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Peter Gabriel – Encore Series live 2012: Back To Front – Infos und Rezension

Wie bereits von früheren Tourneen bekannt, erscheint auch die Back To Front Tour 2012 komplett auf 2CD – und dieses Mal zusätzlich auch als USB-Stick Edition. Wir haben alle Infos.

Auch für die Back To Front Tour 2012 hat Peter Gabriel wieder eine Encore Series herausgebracht: Alle Shows (mit einer Ausnahme!) sind als Soundboardmitschnitt offiziell über die Webseite TheMusic.com erhältlich und stellen damit so etwas wie offizielle Bootlegs dar. Neben allen Shows einzeln als Doppel-CD ist eine North American Collectors CD Box im Pappkarton sowie ein North American Deluxe CD Road Case im Tourköfferchen erhältlich. Als wäre das nicht genug, gibt es diesmal alle Shows und Cases auch statt mit CDs mit USB-Sticks im Mikrofondesign bestückt.

All das, und natürlich die einzelnen Shows selbst, wollen wir im Folgenden genauer besprechen.


Äußeres

Das CD Road Case hat auch diesmal wieder das entsprechende Tour-Logo und ist ansonsten von gleicher Aufmachung wie die Roadcases der früheren Encores.Es ist auch wieder derselbe Hersteller. Nur die Maße sind diesmal etwas größer als beispielsweise beim Roadcase von 2003, obwohl das mehr Shows enthielt.

Als Zugabe gibt es diesmal das Tourprogramm im CD-Booklet-Format, aber nur mit den direkt tourrelevanten Fotos und der Tourdatenliste, während das große Heft, das bei den Konzerten zu kaufen war, zusätzlich noch einige Seiten zu Gabriels anderen Projekten und Interessen enthielt. Außerdem liegen der Box noch fünf Tourfotos als Einzeldrucke bei.

Die jeweiligen CDs stecken in demselben Pappcover wie auch diejenigen, die einzeln erhältlich sind. Sie sind ebenfalls wie früher in einfacher, brauner Pappe gehalten, vorne mit den fünf durcheinander geratenen Gesichtern, Datum und Ort sowie in extra verwischter und leicht schiefer Schrift die Tracklisten auf der Rückseite. Innen sind die Tourdaten aufgelistet, zwar in umgekehrter Reihenfolge, aber sauber gedruckt. Die CDs sind weiß mit schwarzer, sauberer Schrift. Das Encore-Konzept, das 2003 begonnen wurde, ist also konsequent und ohne wesentliche Änderungen weitergeführt worden.

USB-Sticks

USB-Stick

Zum ersten Mal werden die Shows auch als USB-Sticks angeboten. Diese kommen, sofern sie nicht im Road-Case oder der Collector’s Box bestellt werden, in einer extra dafür hergestellten kleinen Schachtel mit Schaumstoffeinlage. Cover und Trackliste liegen als Karte bei. Der Stick selbst ist relativ schwer, etwa 7,5 cm lang und an der breiten Mikrofonstelle etwa 2,5 cm beit. Der Mikrofongriff hat eine dunklere „Alu“-Farbe, ist aber auch aus Metall und hat eine So Back To Front 2012 Prägung (bzw. einen Aufdruck), der mit dem bloßen Auge so eben noch zu erkennen ist. Das USB-Element befindet sich im silbernen Mikrofon-Kopf, den man vom Griff entsprechend abziehen kann. Durch seine Breite könnte dieser Kopf etwas unpraktisch sein, je nachdem, welches Gerät man nutzt, um den Stick zu lesen und wie dort die USB-Ports angeordnet sind.

USB StickSteckt man den Stick nun an seinen Rechner, erscheint dieser als „Show XX“. Enthalten sind dann ausgewachsene wave-Files, so dass die Daten verlustfrei vorliegen. Es gibt noch einen Unterordner „PG Tour Bonus Material“. Darin enthalten sind zwei Live-Bilder (eines davon wurde schon mehrfach zu Promozwecken verwendet), sowie das Cover-Artwork, aber ohne entsprechende Konzertprägung. Interessant ist das etwa 70MB große Tourbook, das als PDF enthalten ist. Eine nette Geste, denn dieses fehlt bei den 2CDs.

Insgesamt macht der USB-Stick einen sehr guten Eindruck. Offenbar gab es Probleme mit der Erstauflage – die uns vorliegenden Sticks sind aber alle bestens in Ordnung und qualitativ hochwertig.

