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Peter Gabriel – Back To Front Tour Winter 2014 – Tourfinale in Dublin
Das letzte Konzert der zweijährigen Back To Front Tour fand in Irland statt. Michaela Ix war bei Show in Dublin dabei und schildert ihre ganz persönlichen Eindrücke.
Als Peter Gabriel Ende 2012 seine Back To Front Tour in Nordamerika startete, da war es völlig unklar, ob er nach seinem Sabbatical auch die Europäer noch beglücken wird – zumal der eigentliche Sinn, das 25jährige Jubiläum des Albums So, schon 2012 gar nicht mehr aktuell war. Doch Gabriel tourte auch in Europa. Gleich drei Tourabschnitte gönnte er seinen europäischen Fans und zum Finale des letzten Abschnitts kehrte er heim und spielte eine Reihe von Shows in Großbritannien. Ganz am Ende war er allerdings in Dublin. Dort war auch Michaela Ix und sie schildert ihre ganz persönlichen Eindrücke.
Nachdem ich im Herbst die Shows in Brüssel, Strasbourg und Zürich gesehen habe und von Gabriel selbst die Ankündigung auf Facebook kam, dass es die letzte Tour für vermutlich lange Zeit sein werde, habe ich mir den weiteren Tourplan nochmals genauer angeschaut. Dublin als letzte Show war sofort reizvoll für mich und logistisch sehr günstig zu erreichen. Da ich die Back To Front Tour bis dahin vierzehnmal gesehen habe, war es für mich interessant auch ein letztes Konzert im englischsprachigen Raum zu erleben, was für mich eine Premiere darstellte.
Die 3Arena in Dublin fasst 14.500 Zuschauer und bis auf die oberen Reihen war sie sehr gut gefüllt. Gabriel beginnt die Show mit „this is actually the last show of the Back To Front Tour“ und in diesem Moment war ich richtig stolz dabei sein zu dürfen. Die Setlist hat sich gegenüber den ersten 14 Shows, die ich gesehen habe, auch endlich mal ein wenig verändert und mit Spannung habe ich natürlich den neuen Song What Lies Ahead erwartet. Peter erklärt dazu, dass sein ältester Sohn Isaac die Melodie geschrieben hat und der Song noch keinen Text hat, das ist man als Gabriel Fan ja schon von O But gewöhnt und empfindet es nicht als schlimm. Mir gefällt die Melodie sehr gut und auch die Cello Begleitung von Linnea Olsson passt hervorragend dazu. Und was in diesem Moment ganz wichtig ist, Gabriel hat seine Stimme zurück, sie klingt fantastisch, er scheint völlig genesen zu sein. Zürich war für mich das erste Konzert, dass ich erlebt habe, wo er große Probleme bei mehreren Songs hatte, aber die Erklärung erfolgte ja wenig später und Lyon musste sogar abgesagt werden.
Der Rest der Band wird unter großem Applaus vor Come Talk To Me empfangen und vorgestellt. Überhaupt ist die Stimmung in Dublin sehr gut, der Zauber der Musik geht ganz auf die Zuschauer über und sie sind mit Leib und Seele dabei. Ich habe die Show das erste Mal vom Oberrang aus erlebt und hatte somit die Möglichkeit auch alle Screens zu sehen. Die Perspektive bietet einen ganz anderen Einblick und es gibt z.B. Momente wie bei Secret World wenn man Peters Kopf groß auf der Leinwand sieht, wenn er „Psst listen“ sagt, die gehen unter die Haut.
Ich bin nicht der Mensch, der ein Konzert besucht und jeden Song auseinanderpflückt zu welchem Zeitpunkt der Bass von Tony intensiver als gewöhnlich zu hören war oder wann Davids E-Gitarre vielleicht zu laut erschien (das wird dann im Rahmen der Encore Rezensionen bestimmt noch nachgeholt). Für mich zählt in erster Linie Peters Stimme und ich bin ein Rhythmus Fan, ich genieße intensive Momente von Manu Katché ganz besonders. Es ist eine Freude das Original Line-Up von der This Way Up Tour wieder erleben zu dürfen. Meine allererste Show, die ich von Gabriel gesehen habe, war So in Köln 1987 und diese hat meinen Musikgeschmack für immer geprägt.
