- Artikel
- Lesezeit ca. 13 Minuten
Peter Gabriel – Without Frontiers: The Life And Music of Peter Gabriel (Daryl Easlea, 2013) – Buchkritik
Mit Without Frontiers erscheint eine neue Beschreibung des Lebens und der Musik von Peter Gabriel. Kann es Spencer Bright und Chapter & Verse ersetzen? Martin Klinkhardt hat nachgelesen.
UPDATE 2018: Erweiterte Neuauflage
Erster Kontakt: Vom weißen Schutzumschlag schaut den Leser ein Peter Gabriel der späten Achtziger Jahre ernst an, noch ohne Bart, aber noch mit der Tolle der So-Phase. Without Frontiers, ohne Grenzen, hat Daryl Easlea seine Lebensbeschreibung von Peter Gabriel genannt. Ein Schlagwort aus dem Songtext, eine Darstellung, in der nichts ausgeklammert wird, oder ist etwas ganz anderes damit gemeint? Das wird die Lektüre zeigen. Die Umschlagrückseite ist schwarz und zeigt den Peter Gabriel der Scratch My Back-Tour-Zeiten: älter natürlich, runder, kahler, bärtig, mit aufmerksamem Blick ins Licht. Wer auch immer das Layout für diesen Umschlag besorgt hat, wusste, was er tat: Wie bei Gabriels Greatest-Hits-Album Shaking The Tree stehen einander zwei Porträts gegenüber; die Vorderseite greift in seiner Farbgebung, Klarheit und sogar der Schriftart auf das So-Layout zurück, die Rückseite dagegen zitiert mit schwarzem Hintergrund, roter und weißer Schrift und natürlich dem Foto das Design von Scratch My Back. Die sorgfältige Umschlaggestaltung zusammen mit der weiteren guten Ausstattung des Buches (solider Umschlag, gutes Papier, klare Type) lassen auf eine ebenso erfreuliche Lektüre hoffen.
Mit der Geburt der beschriebenen Person anzufangen ist der offensichtliche Einstieg für eine Biographie. Aber das „kleine Teufelchen, das mich“, wie Gabriel erklärte, „immer zwingt, es anders zu machen als andere“, scheint auch seinen Biographen auf der Schulter zu sitzen. Daryl Easlea beginnt mit einem Moment, der für Gabriel eher untypisch ist – seinem berühmten einmaligen letzten Konzert mit Genesis im Regen von Milton Keynes. Von diesem Punkt aus blickt er kurz zurück und weit nach vorne über Gabriels musikalische Laufbahn und besonders sein gesellschaftliches Engagement.
Easley gliedert das Leben von Peter Gabriel in 26 Kapitel, zusammengefasst in drei Abschnitten, denen er die bemerkenswerten Überschriften From Genesis … (1950-1975), I Will Show Another Me (1975-1986) und …To Revelation (1986-2013) gibt. Das deutet an, dass Easlea Gabriels musikalisches Schaffen erst in der Zeit ab und nach So zu einer wirklichen Vollendung kommen sieht. Wenn im Folgenden die Inhalte des Buches skizziert werden, so in erster Linie, um zu zeigen, welche Aspekte Easlea vor allem betrachtet.
In Peter Gabriels Kindheit und Schulzeit stellt Easlea vor allem dar, welche Impulse seine spätere Karriere geprägt haben dürften. Besonders hebt er das Interesse der Eltern an Technik beziehungsweise Musik hervor; auch von der generellen Haltung der oberen Mittelschicht jener Jahre, auch unkonventionelle Ideen zu unterstützen, sofern derjenige, der die Idee hatte, auch bereit war, hart für die Umsetzung zu arbeiten. Großen Einfluss haben laut Easlea der Aufstieg der Beatles sowie Soul und Blues gehabt, dazu dann noch die Begegnung mit den späteren Bandkollegen. „Die Beziehung zwischen Gabriel und Banks war der Grundstein für Genesis – und auch der Grund, warum Gabriel ein Jahrzehnt später die Gruppe verließ“, befindet Easley, ohne das später zu untermauern. Gemeinsame Musikerlebnisse führen zu der Idee, als Songwriterkollektiv zu arbeiten; Musik ist vielen Schülern nicht nur Lernmaterial, wie man Stücke aufbaut, sondern auch „Lebensretter“ und für Gabriel, wie er bei einem Otis Redding-Konzert entdeckt, die Möglichkeit, Gefühle kanalisiert herauszulassen. Daher gab es viele Bands wie Anon und Gardenwall in Charterhouse, und auch erste Konzerte.
