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Peter Gabriel – Play – DVD Rezension

Peter Gabriels Musikvideos im neuen 96/24 dts Surround Sound. Einmal mehr verspricht Gabriel technisch neue Maßstäbe zu setzen. Ob die DVD das erfüllen kann, erfahrt ihr in dieser Rezension.

Im Herbst 2004 erleben wir erneut eine wahre Veröffentlichungsflut im Genesis-Lager. Einen großen Anteil daran hat natürlich das Medium DVD und es ist nicht abzusehen, dass sich dies in den nächsten Jahren ändert. Es gibt noch sehr viel Material, das in brillanter Sound- und Bildqualität in Zukunft auf DVD veröffentlicht werden könnte.

Bekanntermaßen kleckert Peter selten, er klotzt eher. Daher wurde PLAY, so der Titel seiner neuen DVD, auch nicht bloß als eine Ansammlung seiner Videos beworben, sondern einmal mehr als eine Produktion, die Maßstäbe setzt. Und diese Maßstäbe setzt PLAY tatsächlich, überwiegend im Soundbereich.
Nicht nur Peter Gabriel, auch seine Fans haben nun kaum mehr eine Wahl, als im 21. Jahrhundert anzukommen. PLAY ist eine Zwiebel, die geschält werden will. Und ohne eine dts-Surround-Anlage kriegt man mit Mühe gerade mal die Außenhaut ab.

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Die DVD kommt in einem schönen Digipak mit Knetmassendesign und einem mehrseitigen farbigen Booklet.

PLAY versammelt im Hauptprogramm 23 Musikvideos aus Peters Karriere. Das genau so legendäre wie peinliche Modern Love Video ist allerdings im Bonusmaterial enthalten. Damit ist PLAY erfreulicherweise eine im Prinzip komplette Zusammenstellung. Zu den bekannten Videos, unter anderem natürlich die legendären Videos von Sledgehammer, Digging In The Dirt, Big Time oder
The Barry Williams Show, gesellen sich auch einige Raritäten, wie das Video zu
Lovetown oder Zaar – letzteres war bereits auf dem Video-Sampler All About Us enthalten.

Überraschend wurden einige neue Videos produziert: Zum einen Father, Son – mit emotionalen Bildern von Peters Vater und seinem kleinen Sohn. Dieses Video dürfte sehr aktuell sein. Auch The Drop ist enthalten. Vor etwa einem Jahr gab es bereits Gerüchte, dass es zu dem Song ein Video gibt. Das Video an sich ist sehr schlicht gehalten, ebenso wie das Video zu Washing Of The Water, wobei dieser Song in einer völlig neuen Aufnahme enthalten ist. In der neuen Version klingt der Song sehr jazzig – und die Analogie zu dem Wein, der mit dem Alter immer besser wird lässt sich problemlos auf diese Version des Songs übertragen. Aufgenommen wurde die neue Version übrigens 2003 im Rahmen eines Jools Holland Projekts.

Nicht enthalten ist aber das Video zu My Head Sounds Like That, das auf Annas Tour DVD zu finden ist.

Zu vielen Videos gibt es ein kurzes Intro. Oftmals sind dies keine Making-Ofs, wie Peter einmal ankündigte, sondern kurze Einleitungen, mit Statements aus der Zeit des entsprechenden Songs, oder neuen Ansichten. Teile der legendären Southbank Show (des Making-Ofs des Security Albums) sind hier auch zu sehen. Warum diese aber beispielsweise vor I Don’t Remember verwendet werden, ist etwas fragwürdig. Auch bei Songs wie The Barry Williams Show gibt es kein echtes Making-Of, obwohl es definitiv verfügbar gewesen wäre.

