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Song 03: „Playing For Time“ 7. März 2023

Der dritte Song für i/o kommt zur erwarteten Zeit, auch wenn er Playing For Time heißt. Mit dem März-Vollmond 2023 erschienen. Infos und Hintergründe wieder hier.

Dark-Side Mix
Bright-Side Mix
In-Side Mix
Up tempo Time


Der dritte i/o Track heißt Playing For Time und ist ein alter Bekannter: Der Song wurde in einer bewusst unfertigen Version bereits auf der Back To Front Tour gespielt und hatte da noch den Arbeitstitel O But, der später in Daddy Long Legs geändert wurde, was, wie sich nun zeigt, auch nur vorläufig war. Tatsächlich hat Gabriel aber schon mindestens seit 2007 an dem Stück gearbeitet.

Es geht um das Vergehen der Zeit, ums Leben, um sterben und um die Erinnerungen, die man unterwegs sammelt. Dass wir vielleicht Gefangene der Zeit sind, aber dass uns reiche Erinnerungen stärken im Leben. Und irgendwie geht es auch darum, dass all das durchaus mühsam ist. Dass wir alle dabei irgendwie „auf Zeit spielen“.

Wie offenbar zu allen Tracks, setzt Gabriel auch hier wieder ein wissenschaftlich-soziales Projekt in Bezug. Diesmal die Long Now Fondation, die langfristiges Denken fördern möchte, das nötig ist, um globale Probleme wirklich zu verstehen und angehen zu können.

Lyrics

Zur Back To Front Tour hatte das Lied noch keine fertigen Lyrics. Gabriel sang seinen typischen Vokalnonsense, mit dem er sich der Textfindung immer nähert. (Seine Frau habe angeblich drauf bestanden, dass er bei den Konzerten extra darauf hinweise, weil er sonst klänge, „als wäre er betrunken“…)

In der ersten Hälfte besteht der Text aus zwei langen, recht frei fließenden Strängen. Struktur ergibt sich erst durch die sich wiederholenden Melodieabschnitte, in denen man irgendwann Strophe und Refrain erkennen kann. Nach einem instrumentalen Mittelteil folgen fünf Textblöcke, quasi eine Coda, die frei in ihrer Struktur den Höhepunkt und den Abschluss bilden.

Gabriel sagt, er hatte beim Schreiben ein altes Paar im Gespräch vor Augen. Der Strophe-und-Refrain-Teil erzählt dabei in schlichten Bildern von der Anstrengung des Lebens, vom „Hügel, auf den wir alle steigen müssen“, um dem „Nebel der Zeit“ entgegenzugehen. Dass dabei die Erinnerungen fließen und verebben und alles, was man liebt, in einem drin steckt. Das hat einen durchaus schwermütigen Beigeschmack – weil Bemühen halt sehr anstrengend sein kann.

Doch diese Grundstimmung bekommt im Abschlussteil eine andere Dimension: Die Stimmen verstummen, denn die Zeit wird alles erweisen, die Karten liegen auf dem Tisch. Immer noch „spielen alle auf Zeit“ – aber das ist auch Teil von etwas Großem und kann extrem aufregend sein.

Alle Lyrics des Albums stehen auf Peter Gabriels Webseite hier.

Kunst

Der Track wird begleitet von einem Werk der französischen Künstlerin Annette Messager mit dem Titel Mes voeux (avec nos cheveux). Eine Art Collage von Schwarzweißfotos. Sie zeigen verschiedene Teile des menschlichen Körpers und hängen an langen Strängen von der Wand. Es sind vielleicht Sehnsüchte, jedenfalls Facetten von etwas nicht sichtbarem Ganzen.

Messager hat verschiedene Fassungen dieser Arbeit gemacht, zu sehen etwa im Centre Pompidou. Gabriel hätte sie offenbar beinahe schon damals bei dem Kunstprojekt zum US Album dabei gehabt – denn er kennt und schätzt ihre Arbeit schon seit langem.