Ausgehend von dem berühmten Demo-Band, das Jonathan King bekam, schildert Easlea dann die Entwicklung von Genesis als Band. Er stellt Gabriel dabei sowohl als fantasievollen Ideengeber wie auch als nüchternen Organisator heraus. Nach einer ausführlichen Würdigung von Tony Stratton-Smith und Charisma Records zeichnet Easlea nach, wie mit den Live-Konzerten und der mit Nursery Cryme einsetzenden positiven Rezeption der Band durch die Musikpresse sich für Genesis der Erfolg einzustellen beginnt. Das gesamte Album Selling England By The Pound ist dabei ein zeitgenössischer Kommentar zur politischen und wirtschaftlichen Lage in England. In der Band gibt es spätestens ab der Selling England-Tour Spannungen: Wegen der verzerrten Wahrnehmung Gabriels als „einzigem kreativen Kopf der Band“ in der Öffentlichkeit, wegen des anstrengenden Tourrhythmus und später dann besonders weil die Arbeit an The Lamb Lies Down On Broadway mit Gabriels Bedürfnis, bei seiner neugeborenen Tochter zu sein, kollidiert. Die kaum verständliche, geschweige denn klar deutbare Handlung von The Lamb fasst Easlea auf als Gabriels Suche nach sich selbst, als tief verschlüsselte Seelenerforschung. Mit einer Darstellung der Reaktionen auf die Liveshow und Gabriels Pressemitteilung zu seinem Ausstieg aus Genesis beschließt Easlea den ersten Teil des Buches.
Der zweite Abschnitt trägt den Titel I will show another me und nimmt Peter Gabriels Solokarriere von den ersten Songs seiner Nach-Genesis-Zeit bis zum großen Durchbruch mit So und Sledgehammer in den Blick. Neben der Zusammenarbeit mit Martin Hall hebt Easlea zwei Stücke als programmatisch hervor: Solsbury Hill als Abschluss (nicht Abrechnung) mit den Genesis-Jahren und Here Comes The Flood als Blick nach vorn. Ebenso wird deutlich, dass Gabriel sich erst daran gewöhnen musste, sämtliche Verantwortung für sein Schaffen selbst zu tragen; die Band, die das erste Soloalbum einspielt, wurde weitgehend nicht von ihm zusammengestellt. Auch der Sound des zweiten Albums ist noch stark vom Produzenten Robert Fripp geprägt; überdies setzt sich Gabriel hier auf experimentelle Weise mit dem Punk auseinander.
Anhand von Peter Gabriels drittem Album, das mit Biko seinen politischsten Song enthält, betrachtet Easlea Gabriels Einstieg nicht nur in die Weltmusik, sondern auch in das politische Engagement. Damit eng verbunden ist nicht nur die Entwicklung auch des vierten Albums, sondern darüber hinaus der künstlerische Erfolg und das finanzielle Drama des ersten WOMAD-Festivals, dessen Ergebnis das Reunion-Konzert in Milton Keynes war. Die Security-Tour ist geprägt von steigender Popularität und privater Unruhe, nämlich Peters Trennung von seiner Frau Jill. Nach kleinen musikalischen Beiträgen zu verschiedenen Filmen kreiert Gabriel aus Versatzstücken seines Songkatalogs den Soundtrack zu Birdy, nach Easleas Ansicht „einem der wichtigsten Alben seiner Karriere, weil es ihm erstmals Gelegenheit bot, außerhalb der Konventionen und Strukturen der Popmusik zu denken.“ Nichtsdestotrotz war es das Album danach, das Peter Gabriel den großen Ruhm bringen sollte: So. Bemerkenswerterweise endet der zweite Teil mit dem Hinweis auf den Anti-Apartheid-Song Sun City.