Band

Zur großen Überraschung aber auch Freude aller Fans kündigte Gabriel an, diese Tour mit der gleichen Band zu spielen, wie bei den So-Konzerten 1987. Dass es ihm vor allem gelang, Manu Katché zu bekommen, der inzwischen selbst ein eigenständiger Künstler geworden ist, macht Freude. Zwar spielt er nicht mehr ganz so furios wie in früheren Zeiten, bringt in die Songs aber trotzdem druckvollen Vorantrieb und gleichzeitig seine unverwechselbare Eleganz. Keyboarder David Sancious, der 1987 mit seinem jazzigen Spiel noch umfassenden Einfluss hatte, bleibt da schon unauffälliger. Nur bei wenigen Momenten kann er seine Qualitäten zeigen. Der alte Recke Tony Leving roovt beseelt wie man es nicht anders von ihm kennt und bleibt doch locker genug, um zwischendurch Fotos für seine Webseite zu schießen. Bemerkenswert dagegen, dass David Rhodes und sein Gitarrenspiel in den Mixen diesmal mehr in den Vordergrund rückt. So klar hat man sein Schaffen bisher kaum wahrnehmen können. Schließlich sind 2012 noch „zwei neue Freunde“ mit dabei: Jennie Abrahamson und Linnea Olsson, die den Chorgesang übernehmen. Dabei stieß Linnea erst kurz vor Tourbeginn hinzu, als die erkrankte Ane Brun ausfiel und Jennie auf den Platz der „Chorsängerin mit Soloverpflichtung“ aufrückte.

Setlist

Gabriel spielt auf allen 2012er-Konzerten im Prinzip die immer gleiche Setliste. Ab San José tauscht er Washing Of The Water gelegentlich gegen Humdrum aus. Ansonsten ist der Abend stets in ein dreiteiliges „Menü“ gegliedert, das er vorab auch erläutert: Der erste Teil beginnt mit einem unfertigen Stück noch ohne konkreten Text und wird um 2,5 Songs in Akustikversionen ergänzt. Dies soll die Entstehung von Stücken repräsentieren, die auch immer ungeschliffen und nur am Klavier gesungen ihr Dasein beginnen und dann allmählich in Sessions weiterentwickelt werden. Der zweite Teil besteht aus Stücken in üblichem, vollem plugged-Arrangement, einem Querschnitt aus Gabriels Gesamtœvre. Der dritte Teil schließlich, „das Dessert“, ist dann das komplette Album So ohne Zwischenansagen in originalbeabsichtigter Trackreihenfolge. Als Zugaben kommen jedes Mal The Tower That Ate People und Biko. Das Album Up ist gar nicht vertreten…

Arrangements

Im Großen und Ganzen spielt Gabriel seine Songs in altbekannten Arrangements. Das ist ein wenig bedauerlich, weil er dadurch zugunsten des „Gabriel-Sounds“ Fähigkeiten seiner Musiker ungenutzt lässt. Davon abgesehen, kann man noch ein paar andere Dinge hervorheben.

Dass Gabriel die Songs Come Talk To Me und besonders Shock The Monkey (das er schon 20 Jahre nicht mehr regelmäßig im Programm hatte) in einer Akustik-Version darbietet, ist unter Umständen ein Resultat seiner Erfahrungen mit den Orchesterbearbeitungen. Zumindest hat er dort erlebt, dass man auch mit leiseren Mitteln Druck und Spannung erzeugen kann, was Shock The Monkey klar beweist. No Self Control orientiert sich an der Liveversion von 1987. Hier ist auch einer der viel zu wenigen Momente, bei denen man das Können von David Sancious wahrnehmen kann. Jennie Abrahamson als Duettsängerin erweist sich als Glücksfall und kann bei Don’t Give Up absolut überzeugen. Vielleicht ist das sogar seit Paula Cole die gelungenste Umsetzung. That Voice Again wird zum ersten Mal auf einer Tour überhaupt regelmäßig gespielt. Die Umsetzung ist zurückgenommen und schöpft das Potential des Songs nicht völlig aus. Zu sparsam bleibt das Arrangement. Das seit 2007 wieder gespielte Big Time bleibt eine Herausforderung und ist gesanglich oft nicht sauber. Auch This Is The Picture ist seit 1987 wieder dabei, wurde auch mit einer ansprechenden Struktur ausgestattet, die nicht zuletzt wegen der Frauenstimmen überzeugt, hat aber in vielen Shows das Problem, dass die Koordination unter den Musikern nicht funktioniert (wegen der Tanzschrittchen?) und der Song zu „klappern“ beginnt.