Mehr zu den Kunstwerken und Künstlern dahinter haben wir hier versammelt.


Dark-Side Mix – 7. März 2023

Words and Music by Peter Gabriel
Engineering by Oli Jacobs and Katie May
Assistant engineering by Faye Dolle, Dom Shaw
Orchestral engineering by Lewis Jones
Orchestral assistant engineering by Tom Coath, Luie Stylianou
Pre-production engineering by Richard Chappell
Produced by Peter Gabriel
Mixed by Tchad Blake
Mastered by Matt Colton at Metropolis
Recorded at Real World Studios, Bath, The Beehive, London and British Grove, London.

Drums: Manu Katché
Bass: Tony Levin
Piano: Tom Cawley
Synths: Peter Gabriel (Hassel Flutes), Oli Jacobs (Twinky Synth)
BVs: Peter Gabriel
LVs: Peter Gabriel

Orchestral Arrangement by Ed Shearmur
Violins: Everton Nelson, Ian Humphries, Louisa Fuller, Charles Mutter, Cathy Thompson, Natalia Bonner, Richard George, Marianne Haynes, Martin Burgess, Clare Hayes, Debbie Widdup, Odile Ollagnon
Violas: Bruce White, Fiona Bonds, Peter Lale, Rachel Roberts
Cellos: Ian Burdge, Chris Worsey, Caroline Dale, William Schofield, Tony Woollard, Chris Allan
French Horn: David Pyatt, Richard Bissil
Tenor Trombone/Euphonium: Andy Wood
Tenor Trombone: Tracy Holloway
Bass Trombone: Richard Henry
Tuba: David Powell
Orchestra Conductor: John Metcalfe
Orchestra Leader: Everton Nelson
Sheet Music Supervisor: Dave Foster
Orchestra Contractor: Lucy Whalley and Susie Gillis for Isobel Griffiths Ltd

Länge 6:17
[Radio-Edit 4:14 – hohes Klavier-Intro und zweite Strophe fallen weg]

Als Download bei amazonMP3 erhältlich

Das Stück könnte man fast hinterhältig nennen, denn es ändert zum Abschluss enorm die Stimmung. Auch stellt der aus der Back To Front Tour bekannte Teil nur die erste Hälfte des Songs dar.

Zu Beginn stand für Gabriel wohl der Wunsch, eine Komposition mit Nutzung der chromatischen Tonfolgen zu schreiben – also der Halbtonschritte des westlichen Tonsystems. Zu hören ist das etwa in der absteigenden Tonfolge des tieferen Introteils – der offenbar auch Ausgangspunkt für den ganzen Song war.

Musik

Playing For Time beginnt mit einem Klaviervorspiel in zwei Teilen. Der erste in hohen Tonlagen mutet wie die Melodie eines Kinderliedes an. Der zweite in tieferen Lagen ist getragen und leitet schon zur ersten Strophe hin. Das Klavierspiel wird nun von wenigen Basstönen begleitet. Im Wesentlichen bleibt das in der ersten Hälfte auch so: Gesang, Piano, Bass – dazu zum Refrain dezente Orchesteruntermalung, zunächst mit dem Hauptgewicht auf den Bläsern, dann auf den Streichern. Das könnte süßlich klingen – aber das Arrangement ist dafür zu unkonventionell. Die Melodiefiguren bleiben immer in Bewegung. Da sind keine üblichen, poppigen Streicher-Linien, die alles verkleben (à la I Am Sailing).

Auffällig: Gabriel singt mit sehr vielen freien Phrasierungen – hält sich also mit dem Text nicht hart an die Melodievorgabe sondern zieht manchmal einzelne Worte leicht in die Länge oder verschiebt die Betonung. Das fällt besonders auf, wenn man die Liveversion von 2012/13 im Kopf hat, die in dieser Hinsicht viel gradliniger war. Der Gesang bekommt dadurch ein wenig was von“gesprochenem Text“, als nur von schönem Gleichklang. Zudem singt Gabriel mit recht brüchiger, verletzlicher Stimme.

