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Paul Carrack – Good Feeling – CD Rezension

Nach einigen Jahren, die von anderen Projekten geprägt waren, legt Paul Carrack 2012 wieder ein Album mit neuen Songs vor. Michael Ebert hat reingehört.

Als am 23.8., also etwa einen Monat vor Veröffentlichung, Post aus England kam und darin die neue CD von Paul Carrack wartete entdeckt zu werden, ahnte ich noch nicht, dass die Freude darüber in einer Rezension enden würde. Aber mit Hilfe des Internets kann man sich die Struktur einer Rezension ansehen und sich daran orientieren und so beginne ich… mit dem Fazit:

Good feeling: Danke an den geneigten Leser und ich hoffe die CD Kritik war interessant, hilfreich und spannend.

Ach so Ihr wollt auch noch einen Hauptteil mit den einzelnen Liedern?

Ok Scherz beiseite, die CD von Paul Carrack, bestellt in seinem Online Shop, kam wie versprochen einen Monat vor Erscheinen unterschreiben von ihm. Der Titel und das passende Cover mit ihm in braun gehalten und Gitarre gepaart mit dem Titel Good Feeling lässt die Richtung erkennen. Auch dass es diesmal eigene Songs, keine Hits remastered and redone, keine Big Band gibt, lässt auf was Neues und Frisches hoffen. Also wer nicht wagt wird nicht überrascht und so wandert die CD in den Player und der Hörer in den Sessel.

cover01 – Good Feelin‘ About It

Das Lied fängt gleich mit einem schönen Rhythmus an, der stark an Motown Songs erinnert. Man möchte gleich mit den Fingern mitschnippen, spontan das erste Mal den Sessel verlassen und dem Groove folgen. Sobald Paul anfängt zu singen ist das „Paul-Gefühl“  da. Ja, so klingt er, das ist seine Musik und der ganze fröhliche, positive Song mit Harmonika und Keyboards ist beschwingt und am Ende kann man nicht anders als mitsingen und klatschen. Ein toller Opener und sein Text „ I‘ve got a good feeling about it“ ist korrekt, gut gemacht und dein Gefühl hatte Recht.

02 – Marmalade Moon

Und gleich geht die groovige fahrt weiter, wieder ist die Vorstellung da, in den 60ern sich in Detroit in einem Club zu befinden. Getragen von Keyboards und Bläsern auf einem erneut bewegungsanregenden Rhythmus bleibt der Sessel weiterhin leer und man bekommt Hunger auf Marmelade und Lust am Klatschen und Grinsen. Und JA nach 2:20 ein Solo des Bläsers gefolgt von Keyboard und Refrain lässt den Song auslaufen.

03 – Nothing Without You

Oha der Songs legt anders als die Vorgänger an, souliger und weniger euphorisch. Sehr dominanter Rhythmus und deutlich ausgeprägter Einfluss des Gesanges. Der Refrain ist eindringlicher, wichtiger und dominanter. Der Gesang ist sehr schön getrennt, der Refrain ist deutlicher melodischer gesungen als der Text dazwischen. Der Mittelteil ist geprägt von einem souligen Keyboardsolo das von Refrain gefolgt wird. „I would be nothing without you!“, ja man glaubt es ihm, er fleht und lobt zugleich, sie muss ihm wichtig sein. Ein sehr schönes Song,  den man gerne wieder hören möchte.

04 – I Can Hear Ray

Ja ich gebe es zu der Titel hat mich gleich gereizt. Welcher Ray? Blue Ray? Tampa Bay Ray? Oder?

Es fängt mit Gesang an, deutlich in den Hintergrund getretene Instrumente, die Geschichte ist wichtig. Der Aufzug ist kaputt und ich muss sieben Stockwerke hochklettern zu dir … Die Geschichte dieses Aufstiegs ist die Geschichte. Ich sehe die Menschen die mir so bekannt vorkommen und ich rieche Toast, höre die Geräusche des Lebens und ich bin bald zu Hause. Ach ja ich höre einen bekannten mir vertrauten Ray, fühle mich zu Hause als ob ich nie weg gewesen wäre.

Auch hier ein grooviger motownlastiger Sound mit Keyboards und Bläsern, diesmal aber wärmer und romantischer und mit dem Saxophon geht das Lied zu ende, das Ende einer Kletterparty nach Hause.

Welchen Ray ich gehört habe? Hört es euch an;)

05 – Long Ago

Piano und nur Piano, so startet der Song mit Paul eine Ballade singend. Auch der dann einsetzende Rhythmus langsamer und verträumter. Eine typische Paul Carrack Ballade, schöne Melodien und ein Text über die Rückkehr zur Vergangenheit, traurig aber mit einer guten Portion von Zufriedenheit, dass dies ein schöner Ort war. Zum Kuscheln im Herbst geeignet und es endet mit Piano und Paul.

