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Peter Gabriel – Back-Katalog auf SACD – Rezension
Zunächst veröffentlichte Peter Gabriel seine Soloalben (inklusive Soundtracks) in einer Remaster-Version. 2003 setzte er noch einen drauf: Alle Alben erschienen als Hybrid-SACD, d.h. sowohl CD Stereo (Remaster) als auch SACD Stereo sind enthalten. Einziges Manko: Es gibt keinen Surround Sound. Ob die SACDs dennoch einen Unterschied machen, erfahrt ihr hier.
Formatflut im Gabriel Back-Katalog – nun gibt’s alles auf SACD. Irgendwie kommt man sich verschaukelt vor. Angekündigt wurden die Remaster Editions als Japan Mini-LP Sleeves, als Jewel Cases und als Vinyl Editions. Letztendlich bekommen haben wir Jewel Cases, Limitierte CDs in einer opulenten Papphülle, die etwas an die Mini-LP Serie von Genesis erinnerte, Vinyl gab es nie – dafür aber die gesamte Serie auch als schöne Digipaks für teueres Geld leider nur aus den USA zu importieren – Viel zu sammeln, könnte man sagen.
Wie wir wissen, ist Peter ganz vorn dabei, wenn es darum geht, neue Technologien einzusetzen. Dementsprechend mussten wir keine Sorge haben, dass die Remaster CDs so lieblos gemacht würden wie teilweise die Genesis Remaster Edition. Nein, Gabriels CDs waren durch die Bank in Ordnung – und der Sound überall ein Genuss. Nur: warum wurden Secret World Live und die Doppel-CD Version von Plays Live nicht geremastered? Letztere gab es dann in Japan – wieder für teures Geld. Der Haken an der Doppel-CD ist aber, dass sich die Fanwelt ziemlich einig ist, dass daran gar nichts geremastert wurde. Traurig. Ach ja, die deutschen Versionen gibt es auch nicht in einer Remaster Version. Auch traurig.
Zurück zur Musik. Es ist schon beeindruckend, wie sehr die Qualitätsunterschiede zwischen den Erstpressungen und den Remaster CDs erkennbar sind. Gerade die ersten 4 Alben bestechen durch einen klareren Bass und brillantere Höhen. Auch bei Passion ist das Hörvergnügen deutlich stärker ausgefallen. Die vielleicht größte Überraschung aber war Us. Wenn man bedenkt, dass dieses Album ja vor etwa elf Jahren bereits mit moderner Technik produziert wurde, so überrascht die Qualitätssteigerung doch immens. Come Talk To Me klingt sofort frischer und vor allem die Stimme dynamischer. Diese Eigenschaften sind auch auf den ersten vier Alben durch die Bank zu loben. Danke Schön!
So, aber nun gibt es ein weiteres Format. Den SACD Stereo Hybrid. Alle Remaster-CDs wurden mit hochauflösendem DSD (Direct Stream Digital) als Super Audio CD (SACD) neu aufgelegt. Ein weiteres Format und eigentlich könnte man aufgrund der Formatflut sauer werden.
Aber nun haben wir die Gabriel-Alben im definitiven Format vorliegen. Alle CDs sind in Stereo abgemischt mit satten Frequenzraten – nicht mehr auf die 44100 Hz einer CD limitiert. Das funktioniert aber nur mit dem SACD-Player. Genaueres zur Technik findet ihr in einem separaten Artikel.
Ist das SACD Stereo wirklich hörbar besser als das normale Stereo der Edition Remaster? Die Antwort ist ein dickes Ja. Immer dann, wenn die Bässe satter oder leichter werden, die Höhen dynamischer und die Stimme eindringlicher – dann hört man den Unterschied. Im Gesamteindruck glaubt man, eine einfach bessere Aufnahme zu hören und liegt damit auch völlig richtig.
Während beispielsweise bei So die Remaster Edition im Klang sich nicht aufdrängte (im Vergleich zur Erstauflage und den anderen CDs), so springt einen der Sound der SACD quasi lebendig entgegen. Becken, Bässe, seine Stimme, alles wirkt klarer und direkter. Selbst wenn man die Musik leise hört, so hört man mehr heraus als im normalen Stereo. Und bei hohen Lautstärken klingt die CD weniger verwaschen. Selbst das ohne Becken eingespielte dritte Album ist klanglich deutlich besser. Auch bei US gibt es nochmals einen Qualitätssprung. Als Beispiel seien die Höhen von Blood Of Eden genannt und die Sounddichte von Come Talk To Me oder Only Us. Eine ganz neue Qualität entdeckt man in dem Fast-Instrumental Fourteen Black Paintings. Fast bei jedem Song auf jedem Album kann man eine Verbesserung erkennen und manchmal hat man den Eindruck, den Song wieder zum ersten Mal zu hören. Geht man etwas weiter zurück, so entpuppt sich Passion als reinste Soundquelle. Das ganze Album ist detailreicher. Bei den älteren Alben fällt wieder das zweite besonders auf. Die vielleicht geringsten Unterschiede hört man auf dem vierten Album, was aber in dem Fall an der ursprünglichen Aufnahme der Master-Tapes liegen dürfte. Man höre sich Biko an oder Here Comes The Flood – atemberaubend!
Die SACD-Serie von Peter läuft klanglich allem anderen aus dem Genesis-Umfeld den Rang ab. Und mittlerweile wird das Format massentauglich, SACD-Hybride kosten mittlerweile oft unter 18 Euro, früher musste man bis zu 10 Euro mehr dafür bezahlen. Und bei den SACDs ist wieder einmal Amazon.de preislich kaum zu unterbieten.
Jeder, der über eine Anschaffung der Stereo-SACD nachdenkt, soll bitte bedenken, dass die klangliche Verbesserung der normalen CD-Schicht gegenüber der Remaster Edition minimal und mit den meisten HiFi-Anlagen kaum hörbar ist. Wer allerdings über ein SACD fähiges System verfügt, wird an den SACDs seine helle Freude haben. Es ist eigentlich bedauerlich, dass keine der CDs aus Peters Backkatalog im SACD Multichannel 5.1 Surround Sound produziert wurde.
Wie sein jüngstes Meisterwerk UP im Multichannel Suround klingt, könnt ihr hier nachlesen – wir empfehlen allerdings selber hören.
Autor: Christian Gerhardts