Das alles unterstützt die Stimmung der Sehnsucht und der Beschwerlichkeit, die dem ersten Teil unterliegt, mit seiner auch eher verschlungenen Textstruktur. Schwermütig ebenfalls die Laute, die Gabriel im instrumentalen Zwischenstück singt, gefolgt von Zeilen, die schon eine neue Haltung ankündigen.

Bis das Stück plötzlich aufbricht zum Höhepunkt und Abschluss – die Harmonien wechseln, werden feierlich, unvermittelt setzt eine kraftvolle Rockband ein. Alle Strukturen werden klar, gerichtet und erzählen jetzt universale Größe. „Die Zeit trägt die Krone.“

Dass Gabriel nach der ersten Hälfte in der ihm zugeeigneten Zerknirschtheit den Songs derart dreht, ins Ermutigende kippt, die Beschwernis Teil von etwas mit kosmischer Dimension werden lässt, ist schon ein gelungener Trick.

Besetzung

Eine ganze Weile kommt hier keine reguläre Rockbesetzung zum Einsatz. Am Flügel hören wir Tom Cawley, der seit den Scratch My Back Konzerten mit Gabriel verbunden ist, am Bass Tony Levin und erst im Schlussteil dann auch die übliche i/o-Band.

Das Arrangement des Orchesters stammt überraschend von Ed Shearmur, dem Komponisten von Filmmusiken wie etwa zu Passengers oder K-Pax. Er machte auch damals das Arrangement zu Randy Newmans That’ll Do, das Gabriel eingesungen hatte. Shearmurs Arbeit mit chromatischer Skala und einem gewissen Retro-Feeling wollte Gabriel hier gerne haben. Das Element kam übrigens als letztes zur Songproduktion hinzu. Es spielt das übliche Orchester mit einem Großteil der alten Scratch My Back Besetzung.

Produziert wurde das Stück wieder alleine von Gabriel. Der Mix stammt (wie alle „Dark Side“ Mixe) von Tchad Blake.


Bright-Side Mix – 21. März 2023

Words and Music by Peter Gabriel
Engineering by Oli Jacobs and Katie May
Assistant engineering by Faye Dolle, Dom Shaw
Orchestral engineering by Lewis Jones
Orchestral assistant engineering by Tom Coath, Luie Stylianou
Pre-production engineering by Richard Chappell
Produced by Peter Gabriel
Mixed by Mark ‚Spike‘ Stent
Mastered by Matt Colton at Metropolis
Recorded at Real World Studios, Bath, The Beehive, London and British Grove, London.

Drums: Manu Katché
Bass: Tony Levin
Piano: Tom Cawley
Synths: Peter Gabriel (Hassel Flutes), Oli Jacobs (Twinky Synth)
BVs: Peter Gabriel
LVs: Peter Gabriel

Orchestral Arrangement by Ed Shearmur
Violins: Everton Nelson, Ian Humphries, Louisa Fuller, Charles Mutter, Cathy Thompson, Natalia Bonner, Richard George, Marianne Haynes, Martin Burgess, Clare Hayes, Debbie Widdup, Odile Ollagnon
Violas: Bruce White, Fiona Bonds, Peter Lale, Rachel Roberts
Cellos: Ian Burdge, Chris Worsey, Caroline Dale, William Schofield, Tony Woollard, Chris Allan
French Horn: David Pyatt, Richard Bissil
Tenor Trombone/Euphonium: Andy Wood
Tenor Trombone: Tracy Holloway
Bass Trombone: Richard Henry
Tuba: David Powell
Orchestra Conductor: John Metcalfe
Orchestra Leader: Everton Nelson
Sheet Music Supervisor: Dave Foster
Orchestra Contractor: Lucy Whalley and Susie Gillis for Isobel Griffiths Ltd