Die Aufnahmen

Die Klangqualität der einzelnen Encores ist wie gewohnt sehr hoch. Die Abmischungen sind im Prinzip stets sehr detailklar und in Höhen und Tiefen ausgewogen. Manchmal stechen jedoch einzelne Instrumente heraus. Oft sind es die Keyboards oder die Gitarren. Besonders letztere kommen so viel besser zur Geltung, manchmal ist es aber auch zu viel des Guten. Die Lautstärke des Publikums ist sehr zurückgenommen, variiert allerdings auch, je nachdem ob Musik oder Ansage zu hören ist. Zu den langen Applauspassagen vor den Zugaben wird sie oft sehr unschön hoch gerissen.

Abschließend sei noch angemerkt, dass bei vielen Encores die Trackmarken sehr unsensibel gesetzt sind und das letzte Wort der Ansage oder sogar schon mal den ersten Ton der Musik zerschneiden.


Die Shows im Einzelnen

16.09.12 Quebec City – Pepsi Colisée
• Sound: Ausgewogen und für eine Premiere recht sicher im Mix.
Fuck-Ups: Dies ist die erste Show der Tour und leichte Nervosität glaubt man wahrzunehmen. Zu Beginn wirkt alles noch etwas zaghaft, ab Digging aber warmgespielt und straff. Es gibt trotzdem viele kleinere und auch größere Patzer. Der folgenschwerste ist sicherlich der Abbruch von The Tower That Ate People und dessen Verschiebung zur ersten Zugabe. Bei Secret World gibt es in der letzten Strophe Koordinationsprobleme und Gabriel hat auch einen blöden Versinger.
Besonderheiten: Überraschend war natürlich die Eröffnung mit O But: völlig unbekannt und zudem ohne richtigen Text. Alle Ansagen sind auf Französisch. Den Abbruch von Towerund die lange Pause danach kommentiert ein Zuschauer mit „Don’t give up!“.
• Weitere Infos / Vergleiche mit anderen Encores: Der Abbruch von The Tower That Ate People hat zur Folge, dass der Song für den ganzen Rest der Tour als erste Zugabe kommt. Ursprünglich saß er zwischen No Self Control und Washing Of The Water. Letzteres ist übrigens sehr gelungen: zu Beginn vielleicht etwas verhalten, dann aber aufgrund seiner Sparsamkeit bemerkenswert. Das Arrangement von That Voice Againist hier noch auffällig leer, zudem die Gitarre zu leise im Mix.
Fazit: Sicher nicht die perfekteste Show der Tour, aber sehr authentisch weil alle mit ihren Parts noch klarkommen müssen und deshalb sehr wach sind.

18.09.12 Montreal – Bell Centre
• Sound: Glasklar, Höhen sowie Bässe sehr ausdifferenziert. Bei Shock The Monkey fallen die akustischen Gitarren deutlich auf. Das Album So wirkt bis auf ein klein wenig zu dominante Keyboards exzellent!
Fuck Ups: Kleiner Versinger im Intro von Come Talk To Me, und ein unvermuteter Registerwechsel in Peters Gesang zur zweiten Strophe von Washing.
Besonderheiten: Zu In Your Eyes erscheint Daby Touré als Gast. Touré hatte 2004 während der Still Growing Up Tour im Vorprogramm von Peter gespielt.
Weitere Infos / Vergleiche mit anderen Encores: Dies ist erst das zweite Konzert, doch es ist ein Heimspiel. Man merkt der Band das Selbstvertrauen an – in Montreal kann Gabriel nichts falsch machen, das wird auch gleich zu Beginn der Show durch die gute Laune auf der Bühne deutlich. Interessant ist auch die gute Hörbarkeit des teilweise tobenden Publikums im Mix. Während Come Talk To Me sehr offensiv gespielt wurde, ist Shock The Monkey etwas zurückhaltender. Die Strophen werden „leise“ und tief gesungen. Solsbury Hill wurde auch schon deutlich besser dargeboten. Da scheint noch viel Luft nach oben. Bei Secret World wird ab Minute drei ein etwas denkwürdiger Keyboardsound verwendet. Das klingt etwas nach Kirmes!
Fazit: Die zweite Show besticht durch einen sehr guten Sound, relativ wenige Aussetzer (musikalisch wie textlich) und ein grandioses Publikum.