Die Band erscheint mir in Dublin perfekt eingespielt, jeder einzelne Musiker hat Momente, die man aufsaugt, so z.B. das Solo von David Rhodes in Secret World. Ich habe David Rhodes dieses Jahr das erste Mal solo live gesehen und mich viel mit seiner Musik beschäftigt. Folglich habe ich auch in den Herbstshows bewusster als sonst auf ihn geachtet und mich fasziniert an ihm ganz besonders die Freude, die er an der Musik zu haben scheint, das kommt bei mir an.
Im Anschluss an Secret World kam für mich die zweite Premiere an diesem Abend, Peter hat Darkness an die Stelle von The Family And The Fishing Net gesetzt und ich finde diesen Austausch sehr gelungen, obwohl ich Fishing Net auch immer als Highlight empfunden habe. Die düstere Stimmung ist in beiden Songs enthalten. Bei Darkness kämpft er zwischendurch mit einem Kran, bevor er dann wieder ganz sanft singt und über die Bühne schreitet. Der Song wird mit grossem Beifall vom Publikum bedacht. Dann folgt, wie gewohnt, No Self Control und es gibt zwei Lieblingsmomente für mich in den Konzerten, der eine ist bei diesem Song, wenn er die Hand in die Höhe streckt und damit leicht wackelt und der Zweite ist bei In Your Eyes wenn er am Ende „It’s in Your Eyes“ singt und seine rechte Hand ausstreckt und zur Seite führt. Das sind magische Momente, die man nie vergisst und an die man sich noch lange erinnern kann.
Nach No Self Control kommt natürlich mein geliebtes Why Don’t You Show Yourself und ich schreibe diesen Bericht am 31.12.14. Ich weiß noch genau, dass ich letztes Jahr Silvester diesen Song für mich als Song des Jahres bestimmt habe und heute habe ich natürlich auch wieder darüber nachgedacht. Ein Jahr später ist es für mich wieder Why Don’t You Show Yourself, zumal man vor kurzem endlich die Studioversion im Internet finden konnte. ABER, die Liveversion ist noch viel schöner!!!
Nach dem elektrischen Teil gibt es natürlich das komplette So–Album zu hören. Mercy Street ist aus dieser Position oben viel besser zu sehen, die Screens bei Red Rain und auch bei Big Time sind sehr sehenswert und der Klang in der 3Arena war der Beste, den ich bei allen Konzerten hören durfte. Auch das macht ein Konzert natürlich unvergesslich. Aber auch die Ansprachen auf Englisch, die nicht abgelesen sind, gefallen mir besser als die in Landessprache.
Nach In Your Eyes sagt Peter „this ist he last night of the Back To Front Tour” und er bedankt sich nochmals bei allen Mithelfenden ausführlicher als sonst. Und mit „you have given us a great last night – thank you so much“ verlassen sie die Bühne.
Die Einführung zu Biko beginnt Peter mit den Worten „Today is Human Rights Day“ und genau in dieser Rolle kennen wir ihn und so habe ich ihn all die Jahre verfolgt. Wenn er bei Konzerten für Menschenrechte aufgetreten ist, habe ich seine Songs auf Videocassetten aufgenommen und 100x angeschaut und natürlich war Biko fast immer dabei. Dieser Song ist das würdige Ende einer grandiosen Back To Front Tour, die ich fünfzehnmal erleben durfte und von der ich jedes einzelne Konzert genossen habe und niemals vergessen werde. Ganz unvergesslich für mich war auch das Konzert am 2. Mai 2014 in Köln, bei dem David Rhodes sein Geburtstagsständchen bekam und ich in der ersten Reihe gestanden habe. Und zur Zugabe kam Gabriel alleine heraus und spielte Jetzt Kommt Die Flut, diese Gänsehaut war einmalig! Hoffentlich dürfen wir noch weitere Touren von ihm erleben…
Dublin war auf jeden Fall ein Traum und es wird immer unvergesslich sein, die letzte Show erleben zu dürfen – danke Peter für Deine Musik !!!
Autorin & Fotos: Michaela Ix