Wembley-Arena.
Das dritte und letzte Phil Collins-Konzert, das ich während dieser Tour sehen sollte, führte mich in die Tiefe der Wembley Arena. Nach zwei sehr schönen Konzerten in Manchester und Birmingham freute ich mich schon auf dieses und dachte, ich würde alle Überraschungen der Shows kennen – aber dem war nicht so.
Um 20.15 Uhr betrat Phil im Outfit des Landstreichers Joe (wie vor so vielen Jahren – und mit einer anderen Band) die Bühne und tauschte mit Neuzugang Ricky Lawson ein paar Schlagzeugattacken aus. Diese entwickelten sich zum bekannten Rhythmus von I Don’t Care Anymore, das mitreißend das Konzert eröffnete. Der temporeiche Start wurde mit Don’t Lose My Number fortgeführt. Beide Songs wurden exzellent dargeboten von Phils neuer Band „Der unbeschreibliche Lärm“, was eine gute Beschreibung für sie war, denn der Sound, der von der Bühne kam, war unmöglich laut! Es folgte das erste der neuen Stücke, und ich war freudig überrascht, wie gut Can’t Turn Back The Years in dieser großen Arena herüberkam.Es ist ein sehr persönliches Lied, und ich dachte, es sei für eine derart große Umgebung eher ungeeignet. Aber es kam gut an, und das Publikum bedachte Phil und die Band dafür mit Applaus. Das folgende Survivorsnahm das Tempo auf und bildete einen guten Übergang zu Phils Hymne für die Obdachlosen, Another Day In Paradise. Phil ermahnte die Besucher, lieber etwas Geld in die Sammelbehälter für die Obdachlosen dort vor Ort zu werfen als sich ein T-Shirt zu kaufen. Er betonte, dass er wirklich nicht noch mehr Geld brauche – bis jetzt! Mit I Wish It Would Rain Down folgte ein weiteres schnelles Stück, was eine ziemliche Überraschung für mich war, denn bei beiden Konzerten, die ich vorher besucht hatte, wurde es nicht gespielt. Das Tempo verlangsamte sich abermals für die obligatorischen Nummem One More Night und A Groovy Kind Of Love, bevor das akustische Ungestüm von We Wait And We Wonder die Geschwindigkeit wieder hochschnellen ließ. Eine wunderbare Zurschaustellung von musikalischem und visuellem Feuerwerk leitete über in Both Sides Of The Story, wonach der erste Teil der Show unter donnerndem Beifall endete. Während der fünfzehnminütigen Pause hatte ich Zeit, darüber nachzudenken, was ich gerade gesehen und gehört hatte. Ich kam zu dem Schluss, dass die Show von Phil bewusst oder unbewusst dazu benutzt wurde,seiner Frau, seiner neuen Freundin und der Presse eine Art Botschaft zu übermitteln. Ich fragte mich, ob dieses Element auch im zweiten Teil der Show spürbar sein würde und ob ich der einzige sei, der so darüber dachte. Nach kurzer Zeit tauchten Phil und die Band wieder auf, um die zweite Hälfte in klassischem Stil mit In The Air Tonight zu beginnen. Mit zunehmendem Alter wird das Stück immer besser. Daryls Gitarre klang noch dramatischer, und die gesamte Präsentation des Songs hat sich immens verbessert. Von da an spendierten uns Phil und seine Band eine Auswahl seiner größten Hits. Mit dabei war auch eine Reggae-Version von Behind The Lines, eine unerwartete Anspielung auf seine Genesis-Kollegen. die mich an Phils erste Solo-Tour 1982 erinnerte. Diese letzte Hälfte der Show enthielt aber auch einige Cover-Songs, und der erste war eine brillanteVersion von Knocking On Heaven’s Door. Das Publikum tanzte in den Gängen. Das Konzert endete in angemessener Form mit Two Hearts, You Can’t Hurry Love und Sussudiound entließ die erschöpften Besucher in eine kleine Ruhepause, bevor die Band für die Zugaben zurück auf die Bühne kam. Die vielleicht größte Überraschung des Abends kam, als Phil mit einem Dudelsackauftauchte und das Publikum ihn massiv ausbuhte.Im ersten Moment dachte ich, es sei nur ein Scherz, doch dann begann Phil auf dem Instrument die alte Hymne Amazing Graze zu spielen, was ihm noch mehr missbilligende Kritik vom Publikum einbrachte. Ich war sehr erstaunt, dass man so negativ darauf reagierte, denn Phil hatte für dieselbe Sache beim Konzert in Birmingham stehenden Applaus bekommen. Das Publikum beruhigte sich wieder, und es folgten mit Get Ready und My Girlzwei weitere Coverversionen, bevor die Show schließlich mit Take Me Home endete. Was ist nun nach drei Stunden – durchgeschwitzt und bestens amüsiert – meine Meinung zu PC ’94? Die Präsentation war fehlerlos wie immer. Die Band hat sich ebenso behauptet und war von bestem Unterhaltungswert. Einziger Punkt der Kritik ist, dass die Show nur auf Hits aufgebaut wurde. Gib den weniger kommerziellen Stücken beim nächsten Mal eine Chance, Phil, aber ansonsten mach‘ weiterhin deinen.. unbeschreiblichen Lärm“! Alan Hewitt