19.09.12 Toronto – Air Canada Centre
• Sound: Es gibt ein deutliches Echo das aber wirklich nur in den leisen Passagen zu hören ist.
Fuck-Ups: Keine auffälligen Probleme, außer dass Gabriel bei den ersten Stücken mit seinen Höhen nicht so gut durchkommt, was sich aber dann bald legt. O But hat eine basslastige Rückkopplung im Beginn. In der Schlussphrase von Secret World gibt es Verhaspler. Bikosingt Gabriel in der ersten Zeile hoch, um dann plötzlich eine Oktave tiefer weiterzumachen.
Besonderheiten: Die Setliste ist einen Song kürzer: Nach Solsbury Hill geht es direkt zum So-Teil. Da die beiden ersten Shows im französischsprachigen Teil von Kanada stattfanden, ist dies die erste Show mit englischen Ansagen, die hier noch relativ kurz ausfallen, z.B. bei Fishing Net.
Weitere Infos / Vergleiche mit anderen Encores: Die Songs gehen tendenziell schon in Routine über, ohne dass man deshalb allzu viel Freiheiten hören könnte. Bei O But kann man eigentlich kaum irgendwelche Wörter erkennen, während bei späteren Shows doch manche festzustehen scheinen. Bei Secret World steht der Bass noch mehr im Vordergrund als sonst; nach „Mr. David Rhodes“ wird der ganze Pegel fast schon übermäßig laut. Songs wie Digging In The Dirt und Secret World klingen im weiteren Verlauf der Tournee dann doch noch etwas inspirierter und eindrucksvoller als hier.
Fazit: Die dritte Show der Tournee hat weitgehend keine Tour-Anfangsprobleme mehr, es ist aber auch noch zu früh für zusätzliche Feinheiten und Verbesserungen.

21.09.12 Philadelphia – Wells Fargo
• Sound: Die Halle hat ein leichtes, aber ganz angenehmes Echo. Der Mix ist recht ausgewogen, nur das schwatzende Publikum ist zwischen manchen Songs all zu deutlich zu hören.
Fuck-Ups: Kleine Verspieler aber nichts nennenswertes, bis auf einen Abbruch und Neustart zu Beginn von That Voice Again (was Peter gutgelaunt kommentiert).
Besonderheiten: Die Show hat ab dem ersten Moment Feuer und Charakter.
Weitere Infos / Vergleiche mit anderen Encores: Als viertes Konzert der Tour scheint man sich langsam freigespielt zu haben. Spielfreude kommt durch und fast alle Songs werden auf durchgehend hohem Niveau dargeboten. Auch das Publikum ist hörbar begeistert. O But fällt durch den präsenten Bass und das samtig wirkende Hallenecho besonders auf.
Fazit: Nicht nur eine Show ohne ins Gewicht fallende Ausrutscher sondern weitgehend beseelt und energiereich. Sehr empfehlenswert.

23.09.12 Wantaugh – Nikon at Jones Beach
• Sound: Die Nikon-Arena ist Open Air, eine Art Amphitheater, aber das Echo klingt eher nach einer mittelgroßer Halle.
Fuck-Ups: Bei Digging In The Dirt verwechselt Gabriel die ersten beiden Zeilen des ersten Refrains. Beim Beginn von Solsbury Hill dauert es über 10 Sekunden, bis zum Hi-Hat-Rhythmus auch die Gitarre einsetzt. Am Anfang von Washing Of The Waterbekommt Gabriel bei „I feel like I’m sinking down“ die Stimme nicht richtig hoch. Red Rain wird nach den ersten Takten abgebrochen und neu gestartet. Eine der ersten Keyboardnoten geht dann knapp daneben und am Ende kommt Gabriel auch noch mit einem der letzten „Red Rain“ nicht zurecht.
Besonderheiten: Dies ist die erste Open Air-Show der Tour. Vor Family Snapshot gibt es viele hitzige „turn off the lights!“-Rufe aus dem Publikum die Gabriel bei seiner Ansage zögern lassen. Einige Gitarreneffekte im letzten Instrumentalteil von Digging In The Dirt und ganz am Ende klingen zusätzlich zur üblichen Verzerrung auch noch etwas wahwah-mäßig.
Weitere Infos / Vergleiche mit anderen Encores: Gabriel scheint sich in der ersten Hälfte bei den kritischen Stellen besonders anstrengen zu müssen. Er wirkt ein wenig unversammelt, fast schon lustlos, was sich beispielsweise auch in den auffällig knappen Ansagen bemerkbar macht. Das verliert sich aber recht bald und die Show wird ansprechender. Die Zuschauer gehen besser mit als an manch anderen Abenden, so dass schon eine ziemlich gute Atmosphäre entsteht.
Fazit: Insgesamt eine relativ lebhafte Angelegenheit, was aber eher zu mehr Fehlern und Ungenauigkeiten führt. Wer Open Air Atmo mag sollte sich lieber Los Angeles zulegen.