… Zur Offenbarung, der dritte große Abschnitt in Easleas Werk, beginnt mit der Darstellung des Sledgehammer-Videos. Stark betont wird der Umstand, dass Gabriel seinen Status als Star unmittelbar in den Dienst politischen Engagements stellt und zugunsten der Conspiracy Of Hope-Tour für Amnesty International seine Promo-Tour für So zunächst zurückstellt – die dann umso größer ausfällt und immer wieder von Benefizkonzerten durchsetzt ist. Der Gewinn geht in die Einrichtung der Real World Studios und die Schaffung des zugehörigen Labels als erste Bausteine des Fernziels „Real World Freizeitpark“. Mit Passion, dem Soundtrack zu einem Scorcese-Film, verwirrt Gabriel; die Hitkompilation Shaking The Tree ist ein Lückenfüller bis zum nächsten regulären Album: US ist für Easlea die konsequente Fortsetzung des zugänglichen So und des weltmusikalischen Passion; hinzu kommen teils sehr intime, selbsterforschende Texte – und für die Tour sein theatralischstes Bühnenkonzept seit The Lamb. Die Darstellung der Jahre danach konzentriert sich bei Easlea auf Peters Engagement für Witness, den Aufschwung seines Studios einschließlich der Real World Recording Weeks, und wendet sich dann einigermaßen überraschend wieder Genesis und deren Archive-Veröffentlichungen zu. Es entbehrt nicht eines gewissen Humors, wenn es dort über das Lamb-Konzert auf dem Archive 1967-1975 heißt: „Gabriel hatte eingewilligt, einige Teile des Gesangs neu aufzunehmen, da diese an einigen Stellen verlorengegangen waren“ (S. 311); Vergleiche mit erhaltenen Bootlegs von dem Konzert zeigen, dass es insgesamt ungefähr ein Drittel der Aufnahme betraf und auch erhaltener Gesang teilweise ersetzt wurde. Die Ausführungen zu OVO beschäftigen sich – erstmals in diesem Buch – weniger mit der Musik als mit der Kontroverse um den Millennium Dome, in dem die dazugehörige Show fast tausend Mal dargeboten wurde. Der Soundtrack zu Philip Noyces Film Long Walk Home und Gabriels Hochzeit mit Meabh Flynn sind die ersten wichtigen Ereignisse, die Easlea dann aufgreift, aber eher als Überleitung zum Studioalbum Up anspricht. Dazu kommt seine intensive Nutzung des Mediums Internet zur Kommunikation mit den Fans (Stichwort: Full Moon Club). Up wird als ein sehr gutes Album beschrieben, aber eben auch als ein schwieriges Hörerlebnis. Es sei, befindet Easlea, als hätte Gabriel „mit jedem Album nach Soversucht, die Anhänger, die er mit Sobekommen habe, wieder loszuwerden.“ (S.328). Im Schnelldurchlauf führt Easlea dann Gabriels Aktivitäten vor Scratch My Back an: Das 46664-Konzert für Nelson Mandela, diverse Internet-Startups und die schnell zerschlagene Möglichkeit einer Genesis-Reunion. Größeres Gewicht legt er zu Recht auf Gabriels politisch-humanitäres Engagement, die fortgesetzte Förderung von Organisationen wie Witness, aber auch die Schaffung der Elders, einer Gruppe einflussreicher Staatsmänner und -frauen, die hinter den Kulissen in Gang bringen sollten, was auf der weltpolitischen Bühne eben nicht zu bewerkstelligen ist. Als Produkt der lang zurückliegenden Real World Recording Week wird das Album Big Blue Ball kurz gewürdigt, bevor Easlea sich dem nächsten Meilenstein zuwendet: Scratch My Back mit seinem schnörkellosen, stimmungsvollen Orchesterarrangement, den zugehörigen „Antwortsingles“ und der Erweiterung des Orchesterkonzepts auf eigene Songs in New Blood mit den entsprechenden Liveveröffentlichungen. Einen Sprung zurück bildet naturgemäß das So25-Album mit seinem Beiwerk und der Live-Tournee durch Nordamerika. Nur als Andeutung erwähnt wird die Back To Front-Tour durch Europa, erst im Nachwort genannt wird das Schwesteralbum zu Scratch My Back, … And I’ll Scratch Yours.