Länge 6:17

Ohne jeden Verzug kam der Bright-Side Mix von Playing For Time zum Neumond im März. Die Versionen von ‚Spike‘ Stent sind in der Regel poppiger im Zugriff. Das zeigt sich auch hier – obwohl der Song dafür erst mal nicht viele Möglichkeiten zu bieten scheint. Denn wie immer bleiben die Grundstruktur und die verfügbaren Aufnahmen die gleichen wie im Parallelmix.

Musik

Vor allem in der Anfangsphase scheint die schlichte musikalische Begleitung von Playing For Time kaum Raum für Eigenständigkeiten zu lassen. Doch es ist sofort spürbar, dass der Bright-Side Mix mehr Hall hat – und generell im Equalizing mehr Höhen.

Die Bassbegleitung am Beginn ist etwas präsenter im Vordergrund, genau wie die zarte Orchesteruntermalung, die dann hinzukommt. Wieder kehrt Spike die einzelnen Elemente deutlicher heraus. Im Vergleich zum Dark-Side Mix verliert die Begleitung aber vielleicht etwas an Geschlossenheit dadurch.

Deutlichere Unterschiede werden bemerkbar, wenn der Song auf seinen Höhepunkt zusteuert. Im instrumentalen Zwischenstück liegen Gabriels langgezogene Laute viel weiter hinten im Raum. Der markante Einsatz der Band mit Schlagzeug dann wirkt etwas weicher, da das Orchester von Anfang an zentraler steht und das wuchtige Piano zurückgefahrener ist. Auch wurde die Betonung innerhalb des Orchesters in Richtung Streicher verschoben und von den dunklen Bläsern weggenommen.

Es wird dann aber in der Wiederholung des Schussteils auf die Begleitung noch einmal spürbar Nachdruck gesetzt, eine Steigerung, bevor der Song dann wie bekannt ausklingt. Bemerkenswert noch: Ganz am Schluss sind leise ein paar neue Streicherschnörkel zu hören.


In-Side Mix – 21. März 2023

Words and Music Peter Gabriel
Engineered by Oli Jacobs and Katie May
Assistant engineering by Faye Dolle, Dom Shaw
Orchestral engineering by Lewis Jones
Orchestral assistant engineering by Tom Coath, Luie Stylianou
Pre-production engineering by Richard Chappell
Produced by Peter Gabriel
3D Audio Sound Treatments and Dolby Atmos Mix by Hans-Martin Buff
in the Red Room at Real World Studios and Aural Majority Pad, Boofland
Mastered by Matt Colton at MetropolisRecorded at Real World Studios, Bath, The Beehive, London and British Grove, London.

Drums: Manu Katché
Bass: Tony Levin
Piano: Tom Cawley
Synths: Peter Gabriel
(Hassel Flutes), Oli Jacobs (Twinky Synth)
BVs: Peter Gabriel
LVs: Peter Gabriel

Orchestral Arrangement by Ed Shearmur
Violins: Everton Nelson, Ian Humphries, Louisa Fuller, Charles
Mutter, Cathy Thompson, Natalia Bonner, Richard George, Marianne Haynes,
Martin Burgess, Clare Hayes, Debbie Widdup, Odile Ollagnon
Violas: Bruce White, Fiona Bonds, Peter Lale, Rachel Roberts
Cellos: Ian Burdge, Chris Worsey, Caroline Dale, William Schofield, Tony Woollard, Chris Allan
French Horn: David Pyatt, Richard Bissil
Tenor Trombone/Euphonium: Andy Wood
Tenor Trombone: Tracy Holloway
Bass Trombone: Richard Henry
Tuba: David Powell
Orchestra Conductor: John Metcalfe
Orchestra Leader: Everton Nelson
Sheet Music Supervisor: Dave Foster
Orchestra Contractor: Lucy Whalley and Susie Gillis for Isobel Griffiths Ltd

Länge 6:19

Wie schon im Februar ist auch der In-Side Mix von Playing for Time zum Neumond erschienen und damit erneut zusammen mit dem zweiten Mix des jeweils neuen Songs. Es ist anzunehmen, dass diese direkte Veröffentlichung von gleich zwei Mixen zum Neumond beibehalten wird.

