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Phil Collins – Back In NYC: Motown Showcases – Konzertbericht

Drei Motown Showcase Konzerte spielte Phil Collins im Juni 2010 in New York City. Phildas Bhakta war im eher beschaulichen Roseland Ballroom dabei und schildert ihre ganz persönlichen Erinnerungen und Eindrücke.

Dies ist keine wissenschaftliche Rezension und auch keine Analyse einer Musikerin (obwohl ich Schlagzeug spiele), sondern eine persönliche Schilderung, die auf meinen Eindrücken und Gefühlen basiert.

Die Reise begann für mich am 23. Juni, als ich von London aus nach New York flog. Am Abend des 23. landete ich auf dem Flughafen JFK – zu spät für das erste Konzert im Roseland. Ich musste am Flughafen auch noch auf eine gute Freundin aus Florida warten, die erst morgens ankommen sollte. Also suchte ich mir ein Plätzchen, wo ich mich auf den Boden legen und (so halbwegs) schlafen konnte. Anderntags kam meine Freundin pünktlich an und wir nahmen ein Taxi zu unserem Hotel, das einen Block vom Roseland entfernt lag. Wir checkten ein und aßen in einem entzückenden Thai-Restaurant zu Mittag, bevor wir zum Roseland gingen, um das traditionelle Schlangestehen zu eröffnen! Außer uns war nur eine andere Person da, ebenfalls ein Mitglied des „Front Row Clubs“, und wir gesellten uns zu ihr. Nach etwa sechs Stunden des Wartens in der heißen Sonne wurden endlich die Türen geöffnet und das Rennen um den perfekten Platz in der ersten Reihe war eröffnet. Ich landete direkt vor Mr. Phils Mikrofon in der ersten Reihe – dem unübertrefflichen Platz!

Nach einer weiteren Stunde des Wartens erloschen die Lichter und der erste Musiker wurde auf die Bühne gerollt: Mr. Bob Babitt, „der auf jedem Motown-Album gespielt hat, das ihr jemals gekauft habt“, sagte Mr. Phil, als er ihn vorstellte.

Danach kam der Rest der Band, natürlich mit vielen unseren alten Freunde wie Chester (der auf einem winzigen Schlagzeug spielte!), Daryl, Brad Cole, der auch als Regisseur fungierte, Amy, Lynne, Bill und natürlich Munch, der für eine gute Freundin von mir, die auch in der ersten Reihe stand, den Wasserträger spielte. Die Bläsergruppe war größtenteils aus England und wegen ihrer Erfahrung mit dem Motown- / Soulstil engagiert worden.

Sie spielten eine fröhliche Einleitung und dann betrat der Meister die Bühne begleitet von großer Freude und großem Applaus der Menge! Er stieg gleich ein mit Signed, Sealed, Delivered / Ain’t Too Proud To Beg / Dancing In The Street. An etwa diesem Punkt – ich erinnere mich nicht genau, wann er uns ansprach – sagte er: „Ihr fragt euch wahrscheinlich, was wir hier heute abend machen!“ und erläuterte dann sein neues Albumprojekt, mit dem er dem Soundtrack seiner Jugend, der Motown- und Soulmusik seine Reverenz erweisen wollte. Mr. Phil und die Band fuhren dann fort mit (Love Is Like A) Heatwave, bevor der nächste Song von Mr. Phil eingeleitet wurde: „Das GROSSARTIGE Papa Was A Rolling Stone!“ Das war der absolute Höhepunkt der Show, sowohl was die musikalische Darbietung (mit einem wunderbaren Trompetensolo) und auch Mr. Phils Interpretation des Stückes anging;

er begann es, indem er die ziemlich lange instrumentale Einleitung des Stückes über wie bei In The Air Tonightfeierlich still dastand und sich dann voller Leidenschaft in das Stück warf. Für mich war dieser Song bei weitem der beste, nicht nur in puncto Performance, sondern auch im Stil, denn er war viel rockiger als der Rest. Im Herzen bin ich eben ein Prog- und Rock-Mensch, obwohl ich natürlich Mr. Phils gesamtes Repertoire liebe.

Ich muss hier allerdings ehrlich sein und sagen, dass mich Soul und Motown nicht besonders reizen – tatsächlich habe ich keine Alben in dieser Richtung. Ich finde einfach keinen Bezug zu diesen überzuckerten Lieden mit (für mein Empfinden ziemlich seichten) Texten. Allerdings finde ich durchaus einen Bezug zu Mr. Phil Collins, und ich merke, dass ich jedes Projekt toll finde, das er angeht. Er macht sich einfach all diese Stilrichtungen zu eigen und verleiht ihnen echtes Leben. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen: „Soul und Motown sind gut und schön, aber sie werden erst wirklich dann richtiger Soul, wenn Mr. Phil Collins singt!“