Mit der Zusammenkunft des alten Genesis-Lineups im Regen von Milton Keynes begann das Buch, und es endet auch mit einer Zusammenkunft der Freunde von Peter Gabriel, nämlich zur Beisetzung seines Vaters als dem traurigen Auftakt seines Sabbatjahrs.
Im Nachwort wird zunächst der Titel des Buches erklärt: Das Buch heißt Without Frontiers, weil Peter Gabriel keine Grenzen einfach so akzeptiert. Er ist ein Mann, „der das Wort Nein nicht in seinem Wortschatz hat.“ Vor allem versucht Easlea hier mit den Worten vieler Mitstreiter Gabriels und seinen eigenen noch einmal auf den Punkt zu bringen, was Peter Gabriel ausmacht. Fast jeder spricht von einem Zauber, von seiner Fähigkeit zuzuhören, seiner Neugier und unbändigen Kreativität. Am Ende läuft es auf die Formel hinaus, die am Anfang dieses Buches noch banal gewesen wäre: „Peter ist eben der, der er ist.“ Ohne Grenzen.
Neben dem Titel muss man auch den Untertitel des Buches ernst nehmen: „Leben und Musik von Peter Gabriel“. Easlea liefert uns hier eine Beschreibung der Musik, die Peter Gabriel über die Jahrzehnte gemacht hat, und hängt in diesen diskographischen Ansatz die Lebensbeschreibung ein. Der Fokus auf die Musik bleibt durchgehend stark. Bei dem, was wir hier von Peter Gabriels Vita erfahren, tritt der „historische“ Ansatz einer Biographie, also die Beschreibung, was wann passiert und welche Entwicklungen dazu geführt haben, in den Hintergrund. Easlea folgt hier dem nicht minder interessanten Konzept, darzustellen, „wie es sich für die Beteiligten angefühlt hat“. Dadurch wird die Darstellung durchaus subjektiv. Das ist an sich kein Kritikpunkt: Es ist natürlich unmöglich, das Leben von Peter Gabriel (oder irgendjemand anderem) völlig objektiv darzustellen. Schon die Auswahl der Ereignisse verrät ja eine gewisse Gewichtung; das ist auch das Vorrecht des Verfassers; ob einem Biographen aber auch zusteht, dem Leser die Bewertung eines einzelnen Liedes als „Gabriels großartigstes, prägnantestes Stück, das er mit Genesis geschrieben hat… eine seiner allerbesten Melodien, de[n] unbestreitbare[n] Höhepunkt des Albums“ so nachdrücklich vorzugeben, möge der einzelne Leser für sich entscheiden.
Die Gewichtung der einzelnen Zeitabschnitte ist ein wenig unegal: Die ersten 150 Seiten behandeln im Kern die Genesis-Zeit, etwa ein Jahrzehnt. Das Folgejahrzehnt wird auf 120 Seiten abgehandelt, und den darauffolgenden 26 Jahren bleiben noch rund 100 Seiten übrig. Sicherlich ist es nicht verkehrt, die grundlegenden Weichenstellungen der frühen Jahre genauer zu betrachten, aber diese Ära ist durch zahlreiche Bücher über Genesis, nicht zuletzt Chapter & Verse, gut abgedeckt. Reizvoll wäre es gewesen, mehr über Gabriels vielfältige Aktivitäten auch im nicht-musikalischen Bereich zu erfahren. Immerhin wird Gabriel damit zitiert, dass Musik nur noch ein Drittel seiner Zeit einnehme. Andererseits geht es im Buch eben auch besonders um seine Musik und etwas weniger die sonstigen Aktivitäten. So bleibt es vielleicht einem wünschenswerten Update von Spencer Brights Buch vorbehalten, dieses Kapitel zu schreiben.