Der In-Side Mix ist erwartungsgemäß wieder ausschließlich bei Apple Music und Amazon Music erhältlich. Verantwortlich ist ebenfalls wieder Hans-Martin Buff.

Musik

Im Vergleich zu den Songs im Januar und Februar enthält Playing for Time keinerlei elektronische Elemente oder Rhythmus-Patterns, die im Klangbild unterschiedlich angeordnet werden können. Dass es sich um einen Dolby Atmos Mix handelt, ist entsprechend beim Piano-Intro nicht direkt zu bemerken. Beim Hören mit Apple AirPods Pro sind die 3D-Effekte erst in dem Moment wahrnehmbar, wenn Tony Levin mit dem Bass einsetzt. Wenn man seinen Kopf etwas zur Seite bewegt, entsteht das Gefühl, dass die Bass-Töne in der Mitte bleiben, während das Piano eher der Kopfbewegung folgt. Noch auffälliger gestaltet ist dieser Effekt dann schließlich beim Gesang. Im Vergleich zu den anderen beiden Mixen fällt auf, dass der In-Side Mix wieder irgendwo dazwischen liegt. Während der Bass beim Dark-Side Mix vom Piano dominiert wird, hat er beim Bright-Side Mix eine sehr viel größere Präsenz. Beim In-Side-Mix ist der Bass wiederum deutlicher zu hören als beim Dark-Side Mix, aber nicht ganz so vordergründig wie beim Bright-Side Mix.

Die ersten Orchester-Parts sind direkt im zweiten Teil der ersten Strophe zu hören, halten sich aber geschmackvoll im Hintergrund. In der zweiten Strophe nimmt die Dynamik an genau der gleichen Stelle zwar insgesamt zu, trotzdem wird das Orchester hier nicht in den Vordergrund gedrängt. Zwischendurch gibt es immer mal wieder Stellen („Down, getting it down“), an denen das Orchester vorübergehend ganz aussetzt, um dann etwas später wieder dynamische Akzente zu setzen.

Im kurzen Zwischenteil vor der dritten Strophe ist Peters Gesang etwas hintergründiger und mit Halleffekt gemischt. Auch an dieser Stelle liegt der In-Side Mix irgendwo zwischen den anderen beiden Mixen. Die Stimme ist nicht ganz so vordergründig wie im Dark-Side Mix, aber auch nicht ganz so weit zurückgenommen wie im Bright-Side Mix.

Die Steigerung in der Bridge ist geschmackvoll-dezent gestaltet und nicht so opulent wie im Dark-Side Mix. Während man an dieser Stelle anfangs das Gefühl hat, dass das Schlagzeug dabei sehr stark in den Hintergrund rutscht, merkt man kurz darauf, dass nicht nur erstaunlich viele Details zur Geltung kommen und die einzelnen Besen-Schläge der Snare-Drum deutlich zu hören sind, sondern dass auch hier die 3D-Elemente wieder etwas stärker eingesetzt werden. Die Snare-Schläge wandern dezent von der einen Seite zur anderen, ohne sich dabei aber unnötig in den Vordergrund zu drängen.