24.09.12 Boston – TD Garden
• Sound: Das Echo ist ziemlich stark, dadurch der Gesamtsound manchmal etwas breiig. Der Umgebungston mit Publikum wird nicht immer in den Momenten hochgezogen, in denen mitgesungen wird.
Fuck-Ups: Die Backingvocals bei Come Talk To Me sind teilweise nicht ganz synchron. Am Anfang von Mercy Street gibt es eine kleine Unaufmerksamkeit von Gabriel bei den Lyrics.
Besonderheiten: keine
Weitere Infos / Vergleiche mit anderen Encores: In dieser mittleren Phase der Tournee hat die Band die anfänglichen Unsicherheiten endgültig ausgebügelt, beginnt aber erst langsam, Änderungen und Verbesserungen umzusetzen. Shock The Monkey fängt Gabriel mit tiefer Stimme an, wechselt aber schon ab „Don’t you monkey with the monkey“ in das hohe Register. Die Passage ab ca. 3:08 in Secret World hat hier schon mal ziemlich wenig von diesem so billig erscheinenden Keyboardklang. Solsbury Hill hat ein paar zusätzliche Schlagzeugfiguren im Vergleich zu anderen Shows. Als die Band zu Tower auf die Bühne zurückkommt, sagt Gabriel: „Surprise, Surprise, we’re back! We had a very good night tonight, thanks to you.“
Fazit: Eine relativ saubere Standardversion der Show, ohne größere Probleme oder Highlights.

26.09.12 Detroit – Palace Of Auburn Hills
• Sound: Zum Teil viel Hall. Auch kann man die Zuschauer oft reden und husten hören. Gabriels Ansagen sind manchmal etwas mumpfig. Einige Songs sind sehr basslastig gemischt, Keyboards und Gitarren manchmal auch zu dominant.
Fuck-Ups: Einige kleine Verspieler hier und da. Leichte Probleme gibt es immer mal wieder mit Peters Gesang. Red Rain beginnt unausgewogen. Die Trackindexmarken sind wieder auffällig unsensibel gesetzt.
Besonderheiten: Gabriel bittet nach In Your Eyes um ein Happy Birthday für seinen Sohn Isaac.
Weitere Infos / Vergleiche mit anderen Encores: Die merkwürdige Dominanz von Keyboards und Gitarren ist vor allem hörbar bei Diggingund Secret World. Solsbury Hill klingt wie eine unsaubere Rehearsal-Aufnahme. Die Bass- und Keyboardlastigkeit kommt dagegen Sledgehammer sehr entgegen. Dies ist sicher nicht die „sicherste“ Show, doch tritt die Band im Großen und Ganzen souverän auf.
Fazit: Die Show hat mehrere Unzulänglichkeiten, vor allem bezüglich der Abmischung, ist aber insgesamt solide.

27.09.12 Chicago – United Center
• Sound: Keine Besonderheiten; auch das Echo ist nicht übermäßig störend. Der Mix ist jedoch oft nicht sehr ausgewogen.
Fuck-Ups: Im Intro von Red Rain ist außer wummerndem Bass kaum etwas zu hören.
Besonderheiten: keine
Weitere Infos / Vergleiche mit anderen Encores: Gabriel schont deutlich seine Stimme: Come Talk To Me fängt er zwar an, hoch zu singen, wechselt in der 3. Strophe die Oktave nach unten, um dann doch wieder hoch zu gehen. Shock The Monkey singt er hier in beiden Strophen tief. Dafür gibt es in der Mitte den auf dieser Tour seltenen Mitsingteil „Shock the Monkey to life“. Bei Secret World ist der Keyboardanteil bei ca. 3:08 recht laut; das Lied wird gegen Ende durch einzelne heisere Schreie und falsches Mitklatschen von Einzelnen aus dem Publikum etwas gestört. Bei der Band Intro nach In Your Eyes sagt Gabriel „Bless you“ und man hört jemanden kurz lachen, vermutlich hat derjenige gerade niesen müssen. Bei Bikoist der Publikumsgesang relativ laut reingemischt, was allerdings auch zu einem deutlichen Echo des Schlagzeugs führt.
Fazit: Das Publikum geht sehr gut mit und das scheint sich auch auf die Band zu übertragen. Chicago ist empfehlenswert und man kann erstmals eine über die Pflicht hinausgehende Spielfreude ausmachen.

