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Song 04: „i/o“ 6. April 2023
Im April 2023 erschien das Stück, das genau so heißt, wie das kommende Album, nämlich i/o. Zunächst im Bright-Side Mix. Alles Wissenswerte wieder hier.
Bright-Side Mix
Dark-Side Mix
In-Side Mix
Post Band Version
Der Song von i/o für den April heißt genau so: i/o – ist also das Titelstück des Albums. Diese zwei Buchstaben sind ja bekannt von elektrischen Geräten her und bedeuten Input/Output oder auch „die Kommunikation eines Informationssystems mit einem anderen“. Also etwa „Kontakt haben – Austausch“. (Oft wird es aber auch hergenommen als „an/aus“).
Gabriel ließ diese Begrifflichkeit darüber nachdenken „wie wir Dinge in uns hineingeben und aus uns herausholen, auf physische und nicht-physische Weise“. Wir sind alle entstanden aus Atomen und Biochemie. Damit wir wachsen, wird Material in uns gesteckt – und kommt auch wieder raus. Und wenn wir irgendwann vergehen, bleiben die Atome da und werden zu etwas anderem (etwa zu einem Eichenbaum).
Vielleicht lernen wir „verkorkste Individuen“ etwas, wenn wir begreifen, dass wir Teil von etwas Zusammenhängendem sind. Dass alles miteinander verbunden ist. Als wirklich tiefe Erkenntnis, kann das Erfüllung geben. Sie schließt auch Verständnis für die Erde und die Umwelt ein.
Das also die Gedanken dahinter, das Album i/o zu nennen. Die Idee ist rund 20 Jahre alt. Schon recht bald aber wollte Gabriel auch einen Song dazu schreiben. Und der breitet das Thema nun auf entwaffnend schlichte Weise aus.
Später im Jahr, im Oktober, wird zur Bekanntgabe des Veröffentlichungsdatums des Albums noch ein Musikvideo zum Song i/o herausgebracht. Teile davon waren bereits während der Tour zu sehen gewesen. Unserer Seite zu den Musikclips kann man weitere Details dazu entnehmen.
Der Song untermalt auch den Teaser zum Album und soll wohl so etwas wie sein Leitmotiv werden.
Lyrics
Der Text des Songs umreißt das Wahrnehmen der Welt und wie wir lernen, über sie zu denken. Er erzählt, dass die Dinge nicht immer sind, wie uns nahe gebracht wurde. Der Kehrvers stellt heraus: „Stuff coming out, stuff going in, I’m just a part of everything (Zeug kommt raus, Zeug geht rein, ich bin nur ein Teil von allem)“. Weiter geht es um die Fähigkeit, sich anzubinden und zu vernetzen, und zu fließen wie Wasser, ohne Ursache und Wirkung: „i/o – ich bin nur ein Teil von allem“. In der letzten Strophe wird vom Ende des Schnaufens gesprochen und dass man dort zur Ruhe gelegt wird, wo das Leben „sich frei in und aus mir bewegen kann“…
Die Textstruktur ist im Ganzen nicht sonderlich kompliziert, ist ausgelegt auf Rhythmik und Dynamik. Dabei gibt es augenzwinkernde Momente und manchmal auch ein paar klangspielerische Formulierungen, wenn etwa „buzzards‘ wing“ auf „buzzing bees‘ sting“ gereimt wird.
Es sind vier Strophen, getrennt vom Kehrvers, der dann weiterläuft in das chorische „i/o – coming out, I’m going in“. – Kompakt, aber wirkungsvoll.
Erst später im Jahr stellt sich heraus, dass die Zeile „we’re just a part of everything“ recht prominent ins Albumdesign integriert wird und so etwas wie seinen Slogan darstellt.
Alle Lyrics des Albums stehen auf Peter Gabriels Webseite hier.
Kunst
Das Kunstwerk diesmal heißt Colour experiment no. 114, ist aus dem Jahr 2022 und stammt von Olafur Eliasson, einem Dänen mit isländischen Wurzeln. Es handelt sich um ein rundes Gemälde, Öl auf Leinwand, Durchmesser 80 cm.
Zu sehen ist ein dunkler Kreis, in dem ein breiter Ring steht, der von innen nach außen die Regenborgenfarben wiedergibt (wobei das Violett, das ganz innen steht, kaum auszumachen ist).
