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Paul Carrack – It Ain’t Over – CD Rezension

2003 veröffentlichte Paul Carrack wieder ein Soloalbum, erneut auf seinem eigenen Label Carrack-UK.

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Paul Carrack legt mit It Ain’t Over sein inzwischen neuntes Soloalbum seit 1980 vor. Damit steht er gar nicht so schlecht da, denn z. B. Phil Collins hat in etwa dem selben Zeitraum fast die gleiche Anzahl Studioalben herausgebracht.

Bei Paul Carrack hat sich in diesen Jahren musikalisch sehr viel verändert, und es brauchte vermutlich auch einfach Zeit, damit er zu einem eigenen Stil findet. Die große Pause ohne Albumveröffentlichungen am Anfang der ’90er Jahre markiert den Wechsel in Pauls Stil. Mit dem 1995er Album Blue Views hängte er sich an die damalige Erfolgswelle der Mechanics.

Over My Shoulder und Another Cup Of Coffee waren gerade jedermann im Ohr, und obwohl kaum einer was mit dem Namen Paul Carrack anfangen konnte, kannte doch jeder seine Stimme. Der Tod von Paul Young im Sommer 2000 beendete dann vorerst auch das Kapitel Mike + The Mechanics, gab aber ironischerweise Paul Carrack auch die Chance, sich voll auf seine eigene Karriere zu konzentrieren. 2000, 2001 und 2003 folgten drei Soloalben, die Paul ohne viele Begleitmusiker und ohne großes Produktionsteam einspielte und auf seinem neuen eigenen Label Carrack-UK herausbrachte – und nun hat wirklich den Eindruck, dass Paul seinen Stil gefunden hat: viel Groove und Soul, einige Balladen, Songs über Beziehungen, die Liebe und das Leben. Er selbst sagt zumindest, dass er nun glücklich mit seiner Musik ist.

Das Album It Ain’t Over erschien Ende April 2003. Vorab wurden in England She Lived Down The Street und in Deutschland Nothin‘ To Lose als Single ausgekoppelt. Das Werk wurde, wie seine zwei Vorgänger, weitgehend im Carrack-Alleingang geschaffen. So sang er, spielte (mit ganz wenigen Ausnahmen) alle Instrumente und produzierte das Album selbst. Der Großteil des Albums stammt auch aus seiner Feder. Lediglich vier Songs hat Paul zusammen mit anderen Musikern geschrieben:

She Lived Down The Steet und Empty Space (mit Chris Difford), One Small Step (mit B. A. Robertson) und Just A Little Lie (mit Charlie Dore). Die Texte der elf Titel drehen sich meist, wie schon gesagt, um Freud und Leid in Liebesbeziehungen. Musikalisch machen den Hauptteil des Albums die souligen Groove-Nummern aus: Nothin‘ To Lose, It Ain’t Over, Where Did I Go Wrong?, Never Too Late, Just A Little Lie und Ain’t No Love. Aber es finden sich auch gute Popsongs wie She Lived Down The Street, Happy To See You Again und eher baladenhafte Nummern, wie Empty Space, One Small Step und Forever.

Die Zusammenstellung der Songs ist bei It Ain’t Over gelungener als bei Satisfy My Soul und
Beautiful World. Die Spielfreude ist genauso hoch wie beim Vorgänger-Album, Groovin‘, das allerdings komplett aus Coverversionen bestand, die Paul ursprünglich „just for fun“ aufnahm.

Paul Carrack löst sich mit diesem Album noch einmal weiter von dem, was seine bisherige Karriere bestimmt hat. Er weiß jetzt, wohin der musikalische Weg in Zukunft gehen soll und was ihm dabei Spaß macht und was nicht. Ob er damit jemals großen kommerziellen Erfolg haben wird, ist fraglich, zumal der derzeitige Musikgeschmack der Masse nicht gerade viel Raum läßt für diesen Musikstil im Allgemeinen, und insbesondere für einen Interpreten, der nicht einer Castingshow enstpringt oder super-hip gestylt ist. Aber man weiß ja nie, was noch kommt, und für Paul hat das Thema Hitparadenerfolg inzwischen vermutlich auch weniger Bedeutung als der Wunsch, seine Musik so zu machen und an die Leute zu bringen, wie er es gerne möchte.

Autor: Helmut Janisch