Alle Videos bieten ein sehr gutes Bild, wobei naturgemäß die neueren Produktionen eine höhere Qualität haben. Die Stereo-Mixe sind von sehr guter Qualität, werden aber schnell nebensächlich neben dem Dolby Digital 5.1 Mix oder dem satten 96 kHz / 24 bit dts-Sound. Zum ersten Mal wurde ein neuartiger dts-Dekoder verwendet, der die hohen Frequenzen für den perfekten audiophilen Klang produziert bzw. überträgt. Die Songs wurden (überwiegend von Daniel Lanois) extra für die DVD neu abgemischt. Viele der Videos bzw. Tracks klingen nun teilweise etwas, teilweise auch radikal anders als das Original. Ein Song wie Big Time etwa eröffnet völlig neue Klangwelten, auch Steam enthält Elemente, die man auf dem Album nie und nimmer hören konnte. Dazu
kommen weitere Effekte, wie beispielsweise der Gesang aus den hinteren Lausprechern bei Digging In The Dirt oder der 4.1 Effekt bei Solsbury Hill – dort bleibt der Center-Lautsprecher stumm. Generell ist der Raumklang ein Genuss, und wie wir es bereits von der Growing Up Live DVD gewohnt sind, nutzt Peter diese Technik, um gelegentlich einen überdrehten Effekt zu erzeugen. Im neuen dts 5.1 Mix können neben den oben genannten vor allem der Mindblender-Mix von Kiss That Frog, die minimalistische Neuaufnahme von Washing Of The Water sowie Lovetown zur Spitze des Eisbergs gezählt werden.

Die Extras

Keine DVD kommt mehr ohne Extras aus, aber das ist auch gut so. In Zeiten der VHS-Kassette musste man auf teilweise interessante Hintergrundberichte verzichten. Gabriels PLAY-Extras erzählen aber keine
Geschichten, sondern sind als sprichwörtliche Extras zu sehen. Und da ist es dann wirklich, das so peinliche Modern Love Video. Peter auf der Rolltreppe, im satten 5.1 Sound, nur das alte Problem, dass die
Tonspur nicht synchron mit dem Bild läuft, bleibt leider bestehen.

Anders beim Video zu The Nest That Sailed The Sky von OVO, ebenfalls als Extra enthalten.

Einen Vorgeschmack auf die kommende Festival Show Live-DVD bekommen wir auch: Games Without Frontiers Live, untermalt mit Bildern aus Kaiserslautern, Paleo, Brüssel und weiteren Shows. Auch hier wurde die Regie wieder von Hamish Hamilton geführt.

Außerdem gibt es Trailer zu den DVDs von Anna Gabriel, Secret World Live und Growing Up Live sowie ausführliche Credits.

Doch PLAY wartet noch mit einem weiteren Extra auf: Man kann sich die Tracks der DVD in beliebiger Reihenfolge selbst zusammenstellen und abspielen. Auch die Intros zu den Songs können wahlweise abgestellt werden.

PLAY ist eine weitere Veröffentlichung von Peter Gabriel, die Maßstäbe setzt. Und während man bei anderen Veröffentlichungen, etwa bei der Secret World Live DVD, durchaus am Bild oder Unvollständigkeit herummäkeln konnte, liefert uns PLAY eine komplette Werkschau des Visualisten Gabriel. Und als ob das nicht genug wäre, zieht einem der neue dts-Sounds sprichwörtlich die Sinne aus dem Körper. Natürlich kann man über die 5.1 Mixe streiten – und ob es gerechtfertigt ist, so nachträglich das Original teilweise extrem zu verändern. Aber dafür gibt es ja noch den Stereo-Mix. Einziger wirklicher Kritikpunkt bleibt die nicht synchrone Tonspur beim Modern Love Video. Die Highlights sind die neue Version von Washing Of The Water, die 5.1 Mixe von Big Time, Digging In The Dirt, Kiss That Frog und Steam sowie das Live-Video von Games Without Frontiers, das uns einen Vorgeschmack auf die nächste DVD von Peter gibt. In welchem September wird die wohl kommen?

Autor: Christian Gerhardts

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Technische Daten

Sprache: Englisch
Tonformate: dts (96 kHz / 24 Bit), DD 5.1, DD Stereo
Untertitel: Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch
Bildformate: 16:9 und 4:3
Disc-Typ: DVD-9
Ländercodes: RC 2,3,4,5,6

Testumgebung

Technics AV-Receiver SA-DA10 mit 6 x 100 Watt Sinus, integrierter dts Dekoder
Infinity Standlautsprecher
Canton XL Center / XL Rear-Lautsprecher
Pioneer DV 656A DVD/SACD/DVD-A-Player