Die Gemäldereihe existiert seit 2009 und die Idee ist, Farbskalen darzustellen. Unter anderem etwa, für jeden Wert der sichtbaren Lichtwellen eine malbare Farbe anzumischen und einzusetzen.
Eliasson beschäftigt sich vornehmlich mit physikalischen Phänomenen in der Natur wie Licht, Reflexion, Sichtbarkeit – aber auch Wasser oder Bewegung. Gabriel findet, Eliasson sei „eine Mischung aus Künstler, Wissenschaftler und – Magier“, dessen Arbeiten anregen, nachzudenken,wie wir mit unserer Umgebung interagieren.
Mehr zu den Kunstwerken und Künstlern dahinter haben wir hier versammelt.
Bright-Side Mix – 6. April 2023
Words and Music Peter Gabriel
Engineering by Oli Jacobs, Katie May
Additional engineering by Dom Shaw
Assistant engineering by Faye Dolle, Dom Shaw
Pre-production engineering by Richard Chappell
Produced by Peter Gabriel
Mixed by Mark ‚Spike‘ Stent
Mastered by Matt Colton at Metropolis
Recorded at Real World Studios, Bath, The Beehive, London and High Seas Studios, South Africa
Drums: Manu Katché
Rhythm Programming: Peter Gabriel, Oli Jacobs
Percussion: Katie May
Bass: Tony Levin
Electric Guitars: David Rhodes
Rickenbacker Guitar: Katie May
Acoustic Guitar: Katie May
Piano: Peter Gabriel
Synths: Peter Gabriel
Additional Synths: Katie May, Oli Jacobs
D Whistle: Richard Evans
BVs: David Rhodes, Peter Gabriel
Choir: Soweto Gospel Choir
Soprano: Linda Sambo, Nobuhle Dhlamini, Phello Jiyane, Victoria Sithole
Alto: Maserame Ndindwa, Phumla Nkhumeleni, Zanele Ngwenya, Duduzile Ngomane
Tenor: George Kaudi, Vusimuzi Shabalala, Xolani Ntombela, Victor Makhathini
Bass: Thabang Mkhwanazi, Goodwill Modawu, Warren Mahlangu, Fanizile Nzuza
Musical Director / Vocal Arranger: Bongani (Honey) Ncube
Choir Engineer: Jacques Du Plessis
LVs: Peter Gabriel
Länge 3:52
Als Download bei amazonMP3 erhältlich
Von den bisherigen i/o-Stücken, ist der Titelsong der kürzeste. Knapp vier Minuten ist radiotauglich – und das Ganze erweckt den Anschein, einfach und gefällig zu sein.
Musik
Zunächst gibt es simple Klavierbegleitung in sehr direkter Wiedergabe (es klingt anders, als die geradezu konzertante Größe desselben Instruments bei Playing For Time). Eine kurze Einleitung, dann setzt Gabriels Gesang ein. Auch der klingt eher nah und unbehandelt (obwohl leichter Hall drunterliegt).
Zum ersten „stuff coming out“ fügen sich ein dezenter Bass und leichte Snaredrumtöne ein, dazu eine hoch plinkernde Gitarre.
Ab der zweiten Strophe setzt das Schlagzeug dann richtig ein (bleibt aber trocken und unaufgeregt im Mix), es ergibt sich eine volle Bandbegleitung, die versammelt und maßvoll daherkommt.
Zum „i/o“-Chorus steigert sich der Druck etwas, wird aber nie überbordend, trotz der hymnischen Ansätze. Dieser Teil ist kurz und schnell wieder vorbei.
Interessant ist, dass Gabriel mit dem letzten hohen Ton von „everything“ Mühe hat. Er kaschiert es aber nicht – ziemlich mutig und nackt.
Ein kleines Detail ist in der kurzen Zurücknahme nach dem Refrain zu hören: Ein schabendes Geräusch, wie wenn über Gitarrenseiten gefahren wird. Ein kleines Zeichen des Klangskulptuers Rhodes…
Neues passiert dann erst wieder im Zwischenspiel, wenn von der D-Whistle ein unaufgeregtes, aber präsentes Solo kommt. Kurz vor Schluss ist ein weiterer Solomoment in den „i/o“-Höhepunkt gelegt – diesmal von der Gitarre.