Insgesamt betrachtet lässt sich der In-Side Mix als angenehm und feinfühlig beschreiben. Wer sich an der Gestaltung des Dark-Side Mixes stört und den Song weniger dick aufgetragen präsentiert bekommen möchte, findet sich hier insgesamt wahrscheinlich sogar noch etwas mehr wieder, als im Bright-Side Mix. Das Orchester setzt Akzente und sorgt für Dynamik, aber ist an keiner Stelle dominierend. Die 3D-Elemente wurden songdienlich eingesetzt und nicht übertrieben. Gleichzeitig hat man das Gefühl, auch wichtige Details wie beispielsweise Bass und Schlagzeug gut wahrnehmen zu können.


Up tempo Time – 29. März 2023

Words and Music by Peter Gabriel
Engineering by Oli Jacobs
Assistant engineering by Faye Dolle, Katie May
Pre-production engineering by Richard Chappell
Produced by Peter Gabriel
Recorded at Real World Studios, Bath

Drums by Manu Katché
Rhythm Programming by Peter Gabriel, Richard Chappell
Bass by Tony Levin
Electric Guitar by David Rhodes
Piano by Tom Cawley
Synths by Peter Gabriel
LVs by Peter Gabriel

Länge 6:11

Diese Bonusversion eines neuen i/o Songs ist wirklich sehr anders. Gabriel zeigt mit ihr, welche Wege er bereit ist zu nehmen, wenn er versucht, den richtigen Ausdruck zu finden. Diese Up Tempo Time groovt, swingt und kommt viel leichtfüßiger daher, als die Schwere der beiden Hauptmixe.

Größtenteils wurde die Version während der Session mit Band im September 2021 aufgenommen, enthält aber auch einige frühere Elemente, wie die Beschreibung besagt.

Die Version ist exklusiv den Bandcamp-Abonnenten vorbehalten.

Musik

Grundlage ist ein minimaler Rhythmloop, der ein Latinfeeling erzeugt. Dazu kommt ein dezentes Schlagzeug sowie zurückhaltende Gitarre und Bass, die nur einzelne Klänge eintupfen. Das Klavier schließt sich an, tritt – außer im Vorspiel – kaum hervor. Alles bleibt leicht und schwingend, macht gelegentlich synkopische Betonungen, die den Groove akzentuieren.

In diesen Fluss mischen sich zwischendurch ein paar wenige dekorative Elemente. Zur ersten Stelle mit „down, getting it down…“ sind es etwa gläserne Synthieklänge; ganz am Ende zum Abschluss hin „atmende“ Sounds.

Gabriels Gesang ist dabei hörbar nicht der einer final gemeinten Aufnahme – ungewollt klingt er gelegentlich brüchig und dünn. Wir haben hier merklich eine Liveeinspielung für Arbeitszwecke vorliegen.

Die Struktur des Songs bleibt im Ganzen die bekannte – abgewandelt wird in der Schlussphase. Zunächst fehlt in der kurzen Instrumentalbridge das langgezogene „Oh“ von Gabriel – hier bleibt es spürbar leer. Die dann folgende Steigerung ist keine. Der musikalische Duktus ändert sich kaum, bleibt beschwingt und geht nicht in Verdichtung und hervorgehobene Kraft. Nimmt sich eher sogar zurück.

Ohne besonderen Auf- und Abbogen kommt diese Version dann zum Ende.

Playing For Time ist in dieser Fassung eine luftige, entspannte Nummer geworden. Peter findet jedoch, dass sie ein wenig „das Herz verloren hat“. Für ihn war das ein falsches Abbiegen.

Besetzung

Im Gegensatz zu den Hauptmixen ist hier auch David Rhodes in der Band vertreten. In besondere Erscheinung tritt er allerdings (wie bislang leider bei allen i/o Songs) jedoch nicht. Das Klavier wird wieder nicht von Gabriel gespielt, sondern erneut von Tom Cawley.


Links

Gabriels erläuterndes Full Moon Video zu Playing For Time:

Song-Hintergrund auf petergabriel.com
Webseite The Long Now Fondation

Diskutiert mit über den Song hier im Forum.

Autor: Thomas Schrage
Besprechung In-Side Mix: Martin Peitz