Nach Papa Was A Rolling Stone, dieser erhebenden Hymne, ging die Stimmung wieder zurück zum Soul mit You Really Got A Hold On Me, Loving You Is Sweeter Than Ever, einem wundervoll nachgefühlten Never Dreamt You’d Leave In The Summer, Going To A Go-Go, Jimmy Mack und einem lebhaften Uptight (Everything’s Alright). Dann kam das Titelstück des bevorstehenden Albums: Going Back, bei dem Mr. Phil erklärte, was diese Stücke ihm bedeuten. Er singt so schön und wird so emotional, dass er eine Träne verdrückt und

offensichtlich sehr nostalgisch an seine Jugendjahre denkt. Dann geht es zurück zu einer weniger rückblickenden Stimmung mit Nowhere To Run, Do I Love You, und dann geht er schließlich in das alte Lieblingsstück You Can’t Hurry Love über, bei dem es endlich auch der Letzte im Publikum verstanden hat. – Ja, es gab leider nicht wenige Leute im Publikum bei allen Konzerten, die ich gesehen habe (in New York und Montreux), die zu faul waren, sich zu informieren, worum es bei diesem Konzert gehen würde, und daher Mr. Phils eigenes Material zu hören erwarteten und deshalb die ganze Zeit herummeckerten… was für ein Depp informiert sich denn nicht, wofür er Karten kauft? Mr. Phil hat die Leute oft genug gewarnt, dass er hier nicht sein normales Repertoire spielen würde, dass man nicht In The Air Tonight und den Rest erwarten solle…) Jedenfalls waren dann wieder alle dabei und danach endete das Konzert mit My Girl.

Am folgenden Tag, dem 25.[Juni] wieder Anstehen, derselbe Platz in der ersten Reihe und ein weiteres gutes Konzert, mit denselben Stücken und einer etwas feiner abgestimmten Performance von allen (es wurde für die DVD gefilmt!).

Nun ein paar kurze Worte über das Konzert in Montreux.

Leider waren für dieses Konzert drei Viertel der Halle bestuhlt und obendrein noch extrem teuer. Also waren die meisten Leute mit Sitzplätzen Prominente und andere unbewegliche Figuren, die vor allem ihre Gesichter zeigen als Phil Collins sehen wollten, und die wirklichen Fans mußten hinten stehen, weit entfernt von der Bühne. Wir waren zwar wieder in der „ersten Reihe“ – aber -hinter- jeder Menge Sitzreihen! Grrrr. Wenigstens haben wir ein

bißchen Leben in die Party gebracht! Dieses Konzert war das beste, fand ich, hinsichtlich der allgemeinen Performance und Mr. Phils Sicherheit und Entspanntheit – er öffnete sogar seine Fliege, erzählte spontaner und machte Chester sogar einen Heiratsantrag – zum Totlachen! Aber die Stimmung im Publikum war nicht die beste. Die Fans hatten vorne stehen sollen. Ich verstehe nicht, warum 2004 in Montreux im Innenraum nur Stehplätze waren, es aber dieses Jahr, bei dem alles „Tanzmusik“ war, vornehmlich Sitzplätze gab … das ergibt keinen Sinn und meinem Eindruck nach hat das Konzert unter diesem dummen Arrangement gelitten. Insgesamt bin ich sehr froh und dankbar, dass ich drei der sieben Darbietungen der Up Close And Personal-Auswahl von Konzerten der Going Back-Reihe sehen konnte.

Ich bitte im Voraus um Nachsicht, falls sich bei den Songtiteln oder der Reihenfolge der Stücke Fehler eingeschlichen haben, aber ich bin, wie gesagt, mit dieser Musikrichtung nicht vertraut und weiß von manchen Stücken überhaupt nicht, wie sie heißen. Ungenauigkeiten in der Setliste dürfen gerne korrigiert werden. Danke für Eure Zeit; ich hoffe, mein bescheidener Bericht gefällt euch.

Herzlichst, Phildas Bhakta (auch bekannt als „Die Schlagzeugerin Mit Dem Orangenen Turban“)

Fotos: Matthias Fengler

Die Standard-Setlist der Shows:

Signed, Sealed, Delivered (Intro)

Ain’t Too Proud To Beg

Girl (Why You Wanna Make Me Blue)

Dancing In The Street

(Love Is Like A) Heatwave

— Ansage & Vorstellung „The Funk Brothers“

Papa Was A Rolling Stone

Never Dreamed You’d Leave In Summer

Jimmy Mack

You’ve Been Cheatin‘

— Vorstellung „Background Vocals“

Do I Love You

Loving You Is Sweeter Than Ever

Going To A Go-Go

— Ansage

Blame It On The Sun

Ain’t That Peculiar

Too Many Fish In The Sea

— Vostellung „Horn Section“

You Really Got A Hold On Me

Something About You

— Vorstellung „Brad/Daryl/Chester“

Tears Of A Clown

Nowhere To Run

In My Lonely Room

Take Me In Your Arms (Rock Me A Little While)

Uptight (Everything’s Alright)

————

Going Back

Talking About My Babe

You Can’t Hurry Love

My Girl

weitere Links:
Phil Collins – Tourdaten 2010

Phil Collins – Going Back: Alle Infomationen zum Motown-Album

Phil Collins – Konzertberichte 2010

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