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Mike + The Mechanics – Live in Göteborg 1995 – Konzertbericht
Während der Beggar On A Beach Of Gold-Tour spielten die Mechanics auch in Schweden. Besonderheit: Es war ein spontaner Gig in einer Disko. Lars Köster war vor Ort.
Ich machte in Göteborg/Schweden Urlaub, als ich durch Zufall erfuhr, dass Mike mit seiner Band außer dem am 28. Juni 1995 stattfindenden Konzert im Liseberg Freizeitpark, ein Zusatzkonzert am 29. Juni in der Diskothek Metron geben würde.
Die Eintrittskarten für den Abend waren gar keine im herkömmlichen Sinne, sondern lediglich ein Kassenbon mit einem handschriftlichen Vermerk auf das Konzert. Diesen Bon gab man vor dem Konzert an der Kasse ab und bekam dafür einen Stempel auf die Hand. In der 1.500 Personen fassenden Disko, die sich im Keller (mit Klimaanlage) befand, versammelten sich bis zum Konzertbeginn um ca. 24.00 Uhr schätzungsweise 400 Zuhörer.
Der Set begann mit A Beggar On A Beach Of Goldund ging fast ohne Pause in Get Up über. Nach kurzer Begrüßung des Publikums durch Mike wurde das Programm mit einer starken Version von Over My Shoulder fortgesetzt, bei der mich vor allem das Pfeif-Solo von Paul Carrack sehr begeisterte. Hierauf folgte Plain & Simple, welches vom Höhepunkt des Abends abgelöst wurde: Silent Running. Dieses Stück überwältigte durch seine emotionsgeladene Ruhe; es wurde komplett anders gespielt, als man es gewohnt ist. Es machte trotzdem oder vielleicht gerade deshalb seinem Namen alle Ehre.
Hiernach spielten sie Web Of Lies, mit einem sehr guten Percussion-Solo auf den Congas von Paul Young. Anschließend wurden wir in den Old-Medley-Teil a la Mike & The Mechanics geführt: Every Day Hurtsvon Sad Cafe (Paul Young) im Medley mit How Long von Ace (Paul Carrack), übergehend in I Can ‚t Dance von Genesis. Bei letzterem Titel überzeugte Paul Young durch seine eigene Interpretation des Genesis Songs, denn die Instrumentierung einschließlich Schlagzeug und Keyboard klang wie Genesis im Original.
Nach langem Applaus erfolgte die Vorstellung der Musiker durch Mike. Die beiden Pauls, Gary Wallis und Tim Renwick (beide letzteren Pink Floyd-tourneeerfahren). Die Band überzeugte das sowieso schon begeisterte Publikum auch noch mit den letzten beiden Songs, The Living Yearsund All I Need Is A Miracle, davon, dass hier keineswegs nur eine Hobbytruppe oder eine eher unbekannte Gruppe am Werk ist, sondern eine schon länger wirkende Band. Nach kurzen schwedischen Zugabe-Rufen kehrte die Band zurück, brachte den Saal durch „audience participation“ zum Toben und ließ sich dann zum Abschied bejubeln. Ich weiß nicht, wie die Mechanics in Deutschland waren und was und wie lange sie spielten, aber dieses relativ kurze Konzert (Ende so gegen 1.30 Uhr morgens) hatte es in sich und war etwas Besonderes. Nicht nur durch die eigenwillige Umgebung, sondern vor allem durch die sehr persönliche Atmosphäre (Bühne ebenerdig) und durch die Spontaneität der Band; der Gig war erst 5 Tage zuvor angesetzt worden.
Weiterhin war noch bemerkenswert, dass man für relativ wenig Geld (100SKr=19,60 DM=10EUR) ziemlich viel Konzert geboten bekam. Leider war durch die kurzfristige Ansetzung das Konzert recht schlecht besucht und die Zuschauer kamen nur sehr schleppend nach 23.00 Uhr, obwohl die Show ursprünglich bereits zudiesem Zeitpunkt beginnen sollte. So saß die Band vor und nach dem Gig in der Disko herum, und man konnte sich ein wenig mit ihnen unterhalten, was weiter zur sehr persönlichen Atmosphäre beitrug und was für mich ein ganz besonderes persönliches Erlebnis war.
Autor: Lars Köster