Bedauerlicherweise fallen an der Originalausgabe von Without Frontiers schon beim Durchblättern einige Ungenauigkeiten und Fehler auf. So verlegt Easlea beispielsweise das Reaktorunglück in Tschernobyl um ein Jahr nach vorne, nennt die eine Gruppe, die sich in Charterhouse gebildet hat, „The Anon“, und das unvermeidliche Pressefoto der Band zu Zeiten von From Genesis To Revelation zeigt laut Bildunterschrift angeblich ganz rechts John Silver. In Chapter & Verse erläutert Anthony Phillips, warum die Band einfach nur „Anon“ hieß, und von Chris Stewart hätte man im selben Buch nachlesen können, dass er auf dem Pressefoto zu sehen war. Unfreiwillig komisch ist die Umbenennung des berüchtigten Dr Dyper (aus The Lamb) in Dr Diaper, also Doktor Windel. Diese Unstimmigkeiten sind in der aktualisierten Neuauflage 2018 behoben.
Sehr lobenswert ist die recht umfangreiche Bibliographie, die auch etliche Webseiten (darunter die englische Fanclub-Seite) nennt. In Anbetracht der zahlreichen Episoden, die Easlea anders darstellt als es dem Leser aus Chapter & Verse und Spencer Bright geläufig ist, wünscht man sich allerdings mitunter, dass wenigstens hin und wieder eine Fußnote im Text direkt auf die entsprechende Quelle hinwiese. Schade, dass man die Gelegenheit, solche Hinweise einzubauen, in der Neuauflage 2018 versäumt hat.
Daryl Easlea legt mit Without Frontiers eine angenehm zu lesende Diskographie mit Songbesprechungen und biographischen Notizen vor, die besonders relevant ist für die Zeit etwa ab US, wo sowohl Chapter & Verse als auch Spencer Brights Biographie zu Ende gehen bzw. nicht mehr in der großen Tiefe über Gabriels Soloschaffen berichten. Aus dem musikalischen Blickwinkel schildert Easlea sein Thema umfassend und engagiert. Herausgekommen ist ein durchaus lesenswertes Buch.
Neuauflage 2018
2018 ist eine englische Neuauflage von Daryl Easleas Buch Without Frontiers – The Life And Music Of Peter Gabriel erschienen, die laut Aufschrift „überarbeitet und aktualisiert“ wurde. Sie kommt als Taschenbuch daher, hat ein etwas kleineres Format und ist deutlich günstiger als die vergriffene Originalausgabe mit festem Einband, für die inzwischen recht hohe Preise aufgerufen werden.
Im Inhaltsverzeichnis hat sich bemerkenswert wenig getan; die Kapitel beginnen sogar auf denselben Seiten wie in der Originalausgabe. Neu sind das Kapitel 27 „Dream Big And Let Your Imagination Guide You“ und ein Nachwort von Richard Macphail. Die Diskographie und ein Abschnitt mit Danksagungen wurden endlich auch einer Erwähnung im Inhaltsverzeichnis gewürdigt. Stichwörter aus dem Kapitel 27 wurden natürlich auch in den Index aufgenommen.