Nach zweimaligem Chorus klingt der Song dann etwas unerwartet aus – wenn eben alles vorgebracht ist.
Gabriel hätte aus dem Stück einen ziemlichen Bombastklotz machen können – er hat sich aber entschieden, es in einer Fassung mit Spannung in der Gelassenheit zu halten.
Besetzung
Im Prinzip spielt hier die i/o-Stammband. Erfreulich, dass David Rhodes an der Gitarre kurz ein wenig zur Geltung kommt. Dieser zurückhaltende Mensch ausgerechnet in der zurückhaltenden Inszenierung dieses Stücks.
Und schön auch, dass mit Richard Evans an der D-Whistle ein alter Bekannter aus Gabriels Band-Beständen wieder mal auftaucht.
Der im Pressetext zum Song so hervorgehobene Soweto Gospel Choir dagegen tritt kaum in Erscheinung – nur ganz am Schluss als Verstärkung der „i/o“-Passagen. Erstaunlich, dass hier (nach der besonderen Erwähnung von Melanie Gabriel bei The Court) schon wieder ein Spotlight auf etwas gelegt wird, das im Arrangement dann kaum was ausmacht.
Interessant ist, das Katie May, eigentlich Chef-Studiotechnikerin bei Real World, hier an noch mehr Instrumenten vertreten ist, als bei den bisherigen i/o-Stücken schon. Offenbar agiert sie aber weiterhin eher im Hintergrund.
Dark-Side Mix – 20. April 2023
Words and Music Peter Gabriel
Engineering by Oli Jacobs, Katie May
Additional engineering by Dom Shaw
Assistant engineering by Faye Dolle, Dom Shaw
Pre-production engineering by Richard Chappell
Produced by Peter Gabriel
Mixed by Tchad Blake
Mastered by Matt Colton at Metropolis
Recorded at Real World Studios, Bath, The Beehive, London and High Seas Studios, South Africa
Drums: Manu Katché
Rhythm Programming: Peter Gabriel, Oli Jacobs
Percussion: Katie May
Bass: Tony Levin
Electric Guitars: David Rhodes
Rickenbacker Guitar: Katie May
Acoustic Guitar: Katie May
Piano: Peter Gabriel
Synths: Peter Gabriel
Additional Synths: Katie May, Oli Jacobs
D Whistle: Richard Evans
BVs: David Rhodes, Peter Gabriel
Choir: Soweto Gospel Choir
Soprano: Linda Sambo, Nobuhle Dhlamini, Phello Jiyane, Victoria Sithole
Alto: Maserame Ndindwa, Phumla Nkhumeleni, Zanele Ngwenya, Duduzile Ngomane
Tenor: George Kaudi, Vusimuzi Shabalala, Xolani Ntombela, Victor Makhathini
Bass: Thabang Mkhwanazi, Goodwill Modawu, Warren Mahlangu, Fanizile Nzuza
Musical Director / Vocal Arranger: Bongani (Honey) Ncube
Choir Engineer: Jacques Du Plessis
LVs: Peter Gabriel
Länge 3:51
Als Download bei amazonMP3 erhältlich
Allgemein stellt sich immer mehr heraus, dass die Mixe von Tchad Blake eher „Rock“-Vorstellungen bedienen, und die von Spike die von „Pop“. Oft nur mit feinen Mitteln.
Auch bei i/o wird das wieder deutlich. Der Song klingt im Dark-Side Mix eher nach Einspielung einer Band im Studio, als nach symphonischer Opulenz. Das Arrangement hat an Fülle verloren, dafür treten einzelne Elemente erneut stärker hervor.
Musik
Grundsätzlich hat die Fassung weniger Hall, weniger Raum. Der Bass ist wärmer und präsenter, vor allem aber steht das Schlagzeug viel weiter im Vordergrund. Sein Sound ist detailreicher, aber auch weniger eingebunden ins Gesamtarrangement. Losgelöst von allem und so weit vorne, erscheint es ein wenig klappernd.
Reduziert sind dafür viele zierende Elemente. So setzt das (gesampelte?) Gitarrenplinkern erst deutlich später ein (zur zweiten Strophe). Anderes fällt auch ganz weg. Hingegen sind die untermalenden Synthieklänge nach dem Zwischenteil noch da, scheinen sogar zugenommen zu haben, da sie jetzt klarer hör- und unterscheidbar geworden sind.