30.09.12 Denver – Red Rocks
• Sound: Die Red Rocks-Arena ist hörbar open air. Der Klang ist besser als manche Show in Hallen, der Mix gelegentlich aber etwas unausgewogen. Das Publikum ist kaum zu hören.
Fuck-Ups: Nach der ersten Zeile von O Butbricht Gabriel ab und kommentiert es mit „I told my parents that if I work really hard I’m gonna go professional one day.“ Bei Digging In The Dirt klingt Rhodes‘ Gitarre ab 2:47 relativ dünn und hohl und eher im Hintergrund. Bei This Is The Picture dauert es relativ lange, bis alle Instrumente mit ihren Parts anfangen und Gabriels Mikro hat ein paar kurze Aussetzer. Während The Tower That Ate People scheint die Verzerrung und Beschränkung der Stimme in den lauten Passagen manchmal für Augenblicke zu versagen, so dass man den vollen Frequenzumfang hört.
Besonderheiten: Gabriels Intro vor dem So-Teil ist diesmal besonders ausführlich und er erklärt die Änderung der Songreihenfolge mit den Eigenschaften von Vinyl, weswegen In Your Eyes damals an anderer Stelle platziert werden musste.
Weitere Infos / Vergleiche mit anderen Encores: Dies ist die letzte Show, bei der man in Secret World ab ca. 3:07 zusätzlich zur Basslinie noch die begleitende Keyboardmelodie hört, und hier sogar lauter als bei einigen der Shows davor. Solsbury Hill erhält durch die sehr präsente Orgel einen auffälligen Charakter – ähnlich wie Washing Of The Water durch seine Synthstrings. Auch That Voice Again profitiert von seiner ungewöhnlichen Abmischung, aber auch von einer gewissen Inspiration.
Fazit: Diese Aufnahme ist zwar relativ interessant, aber sollte nicht als einzige Encore genommen werden, da gerade bei einigen der späteren Shows weniger schiefgegangen ist und besser klingen.

02.10.12 San Jose – HP Pavilion
• Sound: Die Location hat ein ordentliches Echo. Der Mix ist ansonsten sauber.
Fuck-Ups: Wirkliche Fehler gibt es keine. Die CD-Trackmarken sind teilweise sehr unsensibel gesetzt.
Besonderheiten: Zum ersten Mal ist Humdrum in der Setliste.
Weitere Infos / Vergleiche mit anderen Encores: Das Echo der Location macht sich bei leisen Stellen deutlich bemerkbar – teilweise passend, weil es Größe verleiht, teilweise ist es aber auch richtig störend (We Do What We’re Told). Ab That Voice Againwirkt die ganze Veranstaltung recht routiniert – Fehler gibt es keine, aber auch keinen besonderen Kick, dafür etliche kleine Unsicherheiten. Hervorzuheben ist natürlich die erste Darbietung von Humdrumauf dieser Tour, die auch durchaus gelungen ist. Außerdem Come Talk To Me, das rund läuft und eine schöne Atmo hat.
Fazit: Kein besonderer Abend. Zwar ohne großartige Pannen, aber auch ohne besonderen Biss.

05.10.12 Las Vegas – Planet Hollywood Showroom
• Sound: Man hört, dass es sich um eine verhältnismäßig kleine Halle handelt.
Fuck-Ups: Im Intro von No Self Control gibt es ein kurzes Brummen. Bei Solsbury Hill verspielt sich Rhodes, bei Red Rain Peter, das Intro zu Sledgehammerist merkwürdig kurz und rumpelig.
Besonderheiten: Die Band spielt sehr treibend, manchmal hat man aber das Gefühl, Peter kommt da nicht ganz mit und bleibt zurückgenommen.
Weitere Infos / Vergleiche mit anderen Encores: Das erste Drittel wird sehr motiviert angegangen – dann machen auf einmal alle einen völlig erschöpften Eindruck. Trotzdem: O But, Shock The Monkey und Secret World wirken recht beseelt; Come Talk To Me, Family Snapshot und Sledgehammer haben zwar allesamt kleine Fehler, aber sind immer noch herausstechend. Bei This Is The Picture ist aber alles unpräzise und zäh und bei The Tower That Ate People scheint Gabriels Stimme verbraucht zu sein.
Fazit: Nach einem sehr erfreulichen Beginn zerfällt diese Show leider in Einzelteile.

