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Peter Gabriel – Stripped Down Tour 2003 – live in Montreal
Zum Abschluss der Stripped Down Tour kehrte Peter Gabriel nach Montreal zurück und spielte ein fulminantes Konzert. Daniel Lamoureux war vor Ort und schildert seine Eindrücke.
Ein Gabriel-Konzert ist kein Ereignis nur für eine Nacht! Es ist etwas, worauf man sich vorbereitet, wovon man vorher nächtelang träumt. Nun hatte ich die Gelegenheit, dieses Erlebnis dreimal in acht Monaten mitzumachen: zum ersten und zweiten Mal im November 2002, zum letzten Mal am 6. Juli 2003. Ein guter Freund hat mich gebeten, eine Kritik dieses Konzerts zu verfassen. Auch wenn eine Rezension die Energie eines Konzerts nicht wiedererschaffen kann, so hoffe ich, dass sie wenigstens das exklusive Konzerterlebnis beschreiben. Am Tage des Konzerts beschloss ich, früh dort zu sein, um meine Tickets nach Möglichkeit gegen bessere Plätze tauschen zu können. Unsere Spannung erreichte ihren ersten Höhepunkt, als meine Freundin, ein Freund und ich mit der U-Bahn zum Konzert fuhren.
Wir kamen gegen 17 Uhr an und ich konnte in der Tat meine Tickets gegen Plätze in der dritten Reihe tauschen. Ab diesem Zeitpunkt wuchs die Spannung exponentiell. Es war komisch, weil all die Leute auf den Straßen einfach so glücklich waren, da sie Peter gesehen hatten, der gerade zu Fuß Richtung Bell Center ging. Die Aufregung auf den Straßen war spürbar. Wir betraten das Bell Center, in dem Peter bereits im November 2002 auftrat, und gingen direkt zu unseren Plätzen. Dann, als die Lichter verloschen, erschien Peter auf der Bühne, um die Vorgruppe Zevara vorzustellen. Das Publikum wurde schon verrückt und Peter sah die Sängerin an, als ob er sagen wollte: „Es wird heute Abend ein wunderschönes Ereignis sein.“ Nach dreißig Minuten und viel Applaus betrat Peter dann wieder die Bühne und seine Rückkehr stieß auf eine riesige Begeisterung seitens des Publikums.
Dann, als ob das Publikum weiter aufgerüttelt werden sollte, sagte Peter: „Das hier ist unser letztes Konzert – wir haben diese Tour in Quebec gestartet und jetzt beenden wir sie auch hier in Quebec.“
Peter schien echt nervös darüber zu sein, dass dies der letzte Abend war! Ich erwartete keine Überraschungen von diesem Konzert, da ich zwei Konzerte von der ersten Etappe dieser Tour gesehen hatte. Aber ich war aus mehreren Gründen trotzdem ziemlich überrascht. Erstens war die Setliste im Vergleich zum November ganz anders. Zweitens krempelte Peter die Bühneninszenierung komplett um. Alles war anders aber trotzdem wie erwartet – wie so oft bei Peter. Fantastisch! Für mich war der Höhepunkt dieses Konzerts das Lied Come Talk To Me. Leider verpasste ich die 1992-Tour mit dem roten Telefonhäuschen. Diesmal war es wieder da und ich freute mich sehr darüber. Am Anfang des Liedes stand Melanie in der Mitte der Bühne mit dem Gesicht zur Seite. Ich fragte mich, was passieren würde, aber dann hob sich ein schwarzer Vorhang, und da sang er im roten Telefonhäuschen. Für mich zeigte dieses Lied, wie Peter so toll seine Lieder theatralisch interpretieren kann – seine Ideen und seine Emotionen kann er gut transportieren.
Als er Don’t Give Up im Duett mit Melanie sang, konnte man sein ungewöhnliches Talent erneut bestaunen. Er saß in einer schwarzen Box und Melanie stand hinter ihm.
Peter brachte wieder alte Requisiten wie das Telefonhäuschen und die Headset-Kamera der 92/93er Tour, sowie den riesigen Zorb-Ball. Außerdem bereicherte er den Set um neue Stücke. Während Games Without Frontiers fuhren Peter und Melanie auf die Bühne mit einem besonderen Roller, dessen Name [Segway] mir unbekannt ist. Als er bei Growing Up in diesen riesigen Zorb-Ball einstieg, fragte ich mich, wie er sich auf einer so kleinen Bühne bewegen konnte. Ich schätze aber, dass er nach so vielen Konzerten gut daran gewöhnt war, damit herumzuspielen.
Peter spielte sogar mit dem Publikum, indem er sehr nah an den Rand der Bühne rollte, als ob er gleich abspringen würde und ein anderes Mal rollte er so schnell an die Seite der Bühne, dass er beim Halten rutschte und fast herunter fiel.
Während In Your Eyes kam die Vorgruppe wieder auf die Bühne um mit ihm zusammen zu singen. Man konnte die Freude in Peters Gesicht und aller Musiker Gesichtern spüren. Dann für das Finale Bikokamen auch die orangefarbigen Leute auf die Bühne und folgten Peter, als er über die Bühne rannte und durch den Saal.
Von einem Platz in der dritten Reihe kann man sich wohl vorstellen, wie nah er an uns war. Der Abend war einfach wunderbar. Ich hoffe ja, dass er eine weitere Tour unternimmt und dass ich diesmal die Möglichkeit habe, ein Konzert in Deutschland zu besuchen.
Autor: Daniel Lamoureux, Übersetzung: Paul Kingsbury & Christian Gerhardts
Fotos: Brigitte Boulais