Der Einsatz dann des „i/o“-Refrains kommt nicht mehr so druckvoll. Auch hier sitzt der Fokus darauf, eine kompakte Band spielen zu hören, statt Volumen zu schaffen. Weniger dicht wirkt das – und trockener.
Einen kleinen, aber interessanten Moment gibt es noch nach dem instrumentalen Zwischenteil und Evans‘ D-Whistle-Solo: Da reduziert sich die Begleitung kurz beinahe völlig auf Bass und Schlagzeug, was ein bisschen nach Konzert klingt, wenn der Mitklatschteil kommt. Kommt hier natürlich nicht, sondern die volle Band ist gleich wieder zurück. Diese Bewegung im Arrangement hat aber der Bright-Side Mix nicht.
Und der Soweto Gospel Choir ist – anders als von einigen erwartet – nicht präsenter geworden. Länger zu hören schon gar nicht. Offenbar ist die Aufnahme mit ihm tatsächlich nur so knapp.
Im Ganzen kann man jedenfalls sagen, dass der Dark-Side Mix weniger großen Gestus hat. Die Absicht des Songs so zu übertragen, ist nicht einfach.
In-Side Mix – 20. April 2023
Words and Music Peter Gabriel
Engineered by Oli Jacobs, Katie May
Additional engineering by Dom Shaw
Assistant engineering by Faye Dolle, Dom Shaw
Pre-production engineering by Richard Chappell
Produced by Peter Gabriel
3D Audio Sound Treatments and Dolby Atmos Mix by Hans-Martin Buff
in the Red Room at Real World Studios and Aural Majority Pad, Boofland
Additional Recording Assistance by Bob Mackenzie
Mastered by Matt Colton at Metropolis
Recorded at Real World Studios, Bath, The Beehive, London and High Seas Studios, South Africa
Drums: Manu Katché
Rhythm Programming: Peter Gabriel, Oli Jacobs
Percussion: Katie May,
Hans-Martin Buff
Bass: Tony Levin
Electric Guitars: David Rhodes
Acoustic Guitar: Katie May
Piano: Peter Gabriel
Synths: Peter Gabriel
Additional Synths: Katie May, Oli Jacobs
D Whistle: Richard Evans
Sound Effects:Hans-Martin Buff
BVs: David Rhodes, Peter Gabriel
LVs: Peter Gabriel
Choir: Soweto Gospel Choir
Soprano: Linda Sambo, Nobuhle Dhlamini, Phello Jiyane, Victoria Sithole
Alto: Maserame Ndindwa, Phumla Nkhumeleni, Zanele Ngwenya, Duduzile Ngomane
Tenor: George Kaudi, Vusimuzi Shabalala, Xolani Ntombela, Victor Makhathini
Bass: Thabang Mkhwanazi, Goodwill Modawu, Warren Mahlangu, Fanizile Nzuza
Musical Director / Vocal Arranger: Bongani (Honey) Ncube
Choir Engineer: Jacques Du Plessis
Länge 3:52
Der dritte der Hauptmixe ist schon aufgrund seiner akustischen Dreidimensionalität immer ein bemerkenswertes Angebot. Der zu i/o hat zudem etliche gelungene Details.
Musik
Der Anfang unterscheidet sich zunächst nicht besonders von den anderen beiden Versionen. Der Sound erinnert vielleicht ein bisschen mehr an den Dark-Side Mix, als an den Bright-Side Mix. Und es fällt auf, dass der In-Side Mix insgesamt leiser gemischt ist.
Dass es sich um einen Dolby Atmos-Mix handelt, merkt man allerdings ab dem ersten Ton. Bei Kopfbewegungen nach links oder rechts entsteht mit Apple Air-Pods Pro das Gefühl, dass das Piano in der Mitte weiter klingt und den Raum zu den Seiten hin trotzdem mit ausfüllt. Der Gesang von Peter wirkt so, als wenn er direkt von vorne kommt und bei Kopfbewegungen dann auch an dieser Stelle bleibt.