06.10.12 Los Angeles – Hollywood Bowl
• Sound: Die Drums sind fast durchgehend in den Vordergrund gemixt, oft auch die Gitarren. Das gibt allem einen rockigen und sehr knackigen Sound.
Fuck-Ups: Echte Fehler gibt es keine – wohl aber hinten raus leicht abnehmende Konzentration.
Besonderheiten: Bei In Your Eyes hat John Cusack seinen Cameo-Auftritt – den hört man zwar nicht, aber immerhin gibt es eine Ansage. Vor Shock The Monkey ruft jemand: „Change the lights! Ridiculous!“
Weitere Infos / Vergleiche mit anderen Encores: Das Konzert hat durchgehend Feuer und groovt druckvoll nach vorne. Geben sich alle besondere Mühe weil in L.A. die ganze Show-Biz-Welt zuschaut? Selbst das letzte Drittel ist längst nicht so müde wie sonst oft. Herausragend sind Come Talk, Diggingund Secret World, die beseelt und dank der präsenten Drums trotzdem zugkräftig sind. Auch No Self Control weiß zu überzeugen. Sogar die undankbaren Nummern Big Time und That Voice Again haben hier noch einen der besten Abende. Manchmal wird aber auch alles etwas überpowert und dann grob (Sledgehammer, This Is The Picture).
Fazit: Eine besondere Show! Wer es gerne rockig mag wird hier bedient. Spielfreude fehlt ebenfalls nicht.

08.10.12 San Diego – Valley View Casino
• Sound: Bei den Ansagen und leisen Passagen hört man das Echo der Stimme, das „S“ hallt nach. Bei Digging In The Dirt ist Rhodes‘ Guitar-shredding nicht allzu weit im Vordergrund, eher noch dominieren die Keyboard-Stereo-Effekte.
Fuck-Ups: Nichts Auffälliges; einige Trackmarken fallen mal wieder mitten in das letzte Wort der Ansage.
Besonderheiten: Am Ende von Come Talk To Me hört man eine Frau „You still sound amazing“ rufen und Gabriel sagt unmittelbar darauf „Thank You“.
Weitere Infos / Vergleiche mit anderen Encores: Das Echo stört etwas. Auch das Gemurmel des Publikums ist bei den ersten Songs zeitweise zu hören. Wegen des Echos sollte man diese Encore vielleicht nicht über Kopfhörer hören, und es bleibt unverständlich, wieso es nicht möglich war, die Atmo-Mikros so einzurichten, dass das Echo von hinten nicht mit aufgenommen wird, wenn es vorne wieder ankommt… Auch bei Las Vegas hört man das, aber da die Halle dort viel kleiner ist, stört es kaum. Tonys Bass ist schön in den Vordergrund gebracht.
Fazit: Grundsätzlich ist nichts auszusetzen, aber vom Klang und der Performance her ist unter den kalifornischen Shows die aus L.A. doch vorzuziehen.

09.10.12 Santa Barbara – County Bowl
Keine Encore! Auch für diese Show war ein Mitschnitt geplant, aber offenbar wurde erst vor Ort festgestellt, dass das wegen den Bestimmungen der County Bowl rechtlich nicht möglich ist. Es liegt auf jeden Fall nicht an eventuellen technischen Problemen. (Als Entschädigung werden in das Deluxe CD Road Case zwei ältere Aufnahmen gepackt, beispielsweise Nizza 22.07.2004 und Leuven 30.06.2007. Beide Shows haben für die jeweilige Tour relativ kurze Setlisten – vielleicht haben sie deswegen davon noch am meisten übrig…)
Wer bei der Santa-Barbara-Show live dabei war weiß: bei Come Talk To Me gab es tatsächlich eine kleine Panne: Gabriel setzte zu früh ein mit „The earthly power“, brach das Singen aber gleich mit „Oops“ ab, sagte „This was my first fuck up of the evening“ und wartete bis zum richtigen Einsatz. Vor In Your Eyes gab es nochmals den Auftritt von John Cusack und auch von Cameron Crowe, dem Regisseur des Films Say Anything, aber sie selber sagten nichts, waren nur kurz auf der Bühne zu sehen, Gabriel nahm wieder die Boombox entgegen und hielt sie sich kurz über den Kopf, wie im Film.

