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Peter Gabriel – Stripped Down Tour 2003 – live in Milwaukee

Nach der Hallentour speckte Peter Gabriel seine Tourbühne ab und tourte erneut durch Nordamerika. Todd Leinss war in Milwaukee beim Summerfest und schaute sich die neue Show an.

Zehn Jahre ist es her, seit Peter Gabriel zuletzt in Milwaukee auf der Bühne stand. Aber das Warten hat sich wirklich gelohnt. Peter eröffnete am ersten Abend für das „Summerfest“-Festival, und die Fans hätten nicht besser belohnt werden können. Für die, die es nicht kennen: „Summerfest“ ist ein gewaltiges zehntägiges Musikfestival in Milwaukee am Ufer des Michigan-Sees. Die Hauptbühne, das Amphitheater, ist eine Freiluftbühne, die der Show jedes Künstlers, der dort auftritt, eine ganz besondere Atmosphäre verleiht.

pg01Peter kam auf die Bühne, um den usbekischen Star Zevara Nazarkhan vorzustellen, und ihre wundervolle Stimme erfüllte die Luft für ein kurzes halbstündiges Set. Jetzt war die Zeit für ihn selbst gekommen. Der unverwechselbare erste Akkord von Red Rain erklang und riss die Menge von den Sitzen. Danach kam ein neues Stück, More Than This, dem Secret World vom letzten Album folgte.

Games Without Frontiers zeigte uns Peter und seine Tochter Melanie, wie sie sich in einer synchronen Segway-Bewegung im Zickzack über die Bühne bewegten und dabei stets vollendet unisono sangen. Es war, als hörte man auf dem Spielplatz zwei Kinder ein Lied singen.

Dann erzählte Peter von einer großen Wasserfläche, die wir uns leicht vorstellen konnten. Immerhin lag der Michigansee direkt hinter uns. Mercy Street begann mit einer a-capella-Einleitung der Band, die in vollendeten Harmonien sangen. Danach ergab sich ein unerwartetes Problem mit Peters Keyboards und das Stück musste von vorne anfangen. Peter beschrieb die Situation als technische Panne [original: technical f:::-up].

pg02Ein weiterer heiterer Moment stellte sich ein, als Peter während Darkness seinen ersten „echten Nieser während der Tour“ hatte. Digging In The Dirt schloss sich an, und Peter benutzte die bekannte Minikamera von der Secret World-Tour, die jede Falte und jeden Winkel seines Gesichts zeigte.

Es folgte Don’t Give Up, das mit seiner Tochter Melanie sehr schön klang. Ich musste daran denken, was für ein stolzes Gefühl es sein muss, mit seiner Tochter auf der Bühne zusammen zu singen. Dann kam The Tower That Ate People – einer dieser mächtigen Songs, die durch das ganze Amphitheater beben, bis man Tony Levins Bassnoten im gesamten Körper spürt.

Growing Up brachte Peters gewaltigen mutterleibartigen Ball zum Einsatz, den er hin und her rollte, während er darin sang. Bisweilen hing er so nah am Bühnenrand, dass ich dachte, er würde sich gleich in einen großen Ball verwandeln, mit dem die Menge dann spielen und ihn herumreichen könnte. Ein weiterer Song mit gewaltigem Text und Klang schloss sich an – Shock The Monkey, bevor Peter die Band vorstellte und besonderen Dank für die „orangen Leute“ erbat, die jede Show erst ermöglichten.

pf09Solsbury Hill war ein weiteres Stück, das der Menge besonders gefiel – vor allem gegen Ende, als die ganze Band die Bühne verließ und durch die Zuschauermenge lief. Danach konnte ich während Sledgehammer persönlich den gewaltigen Glühbirnenanzug bestaunen.

Dieses Stück begeisterte das Publikum besonders. Vor dem nächsten Stück – Signal To Noise – sagte Peter ein paar Worte zur Politik, nämlich dass „mit absoluter Macht ein hohes Maß an Verantwortung einhergeht“. In Your Eyes war, wie gehabt, ein Publikumsliebling, und gegen Ende des Stückes sangen wir alle zusammen und füllten die Luft mit Tausenden Stimmen, die weit über das Wasser hinter uns trugen.

Milwaukee war ein ganz besonderes Erlebnis gegönnt, weil die Blind Boys of Alabama am selben Abend auf dem „Summerfest“ auftraten. Peter brachte sie für ein beeindruckendes Sky Blue, das ebenso bewegend wie spirituell ist, auf die Bühne. Als letzte Zugabe spielte Peter Father, Son. Als er begann, wurde hinter uns ein Feuerwerk abgebrannt, die Peter während des Liedes kommentierte. Diese Störung war anfangs sehr ärgerlich, aber nach und nach fand ich, verstärkte sie die Stimmung des Stückes. Während Peter spielte, erschienen herrliche Farben am Himmel über uns, und wir hörten das dumpfe Donnern. Da stand ich und schaute abwechselnd auf Peter und in den Himmel und dachte daran, was für eine wundervolle Nacht das gewesen war.

fireworksAutor: Todd Leinss

Übersetzung: Martin Klinkhardt

Fotos: Tony Levin

Besonderer Dank an Tony Levin für das freundliche Bereitstellen der Fotos.