Die bei „Stuff coming out, stuff going on“ einsetzenden Flageolet-Töne der Gitarre wandern am Ende der ersten Strophe dezent und atmosphärisch von Seite zu Seite. Zu Beginn der zweiten Strophe kommt das Schlagzeug hinzu. Im Gegensatz zu den anderen Mixen war bis dahin noch kein einziger Ton von ihm zu hören. Gleichzeitig ist ab dieser Stelle überraschenderweise sehr hintergründig und kaum wahrnehmbar auch Vogelgezwitscher vorhanden. Vergleichbar vielleicht ein kleines bisschen mit A Quiet Moment von New Blood, ohne die anderen darin auftauchenden Geräusche.
Beim Refrain dann fällt vor allem auf, dass die Schlagzeug-Toms vom Dark-Side Mix in den Gesangspausen so nicht zu hören sind. Stattdessen gibt es aber zwei rhythmische Akzente mit Viertelnoten, die ebenfalls auf den Toms gespielt werden. Das ist hier deshalb weder der Weg vom Dark-Side Mix, noch der spärlichere Ansatz vom Bright-Side Mix, wo auf die Tom-Elemente an der Stelle ganz verzichtet wurde.
Strophe 3 und 4 klingen ähnlich wie die zweite Strophe. Kleinere atmosphärische Klänge von Gitarre und Keyboard schwirren angenehm atmosphärisch im Hintergrund herum. Hin und wieder hat man das Gefühl, das Vogelgezwitscher an einzelnen Stellen etwas deutlicher hören zu können. Trotzdem bleibt es zu jedem Zeitpunkt ein absolut nicht aufdringlich eingesetztes Hintergrundelement.
Im kurzen Instrumentalteil vor der letzten Strophe wirkt die von Richard Evans gespielte Melodie etwas präsenter als in den anderen beiden Fassungen. Zu guter Letzt fällt im letzten Refrain und Outro auf, dass auch der Soweto Gospel Choir im Vergleich etwas besser zur Geltung kommt. Hier wäre bestimmt auch noch mehr möglich gewesen, aber trotzdem wird der In-Side Mix an dieser Stelle vermutlich allen etwas besser gefallen, die den Chor bei den anderen Mixen als zu hintergründig empfunden haben.
Insgesamt gesehen passt ein Dolby Atmos Mix nicht nur musikalisch, sondern auch inhaltlich bestens zu i/o. Wenn man Textstellen wie „I’m just a part of everything“ hört, erscheint es irgendwie logisch, dass der In-Side Mix das Gefühl vermitteln soll, mittendrin zu sein und alles um sich herum wahr- und aufnehmen zu können.
Post Band Version – 20. Juni 2023
Words and Music by Peter Gabriel
Engineering by Oli Jacobs
Assistant engineering by Faye Dolle, Katie May
Pre-production engineering by Richard Chappell
Produced by Peter Gabriel
Recorded at Real World Studios, Bath, The Beehive, London
Drums: Manu Katché
Rhythm Programming: Peter Gabriel
Additional rhythm programming: Richard Chappell
Bass: Tony Levin
Electric Guitars: David Rhodes
Piano and synths: Peter Gabriel
Additional Synths: Katie May, Oli Jacobs
D Whistle: Richard Evans
LVs: Peter Gabriel
Länge 7:36
Nur zwei Tage nach der Neumondveröffentlichung vom Juni erschien nicht nur die alternative Post Band Version von Road To Joy, sondern auch endlich eine Bonusfassung von i/o. Die war seit April lange überfällig und immer wieder versprochen worden. Warum es zu dieser Verzögerung kam, wurde jedoch auch zur Veröffentlichung nicht erklärt.
Sofort auffällig an dieser ebenfalls Post Band benannten Version ist, dass sie mit einer Spieldauer von 7:36 fast genau doppelt so lang ist, wie die beiden Hauptmixe. Das kommt durch verschiedene Hinzufügungen, die unerwartet und durchaus interessant sind.
Musik
Die Grundstruktur dieser Bonusfassung orientiert sich am Bright Side Mix. Die erste Strophe zeigt das zunächst recht deutlich – danach verunklart sich der Eindruck etwas, weil alles doch noch rauer und unausgewogener ist, als im erstveröffentlichten Hauptmix.