Das neue Kapitel beschäftigt sich mit der Zeit nach Gabriels selbstverordnetem Sabbatjahr. An der Fortsetzung der Back To Front-Tour in Europa hebt Easlea den akustischen Teil mit den neuen, teils noch unvollendeten Stücken hervor. Dann geht er auf eine satirische Pseudo-Dokumentation namens The Life Of Rock With Brian Pern ein, deren Titelfigur unverkennbar Peter Gabriel auf die Schippe nimmt. Ursprünglich auf drei Folgen angelegt, gab es am Ende drei Kurzstaffeln und eine Tribute-Folge auf BBC4. Anlässlich verschiedener Ehrungen für Gabriel (Rock ’n Roll Hall Of Fame, „Prog God“) lässt Easlea Gabriel zu Worte kommen, wobei sich Einblicke in sein Denken und Arbeiten ergeben. Nach einem Genesis-bezogenen Intermezzo (Sum Of The Parts, R-Kive), bei dem Easlea den Fokus auf die Dynamik zwischen den fünf Musikern legt, wird auch auf das 25jährige Bestehen des Real World-Labels hingewiesen. Die Ereignisse der Jahre 2015 bis 2017, die Rock Paper Scissors-Tour mit Sting, die Veröffentlichung von I’m Amazing und The Veil stehen hier vor allem im Kontext von Gabriels Verhältnis zu anderen Menschen und seinen sozialen Interessen. Abschließend werden noch die aktuellsten Lebenszeichen – die Vinyl-Wiederveröffentlichungen seiner Platten und das Vorwort für Richard Macphails Buch – erwähnt, bevor das Schlusswort dem Erfinder von Brian Pern gehört: „Man kann sich viele Bands anhören, und jede von ihnen hat ein schlechtes Album oder eine eher fragwürdige Phase hinter sich. Bei Peter Gabriel ist das nicht so.“
Richard Macphails Nachwort skizziert auf insgesamt zwei Seiten, wie er Peter in der Charterhouse-Zeit erlebte und auch heute noch sieht: Als einen sehr entschlossenen und vielseitig interessierten Menschen, der neue Technologien genauso fördert wie das friedliche Zusammenleben der Menschen, einen Menschen „voller Mut, grenzenloser Fantasie und liebevoller Großzügigkeit“.
Die auch schon im Original enthaltene Diskographie führt alle UK-Veröffentlichungen in LP-Länge an, die DVDs, in separaten Abschnitten die Genesis-Veröffentlichungen (einschließlich der 2007er Remaster), jeweils mit Tracklisten, wobei für die Encore-CDs nur „typische Setlisten“ genannt werden. Dazu kommt eine Übersicht der Single-Veröffentlichungen und Kollaborationen; wie nahezu uferlos das Thema ist, zeigt das vorzügliche Special auf unserer Fanclubseite. Ein Auslassen der Singles und Zusammenarbeiten hätte der Diskographie den Vorwurf der Unvollständigkeit ausgesetzt, eine vollständige Aufführung dagegen den Rahmen des Buches gesprengt; hier hat man sich offenkundig für eine halbwegs repräsentative Auswahl entschieden.
Beim Durchblättern fallen gegenüber der Originalausgabe nur kleine Änderungen auf: Die Anmerkung zur Bezeichnung von Peter Gabriels ersten vier Soloalben steht nun am Ende des Inhaltsverzeichnisses statt am Ende des Prologs. Die drei Abschnitte mit verschiedenen Fotos sind nach wie vor enthalten, aber das erste und das letzte Foto des dritten Bilderblocks haben die Position getauscht. Der Text der Originalausgabe ist – abgesehen von Korrekturen und den oben beschriebenen Ergänzungen – unverändert. Das geht so weit, dass bis zum Beginn des Kapitels 27 die Seiten der Taschenbuchausgabe denen des Originals komplett entsprechen.
Without Frontiers (revised and updated) ist um 14 Seiten (plus 2 Seiten Nachwort von Richard Macphail) länger als die Erstausgabe. Diese 14 Seiten behandeln die Jahre 2013-2017 und enthalten keine umwälzenden Enthüllungen. Wer die Erstausgabe schon hat, braucht das Update nicht unbedingt. Aber lesenswert ist das Buch nach wie vor.
Die (überarbeitete) Ausgabe ist hier erhältlich:
Taschenbuch Englisch: amazon
Without Frontiers: The Life And Music Of Peter Gabriel
amazon BUCH (Hardcover)
amazon KINDLE
Hardcover Buch bei JPC
Das Buch auf Deutsch
Das Leben und die Musik von Peter Gabriel: Die Exklusive Biografie
amazon | JPC
Autor: Martin Klinkhardt (11/2013, Aktualisierung 4/2018)