13.10.12 Uncasville – Mohegan Sun
• Sound: Die Location hat einen deutlichen Widerhall. Der Mix ist trotzdem gut und ausgewogen.
Fuck-Ups: Bei Mercy Street wird der richtige Einsatz im Background-Loop verpasst. In der Folge schwimmen und klappern Gabriel und die beiden Sängerinnen verzweifelt den richtigen Einsätzen hinterher. Hart dran, völlig zu misslingen!
Besonderheiten: Zu Don’t Give Up wird als Gast die Sängerin Leslie Feist auf die Bühne gebeten um das Duett mit Gabriel zu singen. Offenbar haben die beiden das schon zwei Tage zuvor beim Witness-Benefit-Konzert in New York gemacht. Ihre Darbietung ist technisch gut, aber glanzlos. Jennie hat deutlich mehr Gefühl.
Weitere Infos / Vergleiche mit anderen Encores: Bis einschließlich Sledgehammer rollt die Show nahezu fehlerfrei über die Bühne. Nichts woran man sich stören könnte, alle sind konzentriert, spielen eine saubere, solide Darbietung. Allerdings auch ohne irgendeinen Funken besonderer Inspiration. Neben dem versagenden Mercy Street beginnen im letzten Drittel auch noch ein paar andere Stücke zaghaft zu klappern (This Is The Picture).
Fazit: Gradlinig korrekt gespielte Show. Es gibt keine schlimmen Verrutscher (beachte Ausnahme) – aber auch nichts außergewöhnlich herausragendes.

14.10.12 Virginia – Patriot Center
• Sound: Im Mix sind die Gitarren sehr dominant – manchmal auch die Keyboards.
Fuck-Ups: Wirkliche Fehler gibt es keine. Die CD-Trackmarken sind teilweise sehr unsensibel gesetzt.
Besonderheiten: Gabriel singt direkt die erste Strophe von Shock The Monkey hoch oktaviert. Bei Sledgehammergrölt ein einzelner Hansel unschön das Intro mit – nach Don’t Give Up ein anderer wiederholt „don’t give up, Peter, don’t give up…“.
Weitere Infos / Vergleiche mit anderen Encores: Die dominanten Gitarren sind teilweise ziemlich ungünstig (Digging In The Dirt, Solsbury Hill), bei No Self Control aber auch einmal von Vorteil. Die Gesamtatmo der Show ist – als letzte der Tour – locker, aber auch etwas routiniert. Peter wirkt ambitioniert, aber auch erschöpft. Gelegentlich (Don’t Give Up) bröckelt ihm schon mal die Stimme weg. Im letzten Drittel werden alle zunehmend unpräzise. Hervorzuheben sind Shock The Monkey und No Self Control, die beide einen angenehm straffen Zug haben.
Fazit: Nicht wirklich schlecht, durchaus beseelt, aber auch nicht besonders gut.


Encore Series – Bestellhinweise

Um die 2CDs oder USB-Sticks zu bestellen, geht auf die Seite von TheMusic.Com. Bitte beachtet, dass eine Kreditkarte oder ein PayPal-Account benötigt wird. Die 2CDs kosten 15$, die USB-Sticks jeweils 20$. Dazu kommen natürlich Versandkosten – nach Europa sind das meist 6,88$ extra (außer man bestellt via „fast delivery“, dann wird es teurer) und auf Grund der Zollgebühren lohnt es sich, z.B. nur zwei oder drei 2CDs im Set zu bestellen. Die USB-Sticks werden in kleinen Schachteln EINZELN ausgeliefert. Mit wachsender Artikelzahl können sich auch die Versandkosten erhöhen, außerdem gibt es natürlich auch andere Versandoptionen, die man wählen kann. Immer mal wieder gibt es außerdem Sonderaktionen, bei der auch ältere Encore Series Artikel, zum Beispiel auch von Genesis, zu günstigeren Preisen erwerben kann.

Autoren:

Thomas Schrage, Volker Warncke, Christian Gerhardts
und Steffen Gerlach


Links
Back To Front Tour 2012 – Übersicht aller Termine und Setlisten der Tour
Back To Front Tour 2012 – Konzertbericht der Show in Wantaugh
Back To Front Tour 2012 – Übergreifender Konzertbericht zu vier Kalifornien-Shows.
Back To Front Tour 2012Diskussion im Forum
Back To Front Tour 2012 –Sammlung von Youtube-Clips