06 – Make It Right

Eine weitere Ballade mit deutlich mehr Instrumente und einem melancholischeren Paul. Etwas schwerer zu ertragen sind die langgezogenen Gesangspassagen in denen  er die Worte ausdehnt, manchmal über das schöne Maß hinaus, aber die Harmonikapassage und die Melodie sind an sich sehr schön gemacht. Dennoch ist der Gesang ein Tick zu viel für meinen Geschmack, ein wenig weniger wäre hier mehr gewesen.

07 – If I Should Fall Behind

Der Titel kommt mir doch bekannt vor, also wer ist denn der Autor. Ach ein gewisser Bruce Springsteen. Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor, also doch ein Cover … aber ist das nun schlecht? Hören wir uns einfach mal an.

Paul und Gitarre eröffnet den Song und dann mit Snare und Keyboard kommt der Song in Fahrt. Ja das ist klasse, der Text ist natürlich nicht neu sondernd bekannt, aber Paul singt ihn so wie er sein soll. Ich warte auf dich und wenn ich mal zurückfalle, dann warte doch auch auf mich… Lass mich nicht alleine. Und was mehr als eine Träne beim Schreiben des Textes kann ein Song schaffen? … Sorry der Song ist wunderschön im Original und er macht daraus ein tolles Cover. Bravo Paul, das will ich live hören, gut ausgewählt und toll gemacht. Da vermisst man weder Bruce noch Patty, die das so unnachahmlich schräg und schlecht live singen kann.

08 – From Now On

Groove, groove groove… Es klingt sofort nach Paul und man fühlt sich wie an einem schönen Sonntag, es ist Morgen in der Küche. Der Duft von Kaffee und auf dem Tisch steht „Lemon Curd“.  Die Zeitung liegt lesebereit neben dem typisch englischen Geschirr. Er will „from now on“ neu starten und ein neues Blatt aufmachen und genau so fühlt sich das Lied an. Positiv, erwartungsvoll, ein bisschen nervös aber leicht und tänzelnd in die Zukunft schauen. Perfekt – nach dem letzten Lied wird es somit beschwingter.

09 – I Don’t Wanna Lose Your Love

Paul typisch Rhythmus und Keyboards zum Start hin zu seinem Gesang. Ein Paul Songs durch und durch, soulig und mid-tempo. Das was man von einem Paul Carrack Song erwarten kann bekommt man hier geboten. Der für mich typischste Song auf der CD, nichts spektakulär neues, aber solide und stimmig.

foto110 – Time To Move On

Motown again, Schlagzeug  zu Beginn, Harmonika und Gesang. Sehr spartanisch instrumentiert, locker und luftiger flotterer Song. Es ist quasi die spaßigere Version von Lied Nummer acht. Man kann auch wieder die Hände, Hüften und Stimmbänder einsetzen. Nach zwei Minuten will man einfach nicht mehr sitzend verbringen. Schöner Song der radiotauglich ist und den man gerne neben einem flotteren Songs von Phils Going Back positionieren würde

11 – When My Little Girl Is Smiling

Wow was kommt nun, der Songs kommt vom Titel unschlüssig daher. Wird das eine Ballade über die Tochter oder ein flotter Song? Er hat Tempo, das ist gleich klar, also er freut sich über die braunen Augen und das Lied spiegelt schon den biggest Thrill den er vom Lächeln bekommt wieder.  2:24 reine Freude, wieder so ein Song den man gleich nach My Girl oder When You Walk In The Rom positionieren würde. Absoluter „Wieder-hör-will-Faktor“.

12 – A Child Is Born

Ok der Titel hatte es vermuten lassen und genau das kommt. Sehr getragen kommt ein Weihnachtslied als Abschluss. Dafür ist es mir zu sehr Sommer um mich darauf einzulassen, aber ich denke im Dezember bei Weihnachtsshows hat der Song einen beruhigenden Einfluss. Sehr intensiver Keyboardteil, sehr ungewöhnlicher Sound für ein solches Lied, erinnert ein bisschen als ganz alte Sounds wie Telstar.

War das nun ein Meisterwerk? Eine Enttäuschung? Was bleibt am Ende übrig? Was bleibt hängen?

Es ist sicher kein musikalischer Meilenstein, aber es ist ein gutes solides Album welches hält was man erwartet. Paul Carrack diesmal nicht mit modifizierten bekannten Songs bietet dem Hörer eine rundum gelungene CD die kurzweilig und ausgewogen ist. Man muss nicht zwingend davor sitzend den Songs lauschen. Wie bei einem Baseballspiel kann man ein paar Minuten verpassen und hört man wieder hin ist sie noch immer da und begleitet. Ich finde solche CDs enorm wichtig, den Musik muss nicht immer dominant sein, auch Qualität ist unaufgeregt dabei zu sein. Aber trotzdem verändern die Lieder die Stimmung unbemerkt.

Von mir eine klare Kaufempfehlung als schöne Begleitmusik ohne DEN Song aber mit „will ich nochmal hören“ Potential.

Autor: Michael Ebert

Links:

Paul Carrack – Tourdaten 2012/2013