So klingen etwa gleich ab Beginn die plinkernden Begleitsounds gröber und stehen deutlicher im Vordergrund. Möglicherweise stammen sie auch von einem anderen Instrument. Von den musikalischen Elementen scheinen einige noch nicht final zu sein – die Gesangsspur etwa ist sicher eine andere, das macht sich an kleinen Details bemerkbar.
Zum Refrain hin kommt es dann zum ersten Unterschied im eigentlichen Songaufbau: Es wird der „stuff coming out…“ Teil wiederholt, was den Einsatz des „i/o“-Jubels verzögert. Das für die Endfassung wegzulassen, zeigt, wie auch schon bei anderen Bonusversionen, dass Gabriel Wert auf kleine Straffungen gelegt hat, die gerade den Songs mit Drive wirklich helfen.
Die nächste Neuerung kommt nach der zweiten Strophe: Statt des Flötenzwischenspiels ist ein Gitarrensolo zu hören. Es klingt derb und etwas verquer – und ist kurz, hat nur die halbe Länge der Passage im Endmix. Das wirkt ein wenig, als wäre es nur als Platzhalter gemeint, ist jedenfalls unausgegoren.
Auch eine Änderung ist, dass der letzte Refrain nur einen Durchgang hat, statt zweien. Danach kommt ein plötzlicher Umbruch – musikalisch eine totale Wendung, die sich auch vom Klangbild derart unterscheidet, dass sie an diese Stelle wohl einkopiert wurde.
Ein Zwischenteil ist das, ein eher dumpfes Dröhnen mit wummerndem Schlagzeug und zirpenden Keyboardklängen. Es gibt auch Text, aber das ist nur unfertiges Genuschel. Die Stelle bringt eine unerwartete Spannung ein, unterbricht aber auch den starken Vorwärtsdrang des Songs.
Mit hartem Bruch wird dann zurückgekehrt zum i/o-Refrain (ein Durchgang) – und dann kommt die längste Zufügung der Post Band Version: Ein Bandjam mit 3:10 Länge von vermutlich Manu, Tony, David sowie Peter an quieksenden Synthiesounds, die sich gemeinsam an zwei Tonarten auslassen und dann ausgeblendet werden.
Das ist voller Dynamik und Spielfreude, alle von der Band zeigen ihr Können – es hat aber nicht wirklich was mit dem eigentlichen Song zu tun, fügt ihm auch nicht so recht was hinzu, sondern wirkt eher wie drangeklebt.
Es ist davon auszugehen, dass alle Neuerungen im Rahmen der Session zum Song entstanden sind, vermutlich zeigen sie aber verschiedene Ideen verschiedener Stadien, die hier zusammengesetzt wurden. Darin könnte auch eine Erklärung liegen, weshalb die Veröffentlichung auf sich warten ließ: Dieser Edit war früher nicht fertig.
Interessant ist nebenbei übrigens, dass die drei Zufügungen dieser Fassung (Gitarrensolo, Zwischenteil und Bandjam) merkwürdig retro klingen. Sie könnten auch aus einer Session zum dritten Album stammen. Oder sogar zum zweiten.
Besetzung
Die Liste der Beteiligten ist kürzer, als bei den finalen Mixen. Am auffälligsten ist, dass der Soweto Gospel Choir fehlt, was den Refrain auch tatsächlich dünner wirken lässt.
Katie May ist zudem noch nicht mit Rickenbacker und akustischer Gitarre vertreten, Oli Jacobs wird noch nicht beim Rhythm Programming aufgeführt, dafür Richard Chappell, dessen Beitrag in der Endfassung offenbar nicht mehr enthalten ist.
Erstaunlich ist, dass Richard Evans mit der D Whistle beteiligt sein soll. Das Flötenzwischenspiel ist tatsächlich ja ersetzt worden.
Und abschließend sei noch angemerkt, dass zum ersten Mal das Cover für den Bonustrack spürbar variiert wurde: Der Hintergrund ist jetzt schwarz, was zwar wuchtiger wirkt, den Farbkreis aber auch stärker strahlen lässt.
Links
Gabriels erläuterndes Full Moon Video zum Track i/o:
Song-Hintergrund auf petergabriel.com
Webseite von Olafur Eliasson
Diskutiert mit über den Song hier im Forum.
Autor: Thomas Schrage
Besprechung In-Side Mix: Martin Peitz